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Die Ener­gie­wende ist kra­chend gescheitert

Jeder kann es mitt­ler­weile sehen, jeder kann es spüren — vor allem im Port­monee. Es wird immer offen­sicht­licher, dass die Ener­gie­wende ein Fiasko und kra­chend gescheitert ist. Poli­tiker anderer Länder, Experten und Unter­nehmen adres­sieren es immer häu­figer. Doch in der deut­schen Politik möchte sich das aktuell (noch) niemand eingestehen. 

Deutschland steigt ab und mutiert zum Nettostromimporteur 

Statt des ver­spro­chenen “Grünen Wirt­schafts­wunder” erleben wir unser wahres blaues Wunder. Dabei hatten die Grünen dies noch laut­stark und selbst­be­wusst vor der Bun­des­tagswahl groß ange­kündigt. Doch weder von einem Wirt­schafts­wunder, geschweige denn einem “Grünen Wirt­schafts­wunder” ist aktuell etwas zu sehen. Ganz im Gegenteil. Statt­dessen ist Deutschland in eine Rezession gerutscht, eine Deindus­tria­li­sierung ist in vollem Gange, die Unter­neh­mens­pleiten steigen auf ein 7‑Jahreshoch und die Aus­sichten trüben sich immer weiter ein. Eben­falls aus­ge­blieben sind die sin­kenden Strom­preise, die eigentlich nach dem Atom­aus­stieg laut der Wirt­schafts-Koryphäe und aner­kannten Energie-Expertin Katrin Göring-Eck­hardt hätten ein­treten sollen. Doch wie bei so vielen Themen ist die reale Welt da draußen eine andere als die in der Ber­liner Politik-Blase. Statt­dessen wird nun über sub­ven­tio­nierten Indus­trie­strom nach­ge­dacht. Kann man sich nicht aus­denken. Man kreiert selbst ein Problem, um dann die Lösung dafür parat zu halten und sich als Macher darzustellen.

Der Strom wird teurer

Die Zahlen zeigen mitt­ler­weile ein­deutig, dass der Strom immer teurer wird und dass, obwohl die EEG-Umlage (also die Abga­benlast) weg­ge­fallen ist. Deutschland hat sich allein in diesem Jahr von einem der größten Strom­ex­por­teuere zum Net­to­im­porteur ent­wi­ckelt. Laut Sta­tis­ti­schem Bun­desamt mussten im zweiten Quartal 2023 7,1 Mil­li­arden Kilo­watt­stunden Strom nach Deutschland ein­ge­führt werden. Der höchste Import­über­schuss in einem Quartal seit Beginn der Sta­tistik im Jahr 1991. Oder um es mit den Worten des Bun­des­wirt­schafts­mi­nisters Robert Habecks aus­zu­drücken: Wir haben aktuell ein Gas­problem, kein Strom­problem.” Auch im August und Sep­tember kam es zu signi­fi­kanten Net­to­strom­im­porten (siehe Abbildung). Im abge­lau­fenen Monat wurden Netto 4,543 Mil­lionen MWh Strom impor­tiert. In den ersten neun Monaten 2023 stehen nun schon bereits 12,893 Mil­lionen MWh Netto-Export auf der Uhr! Seit dem Aus­stieg aus der Atom­kraft ist keine einzige Woche ohne Net­to­strom­im­porten ver­gangen. Anders sieht das jedoch die Kli­ma­ak­ti­vistin Luisa Neu­bauer, die in der Talkshow “Maisch­berger” behauptet, Deutschland sei Netto-Strom­ex­por­teuer und man bezeihe kein Atom­strom aus Frank­reich. Beides natürlich falsch. Viel bezeich­nender ist aller­dings, dass der haus­in­terne Fak­ten­check der Maisch­berger-Redaktion ganze vier Anläufe braucht, um Frau Neu­bauer zu beschei­nigen, dass ihre Aussage nicht der Wahrheit ent­spricht. Man kann nur hoffen, dass es den Prot­ago­nisten all­mählich dämmert, dass die Abschaltung der AKW’s ein fol­gen­schwerer Fehler war.

Quelle: Querschuesse.de            

Fakt ist: Während wir abge­schalten haben, schalten alle anderen an. Polen wird ein Kern­kraftwerk bauen, Italien will zurück zur Atom­kraft und in China sind momentan alleine 14 AKW´s im Bau und weitere 56 sollen folgen.

