Wis­sen­schaftler besorgt: Mikro­plastik erstmals in mensch­licher Mut­ter­milch gefunden (+Videos)

Nachdem in einer neuen Studie in Blut­proben von Müttern und ihren Neu­ge­bo­renen mehr als 50 myste­riöse Che­mi­kalien  gefunden wurden, die beim Men­schen noch nie zuvor nach­ge­wiesen wurden, kommt eine weitere erschre­ckende Studie hinzu. Wir leben in einer Welt voller Plastik. Es wäre naiv zu glauben, dass es überall Plastik gibt, aber nur nicht in uns! Seit der Ver­öf­fent­li­chung von For­schungs­er­geb­nissen im letzten Jahr, in denen geschätzt wurde, dass der durch­schnitt­liche Mensch min­destens 50.000 Mikro­plas­tik­par­tikel pro Jahr zu sich nimmt und in ähn­licher Menge ein­atmet, sind alle Augen auf diese mikro­sko­pisch kleinen Schad­stoffe gerichtet, so Wis­sen­schaftler, und immer mehr Studien zu Mikro­plastik werden durch­ge­führt. Nach einer aktu­ellen Studie sind Wis­sen­schaftler sehr besorgt über die mög­lichen gesund­heit­lichen Aus­wir­kungen auf Babys,  denn es wurde zum ersten Mal Mikro­plastik in mensch­licher Mut­ter­milch nach­ge­wiesen. In der Studie wurde Mikro­plastik aus Poly­ethylen, Poly­pro­pylen und PVC in der Mut­ter­milch gefunden. Diese kommen alle in Ver­pa­ckungs­ma­terial vor.

Wis­sen­schaftler weisen erstmals Mikro­plastik in mensch­licher Mut­ter­milch nach

 

Nachdem  im Sep­tember 2021 For­scher in einer neuen Pilot­studie fest­stellten, dass der Stuhl von Säug­lingen bis zu 10-mal höhere Kon­zen­tra­tionen des Mikro­plastiks namens Poly­ethy­len­te­re­phthalat (PET) enthält, als der von Erwach­senen, folgt eine neue Studie, die erstmals Mikro­plastik in mensch­licher Mut­ter­milch nachweist.

Die Wis­sen­schaftler sind besorgt über die Gesundheit von Babys, die durch das in der Mut­ter­milch ent­haltene Mikro­plastik gefährdet werden könnten. Mut­ter­milch gilt als die beste für einen Säugling, da sie die richtige Menge an Nähr­stoffen enthält, die das Wachstum und die Ent­wicklung wich­tiger Organe unterstützen.

„Der Nachweis von Mikro­plastik in der Mut­ter­milch ver­stärkt unsere große Sorge um die extrem gefährdete Popu­lation von Säug­lingen“, sagt Dr. Valentina Notar­s­tefano, einer der Stu­di­en­au­toren an der Uni­versità Poli­tecnica delle Marche in Italien, in einem Interview mit The Guardian. 

Säug­linge sind besonders anfällig für che­mische Ver­un­rei­ni­gungen, und die Wis­sen­schaftler erklärten, dass weitere For­schung dringend erfor­derlich sei. Sie betonten jedoch, dass das Stillen nach wie vor die bei weitem beste Art ist, ein Baby zu ernähren.

Die Mut­ter­milch­proben wurden 34 gesunden Müttern eine Woche nach der Ent­bindung in Rom, Italien, ent­nommen. In 75 % von ihnen wurde Mikro­plastik nach­ge­wiesen. Frühere For­schungen haben die toxische Wirkung von Mikro­plastik bei mensch­lichen Zell­linien, Labor­tieren und Mee­res­tieren gezeigt, aber die Aus­wir­kungen auf lebende Men­schen sind nach wie vor unbe­kannt. Kunst­stoffe ent­halten häufig schäd­liche Che­mi­kalien, wie z. B. Phthalate, die bereits in der Mut­ter­milch nach­ge­wiesen wurden.

Die Wis­sen­schaftler erfassten den Verzehr von Lebens­mitteln und Getränken in Plas­tik­ver­pa­ckungen und von Mee­res­früchten sowie die Ver­wendung von plas­tik­hal­tigen Kör­per­pfle­ge­pro­dukten durch die Mütter. Sie fanden jedoch keinen Zusam­menhang mit dem Vor­han­densein von Mikro­plastik. Dies deutet darauf hin, dass das all­ge­gen­wärtige Vor­han­densein von Mikro­plastik in der Umwelt eine Expo­sition des Men­schen unver­meidlich macht“, so die For­scher, auch wenn in künf­tigen grö­ßeren Studien mög­li­cher­weise besondere Risi­ko­fak­toren ermittelt werden.

