Ukrai­ni­scher Oppo­si­ti­ons­führer: „Die heutige Ukraine wurde in einem ame­ri­ka­ni­schen Reagenzglas gezüchtet“

Anlässlich der Ver­leihung des Karls­preises an den der­zei­tigen ukrai­ni­schen Prä­si­denten Zel­enski hat der ukrai­nische Oppo­si­ti­ons­führer Viktor Med­wedt­schuk den Westen für seine Haltung gegenüber der Ukraine kri­ti­siert. Es sei zynisch, einen Frie­dens­preis an jemanden zu ver­leihen, der einen Ver­hand­lungs­frieden ver­hindert habe.

Herr Med­wedt­schuk, was halten die Ukrainer von der Ver­leihung des Karls­preises an Wolo­dymyr Zelenski?

Das kann Ihnen niemand sagen, denn heute fragt die Ukrainer niemand mehr nach ihrer Meinung. Heute können Men­schen für eine in einem pri­vaten Gespräch geäu­ßerte Meinung oder für einen Beitrag in sozialen Netz­werken ver­ur­teilt werden. Die Oppo­sition wird ver­folgt, unab­hängig von ihrer poli­ti­schen Ver­ortung. Es gibt eine massive Ver­folgung von Bürgern wegen abwei­chender Mei­nungen, wegen der Ver­wendung der rus­si­schen Sprache und sogar wegen des Aufrufs zu Frieden und Recht­mä­ßigkeit. Alle oppo­si­tio­nellen Fern­seh­sender wurden abge­schaltet. Das ist also die Lage in der Ukraine, während Zel­ensky mit dem Karls­preis aus­ge­zeichnet wird.

Sie selbst leben in Russland. Wie können Sie als Führer der ukrai­ni­schen Oppo­sition in Russland leben – in einem Land, das Krieg gegen Ihr Hei­matland führt?

Ich wurde von der Zel­enski-Regierung aus meiner Heimat aus­ge­wiesen. Zuvor wurde meine Partei, die im Par­lament zweit­stärkste Kraft war, ver­boten, unsere Fraktion auf­gelöst. Ich wurde unrecht­mäßig ver­folgt, es wurden ohne jede Begründung Straf­ver­fahren ein­ge­leitet – nicht nur gegen mich, sondern auch gegen meine Frau und mein nächstes Umfeld. Man hat mir rechts­widrig zuerst das Par­la­ments­mandat ent­zogen, dann die Staats­bür­ger­schaft! Das alles, obwohl ich vom ukrai­ni­schen Volk in einer demo­kra­ti­schen Wahl mit einem über­wäl­tigend starken Mandat gewählt wurde.

Als wenn das nicht genug wäre, haben sie mir (ebenso rechts­widrig) meine Zulassung als Rechts­anwalt ent­zogen. Es war übrigens die erste Anwalts­zu­lassung in der freien, post­so­wje­ti­schen Ukraine gewesen, sie trug die Nummer 1.

Mit anderen Worten, sie haben mein Leben und das Leben meiner Familie zer­stört. Trotzdem ich bin bis zum letzten Moment im Land geblieben, sowohl vor als auch während der bewaff­neten Aus­ein­an­der­set­zungen. Ich wurde ver­haftet und wurde sechs Monate lang gefangen gehalten. Trotz alledem setze ich meinen poli­ti­schen Kampf für eine demo­kra­tische Ukraine fort.

Und um Ihre Frage zu beant­worten, möchte ich darauf hin­weisen, dass Russland die Den­a­zi­fi­zierung und Ent­mi­li­ta­ri­sierung der Ukraine gefordert hat. Wenn es in der Ukraine keine staatlich geför­derte Neonazi-Ideo­logie gäbe, hätte es keine Mili­tär­aktion gegeben. Aber Prä­sident Zel­ensky hat alles getan, damit die Feind­se­lig­keiten in eine aktive Phase ein­treten, er weigert sich zu ver­handeln und kämpft bis zum letzten Ukrainer.

