Das Evin-Gefängnis im Nordwesten Teherans ist bekannt für seine unmenschlichen Haftbedingungen. Häftlinge werden dort täglich erniedrigt, gedemütigt und gefoltert. Auch Reyhaneh Jabbari wurde dort misshandelt, bis sie nach sieben Jahren Kampf um ihre Freiheit hingerichtet wurde. Und auch die prominente iranische Frauenrechtlerin Narges Mohammadi und die britisch-iranischen Staatsbürger Nazanin Zaghari-Ratcliffe mussten diese Misshandlungen im Evin-Gefängnis ertragen. 2019 traten sie zusammen im Evin-Gefängnis in Teheran in einen Hungerstreik. Es war im Mai 2016, als wir einen Hilferuf aus Großbritannien von Richard Ratcliffe bekamen. Seine Frau, Nazanin Zaghari-Ratcliffe, wurde bei einem Besuch bei ihren Eltern in Iran verhaftet. Die Mutter einer Tochter war zu dem Zeitpunkt 37 Jahre alt und arbeitete für eine gemeinnützige Stiftung. Sie war gerade am Flughafen auf dem Weg zurück nach Großbritannien, als sie am 3. April 2016 von einem Offizier der iranischen Revolutionsgarde verhaftet wurde. Trotz weltweitem Protest wurde Nazanin Anfang September 2016 zu fünf Jahren Haft verurteilt. 2020 wurde erneut die Begnadigung abgelehnt. „Die Mutter ist verzweifelt, ihre fünfjährige Tochter Gabriella in England nicht sehen zu können, sagte Richard Ratcliffe am 30.Mai 2020. Doch jetzt ist es endlich so weit, die mittlerweile 43-jährige Zaghari-Ratcliffe wurde aus der Haft entlassen und konnte in Großbritannien ihre Tochter und ihren Ehemann nach all den Jahren voller Qualen endlich in die Arme schließen. Nazanin Zaghari-Ratcliffe postete zum Dank das erste Familien-Selfie nach sechs Jahren in der iranischen Hölle. Doch bei all der Freude dürfen wir die anderen inhaftierten, wie die Menschenrechtsverteidigerinnen Saba Kordafshari, Nasrin Sotoudeh und Narges Mohammadi nicht vergessen. Die bekannte iranische Menschenrechtsaktivistin Narges Mohammadi ist erneut verurteilt worden, und zwar zu acht Jahren Haft sowie 70 Peitschenhieben.
Andersdenkende und Andersgläubige werden im Iran systematisch gefoltert. Der Iran hat wichtige völkerrechtlich bindende Verträge ratifiziert. Zu den Vertragspartnern gehören fast alle Staaten der Erde. Auch der Iran bekennt sich öffentlich zu seinen vertraglichen Verpflichtungen, doch die Islamische Republik bricht diese Verträge täglich: Durch Folter, willkürliche Haft, Entrechtung von Frauen und Minderheiten.
So wurden, wie auch in Saudi Arabien junge Regimekritiker durch eine Massenhinrichtung getötet.
Doch es sind nicht nur junge Regimekritiker, die gefoltert und hingerichtet werden, sondern auch die iranische Menschrechtsverteidigerin Saba Kordafshari und der Menschenrechtsaktivist Arash Sadeghi sind immer noch in Haft.
Sabas Strafmaß wurde sogar von neun auf 24 Jahre heraufgesetzt, nur weil sie sich für die Rechte von Frauen eingesetzt hat.
Oder Nasrin Sotoudeh, eine Menschenrechtsanwältin, die zu 33 Jahren Gefängnis und 148 Peitschenhieben verurteilt wurde, weil sie Oppositionelle und zum Tode verurteilte Insassen vertrat.
Am 11. August 2020 ist Sotudeh im Gefängnis erneut in den Hungerstreik getreten Nachdem sich ihr Gesundheitszustand stark verschlechtert hatte, brach sie die Aktion am 25. September ab.Im Oktober 2020 wurde sie vom Ewin-Gefängnis in die Frauenhaftanstalt Gharchak verlegt. Im November wurde sie nach 50 Tagen Hungerstreiks in den Hafturlaub geschickt. Am 3. Dezember 2020, am Tag, als ihr der alternative Nobelpreis überreicht hätte werden sollen, kehrte sie in das Frauengefängnis zurück; ihr Hafturlaub wurde nicht verlängert. Im Juni 2021 wurde ihr noch einmal Hafturlaub für fünf Tage gewährt, um Arzttermine wahrnehmen zu können. Sie ist in einer schlechten gesundheitlichen Verfassung.
