Am 2. Weihnachtsfeiertag soll in Schweinfurt eine unangemeldete Demonstration gegen die immer fragwürdiger werdenden Coronamaßnahmen gewalttätig eskaliert sein. Ich war nicht dabei, kann also nicht beurteilen, wann und warum die Eskalation begann. Tatsache ist, dass ein vierjähriges Kind mit Pfefferspray attackiert wurde. Das müsste eine sofortige Untersuchung nach sich ziehen. Das Gegenteil ist der Fall. Die Verantwortlichen können sich beruhigt zurücklehnen. Die Medien haben sie umgehend entlastet, indem sie den Demonstranten und speziell der Mutter die Schuld in die Schuhe schoben.
Ganz vorn dabei BILD-TV, das sich nach dem Rausschmiss von Julian Reichelt von der Regierungskritik ab- und dem Bürgerbashing zugewandt hat. Schon der erste Satz des Berichtes über die Ausschreitungen in Schweinfurt ist an perfider Demagogie schwer zu überbieten:
„Sogar ihre Kinder nehmen sie mit und benutzen sie als lebende Schutzschilde“. Das Stück endet mit dem Satz, Beamte seien beleidigt und bespuckt worden, die Polizei hätte daraufhin Pfefferspray und Schlagstöcke eingesetzt. Das lässt vermuten, dass die Gewalttätigkeiten eher von der Polizei ausgingen. Worin die Beleidigungen bestanden haben sollen, erfährt man nicht, wie Beamte bespuckt worden sind, die sich im vorgeschriebenen 1,5 m Abstand von den Demonstranten befunden haben müssen, bleibt ein Geheimnis. Kein Geheimnis ist, dass linksradikale Randale, bei denen Polizisten mit Steinen, Flaschen und Knallkörpern attackiert wurden, auch dann noch als „friedlich“ bezeichnet wurden, nachdem 56 Polizisten verletzt worden waren.
„Der Innensenator (Frank Henkel, CDU) zieht eine “überwiegend positive Bilanz“. Das Sicherheitskonzept sei aufgegangen. Es hätte Festnahmen im „niedrigen zweistelligen Bereich“ gegeben, von Schnellgerichten und drastischen Geld- und Freiheitsstrafen war nicht die Rede. Auch nicht vom Einsatz von Pfefferspray.
Kinder gehörten nicht auf gewaltsame Demonstrationen, setzt die „Süddeutsche“ sofort den Ton. Abgesehen davon, dass es kaum Eltern gibt, die so etwas tun würden, möchte ich doch darauf hinweisen, dass meines Wissens weder die Süddeutsche, noch andere Medien sich empört haben, als ein Vater seine Frau und seine kleinen Kinder mit auf ein Schlepperboot nach Griechenland nahm, um sich in Europa die Zähne reparieren zu lassen, wie seine Schwester unter Tränen einem kanadischen Fernsehsender erzählte. Im Gegenteil, das Bild des toten Kindes, sorgfältig arrangiert und abgelichtet, wurde zum Symbol für die angebliche Hartherzigkeit des Westens.
Keine Empörung auch, als ganze Kindergartengruppen und Grundschulklassen von Ihren Betreuern und Lehrern auf die Fridays for Future-Demos gebracht wurden, wo sie Parolen rufen sollten, die sie noch gar nicht verstanden. Im Gegenteil, volle Begeisterung für das Engagement der Jüngsten. Die Kinder, die nicht mitmachen wollten, wurden von ihren Lehrern und Mitschülern gemobbt.
Kinder in lebensgefährliche Situationen zu bringen, wird toleriert, wenn es sich um die „richtigen“ Demos handelt, zum Beispiel im Kampf gegen den Tagebau Hambach. Am 29.10. 2018 berichtete RP-ONLINE über eine solche lebensgefährliche Situation. Eltern gingen mit ihren Kindern, darunter mindestens eine Mutter mit einem Baby an der 25 m tiefen Abbruchkante spazieren. Hat die Polizei die Eltern, besonders die Mutter mit dem Baby, erfasst und angezeigt? Darüber ist nichts berichtet worden. Auch Schnellgerichte kamen nicht zum Einsatz.
Noch ein Beispiel gefällig?
Am 9.11. 2010 jubelte BILD: „Beton-Mädchen stoppt 123 Tonnen Atom-Müll“ Bei einer Demo gegen die Castor-Transporte hatte eine Minderjährige sich den Arm an der Castor-Strecke einbetonieren lassen. Bei denselben Protesten wurde ein als Biertransport getarnter Laster, gefüllt mit Castor-Gegnern auf die Strecke geschoben. Durch Fenster in den Seitenwänden grinsen die Aktivisten die Beamten an.
Eine ganze Nacht versuchen Polizisten mit Trennschleifern den Bierlaster zu öffnen, um die Demonstranten aus dem Lkw zu holen. Erst am Morgen um 8 Uhr haben sie es geschafft.
Bilanz: Der Castor-Transport wurde auf 92 Stunden verlängert, was die Castor-Gegner als großen Erfolg ansahen. Was nicht thematisiert wird ist die Gefahr, in die sie die Öffentlichkeit gebracht haben. In den Medien wird ein „friedlicher“ Widerstand gefeiert. Dieser Widerstand kostete den Steuerzahler geschätzte 50 Millionen Euro. Von Schnellgerichten gegen die Akteure, oder Urteile gegen diejenigen, die so einen Schaden angerichtet haben, weiß man nichts.
Seit Jahrzehnten messen Politik und Medien mit zweierlei Maß. Während linken Randalen mit Verständnis und Sympathie begegnet wird, gilt das für Bürger mit berechtigten Fragen nicht. Hier zeigt der Staat Härte, die er gegen Linksradikale und Islamisten vermissen lässt. Wenn es stärker bestraft wird, eine willkürliche Polizeisperre zu überwinden, als ein minderjähriges Mädchen zu vergewaltigen, vorausgesetzt der Täter hat die richtige Religion, ist etwas gewaltig faul im Staat.
Vera Lengsfeld — Erstveröffentlichung auf dem Blog der Autorin www.vera-lengsfeld.de
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