Private Schule in Bayern geschlossen: „Mut­maß­liche Quer­den­ker­schule“ … eine Quasi-Terroristenschmiede?

Die Wörter „mut­maßlich“ und „Quer­den­ker­schule“ erzeugen nicht absichtslos das­selbe Gefühl, wie „mut­maß­licher Ter­rorist“. Die Berichte über eine seltsame Schule nahe dem baye­ri­schen Rosenheim zeigen bei näherer Betrachtung eigentlich nur eine schwer ein­zu­schät­zende Schul­in­itiative, von der über­haupt nicht klar ist, was da genau vor sich geht und wer dahinter steckt. Aber die Qua­li­täts­medien jubeln: Etwas Dubioses! Und man kann es den Quer­denkern unterschieben!

Der Sprecher der Ober­baye­ri­schen Regierung, Herr Wolfgang Rupp, konnte eigentlich wenig Erhel­lendes zu der mys­te­riösen Ange­le­genheit sagen. Die Polizei hatte eine illegale Schule geschlossen, von der letzt­endlich nicht klar ist, ob sie illegal ist. Angeblich sei die Schule nach Aus­kunft der Lei­terin der Schule, einer ver­be­am­teten Leh­rerin, von einer rus­si­schen Stiftung getragen, die aber auch nicht auf­findbar sein soll. „Wir konnten bisher nir­gendwo veri­fi­zieren, dass es die Stiftung so gibt“, sagte Regie­rungs­sprecher Rupp. Die Schule hielt sich bisher an das Verbot.

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Die Lei­terin, deren Namen in der Presse nicht erwähnt wird, hatte geltend gemacht, dass die Trä­ger­stiftung nach rus­si­schem Recht aner­kannt sei und daher nicht dem deut­schen Recht unter­liege. Nach Aus­kunft der Schul­lei­terin unter­richten sowohl Lehrer, als auch Eltern die 50 Kinder. Einige Eltern seien Kräuter- und Musik­päd­agogen, sagte sie. Auch Scha­manen seien dar­unter. Die Lei­terin wehrte sich aller­dings vehement gegen die Behauptung, es handle sich um eine Quer­denker-Schule. Das, was von der lei­tenden Leh­rerin zu erfahren war, die sich seit län­gerem im Kran­ken­stand befindet, lässt auch keine validen Bezie­hungen zu den Quer­denkern erkennen. Der Betrei­berin der Schule droht jetzt ein Verfahren.

Herr Wolfgang Rupp begründete seinen Quer­denker-Vorwurf damit, dass der Behörde ein Wer­be­flyer der Schule vor­liege, in dem damit geworben werde, dass es sich um eine nicht dem deut­schen Recht unter­lie­gende Schule nach rus­si­schem Recht handle. Außerdem habe die Lei­terin dem BR gesagt, sie sei seit dem ersten Lockdown aus dem System aus­ge­stiegen (schon ver­dächtig). Die Schule habe sie auf­grund einer „Ein­gebung von oben“ gegründet. Das mag alles seltsam klingen, aber es hat nun mal nichts mit Quer­denkern zu tun – die übrigens eben NICHT allesamt rechts oder Reichs­bürger oder gewalt­bereit sind, sondern ganz normale Bürger, die sich gegen ihre Ent­rechtung und den Entzug der bür­ger­lichen Rechte friedlich und im Rahmen des grund­ge­setzlich ver­brieften Demons­tra­ti­ons­rechtes wehren.

Nichts­des­to­trotz ver­steigen sich einige Main­stream­m­edien zu der mit nichts beleg­baren Behauptung, es handle sich sogar um Reichs­bürger. Die Ver­hal­tens­weisen der Presse sind bis­weilen schon offen­sicht­liche Hetze. Das wird mit den Äuße­rungen des Regie­rungs­spre­chers Rupp begründet, der nebulös behauptet, es lägen „Doku­mente“ vor, die ein Gedan­kengut zeigen sollen, das „in Richtung Quer­denker- und Reichs­bürger-Szene“ gehen soll.

Auf­grund dieser vagen Unter­stel­lungen ver­breitet die Presse unge­niert die Parole von der Quer­denker- und Reich­bür­ger­schule. Das Projekt mag sehr eigen­willig sein, viel­leicht auch unge­eignet, Kindern die Grund­tech­niken des Wissens und der nötigen Kennt­nisse zum Leben zu ver­mitteln. Wie gut die Kinder nach Absol­vieren dieser offenbar als Grund­schule kon­zi­pierten Ein­richtung dann die Basis­fä­hig­keiten zum Rechnen, Schreiben und Lesen, Sach- und Hei­mat­kunde, Malen, Zeichnen und sport­licher Fitness erlangt hätten, kann ja offen­sichtlich niemand beurteilen.

