Kehrt Russland zum Gold­standard zurück?

Die Steuer auf Edel­me­talle wird gestrichen. Der Prä­sident der Rus­si­schen Föde­ration, Wla­dimir Putin, will mit Gold die Ver­mögen der Russen im Krieg absi­chern. Und er hat lange vorgesorgt.

Moskau plant, seine 20-pro­zentige Steuer beim Kauf von Edel­me­tallen für Pri­vat­per­sonen zu streichen. Das berichtet die rus­sische Staats­zeitung Ros­siyskaya Gazeta unter Berufung auf Finanz­mi­nister Anon Siluanov.

Gleich­zeitig soll der Kauf von US-Dollars mit einer Steuer erschwert werden. Gold würde damit zum letzten Ret­tungs­anker für die bedrohten Pri­vat­ver­mögen der rus­si­schen Bürger werden. Der Vorstoß könnte den Weg für eine Rückkehr zu einer Art Gold­standard auf natio­naler Ebene ebnen, ein fast schon his­to­ri­sches Ereignis.

1944 inter­na­tional als Bretton-Woods-Abkommen ein­ge­führt und 1971 von den USA auf­ge­hoben, wurde der Gold­standard  bisher nie wie­der­belebt. Seine Leitidee: Die Währung eines Staates wird an real exis­tie­rende Gold­re­serven gekoppelt, so ihr Wert garan­tiert – als Schutz vor Inflation.

Putin möchte mit diesem Schritt ganz offen­sichtlich die Ängste der Bevöl­kerung und der Olig­archen Russ­lands vor einer Wirt­schafts­krise abmildern. Und er kann so allen Bürgern eine Flucht­mög­lichkeit für ihre Ver­mögen anbieten, die nicht auf dem US-Dollar basieren.

Flucht vor Sank­tionen: Gold vs. Krypto

Dass Moskau aus­ge­rechnet auf Gold als Ausweg setzt und nicht etwa auf eine dezen­trale Währung wie Bitcoin, hat mehrere Gründe: Moskau wirbt schon seit vielen Jahren für das Edel­metall, um sich finan­ziell unab­hän­giger zu machen, besonders vom US-Dollar, in den viele Russen ihr Ver­mögen vor dem Krieg anlegten. Putin kann Gold zudem besser kon­trol­lieren, als den Finanz­fluss von Bitcoin.

Seit Tagen fordern die USA, die Russen auch vom Krypto-Space so weit wie möglich aus­zu­schließen, ihre Konten bei­spiels­weise in zen­tra­li­sierten Exch­anges wie Coinbase ein­zu­frieren. Bisher lehnen die meisten CEOs das noch ab.

Vor allem aber hat Russland in den letzten Jahren mehr Gold auf­ge­kauft als jede andere Nation, die Gesamt­re­serven belaufen sich auf rund 2000 Tonnen, umge­rechnet 132 Mil­li­arden US-Dollar.

Noch 2014, bei der Annektion der Krim, waren es nur etwa 42 Mil­li­arden. Mit diesem Vorrat und allen anderen Devisen könnte Russland finan­ziell fast zwei Jahre durchhalten.

Bitcoin-Börse Coinbase sperrt 25.000 rus­sische Adressen

Im west­lichen Sank­ti­ons­regime gegen den Kreml meldet sich Coinbase wieder zu Wort. Nachdem der ukrai­nische Digi­tal­mi­nister Mykhailo Fedorov an die Krypto-Börsen appel­liert hatte, rus­sische Konten zu sperren, wurde diese Vor­ge­hens­weise im Krypto-Space heiß dis­ku­tiert. Erst vor einigen Tagen erklärte Coinbase CEO Brian Arm­strong, dass die Börse nicht pau­schal alle rus­si­schen Accounts ein­frieren würde, weil “jeder Zugang zu grund­le­genden Finanz­dienst­leis­tungen ver­dient, es sei denn, das Gesetz sagt etwas anderes”.

Jetzt meldet Coinbase in einem offi­zi­ellen Blog-Post, 25.000 rus­sische Adressen zu sperren, die im Zusam­menhang mit “uner­laubten Tätig­keiten” stehen. Diese habe die Krypto-Börse aus eigenen Unter­su­chungen aus­findig gemacht. “Sobald wir diese Adressen iden­ti­fi­ziert hatten, gaben wir sie an die Regierung weiter, um die Durch­setzung von Sank­tionen zu unter­stützen”, heißt es in der Meldung.

Russland weicht in chi­ne­si­sches Zah­lungs­system Uni­onPay aus

Nachdem einige Banken Russ­lands aus dem SWIFT-Netzwerk aus­ge­schlossen wurden, zeigten eben­falls die Zah­lungs­ab­wickler PayPalVisa und Mas­tercard zum Thema Sank­tionen gegen den Kreml eine klare Kante und sus­pen­dierten ihre Ser­vices. Während einige glaubten, dass Russland jetzt auf Kryp­to­wäh­rungen setzen könnte, ver­kündete die rus­sische Zen­tralbank nun, eine andere Mög­lichkeit gefunden zu haben.

Einem Reuters Bericht zufolge könnten die Banken bald von dem chi­ne­si­schen Zah­lungs­dienst Uni­onPay Gebrauch machen, um den Zah­lungs­fluss wie­der­zu­be­leben. Dabei könne man Uni­onPay mit dem inlän­di­schen Zah­lungs­an­bieter Mir ver­knüpfen. Der chi­ne­sische Zah­lungs­ab­wickler ist in 180 Ländern aktiv.

Krypto-Han­dels­vo­lumen in Rubel bricht ein

Anders als von west­lichen Entscheidungsträger:innen befürchtet, flüchten Rus­sinnen und Russen nicht in Bitcoin, um dem Sank­ti­ons­regime zu ent­kommen. Wie die Block­chain-Ana­ly­se­firma Chai­na­lysis zeigt, hatte das Krypto-Han­dels­vo­lumen mit Rubel (RUB) am gest­rigen Don­nerstag (3. März) lediglich 34 Mil­lionen USD betragen. Zum Ver­gleich: Der Rekord vom 21. Mai 2021 liegt bei 158 Mil­lionen USD. Der jüngste Anstieg des Bitcoin-Kurses ist also nicht auf ein gestei­gertes Interesse aus der Rus­si­schen Föde­ration zurückzuführen.

“Die rus­si­schen Han­dels­vo­lumina waren bisher relativ gering, was darauf hin­deutet, dass die Preis­ent­wicklung eher darauf zurück­zu­führen ist, dass sich die Anleger auf einen erwar­teten Anstieg der Nach­frage aus Russland ein­stellen, als auf die rus­sische Nach­frage selbst”, sagt Citigroup-Analyst Alex­ander Saunders gegenüber Bloomberg.

Seit Jah­res­beginn hat der Rubel bereits rund 40 Prozent seines Werts im Ver­gleich zum US-Dollar eingebüßt.


Quelle: pravda-tv.com