Im Jahr 2020, nach dem Ausbruch von der COVID-19-Pandemie, verzeichnete Nigeria die niedrigste durchschnittliche tägliche Ölproduktion seit fast einem Jahrzehnt. Der Grund lag in der geringen weltweiten Nachfrage nach Öl und dessen Produkten. Seitdem ist es für das westafrikanische Land schwierig geworden, die Stabilität im Ölsektor wiederherzustellen, obwohl die Regierung bereits einige Maßnahmen ergriffen hat, um die Produktion deutlich zu steigern.
Doch Ende 2023 besteht berechtigte Hoffnung für den nigerianischen Ölsektor. Dies ist vor allem auf eine neue unterzeichnete Absichtserklärung zwischen Nigeria und Saudi-Arabien zurückzuführen. Ziel dieser Partnerschaft, so wird verlautbart, ist es, den beiderseitigen Nutzen, aber auch die Interessen beider Länder auch zukünftig voranzutreiben. Dies geschah unter anderem auch, nachdem sich die Afrexim Bank an diverse Öl-Firmen gewandt hatte, um den ölgedeckten Kredit an NNPC LTD, dem Ölkonzern des Landes, zu finanzieren, während gleichzeitig die Regierung des Landes versucht, Devisenverbindlichkeiten zu begleichen.
Erwartete Vorteile aus der Absichtserklärung
Nigeria hat derzeit die größten Ölreserven auf dem afrikanischen Kontinent, während Saudi-Arabien über die zweitgrößten der Welt verfügt. Diese Absichtserklärung wurde vom nigerianischen Minister für staatliche Erdölressourcen, Senator Heineken Lokpobiri, und dem saudischen Energieminister Prinz Abdulaziz bin Salman unterzeichnet. Dies geschieht genau zu jenem Zeitpunkt, an dem Nigeria die Produktion und Technologie in seinem Energiesektor erheblich verbessern möchte.
Durch diese Vorhaben soll vor allem Nigeria von Saudi-Arabiens fortschrittlichem technologischen Wissen in der Ölexploration und ‑produktion profitieren, was die Effizienz des afrikanischen Landes im Energiebereich steigern dürfte. Die nigerianischen Politiker sind zuversichtlich, dass diese Partnerschaft dazu führen wird, dass Nigeria seine Rohölproduktion steigern und seine Position auf dem wettbewerbsintensiven globalen Energiemarkt verbessern wird.
Ein weiterer erwarteter, großer Vorteil dieses Abkommens dürften für Nigeria die gesteigerten ausländischen Investitionen in die nigerianische Ölindustrie sein. Diese fremden Gelder könnten zu einem großen Teil entweder direkt aus Saudi-Arabien oder andererseits von anderen Global Playern stammen, die aber in enger Kooperation mit Saudi-Arabien stehen.
Zum gegenwärtigen Zeitpunkt hat sich Nigeria bereits Investitionszusagen in Höhe von rund 13 Milliarden US-Dollar für das nächste Jahr gesichert. Diese Finanzhilfen wurden von Olu Verheijen, dem Sonderberater für Energie des Präsidenten, und der Nigerian Upstream Petroleum Regulatory Commission (NUPRC) anvisiert. Hierzu trafen sie sich kürzlich mit den Vertretern der fünfzehn in Nigeria tätigen Öl- und Gasunternehmen.
Zu den großen Unternehmen, die sich bereits dazu verpflichtet haben, ihre Investitionen in die nigerianische Ölindustrie zu steigern, gehören TotalEnergies, Shell und ExxonMobil. Dieses Angebot ist der jüngste Versuch von Präsident Bola Tinubu, die anhaltende Einkommens- und Devisenkrise des Landes zu beenden und die Wirtschaft zu stabilisieren.
Die aktuelle Förderleistung des nigerianischen Ölsektors
Da das Land mit einer beispielslosen Einnahmekrise konfrontiert ist, ist vor allem die Jugend davon betroffen, denn die Jugendarbeitslosigkeit ist in den letzten Jahren enorm gestiegen. Während einige ihr Glück bei Online Casinospielen oder auf Sportwettenplattformen versucht haben, hat sich eine beträchtliche Anzahl Jugendlicher in der Nigerdelta-Region auf den Öldiebstahl spezialisiert, um zumindest ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Allerdings hat Verteidigungsminister Bello Matawalle die Beteiligten gewarnt und gleichzeitig erklärt, dass das Militär erhebliche Fortschritte bei der Durchführung von Festnahmen und der Zerschlagung krimineller Vereinigungen gemacht habe.
Der nigerianische Verteidigungsminister bekräftigte außerdem seine Zuversicht, dass der nigerianische Ölsektor mit gesteigerten Förderleistungen zu Jahresende weit besser abschneiden wird, als dies in den Vergleichszeiträumen der letzten Jahre der Fall war. So sollen durchschnittlich 1,9 Millionen Barrel pro Tag produzieren werden. Das Erreichen dieses Ziels ist von entscheidender Bedeutung, da dadurch sichergestellt wird, dass Nigeria die neue Rohölproduktionsquote für Januar 2024, die bei 2,2 Millionen Barrel pro Tag liegt, erfüllen kann.
Die Statistiken der nigerianischen Upstream Petroleum Regulatory Commission zeigten Ende Oktober 2023, dass die Rohölproduktion des Landes lediglich bei 1,5 Millionen Barrel pro Tag lag.
Präsident Bola unter Liefer- und Zeitdruck
Dieser Ölfördermengen müssen erreicht werden, um das Wahlversprechen von Präsident Bola Tinubu zu erfüllen, die Wirtschaft des Landes wiederzubeleben, und um die Wirtschaftsleistung jedes Jahr um mindestens 6 % zu steigern. Die ersten Monate von Präsident Tinubu an der Spitze der nigerianischen Regierung wurden von den Nigerianern genauestens verfolgt, vor allem, als er zunächst „notwendige Opfer“ erbringen ließ, wie zum Beispiel die Abschaffung der Treibstoffsubventionen.
Die Nigerianer waren stark von dem anschließenden Anstieg der Lebenshaltungskosten betroffen, nachdem die seit fast 50 Jahren geltenden Treibstoffsubventionen unter der neuen Regierung abgeschafft wurden. Schlimmer noch: Der Naira, die Währung des Landes, befand sich kürzlich auf einem Allzeittief, als dieser auf dem Schwarzmarkt den Wechselkurs von 1:1.000 gegenüber dem Dollar erreichte.
Die Regierung erklärte diese drastischen Maßnahmen damit, dass die extrem niedrigen Treibstoffpreise, die durch Tochtergesellschaften erlassen wurden, das Land in die Verschuldung geführt hatte und den Staat jedes Jahr Milliarden von Euro gekostet hätten.
In den letzten fünf Monaten mussten die Nigerianer ihre finanziellen Gewohnheiten radikal überdenken und ihre eigenen Haushaltsbudgets aufgrund der steigenden Lebenserhaltungskosten für Benzin, Lebensmittel und Transport neu ausrichten. Gegen Ende des Jahres sollten die angekündigten Fortschritte der Regierung im Bereich des Ölsektor jedoch die Hoffnungen auf die vom Präsidenten versprochenen besseren Tage wiederbeleben.
Das mit Saudi-Arabien unterzeichnete Abkommen sollte ein weiteres positives Zeichen dafür sein, dass das Land auf dem richtigen Weg ist und diese Wirtschaftskrise möglicherweise eher früher als später der Vergangenheit angehören wird. Das wäre besonders eine gute Nachricht für die fast 40 % der Nigerianer, die unterhalb der Armutsgrenze leben.