Wie kann man in einem Land leben, das einen Krieg zur Aus­rottung seines Volkes führt? 

Die Rettung des ukrai­ni­schen Volkes vor dem Neo­na­zismus bedeutet bei­leibe nicht seine Aus­rottung – im Gegenteil! Es waren die Neo­nazis, die das ukrai­nische Volk im Donbass acht Jahre lang aus­löschten, bis die Kämpfe auf die gesamte Ukraine über­griffen. Aber der Westen hat den Tod von Tau­senden von Ukrainern durch Poro­schenkos Regime und dann durch Zel­ensky einfach keine Beachtung geschenkt. Die offi­zielle ukrai­nische Pro­pa­ganda ver­breitet in der ganzen Welt, dass die Russen die Ukrainer ver­nichten wollen. Angeblich ist ihr Hauptziel der Völ­kermord an den Ukrainern und die Aus­lö­schung der ukrai­ni­schen Iden­tität. Aber warum ver­nichten sie dann nicht Mil­lionen von Ukrainern, die in der Rus­si­schen Föde­ration leben?  Von diesen Mil­lionen beschwert sich niemand über die Aus­rottung – ja nicht Mal über irgend­welche Schikanen.

Nach Beginn der Feind­se­lig­keiten flohen viele Mil­lionen Ukrainer aus dem Land. Viele leben jetzt bei Ihnen in Deutschland, andere in Polen oder in der Tsche­chi­schen Republik, in vielen anderen Ländern. Aber wohin sind die meisten Ukrainer geflohen? Nach Russland! Bis 2022 stu­dierten und arbei­teten etwa zwei Mil­lionen Bürger der Ukraine in Russland. Seit dem 24. Februar 2022 bis heute sind mehr als fünf Mil­lionen weitere Bürger hin­zu­ge­kommen. Das sind viel mehr als in jedem anderen Land der Welt. Sie leben jetzt hier, zusammen mit anderen Ukrainern, die schon seit Jahr­zehnten in Russland leben. Weiß man das im Westen nicht?

Wollen Sie damit sagen, dass in Russland, das einen Krieg gegen die Ukraine führt, mehrere Mil­lionen Ukrainer völlig unge­hindert leben?

Zunächst einmal stelle ich natürlich klar, dass es nicht nur einige wenige, sondern mehr als 7 Mil­lionen Bürger sind, die in den letzten Jahren nach Russland gezogen sind. Zweitens leben viele eth­nische Ukrainer seit der Sowjetzeit in Russland. Sie bil­deten einen bedeu­tenden Teil der sowje­ti­schen Elite in Moskau, ins­be­sondere in der späten Sowjet­union unter Bre­schnew. Der Pro­zentsatz der Mit­glieder der Kom­mu­nis­ti­schen Partei unter den Ukrainern war der höchste in der UdSSR. Sie bil­deten das Rückgrat aller Macht­struk­turen in der Sowjet­union, da sie tra­di­tionell als zuver­lässig und dis­zi­pli­niert galten. Dieser Trend setzt sich übrigens auch in der modernen Rus­si­schen Föde­ration fort. Es gibt viele Men­schen mit ukrai­ni­schem Nach­namen in Füh­rungs­po­si­tionen, viele eth­nische Ukrainer in der rus­si­schen Armee und im Straf­ver­fol­gungs­system. Die Russen sehen in den Ukrainern ein Bru­dervolk. Und umge­kehrt sahen die Ukrainer die Russen als ein Bru­dervolk. Bis das Gift der Selenski-Pro­pa­ganda diese Wahr­nehmung vergiftete.

Doch jetzt sieht alles ganz anders aus. Tau­sende von Ukrainern sterben jeden Tag bei Kampfhandlungen.

