Wolf-Dieter Storl: Früh­lings­kräuter (Video)

»Unkraut wächst immer« (Mau­vaise herbe pousse tou­jours), sagt ein französisches Sprichwort. Nicht nur im Garten, unter der Hecke oder auf dem Feld findet man es, sondern auch überall in der Großstadt. 

Egal in welcher Stadt ich unterwegs bin, aus den Mau­er­ritzen leuchten mir Rup­rechts­kraut oder Schöllkraut ent­gegen, deren Samen irgendeine Ameise dort depo­niert hat; zwi­schen den Geh­weg­platten und Pflas­ter­ritzen zwängt sich ein Wegerich hervor, eine Gänsedistel oder ein Vogelknöterich.

Und mitten in München sehe ich, wie ein frecher kleiner Löwenzahn die harte Beton­platte direkt vor einer Feu­er­wehr­ein­fahrt sprengt und seine zarten Blätter und Blüten der Sonne entgegenstreckt.

Für mich ist das ein Wunder, ein Zeichen der Hoffnung, dass sich das Leben nicht unter­kriegen lässt, dass die Natur das letzte Wort hat und dass – wie es der weise Lao-Tse im Tao Te Ching verkündet – das Weiche, Lebendige stärker ist als das Tote, Verhärtete.

In diesem Sinn sind Wildkräuter meine Lehrer und Gurus.

Sie nehmen mir meine Depres­sionen und ver­treiben den Pessimismus.

Viel Freude bei meinem Vortrag!

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