Thomas Haldenwang, Verfassungsschutz

„Trolle des Ver­fas­sungs­schutzes“ sollen Hass in sozialen Medien schüren

Einem Bericht der Süd­deut­schen Zeitung zu Folge soll der Ver­fas­sungs­schutz in den sozialen Medien offenbar hun­derte Fake-Accounts betreiben. Diese sollen „Spione“ dazu nutzen, um in den obser­vierten Chat-Gruppen „mit zu pöbeln“ um solcher Art die „Stimmung“ zu beeinflussen.

Psy­cho­lo­gische Ope­ra­tionen, soge­nannte Psy-Ops, sind bekanntlich so alt wie die Kriegs­führung selbst. Durch das Streuen gezielter Falsch­in­for­ma­tionen soll der Gegner zur Her­ausgabe von Infor­ma­tionen oder zur Aus­übung gewisser  Hand­lungen ver­leitet werden. Dies freilich ganz im Sinne des Manipulierenden.

Eine Taktik, die von Geheim­diensten oftmals zur Mani­pu­lation auch von Men­schen im Ausland benutzt wird. In Deutschland scheinen die Geheim­dienste im Rahmen solcher Aktionen statt aus­län­di­scher Staats­bürger jedoch lieber die eigene Bevöl­kerung ins Visier zu nehmen.

Dies geht aus einem am 19. Sep­tember ver­öf­fent­lichten Bericht der Süd­deut­schen Zeitung (SZ) hervor.

„Geständ­nisse“ von Verfassungsschutz-Beamten

In einem Interview mit der SZ gestanden Beamte des Ver­fas­sungs­schutzes nun ein, ein Netz aus gefälschten, meist als soge­nannt „rechts­extrem“ ein­ge­stuften,  Social-Media-Accounts zu betreiben.

Solcher Art werden also seitens des Ver­fas­sungs­schutzes in etwaigen Kanälen ras­sis­tische Sprüche gepostet, und es wird über Flücht­linge sowie ver­hasste „Sys­tem­po­li­tiker“ und „Volks­ver­räter“ bewusst gehetzt.

Im Klartet also, die Spione sollen die Stimmung in den obser­vierten Chat-Gruppen ganz gezielt beein­flussen.  Um damit eine Recht­fer­tigung für deren „Ver­folgung“ zu haben. Hun­derte „vir­tu­eller Agenten“ soll der Deutsche Inlands­ge­heim­dienst dem SZ-Bericht zufolge zu diesem Zweck beschäftigten.

All dies freilich auf Kosten der Steu­er­zahler. Im Visier der pro­fes­sio­nellen „Troll-Gruppe“ stehen neben ver­meintlich rechten Chat-Gruppen angeblich auch Social-Media-Kanäle der links­extremem, isla­mis­ti­schen, aber auch der soge­nannten „ver­schwö­rungs­ideo­lo­gi­schen“ Szene.

„Man muss sich da erst mal ein bisschen warm­laufen und gucken welche Sprüche funk­tio­nieren, erklärte eine Ver­fas­sungs­schutz-Agentin gegenüber der SZ.  Und weiter plaudert sie aus dem Näh­kästchen, „um das Ver­trauen anderer Nutzer zu gewinnen, müsse man mög­lichst authen­tisch rüber­kommen. Deshalb sei sie also ange­leitet, „selbst ein bisschen rechts­ra­dikal zu spielen“.

„Hetzen“ um glaub­würdig zu sein

„Um wirklich glaub­würdig zu sein, reicht es nicht, Aus­sagen anderer zu teilen oder zu liken, man muss auch selber Aus­sagen tätigen. Das heißt, die Agenten pöbeln und hetzen  mit.“

De Agentin sei sehr wohl bewusst, dass sie Men­schen damit in ihrem Weltbild bestärke. Aller­dings gehöre zu ihren Auf­gaben auch, die Szene zu „füttern“.

Was genau sie damit meinte, geht aus dem Bericht aller­dings nicht hervor. Einer frü­heren Recherche der Süd­deut­schen Zeitung zu Folge sollen die vir­tu­ellen Agenten jedoch eine tra­gende Rolle bei den Ermitt­lungen im Fall der soge­nannten extre­mis­ti­schen Chat-Gruppe „Ver­ei­nigte Patrioten“ gespielt haben.

Mehrere Mit­glieder der Gruppe wurden dabei der Bildung einer rechts­ter­ro­ris­ti­schen Ver­ei­nigung ver­dächtigt. Ihnen wurde zudem unter­stellt, die Ent­führung von  Bun­des­ge­sund­heits­mi­nister Karl Lau­terbach (SPD) geplant zu haben.

Das Ziel der Online-Agenten besteht demnach darin, in die inneren Kreise auf­ge­nommen zu werden. Die besonders ein­fluss­reichen Leute der Szene ken­nen­zu­lernen, brauche aber Zeit, so die Agentin. Das funk­tio­niere lediglich, indem man sich über „gemeinsame Freunde“ an die „dicken Fische“ annähern würde.