Frauenrechtlerin Narges Mohammadi
Narges Mohammadi wurde bereits 2009 das erste Mal verhaftet. Damals legten ihr die Behörden „Versammlung und Durchführung von Verbrechen gegen die nationale Sicherheit“, „Verbreitung von Propaganda gegen das System“ und „Mitgliedschaft im Zentrum für Menschenrechtsverteidiger“ zur Last. Die zweifache Mutter sitzt seit Mai 2015 eine 16-jährige Haftstrafe ab. Als sich ihr Gesundheitszustand verschlechterte kam sie nach einer Reduzierung ihrer Haftstrafe im Oktober 2020 frei. Im November 2021 wurde sie während einer Trauerfeier für einen bei den landesweiten regierungskritischen Protesten 2019 Getöteten erneut festgenommen.
Nach Angaben ihres Ehemanns ist sie zu acht Jahren Haft sowie 70 Peitschenhieben verurteilt worden. Die Anhörung vor dem iranischen Gericht habe nur fünf Minuten gedauert, teilte ihr in Frankreich lebender Ehemann Taghi Rahmani in Januar 2022 auf Twitter mit. Auch die Menschenrechtsorganisation iranhumanrights.org bestätigte das Urteil und fordert ihre sofortige Freilassung.
Der Film White Torture zeigt berichtet über die Folterungen der inhaftierten Menschenrechtsverteidigerin Narges Mohammadi. Weiße Folter, oft als „Weißraumfolter“ bezeichnet, ist eine Art psychologischer Foltertechnik, die auf vollständige Entbehrung und Isolation abzielt. Ein Gefangener wird in einer Zelle festgehalten, die ihm alle Sinne und Identität nimmt. Diese grausame Form der Einzelhaft ist eine gängige Praxis in Iran und verursacht ein tiefes psychologisches Trauma.
Die Hölle, das Evin-Gefängnis in Theran! Im Januar 2019 hat Narges Mohammadi
zusammen mit dem inhaftierten britisch-iranischen Staatsbürger Nazanin Zaghari-Ratcliffe im Evin-Gefängnis inTeheran einen Hungerstreik vorgenommen, um gegen den verweigerten Zugang zu medizinischer Versorgung zu protestieren.
Nazanin Zaghari-Ratcliffe
In Mai 2016 bekamen wir einen Hilferuf aus Großbritannien von Richard Ratcliffe. Seine Frau, Nazanin Zaghari-Ratcliffe, wurde bei einem Besuch bei ihren Eltern in Iran verhaftet. Sie war zu dem Zeitpunkt 37 Jahre alt und arbeitete für eine gemeinnützige Stiftung. Sie war gerade am Flughafen auf dem Weg zurück nach Großbritannien, als sie am 3. April 2016 von einem Offizier der iranischen Revolutionsgarde verhaftet wurde. Man brachte sie an einen geheimen Ort in der Provinz Kerman, 1000 Kilometer südlich von Teheran. Dort saß sie in Isolationshaft. Wir Netzfrauen baten den damaligen Außenminister und jetzigen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier, sich dafür einzusetzen, dass Nazanin Zaghari-Ratcliffe sofort aus der Haft in Iran freigelassen wird. Seit dem 03. April 2016 war sie im Iran inhaftiert. Anfang September 2016 wurde sie zu fünf Jahren Haft verurteilt. Es hat noch sechs qualvolle Jahre gedauert, bis Nazanin endlich ihre Familie wieder in den Arm schließen konnte.
Die Briten Nazanin Zaghari-Ratcliffe und Anoosheh Ashoori, die jahrelang im Iran inhaftiert waren, wurden in den frühen Morgenstunden am 17.März 2022 mit ihren Familien in Großbritannien wieder vereint, so die britischen Medien. Ashoori, 67, ist ein britisch-iranischer Staatsbürger, der fast fünf Jahre im Iran inhaftiert war.
„Ich bin eine iranisch-britische Staatsangehöriger, wie Nazanin Zaghari-Ratcliffe , außer dass nur sehr wenige Leute meinen Namen kennen. Ich wurde im August 2017 verhaftet und zu 12 Jahren Gefängnis verurteilt“, erzählte er in The Guardian. „Wir kämpfen ständig gegen Kakerlaken, Ratten und Bettwanzen. Die Bettwanzen greifen die ganze Nacht an. Die Lichter in meinem fensterlosen Zimmer werden nachts gedimmt, gehen aber nie ganz aus. Um 6.30 Uhr werden die Lichter vollständig eingeschaltet, was einen weiteren Tag in Abschnitt 7, Halle 12, und einen weiteren Tag anzeigt, an dem ich versuche, meinen Verstand zu bewahren,“ so ein Ausschnitt aus seiner Tortur im Gefängnis.
