„90% der Bevöl­kerung wird innerhalb eines Jahres tot sein“ – wird ein unver­meid­licher Son­nen­sturm alle Tech­no­logie zerstören?

Ein beliebtes Thema in Kino­filmen ist es, dass ein paar wenige Helden, meistens Ame­ri­kaner, die Erde vor der totalen Ver­nichtung retten. Dennis Quaid hat jetzt auch einen Welt­ka­ta­stro­phenfilm gedreht. Der bemüht aber nicht unwahr­schein­liche Sze­narien, wie Ali­en­überfall, durch­ge­drehter, über­mäch­tiger Psy­chopath will die Menschheit ver­nichten oder ein rie­siger Asteroid saust auf die Erde zu und Bruce Willis muss uns alle retten. Nein, diesmal ist es die Sonne und sie wird mal so eben uns allen buch­stäblich das Licht aus­blasen: Ein Son­nen­sturm trifft die Erde.

Dass ein Son­nen­sturm kommt, ist sicher, nur nicht wann und wie katastrophal

Das Blöde ist: Das wird auch tat­sächlich sehr wahr­scheinlich pas­sieren – oder anders­herum: Es ist nicht davon aus­zu­gehen, dass es nicht passiert:

„Es besteht eine 100-pro­zentige Wahr­schein­lichkeit, dass unsere Sonne einen soge­nannten GMD, einen Son­nen­sturm, erzeugt, der unsere Erde und das Magnetfeld um die Erde herum trifft und alles, was über der Erde elek­trisch ist, ein­schließlich unseres gesamten Strom­netzes, durch­braten kann“, erklärte Schau­spieler Dennis Quaid Tucker Carlson in einem der sur­realen und zugleich erschre­ckendsten Inter­views, die der ehe­malige Fox-Mode­rator bisher gegeben hat. Dennis Quaid hat sich ein­ge­lesen und weiß eine Menge über Son­nen­stürme und gibt in dem Interview ein paar Ein­blicke in seinen kom­menden Doku-Film mit dem grif­figen Titel „Grid Down, Power Up“. Dabei bezieht er sich auf die Ver­wüs­tungen, die ein solcher Son­nen­sturm vor 165 Jahren ange­richtet hat … und damals war die Elek­tri­zität noch nicht so eine lebens­wichtige Tech­no­logie, wie heute.

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Unsere Sonne geht durch heftige Zyklen

Die Sonne geht durch Zyklen von hohen und nied­rigen Akti­vi­täten. Je aktiver die Reak­tionen in der Sonne und die heißen Gas­fahnen (Pro­tu­ber­anzen) sind, die sie aus­stößt, je heißer sie wird, desto mehr erwärmt sich die Erde, ver­sinkt unser Zen­tral­stern dann in eine Ruhe­phase, kühlt sie wieder ab. Nicht alle Zyklen ver­laufen gleich stark oder schwach. Die soge­nannten „kleinen“ Eis­zeiten, wie das Maun­der­mi­nimum, das zu Miss­ernten, elend langen und kalten Wintern und zuge­fro­renen Seen und Flüssen führte, sind das Ergebnis einer ruhenden Sonne. Das Maun­der­mi­nimum war die Aus­wirkung eines „Grand Minimum“ der Sonne , wie auch ein solares „Grand Maximum“ die Erde spürbar erwärmt.

In einem solchen Akti­vi­tätshoch kann die Sonne auch mit ihren Pro­tu­ber­anzen eine Wolke elek­trisch gela­dener Teilchen in All hinaus schleudern, die sich mit über 2000 km/h ins All bewegt … und manchmal eben auch auf die Erde zu.

