In Hamburg brannte sich über Generationen hinweg der verheerende Feuersturm in die Gedächtnisse, bei dem in der Nacht zum 24. Juli 1943 in der alliierten „Operation Gomorrha“ die dicht besiedelte Altstadt, der Bezirk der Außenalster und die Arbeiterviertel Hamm und Hammerbrook durch Luftminen, Flächenbrände und erstmals auch Phosphorbomben vernichtet werden sollten.
Dabei waren mehr als 40.000 Tote zu beklagen. Manche sprechen von 60.000 bis 100.000 und 750.000 Obdachlosen (bei einer Einwohnerzahl von mehr als einer Million Einwohnern).
Ein wahres Inferno brach damals über die deutsche Hafenmetropole herein, ausgelöst durch Hunderte Bomber der Royal Air Force, in verschiedenen Wellen abgewechselt mit der US-Luftwaffe.
Dabei wurde auch keine Rücksicht auf Feuerwehrmannschaften genommen, die versuchten die immensen Brände zu bekämpfen. Ebenso wenig auf eingetroffene Rettungsmannschaften, die Verwundeten und Verschütteten helfen wollten.
Beispielsweise zeigte sich die monströse Dimension der Luftminen in riesigen, meterhohen Metallbehältern von der Größe einer Litfaßsäule, gefüllt mit Sprengstoff. Ihre Explosion erzeugte eine Druckwelle, die in einem Stadtviertel auf einer Fläche von etwa einem Quadratkilometer sämtliche Dächer zerstörte.
Danach regneten Tausende kleinerer Brandbomben herab, die wiederum unzählige einzelne und sich selbst weiterentwickelnde Flächenbrände entfachten, die sich schließlich zu einem wahren Flammenmeer vereinten.
Im Zentrum dieser Höllenglut entstand ein Feuersturm, der eine solche Gewalt entwickelte, dass Menschen wie „welkes Laub“ von ihm mitgenommen und ins Feuer gerissen wurden. In den Straßen wurden regelrechte Feuerwirbel erzeugt, Sandhosen ähnelnd, die fauchend zwischen den Fassaden entlangrasten.
Diese Feuerstürme ließen den Straßenasphalt flüssig werden wie kochender Teer, verzehrten jeglichen Sauerstoff. Durch die unvollständige Verbrennung entstand eine Unmenge von toxischem Kohlenmonoxid, das schwerer als Luft war und sich deshalb am Boden ausbreitete. Dadurch erstickten tausende hilfesuchende Menschen in den Luftschutzkellern.
Ein Augenzeuge berichtete: „Was ihnen (den Feuerstürmen/d.A.) in den Weg kam, wurde wie mit einer gewaltigen Lötlampe in Augenblicken zu Asche verbrannt (…) Wir sahen Hunderte und Aberhunderte von Toten auf den Straßen und im Schutt. An einer Stelle lagen gleich 25 dicht beisammen, fast ausschließlich Frauen und Kinder, in allen Stadien der Verbrennung. Sie hatten hinter einer dichten Hecke Deckung gesucht, doch die Feuerwalze hatten Menschen und Büsche vernichtet (…)“
Damit nicht genug: Neben den verheerenden Luftminen setzten die Briten erstmals auch Phosphorbomben ein. Diese Bomben besaßen zwar lediglich ein Gewicht von zwölf Kilogramm, konnten Wohnhäuser jedoch vom Dach bis zum Keller durchschlagen. Sie waren gefüllt mit Benzin und fünf Kilo gelbem Phosphor als Brandbeschleuniger, das sich sofort entzündete, sobald es mit Sauerstoff in Berührung kam. Das perfide: Die Phosphorflammen ließen sich deshalb nicht mit (Sauerstoff enthaltendem) Wasser löschen. Aus diesem Grund war die Wirkung der Phosphorbomben so vernichtend!
Sie verursachten einen Flächenbrand, einen Feuersturm von Orkanstärke, der sogar Bäume entwurzelte. Gefolgt von einem Funkenhagel, der Haare und Kleidung der Menschen in Brand setzte. Die ungeheure Hitze ließ nicht nur den Asphalt aufweichen und die Fliehenden darin versinken, sondern manche Körper miteinander verschmelzen. Andere wiederum zerfielen einfach zu Asche, weitere lagen unter Bergen von Schutt und Trümmern.
Es war unmöglich, die genaue Anzahl der Toten auch nur annähernd zu beziffern.
Die Temperaturen im Innern dieses Infernos, die der Feuersturm mit etwa 250 km/h Geschwindigkeit auslöste, lag bei eineinhalb tausend Grad Celsius! Die Flammenmassen schossen wie bei einem Vulkan bis zu fünf Kilometer in den Himmel. Ein wahres Hölleninferno.
Eine Augenzeugin, die später das Grauen zu Protokoll gab, sah überall laut schreiende, verzweifelte Menschen. „Die mit der Flüssigkeit aus den Phosphorbomben in Berührung gekommenen Frauen und Kinder liefen wie lebende Fackeln auf die Straßen und suchten Schutz in den ‚Fleeten‘ (Bezeichnung eines natürlichen Wasserlaufs in den Elbmarschen, der in die Elbe oder einen ihrer Nebenflüsse mündete/d.A.). Viele sprangen einfach in die Fleete, ohne dass sie aufhörten zu brennen, die immer noch Lebenden konnten die steilen Betonwände der Fleete ohne Hilfe nicht mehr erklettern und ertranken, während ihre Körper noch weiter brannten.“
Andere Zeitzeugen erinnerten sich: „Leute, die Phosphor an sich hatten, sahen furchtbar aus. Ihre Haut war hellrot, Wasser sickerte aus den Poren ihrer Haut: ihre Ohren und Nase, ihr ganzes Gesicht war eine ekelerregende Masse.“
„Wir winselten und heulten vor Schmerz.“
„Brennende Menschen rasten vorbei wie lebendige Fackeln und mich erschütterten ihre unvergesslichen letzten Schreie.“
„Die Schreie und das Brennen und die sterbenden Menschen sind unvergesslich. Wenn ein menschliches Wesen so stirbt, dann schreit und wimmert es, und zuletzt setzt das Todesgeröchel ein.“
Die nächtlichen Luftangriffe der Briten dauerten fünf Tage an, abgelöst von den Tagesangriffen der Amerikaner.
Wie bereits erwähnt starben dabei zwischen 40.000 und 100.000 Menschen, die Verletzten und Schwerverletzten, diejenigen, die ihr Leben lang verkrüppelt und entstellt blieben, sind wohl nicht mehr zu eruieren.
Die britische Regierung kam nicht umhin, aufgrund solcher schändlicher Angriffe zu beteuern, dass an der Elbe „nur strategische Ziele“ angegriffen worden seien.
Der Journalist und Publizist Klaus Rainer Röhl, meint dazu: „Die Wahrheit sprach sich durch Berichte der neutralen Presse und auch der US-Medien sehr bald herum. Es war das Ende der Legende vom ‚Kollateralschaden‘ im Zweiten Weltkrieg. Es war der Übergang dieses Krieges zum ‚organisierten Massenmord an Frauen, Kindern, Kranken und Alten‘, wie es der amerikanische General Henssel später nannte.“
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
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