Ein beliebtes Thema in Kinofilmen ist es, dass ein paar wenige Helden, meistens Amerikaner, die Erde vor der totalen Vernichtung retten. Dennis Quaid hat jetzt auch einen Weltkatastrophenfilm gedreht. Der bemüht aber nicht unwahrscheinliche Szenarien, wie Alienüberfall, durchgedrehter, übermächtiger Psychopath will die Menschheit vernichten oder ein riesiger Asteroid saust auf die Erde zu und Bruce Willis muss uns alle retten. Nein, diesmal ist es die Sonne und sie wird mal so eben uns allen buchstäblich das Licht ausblasen: Ein Sonnensturm trifft die Erde.
Dass ein Sonnensturm kommt, ist sicher, nur nicht wann und wie katastrophal
Das Blöde ist: Das wird auch tatsächlich sehr wahrscheinlich passieren – oder andersherum: Es ist nicht davon auszugehen, dass es nicht passiert:
„Es besteht eine 100-prozentige Wahrscheinlichkeit, dass unsere Sonne einen sogenannten GMD, einen Sonnensturm, erzeugt, der unsere Erde und das Magnetfeld um die Erde herum trifft und alles, was über der Erde elektrisch ist, einschließlich unseres gesamten Stromnetzes, durchbraten kann“, erklärte Schauspieler Dennis Quaid Tucker Carlson in einem der surrealen und zugleich erschreckendsten Interviews, die der ehemalige Fox-Moderator bisher gegeben hat. Dennis Quaid hat sich eingelesen und weiß eine Menge über Sonnenstürme und gibt in dem Interview ein paar Einblicke in seinen kommenden Doku-Film mit dem griffigen Titel „Grid Down, Power Up“. Dabei bezieht er sich auf die Verwüstungen, die ein solcher Sonnensturm vor 165 Jahren angerichtet hat … und damals war die Elektrizität noch nicht so eine lebenswichtige Technologie, wie heute.
Unsere Sonne geht durch heftige Zyklen
Die Sonne geht durch Zyklen von hohen und niedrigen Aktivitäten. Je aktiver die Reaktionen in der Sonne und die heißen Gasfahnen (Protuberanzen) sind, die sie ausstößt, je heißer sie wird, desto mehr erwärmt sich die Erde, versinkt unser Zentralstern dann in eine Ruhephase, kühlt sie wieder ab. Nicht alle Zyklen verlaufen gleich stark oder schwach. Die sogenannten „kleinen“ Eiszeiten, wie das Maunderminimum, das zu Missernten, elend langen und kalten Wintern und zugefrorenen Seen und Flüssen führte, sind das Ergebnis einer ruhenden Sonne. Das Maunderminimum war die Auswirkung eines „Grand Minimum“ der Sonne , wie auch ein solares „Grand Maximum“ die Erde spürbar erwärmt.
In einem solchen Aktivitätshoch kann die Sonne auch mit ihren Protuberanzen eine Wolke elektrisch geladener Teilchen in All hinaus schleudern, die sich mit über 2000 km/h ins All bewegt … und manchmal eben auch auf die Erde zu.
Das „Carrington Ereignis“
Das passierte 1859 mit dem „Carrington-Ereignis“. Der britische Astronom Richars Carrington war gerade dabei, die Sonne zu beobachten und seine Beobachtungen aufzuschreiben.Dabei zeichnete er auch auch die dunklen Flecken auf der Sonnenoberfläche in eie Karte ein. Diese Flecken sind Hinweise auf die Aktivität der Sonne. Da bemerkte er zwei extrem Keuchtstarke, weiße Flecken auf der Sonnenoberfläche. Etwa 17 Stunden später schlug ein Messgerät in London stark aus: Es zeichnete eine extreme Störung des Erdmagnetfeldes auf. Das machte sich auch deutlich bemerkbar. So konnte man in dieser Zeit nicht nur an den Polen der Erde die gespenstisch-zauberhaften Polarlichter sehen.Selbst in Venezuela sahen die Menschen zum ersten Mal in ihrem Leben die farbig-leuchtenden, tanzenden Schleier am Nachthimmel, ja sogar tagsüber. Es sind diese elektrisch geladenen Teilchen aus der Sonnenwolke, die im Erdmagnetfeld aufblitzen und leuchten.
„In den höheren Breiten Nordeuropas und Nordamerikas wurden in Telegrafenleitungen so hohe Spannungen induziert, dass Papierstreifen in den Empfängern durch Funkenschlag in Brand gesetzt wurden. Die Funktion des kurz zuvor installierten weltweiten Telegrafienetzes war massiv beeinträchtigt.“
So schön das aussah, so zerstörerisch war für alles, was elektrisch war. Damals schlugen die Telegraphenleitungen Funken, einige verglühten sogar. Ein trauriges Bild, was sich da am nächsten Tag bot. Damals war die Welt noch nicht so elektrifiziert wie heute. Strom gab es nur für sehr wenige. Der weitaus größte Teil der Menschheit hatte keinen Strom. Das Carrington-Ereignis, also der heftige Sonnensturm tangierte sie kaum. Es gab weder Fernsehen oder Radio, Petroleumlampen erhellten der Raum und draußen klapperten die Pferdehufe über das Kopfsteinpflaster. Man spielte nicht auf der Spielkonsole, sonder Karten und Schach.
