Pfizer und Geld Hintergrund CCNULL, Maarco Verch, CC-BY 2.0

Die Kun­gelei zwi­schen EU-Kom­mission und BioNTech/Pfizer nimmt dras­tische Formen an

Nicht nur, dass BioNTech/Pfizer anfangs eine Mond­summe für die Impf­stoffe auf­rufen wollte. Nicht nur, dass von den 300 Mil­lionen Euro, die die deutsche Regierung für eine Impf­kam­pagne ausgab, der Löwen­anteil an BioNTech/Pfizer ging (für was eigentlich?) … Nein, eine neu­er­liche Anfrage des wirt­schafts­po­li­ti­schen Spre­chers der AfD, Gunnar Beck, ob denn so eine Bevor­zugung eines unter vielen Impf­stoff­her­stellern nicht gegen die Wett­be­werbs­regeln ver­stößt, wird mit nicht stich­hal­tigen Begrün­dungen einfach abge­schmettert. Man betreibt die Kun­gelei inzwi­schen anscheinend nur noch not­dürftig kaschiert. EU-Kom­mis­si­ons­prä­si­dentin Frau von der Leyen lehnte ja auch rund­heraus ab, ihren dies­be­züg­lichen SMS-Verkehr mit Pfizer offenzulegen.

Im Juni der Pan­de­mie­jahres 2020 ver­si­cherte der Biontech-CEO Ugur Sahin treu­herzig, ange­sichts der Corona-Tra­gödie werde kein Phar­ma­un­ter­nehmen sich „eine goldene Nase“ an den Impf­stoffen ver­dienen. Es dauerte keine Woche, da bekam die EU ein streng ver­trau­liches Angebot von BioNTech/Pfizer auf den Tisch.

Darin wird in epi­scher Breite – als ob das noch nötig wäre — aus­gemalt, wie ent­setzlich die Schäden durch die Corona-Pan­demie jetzt schon seien, wie schrecklich es noch werden könnte, welch wirt­schaft­liches Desaster das ver­ur­sachen könnte und würde. Jeder Pan­demie-Tag richte einen Schaden von 3,8 Mil­li­arden Euro nur innerhalb der EU an, was sich in einem Jahr auf 1,4 Bil­lionen Euro auf­sum­miere. Ein Impf­stoff, und nur ein Impf­stoff könne hier noch helfen.

Kleine Anmerkung: Nun ja, zwei Jahre später wissen wir es besser, der Nutzen dieser Impfung ist äußerst über­schaubar. Aus eigenem Umfeld kann ich ver­melden – und das geht den meisten so: In meinem großen Ver­wand­ten­kreis sind die aller­meisten doppelt geimpft und zum großen Teil geboostert – und zwei Drittel davon hat Covid bekommen, ein paar sogar zweimal. Von den wenigen Unge­impften haben es nur ein­zelne Kinder bekommen, und das war harmlos. Ein Fami­li­en­vater (unge­impft) blieb gesund, obwohl zuerst seine Frau (geimpft, geboostert) Covid bekam und auch eine halb­wüchsige Tochter. Und ähn­liches höre ich im wei­teren Bekann­ten­kreis auch.

Aber zurück zu BioNTech/Pfizer:

In diesem streng ver­trau­lichen Angebot nutzt der Phar­ma­riese den Schwung seiner apo­ka­lyp­ti­schen Beschrei­bungen dazu, den gewünschten Preis pro Dosis zu begründen. Dabei wird die­selbe Argu­men­tation ange­wandt, die Big Pharma übli­cher­weise für die Preis­findung her­an­zieht: Es werden nicht die Kosten für For­schung, Wirk­stoff, Studien, Pro­duktion, etc. etc. plus ein guter Gewinn ange­setzt, sondern:

Ent­scheidend ist nach dieser Logik nicht, wie viel man für For­schung und Ent­wicklung aus­ge­geben hatte, sondern wie groß der medi­zi­nische Nutzen eines neuen Prä­parats ist. Danach müsse sich der Preis bemessen. In dem der EU unter­brei­teten Angebot (‚Expression of Interest‘) heißt es weiter: Würde man die Aber­mil­li­arden, die die Pan­demie an Schäden ver­ur­sache, in ein ‚tra­di­tio­nelles Kosten-Wirk­sam­keits-Modell‘ über­tragen, komme man auf einen Preis für eine Dosis Impf­stoff, der ‚unan­ge­messen wäre während einer glo­balen Pan­demie‘.“ 

Zuviel der Beschei­denheit, möchte man da mit vor Rührung trä­nen­nassen Augen stammeln. Aber dennoch … diese Argu­men­tation weist schon gewisse Ähn­lichkeit mit der Denk­weise einer Erpressung auf: Du hast ein Problem, und wenn Du nicht willst, dass es Dir schweren Schaden zufügt, musst du den Preis bezahlen, den ich dik­tiere. Stellen Sie sich vor, ver­ehrter Leser, sie gehen zu einem Arzt, weil sie krank sind. Und der fragt Sie nach ihrem Ver­dienst. Der beträgt, sagen wir mal … 250 Euro pro Tag. Aha, sagt der Arzt, nor­ma­ler­weise liegen Sie mit dieser Krankheit 14 Tage krank im Bett, macht einen Ver­dienst­ausfall von 10 Arbeits­tagen, also 2.500 Euro. Mit meiner Pille hier können Sie morgen wieder arbeiten gehen, also — kat­schingggg! — 2.500 Euro bitte oder ich helfe Ihnen nicht.

