Liebe Leser, es ist mal wieder eine Frau, die hier über Männer schreibt. Kann man das als Frau überhaupt? Nun, ich denke, das liegt in der Art, wie eine Frau einen Mann sieht und das hat viel mit ihrem Vater (und vielleicht dem Bruder) zu tun und die Erfahrungen, die sie damit gemacht hat. Wer da als Kind Pech hatte trägt das ein Lebtag mit sich herum, sowohl als Tochter, als auch als Sohn. Ein Junge, der einen sehr schwierigen Vater hatte, hat später oft ein Problem mit seinem „Mann sein“. Liebe Herren, die das lesen: keine Angst, ich bin ein Papa-Kind und sehr froh, diesen Vater gehabt zu haben … und daher habe ich ein sehr gutes „Männerbild“. Aber: Damit ist es zur Zeit im Allgemeinen nicht gut bestellt.
Hat das Bild des Helden ausgedient? Wie soll der Mann heute sein?
Das ZDF widmet der Suche der Männer nach dem „Mann“ in sich einen Artikel, der als Titelbild ein Szenenbild aus dem Kinofilm „Thor“ zeigt: Den Hauptdarsteller Chris Hemsworth in Kampfmontur, angriffsbereit mit einem riesigen Thorshammer in der Faust. Die Überschrift: „Hat der Actionheld ausgedient?“
Naja, und dann zitiert man verschiedene Experten. So sagt ein Experte namens Dr. Marc Gärtner vom Bundesforum Männer; „Plötzlich wird Männlichkeit verhandelt, das ist das Neue“. Ööööhmmm … Nein.
Da ist nix neu. Das Männerbild wandelt sich dauernd durch die Geschichte. Die Anfänge des römischen Reiches hat andere Männer hervorgebracht, als später, wo das Reich den Höhepunkt seiner Expansion überschritten hatte und eine hochzivilisierte Kultur geschaffen hatte, die nicht mehr viel gemein hatte mit dem wilden Haufen von Haudegen in den Anfängen.
Die Männer der germanischen Stämme hatten nicht viel gemeinsam mit ihren Nachfahren, den „Edlen Rittern“, die Minnelieder dichteten, die „Frouwenehre“ hoch hielten und höfisches Leben mit strengen Ehrenregeln befolgten. Später verkamen viele Geschlechter zu Raubrittern, die nichts weiter mehr waren, als gut ausgerüstete Schwerkriminelle.
Kaiser Maximilian I, auch der „Letzte Ritter“ genannt, war ein Mann der Renaissance. „Mann“ war zwar mutig und tapfer, doch die Rüstung schützte nicht gegen Schusswaffen. Das Selbstbild der Ritter geriet ins Wanken. Die Antwort war ein Ideal des hochgebildeten Mannes mit feinen Manieren, sehr prächtigen Kleidern, wissenschaftlich interessiert, ein Freund von Kunst und Literatur. „Mann“ schrieb Gedichte, war galant zu Frauen und schrieb Liebeslieder, in denen starke Gefühle zum Ausdruck kommen.
Heinrich VIII von England beispielsweise hatte sechs Frauen und schrieb ein wundervolles Liebeslied, das heute noch zu den bekanntesten gehört: „Lady Greensleeves“, in dem er sein Liebesleid des Verlassenwerdens besingt:
Das hielt den sensiblen Herrn aber nicht davon ab, zwei seiner sechs Ehefrauen umzubringen und zwei andere in die Verbannung zu schicken.
Die Filmindustrie weiß, was die Zuschauer wollen
Die Kassenschlager im Kino zeigen sehr gut, wie die Menschen wirklich ticken. Die Jungs wollen sich in der Rolle des Helden wiederfinden, der hilft und rettet – und die Mädels wollen so einen Beschützer und edlen Helden bewundern und träumen davon, dass sich so einer in sie verliebt, sie beschützt und auf Händen trägt. Das wird sich bei der Mehrheit der Menschen auch nicht ändern, egal, welche ideologischen Klimmzüge diejenigen machen, die die Gesellschaft umerziehen wollen.