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Das „Car­ri­ngton Ereignis“ 

Das pas­sierte 1859 mit dem „Car­ri­ngton-Ereignis“. Der bri­tische Astronom Richars Car­ri­ngton war gerade dabei, die Sonne zu beob­achten und seine Beob­ach­tungen aufzuschreiben.Dabei zeichnete er auch auch die dunklen Flecken auf der Son­nen­ober­fläche in eie Karte ein. Diese Flecken sind Hin­weise auf die Akti­vität der Sonne. Da bemerkte er zwei extrem Keucht­starke, weiße Flecken auf der Son­nen­ober­fläche. Etwa 17 Stunden später schlug ein Mess­gerät in London stark aus: Es zeichnete eine extreme Störung des Erd­ma­gnet­feldes auf. Das machte sich auch deutlich bemerkbar. So konnte man in dieser Zeit nicht nur an den Polen der Erde die gespens­tisch-zau­ber­haften Polar­lichter sehen.Selbst in Vene­zuela sahen die Men­schen zum ersten Mal in ihrem Leben die farbig-leuch­tenden, tan­zenden Schleier am Nacht­himmel, ja sogar tagsüber. Es sind diese elek­trisch gela­denen Teilchen aus der Son­nen­wolke, die im Erd­ma­gnetfeld auf­blitzen und leuchten.

In den höheren Breiten Nord­eu­ropas und Nord­ame­rikas wurden in Tele­gra­fen­lei­tungen so hohe Span­nungen indu­ziert, dass Papier­streifen in den Emp­fängern durch Fun­ken­schlag in Brand gesetzt wurden. Die Funktion des kurz zuvor instal­lierten welt­weiten Tele­gra­fie­n­etzes war massiv beeinträchtigt.“

So schön das aussah, so zer­stö­re­risch war für alles, was elek­trisch war. Damals schlugen die Tele­gra­phen­lei­tungen Funken, einige ver­glühten sogar. Ein trau­riges Bild, was sich da am nächsten Tag bot. Damals war die Welt noch nicht so elek­tri­fi­ziert wie heute. Strom gab es nur für sehr wenige. Der weitaus größte Teil der Menschheit  hatte keinen Strom. Das Car­ri­ngton-Ereignis, also der heftige Son­nen­sturm tan­gierte sie kaum. Es gab weder Fern­sehen oder Radio, Petro­le­um­lampen erhellten der Raum und draußen klap­perten die Pfer­dehufe über das Kopf­stein­pflaster. Man spielte nicht auf der Spiel­konsole, sonder Karten und Schach.

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Bei einem klei­neren Son­nen­sturm 2003 verlor die Erde die Hälfte der Satelliten

Heute würden nicht nur die Strom­netze aus­fallen. In den großen Umspann­werken würden die rie­sigen Trans­for­ma­toren zusam­men­schmelzen. Und es gibt nur sehr wenige Her­steller, die diese Trafos bauen. Eine welt­weite Ver­nichtung dieser Trafos wäre der Supergau. Die Strom­netze könnten zwei bis drei Jahre unbe­nutzbar bleiben kann.

Es bliebe nicht beim dunklen Heim. Die Navi­ga­ti­ons­systeme unserer Autos fielen aus, weil es kein GPS-Signal mehr gibt. Betriebe lägen still, Elek­tro­autos funk­tio­nierten nicht, wenn nicht sogar die Bat­terie brennen würde. Und die Kriege würden still­stehen, weil weder die elek­tro­ni­schen Waf­fen­systeme, noch die die mili­tä­rische Satel­li­ten­auf­klärung noch funk­tio­nieren würde – und das auf lange Zeit. Denn ein klei­nerer Son­nen­sturm zu Hal­loween im Jahr 2003 ver­setzte die Hälfte der Satel­liten der Erde in einen Zustand der „Bewusst­lo­sigkeit“, sie gingen einfach ver­loren und irrten irgendwo in der Erd­um­laufbahn herum. Die Betreiber der Satel­liten mussten sie tagelang im All suchen.

