Das Böse kann ohne das Gute nicht existieren. Ob das Gute oder das Böse siegt, bestimmt jeder selbst. Seit altersher ist der Teufel der Stellvertreter für die Verführung und das Böse – doch stimmt das Weltbild wirklich so, oder ist die Hölle nur ein manipulativer Mythos?
(von Frank Schwede)
Wer den Irrsinn begreifen will, der sich gerade vor unseren Augen entfaltet, muss den Weltenplan dahinter erkennen, von dem schon der österreichische Anthroposoph Rudolf Steiner sprach.
Dieser Plan sieht unter anderem vor, dass der Menschheit im Rahmen ihrer Entwicklung gezeigt wird, worauf sie ihre Aufmerksamkeit richten muss. Aktuell geht es um das Böse, das bekanntlich nicht ohne das Gute existieren kann.
Und wir wissen, sind die Dinge klar geregelt, schließlich herrscht Ordnung in den Reichen: im Himmel lenkt Gott die Geschicke der Dinge, tief unten in der Hölle Satan, Herr der Sünde, der die Menschen seit altersher gerne in Versuchung führt. Wer Satan wirklich ist und wie wir uns ihn vorzustellen haben, ist bis heute ein Geheimnis geblieben, doch wollen wir gemeinsam versuchen, ein wenig Lichts in das Dunkel der Hölle zu bringen.
Fangen wir bei Luzifer, den „Sohn der Morgenröte“ an. Er war ein hochrangiger Engel, bevor er sich Satan anschloss. Luzifer unterstanden ein Drittel der gesamten Engelschaft.
Als ihn eines Tages der Hochmut packte und er sich selbst mit dem Herrn verglich und mit Satan gemeinsame Sache machte, wurde er mit anderen Engeln als gefallener Engel in die Hölle verbannt.
In der Belletristik taucht Luzifer häufig als Herrscher der Hölle auf. In der römischen Mythologie war er sogar die poetische Bezeichnung für den Morgenstern, also den Planeten Venus.
Satan fand seinen Ursprung im jüdischen Monotheismus. Er enthält aber auch antike, persische religiöse Einflüsse, besonders die des Zoroastrismus, eine Religion, die von Zarathustra gestiftet wurde, wie schon der Name sagt.
Nicht nur im Christentum, sondern auch in anderen Religionen wird das Böse durch einen göttlichen Gegenspieler verkörpert. In Arabien ist es Athtar, der einerseits der Gott des Landes ist, andererseits war ein kämpferischer Geselle, der seinen Feinden den Tod bringt.
Die vielen Gesichter des Bösen
In der nordischen Mythologie ist Aurvandill der Bösewicht. Thor selbst hat ihn aus den eisigen Flüssen des Élivágar gerettet und in einem Korb auf den Rücken getragen.
Weil eine Zehe Aurvandills aus dem Korb herausragte, erfror sie, woraufhin Thor sie abbrach und in den Himmel warf, wo sie als Stern Aurvandils tá hell zu leuchten begann.
Die Phönizier, Sumerer und Akkadier verehren noch heute Ishtar, eine mächtige, starke und herrschsüchtige Göttin, weshalb die Sumerer sie auch Inanna nennen, was „Herrin des Himmels“ bedeutet.
Etymologisch ist sie mit der syrisch/phönizischen Göttin Astarte verwandt, die, wie Ishtar, auch eine Rolle im Alten Testament spielt; in dem vor den Kulten der Ishtar und der Astarte gewarnt wird, weil, die Göttinnen als Feindbilder der Propheten Israels gelten.
Vor allem Astarte wird häufig mit der ägyptischen Göttin Isis verglichen, weil sie Loyalität, Hingabe und Weiblichkeit verkörpert. Vor allem im alten Ägypten war sie beliebt, weshalb die Christen sie unbedingt besiegen mussten.
Ishtar und Astarte haben ihre Spuren in der christlichen Marienverehrung hinterlassen. Maria gilt als Himmelskönigin als lichter Morgenstern, so wird sie sogar noch heute in katholischen Liedern verehrt.