Vision vs. Realität: Der Ausbau der Wind­kraft stockt

Außerdem ist fraglich, wie man denn die selbst gesteckten Ziele beim Ausbau der Wind­kraft in Zukunft schaffen will. Um die Dra­matik etwas zu ver­an­schau­lichen: Deutschland müsste aktuell, um die eigenen Ziele zu erreichen, monatlich 350 neue Wind­räder instal­lieren. Doch wie der fol­gende Chart klar zeigt, ist der Ausbau massiv ins Stocken geraten. Im Jahr 2021 wurden nur 484 neue Wind­kraft­an­lagen instal­liert. 2022 kamen 555 neue Windräder (instal­lierte Leistung Net­to­zubau 2139 MW) dazu! In den ersten fünf Monaten 2023 waren es 224 neue Windräder, ein Net­to­zubau von nur 115 Wind­rädern mit einer Net­to­leistung von 978,7 MW.

Quelle: Querschuesse.de

Ein Witz, denn das offi­zielle Pos­tulat bis 2030 lautet 115 GW instal­lierte Leistung aus Wind­energie. Aktuell ist man erst bei 58,5 GW ange­langt. Und man darf nicht ver­gessen: Die Rede ist hier von nicht grundlastfähiger Wind­kraft. Denn Speicher sind aktuell noch nicht vor­handen, um den gewonnen Strom bei Bedarf auch abrufen zu können. Auch in der EU will man bis 2030 jährlich 20 GW an Off­shore Wind­kraft­an­lagen bauen, die Industrie sagt möglich sind aber maximal 7 GW.

Doch das sind bei weitem nicht die ein­zigen Pro­bleme, die sich bei der Wind­kraft auftun. Man fragt sich, wie man den Ausbau schaffen will bei einem anhal­tendem Fach­kräf­te­mangel und den nach wie vor stra­pa­zierten Lie­fer­ketten. Dazu kommt der enorme Mate­ri­al­bedarf der Erneu­er­baren Ener­gie­träger. Allein für das Fun­dament eines Windrads werden bis zu 1000 Tonnen Beton benötigt. Nach Ende der Laufzeit landen die ton­nen­schweren  Rotor­blätter dann auf dem Son­dermüll. Darüber hinaus sind Wind­kraft­an­lagen, ins­be­sondere Off­shore-Wind­parks, in der Regel auf seltene Erden ange­wiesen, wie bei­spiels­weise Neodym, das haupt­sächlich in China abgebaut und ver­ar­beitet wird. Somit sind neue Abhän­gig­keiten bereits heute vor­pro­gram­miert. Als ob man nichts aus den letzten Jahren gelernt hätte.

Aber ganz abge­sehen davon muss man einfach kon­sta­tieren, dass Deutschland in weiten Teilen durch Wind- und Son­nen­armut geprägt ist. Selbst wenn ordentlich Strom in den wind­starken Regionen Nord­deutsch­lands pro­du­ziert wird, so fehlen nach wie vor die Lei­tungen, die den Strom in den Süden trans­por­tieren. Es ist und bleibt nichts weiter als ein Märchen und so ent­behrt es nicht einer gewissen Ironie, dass nun aus­ge­rechnet im Rhein­hardswald, dem Mär­chenwald der Brüder Grimm, Hessens größter Windpark ent­steht. Sinn­bildlich für diese miss­glückte Ener­gie­wende steht Siemens Energy. Das Unter­nehmen meldete erst kürzlich einen Quar­tals­verlust von sage und schreibe drei Mil­li­arden Euro. Allein die Repa­ra­tur­kosten der Onshore- und Off­shore-Wind­parks belaufen sich auf eine Mil­liarde Euro.

Das Problem des Geisterstroms

Die feh­lende Spei­cher­ka­pa­zität führt uns direkt zum nächsten Problem, von dem man in der Politik gerne nichts wissen möchte. Die Rede ist vom soge­nannten “Geis­ter­strom”. Denn selbst wenn dann mal der Wind kräftig bläst, kann es pas­sieren, dass die Wind­räder zu viel Strom pro­du­zieren, sodass diese auf­grund man­gelnder Spei­cher­ka­pa­zi­täten und Trans­port­mög­lich­keiten abge­schaltet werden müssen. Und auch hier sprechen die Zahlen und Fakten eine ein­deutige Sprache. Wie der Bun­des­verband der Deut­schen Energie- und Was­ser­wirt­schaft schätzt, wurden allein 2022 rund drei Mil­li­arden Kilo­watt­stunden Wind­kraft, die von Anlagen an Land hätten pro­du­ziert werden können, abge­regelt. Das ver­ur­sacht natürlich enorme Kosten. So gibt die Bun­des­netz­agentur an, dass diese im Jahr 2021 bei mehr als 800 Mil­lionen Euro gelegen haben.