Freudentränen und lange Umarmungen waren der Höhepunkt jahrelanger Kampagnen um die Freilassung von Nazanin Zaghari-Ratcliffe
Zaghari-Ratcliffe, 43, ein Projektmanagerin der Thomson Reuters Foundation, und der 67-jährige Ingenieur Anoosheh Ashoori landeten nach einem Zwischenstopp im Oman kurz nach 1 Uhr morgens (01:00 GMT) bei RAF Brize Norton im Südwesten Englands.
Ihre Freilassung am Mittwoch, den17.März 2022 erfolgte, als die britische Regierung bestätigte, dass sie eine langjährige Schuld für einen gekündigten Verteidigungsvertrag beglichen hatte, und als die Großmächte der Erneuerung des Atomabkommens mit dem Iran in Wien näher rückten.
Ashoori und Zaghari-Ratcliffe gehören zu Dutzenden von britisch-iranischen Staatsangehörigen, die im Iran inhaftiert sind.
Nazanin Zaghari-Ratcliffe hat ihr erstes Familien-Selfie geteilt, seit sie nach ihrer sechsjährigen Tortur im Iran in Großbritannien angekommen ist.
Familie und Freunde sagten, dass Nazanin Zaghari-Ratcliffe und ihr Ehemann – der sich unermüdlich für ihre Freilassung eingesetzt hatte – nach so langer Trennung Zeit damit verbringen müssten, sich wieder kennenzulernen.
Ihre Schwägerin Rebecca Ratcliffe sagte, sie freuten sich darauf, die normalen Erfahrungen zu genießen, die andere Familien für selbstverständlich halten. „Sie haben so lange getrennt gelebt, so unterschiedliche Erfahrungen gemacht, sie werden nicht wieder so werden, wie sie vorher waren. Natürlich werden sie das nicht“, sagte sie der Sendung Today von BBC Radio 4.
Laut Außenminister James Cleverly hätten die Verhandlungen mit dem Regime in Teheran sich als „unglaublich schwierig“ erwiesen, nicht zuletzt wegen der „riesigen Zahl“ von Sanktionen gegen den Iran. Er sagte, sie hätten „alle Vorkehrungen“ getroffen, um sicherzustellen, dass das Geld, das zur Begleichung der ausstehenden Schulden für eine Bestellung britischer Panzer gezahlt wurde, die nie geliefert wurde, ausschließlich für humanitäre Zwecke verwendet würde.
„Die Details darüber, wie wir es gemacht haben, müssen vertraulich bleiben, aber es hat eine Menge Arbeit gekostet, eine Methode zu entwickeln, um sicherzustellen, dass das Geld für humanitäre Zwecke bestimmt ist und mit dem Sanktionsregime konform geht.“
Nach 6 Jahren Geiselhaft ist Nazanin Zaghari-Ratcliffe endlich frei. Doch bei all der Freude dürfen wir die anderen Inhaftierten, wie die Menschrechtsverteidigerinnen Saba Kordafshari, Nasrin Sotoudeh, Narges Mohammadi und all die anderen, nicht vergessen.
Andersdenkende und Andersgläubige werden im Iran systematisch gefoltert. Der Iran hat wichtige völkerrechtlich bindende Verträge ratifiziert. Zu den Vertragspartnern gehören fast alle Staaten der Erde. Auch der Iran bekennt sich öffentlich zu seinen vertraglichen Verpflichtungen, doch die Islamische Republik bricht diese Verträge täglich: Durch Folter, willkürliche Haft, Entrechtung von Frauen und Minderheiten.
In einer im Februar 2022 veröffentlichten gemeinsamen Erklärung forderten 10* Menschenrechtsorganisationen, darunter das Zentrum für Menschenrechte im Iran (CHRI), die Regierungen, die über eine Wiederaufnahme des Atomabkommens mit dem Iran verhandeln, auf, keine Menschenrechtssanktionen aufzuheben, wozu auch die Aufrechterhaltung von Menschenrechtssanktionen gegen den iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi wegen seiner ungeheuerlichen Menschenrechtsverletzungen gehört. „Wir können die Menschenrechte nicht im Rahmen der Atomverhandlungen mit der Islamischen Republik opfern“, sagte Hadi Ghaemi, Exekutivdirektor von CHRI.
„Die Freiheit ist wie eine unsichtbare Krone, die Ihr alle auf Euren Köpfen tragt, ohne es zu bemerken. Diese Krone ist nur für uns Gefangene sichtbar, denn wir dürfen sie nicht tragen!“ Reyhaneh Jabbari.
Wir haben Sie einen Teil auf dem Weg, den Reyhaneh gehen musste, mitgenommen. Sie wurde am 25.Oktober 2014 im Iran hingerichtet. Ihr Kampf für Freiheit dauerte 7 Jahre und sie hat ihn doch verloren.
Netzfrau Doro Schreier
Quelle: netzfrauen.org
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