Das ita­lie­nische Team hat im Jahr 2020 Mikro­plastik in der mensch­lichen Pla­zenta nach­ge­wiesen. „Der Nachweis von Mikro­plastik in der Mut­ter­milch ver­stärkt unsere große Sorge um die extrem gefährdete Gruppe der Säug­linge“, sagte Dr. Valentina Notar­s­tefano von der Uni­versità Poli­tecnica delle Marche in Ancona, Italien.

„Es wird von ent­schei­dender Bedeutung sein, Mög­lich­keiten zur Ver­rin­gerung der Expo­sition gegenüber diesen Schad­stoffen während der Schwan­ger­schaft und Stillzeit zu prüfen“, sagte sie. „Aber es muss betont werden, dass die Vor­teile des Stillens viel größer sind als die Nach­teile, die durch das Vor­han­densein von ver­schmutztem Mikro­plastik ver­ur­sacht werden. Studien wie die unsere dürfen nicht dazu führen, dass Kinder weniger gestillt werden, sondern müssen die Öffent­lichkeit sen­si­bi­li­sieren, damit sich die Poli­tiker für Gesetze zur Ver­rin­gerung der Ver­schmutzung einsetzen.

Andere neuere Unter­su­chungen haben ergeben, dass mit der Flasche gefüt­terte Babys wahr­scheinlich Mil­lionen von Mikro­plastik pro Tag ver­schlucken und dass auch Kuh­milch Mikro­plastik ent­halten kann.

 Laut den For­schern in einer Studie von Sep­tember 2021, könnten Säug­linge durch den umfang­reichen Gebrauch von Pro­dukten wie Fla­schen, Beiß­ringen und Spielzeug  Mengen an Mikro­plastik aus­ge­setzt sein.

Riesige Mengen an Plas­tikmüll werden in die Umwelt gekippt

Riesige Mengen an Plas­tikmüll werden in die Umwelt gekippt, und Mikro­plastik ver­seucht den gesamten Pla­neten, vom Gipfel des Mount Everest bis in die tiefsten Ozeane. Der Mensch nimmt die win­zigen Par­tikel über die Nahrung und das Wasser auf und atmet sie ein, und in den Fäkalien von Säug­lingen und Erwach­senen wurden sie gefunden.

Die in der Fach­zeit­schrift Polymers ver­öf­fent­lichte Studie fand Mikro­plastik in der Mut­ter­milch, das aus Poly­ethylen, PVC und Poly­pro­pylen besteht, die alle in Ver­pa­ckungen vor­kommen. Die For­scher konnten keine Par­tikel ana­ly­sieren, die kleiner als 2 Mikro­meter sind; kleinere Kunst­stoff­par­tikel sind wahr­scheinlich vor­handen. Die Mut­ter­milch­proben wurden ohne die Ver­wendung von Kunst­stoffen gesammelt, gelagert und ana­ly­siert, und es wurden auch Kon­troll­proben unter­sucht, um eine Kon­ta­mi­nation auszuschließen.

Obwohl in dieser kleinen Studie keine spe­zi­fi­schen Risi­ko­fak­toren für Mikro­plastik iden­ti­fi­ziert wurden, sagte Notar­s­tefano: „Wir möchten schwan­geren Frauen raten, ver­stärkt darauf zu achten, in Plastik ver­packte Lebens­mittel und Getränke, mikro­plas­tik­haltige Kos­metika und Zahn­pasta sowie Kleidung aus syn­the­ti­schen Stoffen zu vermeiden.“

Mikro­plastik wurde im März von einem Team unter der Leitung von Prof. Dick Vethaak an der Vrije Uni­ver­siteit Ams­terdam in den Nie­der­landen im mensch­lichen Blut nachgewiesen.

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Noch immer ist nicht aus­rei­chend erforscht, wie sich Mikro­plastik auf Men­schen aus­wirkt, aber die Expo­sition bei Tieren wurde mit Leber- und Zell­schäden, Unfrucht­barkeit, Ent­zün­dungen, Krebs und Hunger in Ver­bindung gebracht. Die 50.000 Kunst­stoff­par­tikel, die jeder von uns jedes Jahr ein­atmet und isst – und die Mikro­plas­tik­ver­schmutzung in einigen Städten – haben zwei­fellos Aus­wir­kungen, zumal bekannt ist, dass viele der Che­mi­kalien in Kunst­stoffen eine Reihe von Gesund­heits­pro­blemen verursachen .

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Netzfrau Doro Schreier


Quelle: netzfrauen.org