Geht es wirklich um Klimaschutz?

Man kann sich aktuell die Frage stellen, ob es der Bun­des­re­gierung wirklich um Kli­ma­schutz geht. Denn falls es das täte, so hätte man die AKWs am Netz gelassen. Sogar die Wis­sen­schafts­sendung Quarks des WDR hatte das im Jahr 2021 bestätigt. Hätte man alle sechs der damals aktiven AKWs weiter betrieben, so hätte man 69 Mil­lionen Tonnen CO2 (rund zehn Prozent der jähr­lichen Emis­sionen Deutsch­lands) ein­sparen können.

Doch man hat sich gegen diesen Weg ent­schieden und den Preis dafür zahlen nun die End­ver­braucher und die Firmen. Immer mehr Unter­nehmen kehren dem Land den Rücken zu. Die Zahlen sind erschre­ckend. Laut einer Umfrage des Bun­des­ver­bands mit­tel­stän­dische Wirt­schaft denkt mitt­ler­weile jedes vierte mit­tel­stän­dische Unter­nehmen (26 Prozent) daran, das eigene Geschäft auf­zu­geben. Jeder vierte (22 Prozent) denkt sogar über eine Ver­la­gerung ins Ausland nach. So kann man auch seine Kli­ma­schutz­ziele erreichen. Denn wo nicht mehr pro­du­ziert wird, da fallen auch keine CO2-Emis­sionen an. Das Fatale ist jedoch, dass im Ausland – wie zum Bei­spiel in China – unter schlech­teren Umwelt­stan­dards pro­du­ziert wird.

Lösungs­vor­schläge

Doch es gibt Lösungen. Wie in einem meiner letzten Bei­träge dar­gelegt, sollte die Politik ihre jetzige Ener­gie­po­litik über­denken. Fol­gende Maß­nahmen sollten sofort umge­setzt werden:

  • 180 Grad Wende bei der Ener­gie­po­litik. Dazu zählt ins­be­sondere die Rückkehr zur Atom­kraft. 8 AKWs könnten reak­ti­viert werden.
  • Koh­le­aus­stieg ü Über­gangs­weise die Kohle- und Gas­för­derung reaktivieren.
  • Massive Inves­ti­tionen in For­schung, ins­be­sondere in die Speichertechnologie.

Am Ende hätte man sogar eine Win-Win-Situation, denn es würde dank der gesun­kenen Ener­gie­kosten nicht zu einer Abwan­derung von Indus­trien kommen, der Staat hätte höhere Ein­nahmen und könnte mehr in die Erfor­schung neuer Spei­cher­tech­no­logien inves­tieren, die dann am Ende tat­sächlich Markt­reife erlangen. Vor allem würde man so ver­hindern, dass die Industrie dorthin abwandert, wo die Ener­gie­kosten am geringsten sind (z.B. China) und wo unter deutlich höherem CO2-Ausstoß pro­du­ziert wird.

Fazit: Die dümmste Ener­gie­po­litik der Welt

‍Deutschland betreibt bereits seit Jahren die dümmste Ener­gie­po­litik der Welt. So titelte das Wall Street Journal bereits im Jahr 2019. Dieser Tage wird uns jedoch wieder schmerzhaft vor Augen geführt, dass die Autoren damit zu 100 Prozent richtig lagen. Auch ich warne bereits seit län­gerem vor den Folgen einer von Ideo­logie geblen­deten Ener­gie­po­litik, deren Folgen nun immer mehr zu Tage treten. Die Gefahr einer anhal­tenden Deindus­tria­li­sierung ist akut, doch bis die Politik die Warn­zeichen wahr­nimmt, ist es wahr­scheinlich bereits zu spät.

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Marc Friedrich ist sechs­facher SPIEGEL Best­sel­ler­autor, Finanz­ex­perte, gefragter Redner, Vor­denker, Frei­geist und Honorarberater. 

Sein letzter Best­seller war das erfolg­reichste Wirt­schaftsbuch 2021: Die größte Chance aller Zeiten. Sein neues Buch erscheint am 21. November 2023: Die größte Revo­lution aller Zeiten — wieso unser Geld stirbt und wie Sie davon profitieren“ 

 Mehr Infor­ma­tionen: www.friedrich-partner.de und www.marc-friedrich.de

Twitter und Instagram: @marcfriedrich7