„Jeder Mensch braucht Freunde“, so die Agentin. Nach ihren Angaben würden viele Opfer dieser Orwell­schen Über­wa­chungs­me­thoden nicht ahnen, wie viele Accounts in ihren Chat­gruppen inzwi­schen schon von Ver­fas­sungs­schutz-Agenten geführt würden.

Finan­zierung der „Infil­tration“ bereits seit 2019

„Das ist die Zukunft in der Infor­ma­ti­ons­be­schaffung“, ent­gegnete ein namentlich unge­nannter Leiter eines Lan­desamts gegenüber der SZ. Die Mittel für solche Mis­sionen habe man 2019 im großen Stil aufgestockt.

Aus­löser dafür sei nach Angaben des anonymen SZ-Infor­manten demnach angeblich der Mord an dem CDU-Poli­tiker Walter Lübcke gewesen, gegen den im Netz zuvor viel gehetzt wurde. Mitt­ler­weile gebe es so viele von der Behörde betriebene Fake-Accounts, dass bun­des­weite Absprachen nötig geworden seien. Andern­falls bestünde die Gefahr sich gegen­seitig ins Visier zu nehmen, so der anonyme „Informant“ der SZ.

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Die enorme Masse an Fake-Accounts sei jedoch, nach Auf­fassung des Ver­fas­sungs­schutzes, not­wendig. Radikale Zirkel, erläu­terte ein Agent gegenüber der SZ, seien oft „zwie­bel­artig aufgebaut“.

Um in den inneren Kreis hin­ein­zu­kommen, würden Neu­linge erst einmal befragt, ihre ideo­lo­gische Haltung „abge­klopft“. „Hast du das gelesen? Was sagst du dazu“, ver­an­schau­lichte er. Darauf müsse man als Agent oder Agentin sofort ant­worten können. Sonst fliege man raus, da „rechte Gruppen“, wie etwa die „Atom­waffen Division“, laut Ver­fas­sungs­schutz, äußerst paranoid seien.

„Rechte Gruppen“ für Ver­fas­sungs­schutz zu „vor­sichtig“

Mit der Zeit wachse zudem die Gefahr, dass sich die Agenten selbst in den Ideo­logien ver­lieren, gestand ein hoch­ran­giger Beamter des Ver­fas­sungs­schutzes gegenüber der SZ ein. „Man braucht ein bestimmtes psy­cho­lo­gi­sches Profil“.

Bei den­je­nigen Agenten, die den ganzen Tag in den sozialen Netz­werken unterwegs seien, bestehe demnach eine erhöhte Gefahr, dass sie den Erzäh­lungen dort selbst ver­fallen könnten.  Wer sich den ganzen Tag lang in einem „geschlos­senen Weltbild“ bewege, der müsse immer daran arbeiten, Distanz zu bewahren, so der Beamte. „Geschlossene Welt­bilder neigen dazu, in sich logisch zu sein.“

Vom Ver­fas­sungs­schutz eigens beschäftige Psy­cho­logen sollen deshalb ver­hindern, dass ein Cyber-Agent „abrutscht“. Falls einer dann doch mal abdriftet, fun­gieren sie zugleich aber auch als Auf­passer. Auf die Frage, wie oft das schon pas­siert sei, reagierte der hoch­rangige Beamte lediglich mit Schweigen. Die Aufgabe eines vir­tu­ellen Agenten sei es, Tag und Nacht mit zu hetzen und im Sinne der jewei­ligen Ideo­logien zu argu­men­tieren, dabei jedoch „trotzdem straight zu bleiben“.

Weiter erläutert er dann, „man muss die Szene ver­stehen, ohne gleich­zeitig Teil dieser Szene zu werden. Nicht jeder kann das lernen.“

Resü­mierend scheint es doch beinahe ein wenig zu durch­sichtig, dass Agenten des Ver­fas­sungs­schutzes gegenüber einem „Sys­tem­medium“ der­artige Ent­hül­lungen vom „Stapel lassen“. Dies könnte durchaus auch als „Ver­zweif­lungstat“ gewertet werden, um den stetig wach­senden Wider­stand gegen die abstrusen Regie­rungs­maß­nahmen, ein wenig zu verängstigen.

Der Beitrag erschien zuerst bei „Unser Mit­tel­europa“.

Auch hier bei PP

Addendum (DB): Auch im Kom­men­tarteil von PP sind diese Trolle regel­mäßige Gäste. Deshalb auch unsere Frei­schal­te­re­gelung und das disqus-Ver­fahren. Dabei sind die Kom­mentare so deutlich hass­erfüllt und über­trieben dümmlich rech­tra­dikal, dass sie sich sehr schnell ent­decken lassen. Durch­schnittlich muss ich pro Tag mind. 3 solcher Kom­mentare löschen, die stets kurz hin­ter­ein­ander, aber unter ver­schie­denen Accounts hier gepostet werden.


Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog von David Berger www.philosophia-perennis.com