Nun muss man ehren­halber sagen, BioNTech/Pfizer hat ein hoch­her­ziges Son­der­an­gebot unterbreitet:

Nach dieser Vorrede unter­breitete Pfizer/Biontech deshalb ein ver­meintlich groß­zü­giges Angebot: In Fett­schrift boten die beiden Firmen der EU ihren Impf­stoff zum Preis von 54,08 Euro pro Dosis an, bei einer Abnahme von 500 Mil­lionen Dosen. Ins­gesamt wollten Pfizer/Biontech also 27 Mil­li­arden Euro für so viel Impf­stoff, dass damit gut die Hälfte der EU-Bevöl­kerung zu impfen wäre. Der Preis, so ver­si­cherten Pfizer/Biontech beinhalte bereits ‚den höchsten pro­zen­tualen Rabatt‘ der einem Indus­trieland weltweit ange­boten worden sei.

Das stimmte offenbar so nicht ganz. Dieser Preis pro Dosis war das Zwan­zig­fache dessen, was der Astra-Zeneca-Impf­stoff kostete. Dr. Wolf Dieter Ludwig, Vor­sit­zender der Arz­nei­mit­tel­kom­mission der Deut­schen Ärz­te­schaft bemerkte vor­sichtig: „Ich halte den Preis für unseriös. Ich sehe darin ein Pro­fit­streben, das in der jet­zigen Situation der Pan­demie in keiner Weise gerecht­fertigt ist.“

Nach einigem Hin und Her einigte man sich auf einen Preis, der zwar geheim­ge­halten, aber natürlich dennoch durch­ge­stochen wurde: 15,50 Euro war offenbar der End­preis. Das ist schon eine recht große Spanne. Natürlich kann man von Seiten BioNTech/Pfizer nicht offen zugeben, dass man einfach mal gezockt hat (wie gesagt, die geheimen SMS hat Frau EU-Kom­mis­si­ons­prä­sident von der Leyen nie herausgerückt):

Unter­neh­mens­kreise von Biontech berichten, dass es sich bei dem Betrag von 54,08 Euro quasi nur um eine Art anfäng­liche grobe Kal­ku­lation han­delte. Diese grobe Kal­ku­lation sei genannt worden, als noch völlig unsicher gewesen sei, unter welchen Bedin­gungen die Pro­duktion auf­gebaut und die Vor­pro­dukte beschafft werden könnten. Bereits am 10. Juli lag demnach bei der EU-Kom­mission der Preis­vor­schlag von 15 bis 20 Dollar auf dem Tisch.“ 

Ach, so weit ver­kal­ku­liert man sich einfach mal so? 

Damit nicht genug, das Fir­menduo BioNTech/Pfizer gab sogar zu erkennen, man habe quasi nichts an dem Impf­stoff ver­dient und die gesamte Ent­wicklung selbst bezahlt. Aber auch das stimmt nicht:

„Das mag viel­leicht für Pfizer gelten. Nicht aber für die deutsche Firma Biontech, die den Impf­stoff ent­wi­ckelt hatte — auch wenn manche derzeit glauben, dass Biontech allein mit dem Geld der Hexal-Gründer Andreas und Thomas Strüngmann auf­gebaut wurde. Tat­sächlich war ihr Enga­gement ent­scheidend, aber darüber hinaus wurde Biontech mit meh­reren Mil­lionen Euro staatlich sub­ven­tio­niert. So teilt das Bun­des­mi­nis­terium für Bildung und For­schung auf Anfrage von SZ, NDR und WDR mit, dass das Minis­terium ‚die Grün­dungs­phase von Biontech maß­geblich unter­stützt und die ent­schei­denden ersten Jahre der Aus­gründung finan­ziell und auch struk­turell gefördert hat‘. (…) Einen wei­teren Schub hatte Biontech demnach von 2012 bis 2017 als Gewinner des Spit­zen­cluster-Wett­be­werbs erhalten, das vom For­schungs­mi­nis­terium mit 12,9 Mil­lionen Euro gefördert worden sei, wie dessen Sprecher mit­teilt. (…) Im Herbst 2019 schließlich hatte die Bill-und-Melinda-Gates-Stiftung 55 Mil­lionen US-Dollar in Biontech inves­tiert, und im Sommer 2020 hatte die Firma weitere 375 Mil­lionen Euro vom Bun­des­for­schungs­mi­nis­terium für die mRNA-basierte Impf­stoff­ent­wicklung erhalten. Dazu kommt ein Kredit über 100 Mil­lionen Euro, den die EU über die Euro­päische Inves­ti­ti­onsbank im Juni 2020 Biontech gewährt hat — wenige Tage übrigens vor dem Angebot an die EU.“  