Sie haben Recht, die Bilder aus der Ukraine sind heute anders als zu Beginn der Feind­se­lig­keiten. Wenn Sie sich erinnern, stoppten in den ersten Tagen ganze Pan­zer­ko­lonnen, nur weil ein­zelne Zivi­listen sich ihnen in den Weg stellten. Die rus­si­schen Sol­daten sahen die Ukrainer als ihre ukrai­ni­schen Brüder an. Aber Tat­sache ist, dass sie nicht den Ukrainern begeg­neten, wie sie sie aus ihrem Land und in ihrer jahr­hun­der­te­langen gemein­samen Geschichte gekannt hatten. Es waren ganz andere Ukrainer, gezüchtet übrigens mit west­lichem Geld, im Geiste anti­rus­si­scher Hys­terie und höh­len­be­wusster Russophobie.

In den Jahren seit dem Maidan-Umsturz wurde in der Ukraine alles, was Russen und Ukrainer verband, sys­te­ma­tisch aus­ge­löscht und unter­drückt. Statt­dessen wurden die Unter­schiede her­vor­ge­hoben. Die Ukrainer wurden ermutigt, aggressiv, hys­te­risch und demons­trativ feind­selig gegenüber Russland auf­zu­treten. Denken Sie an das Ver­halten von Andriy Melnyk, dem ehe­ma­ligen ukrai­ni­schen Bot­schafter in Deutschland. Es ist schwer, in Deutschland eine öffent­liche oder poli­tische Per­sön­lichkeit zu finden, die er nicht beleidigt hat. Solche Diplo­maten sind nicht da, um den Kon­flikt zu beenden. Also schüren ihn weiter, anstatt ihn zu löschen. Das Ergebnis dieser diplo­ma­ti­schen Grobheit und vor allem des kri­mi­nellen Ver­haltens der Regierung Zel­ensky ist, dass die Zahl der Toten in die Tau­sende geht.

Sind die Ukrainer also über Nacht ein anderes Volk geworden?

Wurden die Deut­schen unter den Nazis zu einem anderen Volk? Die einen wurden durch Pro­pa­ganda einer Gehirn­wäsche unter­zogen und ver­führt, die anderen wurden durch Unter­drü­ckung gebrochen.

Damals wurden die Deut­schen zu Tötungs­ma­schinen gemacht. Viele Ukrainer sind in der gleichen Situation, aber nicht alle. Das beweist die Tat­sache, dass unsere Partei bei den Par­la­ments­wahlen 2019 den zweiten Platz und bei den Kom­mu­nal­wahlen 2020 den ersten Platz vor der Partei von Zel­enski belegt hat.

Die aggressive ukrai­nische Men­ta­lität wurde in ame­ri­ka­ni­schen Reagenz­gläsern gezüchtet, um die Kon­fron­tation zu Russland zu fördern. Dieser Prozess hat Jahre gedauert. Der Wandel vollzog sich unter dem Druck mani­pu­la­tiver Geschichts­in­ter­pre­ta­tionen sowie des Hasses auf die rus­sische Kultur und Sprache. Par­allel dazu hielt Gewalt Einzug in den poli­ti­schen Alltag – bis hin zum Mord. Die Einheit der ukrai­ni­schen Bürger, die Zel­ensky ständig pro­pa­giert, ist künstlich, sie exis­tiert nur durch extremen Druck. Jede nicht-west­liche Oppo­sition, jede nicht-west­liche Politik, Kultur und Idee wird aus­ge­merzt, unter­drückt und zerstört.

Daher kann Zel­ensky kein Ver­tei­diger der Demo­kratie sein, er ist ihr Toten­gräber, er ist eine fünfte Kolonne, sowohl für die Ukraine als auch für Europa. Es ist so viel getan worden, um den Eisernen Vorhang zum Ein­sturz zu bringen und jetzt wird er wieder auf­gebaut. Davon können zwar andere pro­fi­tieren, aber sicher nicht Europa.


Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog von David Berger www.philosophia-perennis.com