Oskar Lafontaine hat die Angewohnheit, sich über die Sozialen Medien direkt an die Bürger zu wenden, eine Taktik, die auch der ehemalige US-Präsident Trump geschickt einsetzte, wenn auch wesentlich rustikaler. In einen flammenden Appell an die Regierung fordert Oskar Lafontaine, der Ehemann von Sarah Wagenknecht, die Gaspipeline Nordstream 2 wieder sofort zu öffnen um den Deutschen einen k alten Hungerwinter und der Wirtschaft den Zusammenbruch zu ersparen.
Damit spricht er das aus, was sehr viele Menschen in Europa denken: Das ganze Sanktionstheater ist nach hinten losgegangen, denn wie wir sehen, ist Russland weit davon entfernt, in die Knie zu gehen. Die Probleme fingen schon längst vor dem russischen Einmarsch in der Ukraine an, das wissen die Leute auch.
Bereits im September 2021 begann es brenzlig zu werden: die Daily Mail berichtete, dass zwei Düngemittelfabriken in Großbritannien aufgegeben haben, weil die Gaspreise immens gestiegen waren. Das begann damals schon weltweit, denn es gab damals bereits eine Gasknappheit, was die Preise in die Höhe trieb. Der Preis für Gas am wichtigsten europäischen Handelsplatz für diesen Energieträger – in Amsterdam – hat sich seit Beginn des Jahres bis heute bereits mehr als verdreifacht. Ein wichtiger Grund dafür sind und waren die teuren CO2-Zertifikate. Diese Schließung der Düngemittelfabriken trat in Großbritannien eine ganze Kette von Problemen, Störungen, Ausfällen und langfristigen Folgen für die Landwirtschaft los.
Mit den Russlandsanktionen legte diese Walze von Problemen und Folgeschäden für Europa noch den Turbo ein. Das ist den Europäern mittlerweile auch klar geworden. Nur ist Europa Vasall der USA – und die USA wollen den Showdown mit Russland/China, und die verantwortlichen Regierungen Europas haben die Befehle aus Washington umzusetzen. Denn der alte, morsche Gigant fürchtet um seine Vormachtstellung in der Welt. Und ohne die ist das „Land der Freien“ sehr schnell am Ende. Das Gezänk um Nordstream 2 und die Abhängigkeit von russischem Gas und Öl ruinieren Europa – und machen uns von teurem, amerikanischem Flüssiggas abhängig.
Machen wir uns nichts vor: Unsere Regierung ist entweder aus lauter dummer Grün-Ideologie in diese tödliche Falle gerannt, will es aber nicht einsehen und ist nun unfähig, die Krise zu meistern — oder sie handelt mit vollem Bewusstsein im Auftrag der USA/WEF.
Dafür gibt es auch konkrete Anhaltspunkte.
Von einem Insider der Branche habe ich etwas sehr Erstaunliches erfahren. Die Industrie, die in energieintensiven Branchen arbeitet, sucht händeringend nach Lösungen, um nicht den Betrieb einstellen zu müssen. Bis vor wenigen Jahren (!) konnten viele Betriebe die bei den Fertigungsprozessen entstehende Abluft von brennbaren Gasen und Dämpfen noch einmal – wie einen Turbo – zur Energiegewinnung nutzen. Zum Beispiel die Lösungsmitteldämpfe, die beim Beschichten von Papier auftreten oder Benzin- oder Methanoldämpfe, die abgesaugt werden, trugen damals noch zur Energieversorgung des Betriebes bei und machten die Produktion kostengünstiger.
Aufgrund der neuen Emissionsschutzgesetze müssen diese Gase heute in speziellen, mit Erdgas beheizten Anlagen verbrannt werden. Das wiederum ist extrem energieintensiv und damit teuer, besonders durch die damit verbundenen CO2 Zertifikate. Und damit die Betriebe die bei der Produktion entstehenden Gase nicht doch einfach als Energiequelle statt als Kostenfaktor verwenden, müssen sie die gesamten Abgaswerte jeden Tag elektronisch an eine spezielle Behörde übermitteln. Läuft das nicht haargenau wie vorgeschrieben oder gibt es Auffälligkeiten bei diesen Werten oder sollte die Spezial-Verbrennungsanlage wegen Gasmangels stillstehen, wird der gesamte Betrieb des Werks stillgelegt.
Das ist nur ein kleiner, einzelner Einblick in die Tragweite der grünen Regelwut und den daraus resultierenden Gasmangel. Man könnte das noch seitenlang fortsetzen. Auf diesem Hintergrund ist der Appell von Oskar Lafontaine auf Facebook zu sehen:
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Ich kann das Gejammere von Steinmeier, Scholz und anderen über die sozialen Verwerfungen, die entstehen werden, wenn der Gaspreis sich verdreifacht, nicht mehr hören. Wenn man nur von Staaten wie den USA, Saudi-Arabien oder Katar und Russland, denen man völkerrechtswidrige Kriege vorwirft, Energie beziehen kann, dann sollte man den Lieferanten bevorzugen, der die beste und günstigste Ware hat. Das ist Russland. Es wird zudem immer deutlicher, dass die deutsche Wirtschaft auch bei vielen anderen notwendigen Rohstoffen und Ersatzteilen eng mit Russland verflochten ist.
Man kann es nicht oft genug wiederholen: Wenn man wegen Menschenrechtsverletzungen die Verbindungen zu einem Land abbricht, dann darf man mit den USA, die für die meisten Menschenrechtsverletzungen in der Welt verantwortlich sind, keinen Handel treiben.
Es war doch wirklich peinlich, mit anzusehen, wie Biden auf der Pressekonferenz mit Scholz in Washington diesem überdeutlich machte, wer bestimmt, ob die Ostseepipeline Nord Stream 2 in Betrieb genommen wird oder nicht.
Wann wird es einen Bundeskanzler geben, der den Mut hat, Washington zu sagen, bis hierhin und nicht weiter. Woher kommt diese deutsche Sucht, sich zu unterwerfen, wenn man sieht, wie sich deutsche Journalisten und Politiker gegenüber Washington verhalten?
Wenn man an die eigene Bevölkerung denkt, gibt es nur eine Lösung: Öffnet Nord Stream 2, um das Schlimmste zu verhindern.
De Gaulle wusste noch, Staaten haben keine Freunde, sondern Interessen. So wie die Amis seit 100 Jahren versuchen, das Zusammengehen deutscher Technik mit russischen Rohstoffen zu verhindern (George Friedman), so sollte die Bundesregierung endlich einsehen, dass die Sanktionen nicht Russland und den USA schaden, sondern in erster Linie Deutschland und Europa.
Bundesregierung und deutsche Medien können nicht länger leugnen, was ihnen der renommierte US-Ökonom Jeffrey Sachs kürzlich wieder ins Stammbuch geschrieben hat: „Der Krieg in der Ukraine ist der Höhepunkt eines 30-jährigen Projekts der amerikanischen neokonservativen Bewegung (Neocons). In der Regierung Biden sitzen dieselben Neokonservativen, die sich für die Kriege der USA in Serbien (1999), Afghanistan (2001), Irak (2003), Syrien (2011) und Libyen (2011) starkgemacht und die den Einmarsch Russlands in die Ukraine erst provoziert haben.“
Wenn man einen großen Fehler gemacht hat, muss man den Mut haben, ihn zu korrigieren. Keine Bundesregierung hat das Recht, Millionen Deutsche ärmer zu machen und die deutsche Wirtschaft zu ruinieren.
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