Die Seite Iden­tität und Demo­kratie meldet dieser Tage, man habe eine Anfrage wegen der 300 Mil­lionen Euro gestellt, die die deutsche Regierung 2021 für eine groß­an­ge­legte Infor­ma­tions-Kam­pagne zu Covid-19 und für die Moti­vation zur Impfung aus­ge­geben hatte. Der größte Teil davon sei direkt an BioNTech/Pfizer geflossen. Gunnar Beck, der wirt­schafts­po­li­tische Sprecher der AfD fragte vor einiger Zeit nach, ob dieser Vorgang denn nicht gegen die euro­päi­schen Wett­be­werbs­regeln ver­stoße. Nun kam die Antwort von der euro­päi­schen Kom­mission. Man werde die 300-Mil­lionen Sub­vention der deut­schen Bun­des­re­gierung an BioNTech nicht wegen angeb­lichen Ver­stoßes gegen die euro­päi­schen Wett­be­werbs­regeln untersuchen.

Nochmal: Man hat keine Über­prüfung gemacht, nicht einmal halb­herzig, sondern die berech­tigte Anfrage vom Tisch gefegt. Die Begrün­dungen sind sehr durch­sichtig und hier im Ori­ginal nach­zu­lesen:

Die Bewertung der EU-Par­la­men­ta­ri­er­gruppe Iden­tität und Demo­kratie hierzu lautet:

„Erstens habe die Sub­vention einem nicht­wirt­schaft­lichen Zweck gedient, sei aber Teil einer all­ge­meinen Gesund­heits­kam­pagne. Dies impli­ziert, dass Sub­ven­tionen für die phar­ma­zeu­tische Industrie von den euro­päi­schen Wett­be­werbs­regeln aus­ge­nommen sind. Dies bedeutet, dass die Mit­glied­staaten die Phar­ma­riesen ohne Auf­lagen oder Ein­schrän­kungen sub­ven­tio­nieren könnten.

Zweitens argu­men­tiert die EU-Kom­mission, dass den Impf­stoff­her­stellern kein direkter Vorteil gewährt wird, solange die ‚Pati­enten‘ nicht ver­pflichtet sind, sich für einen Impf­stoff zu ent­scheiden, und daher die Wett­be­werbs­regeln nicht gelten. Dies ist aus zwei Gründen bemerkenswert:
1. Es ist ver­blüffend, dass die EU-Kom­mission die Ver­braucher von Impf­stoffen als ‚Pati­enten‘ und nicht als Bürger bezeichnet.
2. Es ver­nach­lässigt die Tat­sache, dass die repres­siven Maß­nahmen gegen Unge­impfte, ins­be­sondere in Deutschland, einen direkten Druck auf die Bürger impli­zieren, sich impfen zu lassen.

Drittens argu­men­tiert die Kom­mission, dass man den wirt­schaft­lichen Nutzen für ein bestimmtes Unter­nehmen gegen die sekun­dären wirt­schaft­lichen Aus­wir­kungen all­ge­meiner Gesund­heits­maß­nahmen abwägen und auf­wiegen solle. Dies impli­ziert, dass die posi­tiven Aus­wir­kungen der Impfung, nämlich eine beschleu­nigte Abwicklung der Lockdown-Maß­nahmen, die poten­zi­ellen Gefahren einer Bevor­zugung eines bestimmten Unter­nehmens über­wiegen. Dies wie­derum geht von einem kau­salen Zusam­menhang zwi­schen der Impfrate und der Geschwin­digkeit aus, mit der Lockdown-Maß­nahmen gelo­ckert werden können. Dies ist einfach nicht der Fall. Durch die aus­schließ­liche Fokus­sierung auf öko­no­mische Sekun­där­ef­fekte scheint die EU-Kom­mission auch die Gefahr sekun­därer Gesund­heits­ef­fekte wie Impf­schäden grob zu vernachlässigen.“

Tat­sächlich lässt die Ein­stufung der EU-Bürger als allesamt „Pati­enten“ nichts Gutes ahnen. Besonders auf dem Hin­ter­grund der Absichten der WHO (die sie teil­weise wieder zurück­ge­nommen hat), in Pan­demie- und Epi­de­mie­fällen die Regie­rungen der sou­ve­ränen Staaten aus­zu­hebeln und sozu­sagen die welt­weite Regie­rungs­gewalt zu über­nehmen, um die in ihren Augen nötigen Maß­nahmen über die Regie­rungen und den Willen der Bürger – aber im ver­meint­lichen Interesse der unmün­digen „Pati­enten“ durch­ziehen zu können.