Die meisten heu­tigen Satel­li­ten­be­treiber haben so etwas wie die Hal­loween-Stürme noch nie erlebt. Das ist ein Problem, fährt Dr. Phillips fort, denn die Zahl der Objekte, die sie ver­folgen müssen, hat stark zuge­nommen. Seit 2003 hat sich die Zahl der aktiven Satel­liten auf über 7.000 erhöht, hinzu kommen über 20.000 Trüm­mer­teile, die größer als 10 cm sind. Die Ver­folgung so vieler Objekte in einer derart über­füllten Umgebung zu ver­lieren, könnte theo­re­tisch eine Kaskade von Kol­li­sionen aus­lösen und die niedrige Erd­um­laufbahn nach einem extremen geo­ma­gne­ti­schen Sturm für Jahre unbrauchbar machen. 

Und es kam ganz plötzlich und unerwartet:

Der Son­nen­zyklus 23 neigte sich dem Ende zu, und die Welt­raum­wet­ter­ex­perten sprachen davon, wie ruhig es bald werden würde.

Plötzlich jedoch kam es auf der Sonne zu zwei der stärksten Son­nen­erup­tionen des Welt­raum­zeit­alters: eine X17-Eruption am 28. Oktober, gefolgt von einer X10 am 29. Oktober 2003. Beide schleu­derten rasante koronale Mas­sen­aus­würfe (CMEs) direkt auf die Erde.

Mit einer Geschwin­digkeit von 2125 km/s bzw. 1948 km/s erreichten beide CMEs die Erde in weniger als einem Tag und lösten am 29., 30. und 31. Oktober 2003 extreme geo­ma­gne­tische Stürme (G5) aus.

Die Hal­loween-Stürme pumpten eine zusätz­liche Leistung von 3 Terawatt in die obere Atmo­sphäre der Erde, erklärt Dr. Tony Phillips von spaceweather.com. Durch die geo­ma­gne­tische Erwärmung blähte sich die Atmo­sphäre auf, was den Luft­wi­der­stand von Satel­liten stark erhöhte. Einige Satel­liten in der erd­nahen Umlaufbahn gerieten um einen bis mehrere Dutzend Kilo­meter vom Kurs ab. 

Das alles sind aber nur kleiner Son­nen­stürmchen. Was, wenn ein rich­tiger Son­nen­sturm kommt?

Dennis Quaid hat Recht, wenn er sagt, dass es mit Sicherheit zu einem solche, rich­tigen Son­nen­sturm­kommen wird. In seinem Gespräch mit Tucker Carlson sagt er: „Stellen Sie sich vor, was das jetzt mit einem sehr großen Sturm tun würde … es würde nicht nur den Strom, sondern unsere gesamte Infra­struktur aus­schalten. Aus Ihrem Was­serhahn kommt kein Wasser. Sie können kein Benzin für Ihr Auto tanken, weil das gesamte System zer­stört ist. Alles, worauf wir uns ver­lassen und wovon wir abhängen, wäre weg. Das Essen würde in unseren Kühl­schränken schmelzen … Innerhalb eines Jahres wären 90% der Welt­be­völ­kerung an Hunger, Krankheit oder einer totalen und völ­ligen sozialen Kata­strophe gestorben.

Hier ist das Interview:

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Letzt­endlich ist unser rie­siges Zen­tral­ge­stirn, die Sonne, zu sehr viel mehr fähig, mehr als nur  Satel­liten abstürzen zu lassen und Trans­for­ma­toren zu zer­brutzeln (so schlimm das auch ist). Wenn die nächste starke X‑Eruption auf­tritt, wird sie die elek­trische Infra­struktur auf dem gesamten Pla­neten vor ernst­hafte Pro­bleme stellen. Das kann ein-bis zwei­jährige Strom­aus­fälle und ver­hee­rendes Chaos bedeuten. Dagegen ist die Kli­ma­er­wärmung ein laues Lüftchen. So über­trieben sind Dennis Quaids War­nungen nicht.