Bei einem kleineren Sonnensturm 2003 verlor die Erde die Hälfte der Satelliten
Heute würden nicht nur die Stromnetze ausfallen. In den großen Umspannwerken würden die riesigen Transformatoren zusammenschmelzen. Und es gibt nur sehr wenige Hersteller, die diese Trafos bauen. Eine weltweite Vernichtung dieser Trafos wäre der Supergau. Die Stromnetze könnten zwei bis drei Jahre unbenutzbar bleiben kann.
Es bliebe nicht beim dunklen Heim. Die Navigationssysteme unserer Autos fielen aus, weil es kein GPS-Signal mehr gibt. Betriebe lägen still, Elektroautos funktionierten nicht, wenn nicht sogar die Batterie brennen würde. Und die Kriege würden stillstehen, weil weder die elektronischen Waffensysteme, noch die die militärische Satellitenaufklärung noch funktionieren würde – und das auf lange Zeit. Denn ein kleinerer Sonnensturm zu Halloween im Jahr 2003 versetzte die Hälfte der Satelliten der Erde in einen Zustand der „Bewusstlosigkeit“, sie gingen einfach verloren und irrten irgendwo in der Erdumlaufbahn herum. Die Betreiber der Satelliten mussten sie tagelang im All suchen.
Die meisten heutigen Satellitenbetreiber haben so etwas wie die Halloween-Stürme noch nie erlebt. Das ist ein Problem, fährt Dr. Phillips fort, denn die Zahl der Objekte, die sie verfolgen müssen, hat stark zugenommen. Seit 2003 hat sich die Zahl der aktiven Satelliten auf über 7.000 erhöht, hinzu kommen über 20.000 Trümmerteile, die größer als 10 cm sind. Die Verfolgung so vieler Objekte in einer derart überfüllten Umgebung zu verlieren, könnte theoretisch eine Kaskade von Kollisionen auslösen und die niedrige Erdumlaufbahn nach einem extremen geomagnetischen Sturm für Jahre unbrauchbar machen.
Und es kam ganz plötzlich und unerwartet:
Der Sonnenzyklus 23 neigte sich dem Ende zu, und die Weltraumwetterexperten sprachen davon, wie ruhig es bald werden würde.
Plötzlich jedoch kam es auf der Sonne zu zwei der stärksten Sonneneruptionen des Weltraumzeitalters: eine X17-Eruption am 28. Oktober, gefolgt von einer X10 am 29. Oktober 2003. Beide schleuderten rasante koronale Massenauswürfe (CMEs) direkt auf die Erde.
Mit einer Geschwindigkeit von 2125 km/s bzw. 1948 km/s erreichten beide CMEs die Erde in weniger als einem Tag und lösten am 29., 30. und 31. Oktober 2003 extreme geomagnetische Stürme (G5) aus.
Die Halloween-Stürme pumpten eine zusätzliche Leistung von 3 Terawatt in die obere Atmosphäre der Erde, erklärt Dr. Tony Phillips von spaceweather.com. Durch die geomagnetische Erwärmung blähte sich die Atmosphäre auf, was den Luftwiderstand von Satelliten stark erhöhte. Einige Satelliten in der erdnahen Umlaufbahn gerieten um einen bis mehrere Dutzend Kilometer vom Kurs ab.
Das alles sind aber nur kleiner Sonnenstürmchen. Was, wenn ein richtiger Sonnensturm kommt?
Dennis Quaid hat Recht, wenn er sagt, dass es mit Sicherheit zu einem solche, richtigen Sonnensturmkommen wird. In seinem Gespräch mit Tucker Carlson sagt er: „Stellen Sie sich vor, was das jetzt mit einem sehr großen Sturm tun würde … es würde nicht nur den Strom, sondern unsere gesamte Infrastruktur ausschalten. Aus Ihrem Wasserhahn kommt kein Wasser. Sie können kein Benzin für Ihr Auto tanken, weil das gesamte System zerstört ist. Alles, worauf wir uns verlassen und wovon wir abhängen, wäre weg. Das Essen würde in unseren Kühlschränken schmelzen … Innerhalb eines Jahres wären 90% der Weltbevölkerung an Hunger, Krankheit oder einer totalen und völligen sozialen Katastrophe gestorben.“
Hier ist das Interview:
Letztendlich ist unser riesiges Zentralgestirn, die Sonne, zu sehr viel mehr fähig, mehr als nur Satelliten abstürzen zu lassen und Transformatoren zu zerbrutzeln (so schlimm das auch ist). Wenn die nächste starke X‑Eruption auftritt, wird sie die elektrische Infrastruktur auf dem gesamten Planeten vor ernsthafte Probleme stellen. Das kann ein-bis zweijährige Stromausfälle und verheerendes Chaos bedeuten. Dagegen ist die Klimaerwärmung ein laues Lüftchen. So übertrieben sind Dennis Quaids Warnungen nicht.
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