Spätestens hier wird deutlich, dass die altorientalische Göttin im Hintergrund steht, doch Maria entfaltete wie Ishtar und Astarte im Christentum eine immense Macht – allerdings mit weniger sexuell erotischen Zügen als Ishtar und Astarte.
Auffällig ist, dass in der christlichen Mythologie die Gottheiten, die sich mit der Venus, stellvertretend ist für Erotik, Liebe und Schönheit, zu gefallenen Engeln wurden, weil die Elemente seit altersher eine Sünde sind.
In der Mythologie der alten Römer ist das anders. Ihr Luzifer stürzte nicht vom Himmelsreich in die Hölle – so, wie auch Isis und Phosphorus nicht fielen. Astarte heißt es, kam in Gestalt eines leuchtenden Sterns auf die Erde, der an der kleinasiatischen Mittelmeerküste niederfiel. Anschließend wurde sie zur großen Göttin ernannt und Tausende von Jahren verehrt.
In der Ars Goetia, der erste Teil des Grimoires Der kleine Schlüssel Salomons gibt es einen interessanten Dämon namens Astaroth. Der Name ist phönizisch-semitischen Ursprungs und steht stellvertretend für die babylonische Göttin Istar, die erst zur westsemitischen Göttin Astarte, später dann zum männlichen Dämon Astaroth wurde.
In der Ars Goetia spielt Astaroth die Rolle eines mächtigen Herzogs, der die Gewalt über vierzig Legionen hat, doch in Wahrheit ist er ein schändlicher Engel mit fauligem, giftigen Atem, der auf einem Höllendrachen reitet und in seiner rechten Hand eine Viper hält.
Engel als Ankläger
Laut Prometheus kennt er die Vergangenheit, die Gegenwart, die Zukunft und alle Geheimnisse, außerdem unterrichtet er die Menschen in den allgemeinen Wissenschaften – und er gilt als der Schutzherr der freien Künste.
Seine Seele und sein Körper wurden mit denen der Göttin Astarte verschmolzen – Luzifer aber bot ihm einen neuen Körper an, eine Schlange, die er seither symbolisch in seiner Hand hält.
Wir erinnern uns: Auch bei Adam und Eva spielt die Schlange eine wichtige Rolle. Sie ist die Verführerin und testet das Paar, ob sie der Versuchung widerstehen können.
Der Engel mit dem gezückten Schwert im Hintergrund, der das sündige Paar aus dem Paradies vertreibt, das ist Erzengel Michael, in der Rolle eines anklagenden Engels, der sich der Gerechtigkeit verpflichtet hat.
Der mit Abstand grausamste Engel ist aber Mastema aus der jüdischen Mythologie. Mastema wird auch als Malik oder Malechi bezeichnet. Er hat die Gewalt über 54 Legionen und dient Gott als Versucher und Strafrichter.
In der jüdischen Engelskunde ist Mastema ebenfalls ein Engel, der das Böse verfolgt, der die Menschen in Versuchung führt und ihren Glauben prüft. Gleichzeitig tritt er auch als Schmeichler Gottes in Erscheinung.
Häufig wird auch Mastema mit Satan gleichgesetzt, gleichwohl dass der die Menschen dazu bringt, Gott zu dienen. Als die Flut kam, wandte sich Mastema an Gott. Er bat darum, einige der bösen Kreaturen unter seiner Kontrolle zu lassen, um die Menschheit anprangern könne, weil sie doch böse ist.
Auch wenn Mastema nicht unbedingt der König der Unterwelt ist, eignet er sich durchaus für die Rolle Satans.
Wie wir sehen, sind die Rollen in den Weltreligionen klar verteilt. Das Gute wird durch Gott verkörpert, das Böse durch Satan den Gegenspieler, wie schon der Name sagt – oft aber sind die Rolle nicht klar erkennbar, weil das Böse augenscheinlich durch eine Gottheit symbolisiert wird.
Cernunnos ist schließlich der Gehörnte, der keltische Gott der Natur und des Waldes. Zugleich ist er der Herrscher der Fruchtbarkeit und des Wachstums, aber auch Gott der Liebe und des Reichtums.