Deshalb sind die die Filme, die man manchmal des nächstens auf Arte sehen kann, in denen komplizierte Beziehungen und gesellschaftskritische Dramen (gerne französisch-polnische Co-Produktionen) durchgenommen werden, keine Kassenschlager. Weil kein Schwein versteht, was da eigentlich zwischen Männlein und Weiblein abgeht und es auch keiner wirklich wissen will.
Nicht missverstehen: Jeder darf und soll so leben und lieben, wie er möchte. In einer freien Gesellschaft ist das sein Recht, ob Mann, Frau oder divers. Solange derjenige niemandem damit schadet oder massiv auf die Nerven geht. Das ist absolute Privatsache und es geht niemanden was an und niemand hat das zu be- oder verurteilen.
„Männlich“ und „weiblich“ ist der Erfolgsschlager der Natur
Die Natur (oder Gott) hat den Mann nun einmal so ausgestattet, dass er im Durchschnitt größer, schwerer, leistungsfähiger und muskulöser gebaut ist als die Frau – ja, und auch schneller aggressiv werden kann, sich durchsetzen will, härter zu sich selbst ist. Die Transfrauen mischen ja genau deswegen den Frauensport dermaßen auf, dass kaum eine Frau noch irgendeine Chance auf einen ersten Platz auf dem Siegertreppchen hat. Einen besseren Beweis dafür, dass Männerkörper in der sportlichen Hochleistungsklasse eben Frauen überlegen sind, gibt’s wohl kaum.
Deswegen war es im Prinzip immer so: Der Mann beschützt seine Sippe, seine Familie. Das „Wie“ und die Umstände ändern sich. In manchen Völkern gab es Kriegerinnen, beispielsweise die gefürchteten Amazonen. Aber auch bei den Germanen und Wikingern. Diese Frauen nannte man „Schildmaiden“. Das Rollenverhalten von Männern und Frauen ist also nicht in Stein gemeißelt. Aber es ist das Grundmuster.
Jawohl, es gibt in der Natur auch andere Formen. Schnecken zum Beispiel. Das sind Zwitter. Und bei Straußen und Seepferdchen zieht der Mann die Kinder groß. Es gibt Tiere, die ihr Geschlecht wechseln können. Hyänen haben da recht eigenwillige Möglichkeiten. Das sind allerdings Ausnahmeerscheinungen, die ihren Sinn haben, weil sie sich als Überlebensvorteil entwickelt haben.
Ein „Mann“ zu sein ist nicht nur toll – es ist meistens Stress!
Ein Essay im „Stern“ bringt es mit sympathischer Selbstironie auf den Punkt. Autor Moritz Hackl schreibt:
„Ich bin ein Mann. Und das ist schon das ganze Problem. Eines für mich und ein gesellschaftliches. Mannsein ist gesundheitsgefährdend. Wir sterben früher als Frauen, begehen öfter Suizid, sind gewalttätiger, sterben häufiger bei Autounfällen, trinken und rauchen mehr, haben weniger Halt gebende Freundschaften, schaffen es schlechter über Gefühle zu sprechen, wie die Studie “Männergesundheit” zeigt. Und zu allem Überfluss lebt jeder Mann mit der Gefahr, dass ihm irgendwann die Haare ausfallen.“
Wir leben in einer Zeitenwende, das fühlen wir irgendwie alle. Die Männer haben (wieder einmal, wie so oft in der Geschichte) ein Problem, sich zu definieren. In der Zeit vor dem Christentum war „Mann“ in Europa als Mann wehrhaft, führte ein hartes Leben als Bauer, musste seine Sippe verteidigen gegen Überfälle von anderen, ebenso wehrhaften Männerhorden … oder war zur Abwechslung selbst mal am Überfall auf eine andere Sippe beteiligt. Allzuoft kam das nicht vor, denn auch die Germanen und Wikinger hatten Gesetze, die man nicht einfach brechen konnte. Aber wenn Missernten, Hunger und Not das Überleben schwer machten, dann hieß es, das Überleben der eigenen Sippe mit allen Mitteln zu sichern. „Mann“ wurde damals nicht alt.