Und, Herr­sei­beiuns! der BR hat recher­chiert, die Schüler seien Kinder von „Test­ver­wei­gerern“! Um Him­mels­got­tes­willen! Das ist zwar ein völlig neuer Dis­kri­mi­nie­rungs­be­griff, aber bestimmt  was ganz Schlimmes. Mut­maß­licher Test-Ter­ro­rismus. Der BR erklärt es: Kinder von Eltern, die die stän­digen Corona-Tests an kleinen Kindern in den Schulen ablehnen. Der BR schreibt:

„Nach der­zei­tiger Rechtslage müssen diese Kinder deshalb zu Hause bleiben. Sie müssen zwar in geeig­neter Weise von der Schule wei­terhin in Distanz unter­richtet werden, aller­dings nur, soweit dies der Schule möglich ist. Derzeit bieten aber kaum noch Schulen rich­tigen Distanz­un­ter­richt an. Eine betroffene Grund­schule im Land­kreis Rosenheim, von der einige der Kinder der jetzt geschlos­senen ille­galen Schule kommen, will sich zum Sach­verhalt nicht äußern.“ 

Ach, siehe da. Die Kinder in dieser Schule kommen offenbar von ganz nor­malen Grund­schulen, auf denen sie – trotz ter­ro­ris­ti­scher Quer­denker-Eltern — wohl bis dahin unauf­fällig waren. (Welche fins­teren Abgründe da wohl in den „legalen“ Grund­schulen brodeln?) und sollten dann ohne Schul­bildung daheim her­um­hängen ohne Gewissheit, wann dieser Miss­stand zu Ende sein wird. Das findet man aber voll­kommen in Ordnung. Dass diese Eltern ihr Kind lieber in einer solchen freien Schule in den Unter­richt bringen, statt zuhause her­um­zu­hängen, das ist dann schon „in Richtung Quer­denken“ zu werten?

Es darf daher legitim die Frage gestellt werden, inwiefern „legale“ Grund­schul­kinder nach mitt­ler­weile ein­einhalb Jahren Lockdown, Schul­aus­setzung, Schicht­un­ter­richt und Home­schooling, Iso­lation, genervten Eltern, ohne nor­males, kind­liches Mit­ein­ander, Spielen und Nähe, aber mit Mas­ken­pflicht und Angst­mache diesen „bösen, ille­galen Kindern“ einer „Mut­maßlich-in-Richtung-Quer­denker“- Schule über­legen sind. Diese 50 Kinder durften ohne Masken, Abstands­regeln und Angst auf einem alten Bau­ernhof unbe­schwert lernen und spielen, Exkur­sionen in die Natur machen, über Kräuter und deren Wir­kungen lernen, mit­ein­ander lachen, musi­zieren und lernen. Sie hatten begeis­terte Lehrer und Eltern an ihrer Seite und blieben gesund und fröhlich, denn Kinder waren bekann­ter­maßen von Covid so gut wie nicht betroffen. Wahr­scheinlich waren die Kinder da richtig glücklich. Und das geht gar nicht.

Die Schule selbst ist nach den Pres­se­fotos ein alter idyl­li­scher Bau­ernhof im Ober­bay­ri­schen Schechen. Auf einem Schild steht der Name der Stiftung „Freiheit braucht Mut“ und in rus­si­scher Schrift noch einmal dar­unter. Jetzt ist die Schule ver­lassen und die Schaukel am Ast eines Baumes vor der Schule bleibt leer.

Ein Antrag auf Gründung und Betrieb der Schule sei nie gestellt worden, teilte die Spre­cherin des zustän­digen Land­rats­amtes mit. Aber selbst mit Antrag sei diese Schule nie geneh­mi­gungs­fähig gewesen, da von der Schule auch keine Infor­ma­tionen über die geplanten Lehr­in­halte vor­gelegt worden seien. Manchmal ist es schon fas­zi­nierend, wie man als Bürger für blöde ver­kauft wird. Woher, bitte, will man wissen, dass die Schule auch bei Anmeldung auf­grund unzu­rei­chender Lern­in­halte nicht hätte genehmigt werden können, wenn die Lern­in­halte nie vor­gelegt wurden? Viel­leicht wären sie ja den her­kömm­lichen Lern­in­halten sogar min­destens gleich­wertig gewesen?

Unter diesem Artikel des Baye­ri­schen Rund­funks erscheinen „zufällig“ Hin­weise zu wei­teren, ver­wandten Artikeln. Zum Bei­spiel der Tank­stel­lenmord eines irren Psy­cho­pathen in Idar-Ober­stein, der angeblich wegen der Mas­ken­pflicht den Tankwart erschossen hat. Um den Mord ist es sehr schnell ver­dächtig still geworden, was ver­muten lässt, dass der Mörder wahr­scheinlich über­haupt nichts mit Quer­denkern zu tun hatte. Aber es rückt die Schule in die Nähe von Mördern und darauf kommt es an. Und ein wei­terer Artikel, der einfach mal behauptet, dass die Quer­denken-Demos zu mehr Infek­tionen geführt haben. Zitiert wird als Beweis eine Studie, die erstens keine ist, sondern sich „Dis­kussion Paper“ nennt und die mit ziemlich unwis­sen­schaft­lichen Methoden eine Kau­sa­lität herbei-inter­pre­tiert hat und darüber auch in die Kritik geriet. Ist ja völlig wurscht, Haupt­sache, man kann einer mut­maßlich-in Quer­denker-Richtung-Schule etwas Schlechtes andichten.