Cernunnos wird häufig als gehörnter, bärtiger Mann mit Füllhorn, Torques und Schlangen dargestellt. Er war die älteste Gottheit der Kelten, die im Laufe der Geschichte religionsübergreifend zum Prototyp des Teufels wurde.
Wenn wir davon ausgehen, dass der Teufel ein Gegner des Monotheismus ist, dann kommt natürlich jeder Gott der Antike in Frage, weshalb das Bild des Teufels selbst nominell ist.
Bleibt am Ende dieser Geschichte die Frage, wer die Unterwelt wirklich regier, ob sie überhaupt von jemanden regiert wird. In der Ars Goetia treffen wir gleich auf 72 Dämonen, die König Salomon beschwört, die ihn dazu verpflichtet haben, für ihn zu arbeiten. Könige, Herrscher, Prinzen – aber es gibt keinen Dämon, auf den König Solomon explizit hinweist.
Die Gottheiten der Venus, Engel als Ankläger und dämonisierte gehörnte Götter fallen nicht unter das Bild eines Herrschers des Königreichs der Finsternis, also der Hölle.
Tatsache aber ist: Der Herr der Finsternis ist mysteriös, intelligent, grausam und weise – aber sein oder ihr Name ist uns bis heute verborgen geblieben. Warum das so ist, dafür gibt vielleicht eine ganz einfache Erklärung.
Warum das Böse niemals siegen wird
Der Glaube an Teufel und Dämonen hängt mit unserem indoktrinierten Weltbild zusammen, dass wir immer versuchen, Unheil und Chaos symbolisch zu erklären – und wir brauchen für alles Unheil immer einen Schuldigen. Der Grund dafür ist, dass die überwiegende Mehrheit Menschen nicht dazu in der Lage ist, das große Gesamtbild der kosmischen Gesetze zu erkennen.
Religionen wurden vor Tausenden von Jahren als geistiges Gefängnis erschaffen, um die Menschheit ihrer Macht zu berauben. Um in der eigenen Macht stehen zu können, gehört, sich entsprechendes Wissen anzueignen.
Diese Möglichkeit wird aber der Menschheit seit Äonen durch die Schaffung von Politik, Religionen und einem dazu passenden Bildungssystem genommen. In Wahrheit steckt das umfassende Wissen in jedem von uns, nur haben die wenigsten Zugriff darauf.
Es vor Äonen die Religionen, die den Menschen über Schuld und Sünde die Macht genommen haben. Ohnmächtigen Menschen fehlt es an entsprechendem Wissen, wodurch wiederum lähmende Ängste entstehen.
Um Macht und Herrschaft ausüben zu können, benötigt man Wissen. Wer kein Wissen hat, lebt in einer eingeschränkten Matrix und ist kaum dazu in der Lage, etwas in seinem Leben zu verändern, geschweige im Außen.
Das heißt, wer die Informationen und das Wissen beherrscht, der beherrscht die Welt, weil er den Informationsfluss kontrolliert. Bis weit in die Neuzeit hat diese Rolle an vorderster Front die Kirche übernommen, weil sie bestimmt, was gut und böse ist.
Johann Wolfgang von Goethe hat in seinem Faust dem Teufel in Gestalt von Mephisto ein literarisches Denkmal gesetzt und ihn in einer ganz entscheidenden Szene über sich selbst sagen lassen:
„Ich bin der Geist der stets verneint! / Und das mit dem Recht; denn alles was entsteht / Ist wert dass es zu Grunde geht; / Drum besser wär´s dass nichts entstünde. / So ist denn alles was ihr Sünde, / Zerstörung, kurz das Böse nennt, / mein eigentliches Element.“
Wichtig ist hier zu verstehen, dass Mephisto in Gestalt des Teufels selbst Teil der göttlichen Schöpfung ist. Anders ausgedrückt: ohne das Böse, gäbe es das Gute nicht und wir wären nicht dazu in der Lage, das Gute zu erkennen.
Das Fazit lautet also: Sein eigentliches Ziel, die komplette Zerstörung der gesamten Schöpfung kann der Teufel deshalb nie erreichen, weil auch er von Gott gelenkt wird. Das heißt, das Böse wird niemals – nicht heute und nicht morgen.
Quelle: pravda-tv.com
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