Dann kam das Christentum. Es waren hauptsächlich die Frauen, die sich dieser neuen Religion zuwandten, weil sie hofften, dass diese Religion der gegenseitige Abschlachterei ihrer Väter, Männer, Brüder und Söhne ein Ende bereiten würde. Anfangs griffen die damaligen Missionare ja auch zu einem schlauen Trick: Man erfand die Heliand-Sage. Da mutierte der Gottessohn Jesus zu einem tapferen, bis an die Zähne bewaffneten Streiter. Anders konnte man diese Religion den Männern damals nicht nahebringen. Ein Kerl, der sich einfach so ans Kreuz nageln lässt, ohne sich zu wehren und seine Sippe zusammenzutrommeln, die den Feind aufmischt … das ging nicht diese Köpfe.
Letztendlich hat das Gebot Jesu, die andere Wange auch noch hinzuhalten, wenn man geschlagen wird, die christlichen Kreuzritter nicht davon abgehalten, im nahen Osten mit Feuer und Schwert die Religion der Nächstenliebe zu verbreiten. Nicht einmal der Buddhismus war in der Lage, Kriege und Kämpfe zu verhindern.
Muss der Mann sich immer selbst beweisen, dass er ein „Mann“ ist?
Und wann ist er denn wirklich einer? In sich selbst finden nur sehr wenige Männer ihre Selbstdefinierung. Und hier sind wir wieder beim Vater. Als Kind ist dem Jungen der Vater ein Vorbild und prägt. Der Junge sucht die Anerkennung des Vaters, was Druck und Stress für den kleinen Mann bedeutet und doch tragischerweise oft nicht gelingt. Dann, im jugendlichen Alter sind es die anderen Jungs, die auf ihn und sich gegenseitig Druck machen und Hierarchien ausbilden. Wer da nicht mithalten kann, ist ein „Loser“. Schwäche zu zeigen führt zur Verachtung der anderen, eine Katastrophe für das fragile Selbstbewusstsein. Ja, er muss es beweisen, sich selbst und anderen.
Herbert Grönemeyers Lied „Wann ist ein Mann ein Mann?“ ist nun schon ein Klassiker. Es spiegelt diesen Kampf des Mannes mit sich selbst wider, seine Selbstdarstellung nach außen und die sorgsam versteckte Unsicherheit im Inneren und der Angst, sich eine Blöße zu geben. Niemand darf merken, dass er eigentlich gar nicht so cool, selbstsicher und unangreifbar ist, wie er scheint.
Männer nehm′n in den Arm
Männer geben Geborgenheit
Männer weinen heimlich
Männer brauchen viel Zärtlichkeit
Oh, Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt einfach unersetzlich.
Männer kaufen Frauen
Männer stehen ständig unter Strom
Männer baggern wie blöde
Männer lügen am Telefon
Oh, Männer sind allzeit bereit
Männer bestechen durch ihr Geld und
Ihre Lässigkeit.
Refrain:
Männer haben’s schwer, nehmen′s leicht,
Außen hart und innen ganz weich
Werd’n als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann?
Männer haben Muskeln
Männer sind furchtbar stark
Männer können alles
Männer kriegen ’nen Herzinfarkt
Oh Männer sind einsame Streiter,
Müssen durch jede Wand,
Müssen immer weiter
Refrain
Männer führen Kriege
Männer sind schon als Baby blau
Männer rauchen Pfeife
Männer sind furchtbar schlau
Männer bauen Raketen
Männer machen alles ganz genau.
Wann ist ein Mann ein Mann?
Männer kriegen keine Kinder
Männer kriegen dünnes Haar
Männer sind auch Menschen
Männer sind etwas sonderbar
Männer sind so verletzlich
Männer sind auf dieser Welt
Einfach unersetzlich.
Männer haben′s schwer, nehmen’s leicht,
Außen hart und innen ganz weich
Werd′n als Kind schon auf Mann geeicht
Wann ist ein Mann ein Mann?
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