Bild Pixabay.com Autor Wolkenkrieger

Kri­mi­nellstes Par­lament – gut 25% polizei- bzw gerichts­be­kannt: Das Euro­päische Par­lament eine Ver­sammlung von Kriminellen

Gele­genheit macht Diebe.

Oder: Wenn Per­sonen, mit einer Dis­po­sition, sich kri­minell zu ver­halten, die Gefahr, ent­deckt zu werden und die Kosten, die ent­stehen, wenn sie ent­deckt werden, gering ein­schätzen, werden sie sich kri­minell verhalten.

Die zweite Aussage ist eine Mischung aus Edwin K. Sut­her­lands Theorie dif­fe­ren­ti­eller Kon­takte, James Q. Wilson und George L. Kel­lings “Broken Window Approach” und  einer Adaption des “Reasoning Cri­minal” von Derek B. Cornish und Ronald V. Clarke. Demnach herr­schen dann besonders günstige Bedigungen für Kriminalität,

  • wenn eine große Zahl von Indi­viduen mit einer Dis­po­sition zum kri­mi­nellen Ver­halten zusammentrifft,
  • wenn sich eine kri­mi­nelle Sub-Kultur ent­wi­ckelt, die kri­mi­nelles Ver­halten mehr oder minder nor­ma­li­siert und
  • wenn selbst dann, wenn kri­mi­nelles Ver­halten bekannt wird, keine oder kaum Kon­se­quenzen für den Täter entstehen.

So besehen ist das EURO­PÄISCHE PAR­LAMENT ein El Dorado für Kri­mi­nelle, die sich dort ein­finden, sich von euro­päi­schen Steu­er­zahlern mästen lassen und Gerichts­ver­hand­lungen oder Haft­strafen, die in ihrem Hei­matland gegen sie aus­ge­sprochen werden, aus­sitzen. Manche von ihnen schaffen es nicht recht­zeitig, der Haft zu ent­kommen, wie der grie­chische Abge­ordnete Ioannis Lagos, der zu 13 Jahren Haft ver­ur­teilt wurde, weil er nach Ansicht grie­chi­scher Richter Kopf einer kri­mi­nellen Orga­ni­sation war. Das macht indes nichts: Lagos nimmt an den Sit­zungen des Euro­päi­schen Par­la­ments und der Kom­mitees, in denen er nach wie vor sitzt, über Zoom teil. Das Euro­päische Par­lament ist eben besonders. Welches andere Par­lament hat schon Abge­ordnete, die aus dem Knast zuge­schaltet werden und ihr Stimm­recht im Knast ausüben?

Quelle: Diplo­matico

Nick Aiossa von Trans­pa­rency Inter­na­tional beschreibt die kri­mi­nelle Kultur, die im Euro­päi­schen Par­lament herrscht, wie folgt:

“If you violate the rules, you will not be pena­lised. There is an unhe­althy pro­pensity of only looking at these cases as solely a financial admi­nis­trative irre­gu­larity,” he said. “When MEPs mis­spent money, the par­liament issues a recovery notice and asks for the money back. They don’t take that second step: was it inten­tio­nally fraudulent?”

Man tut sich eben gegen­seitig nicht weh. Und natürlich sind kor­rupte Abge­ordnete das beste, was einer kor­rupten EU-Kom­mission pas­sieren kann. Wer ver­weist schon auf die Leichen in den Kellern der anderen, wenn der eigene Keller nach Ver­wesung stinkt?

Das Zitat von Nick Aiossa stammt aus einem Beitrag, den Follow the Money als ersten Beitrag einer Reihe, in der sich die Leute von Follow the Money unter­stützt von Jour­na­listen in den Mit­glieds­staaten der EU Abge­ordnete des Euro­pa­par­la­ments ange­sehen haben, um das Ausmaß an Kor­ruption, Skandal und Kri­mi­na­lität, das die 703 unter­suchten Abge­ord­neten in das Euro­päische Par­lament mit­ge­bracht haben, zu bestimmen.

Man kann schon vorab fest­stellen: Das Euro­päische Par­lament ist eine Ansammlung von Kri­mi­nellen, ein Ort, an dem sich Per­sonen, von denen es viele mit Regeln nicht so ernst nehmen, die denken, Regeln seien dazu da, gebrochen zu werden, ein­finden, um sich gegen­seitig in ihrem Tun zu tole­rieren und zu kooperieren.

108 Mit­glieder des Euro­päi­schen Par­la­ments musste im Zeitraum von 2019 bis 2022 mehr als 2 Mil­lionen Euro an die Kasse der EU zurück­führen, weil sie mit fal­schen Angaben oder mit nicht erstat­tungs­fä­higen Abrech­nungen ver­sucht haben, die Euro­päi­schen Steu­er­zahler zu schröpfen. Das Grundübel besteht in 5.000 Euro, die ein Abge­ord­neter des Euro­pa­par­la­ments pro Monat an Spesen ein­streichen kann, zusätzlich zu seinen 8.000 Euro Grund­gehalt. Eine solche Mög­lichkeit ist wie geschaffen für die­je­nigen, die es schick finden das eigene Gehalt mit Betrug auf­zu­peppen. Indes, die meisten dieser Betrüger werden von der Ver­waltung des Euro­päi­schen Prla­ments und den anderen Abge­ord­neten gedeckt. Erstere weigert sich die Namen der Abge­ord­neten zu nennen, die euro­päische Steu­er­zahler bestohlen haben, Letztere weigern sich deren Immu­nität, die auf­ge­hoben werden muss, um straf­recht­liche Ver­folgung zu ermög­lichen, aufzuheben.

Ein kri­mi­neller Laden auf Gegenseitigkeit.

Insofern hat Rsyzard Czarnecki Pech gehabt. Denn dass Czarnecki seinen Reisen aus seiner Pol­ni­schen Heimat nach Brüssel und zurück regel­mäßig 100e von Kilo­metern angefügt hat, um mehr Spesen aus der EU-Ver­waltung pressen zu können, ist auf­ge­flogen. Er musste 100.000 Euro zurück­zahlen. Das ganze ist mehr als vier­einhalb Jahre her. Czarnecki ist nach wie von von keinem Gericht belangt worden.

Vor Gericht müssen sich dem­nächst Europa-Abge­ordnete des Ras­sem­blement National ein­finden, die rund 6,8 Mil­lionen Euro dadurch erschwindelt haben, dass sie par­la­men­ta­rische Assis­tenten erfunden und abge­rechnet haben. Wohin das Geld geflossen ist? Raten Sie!

Die Spe­sen­ab­rech­nungen zu mani­pu­lieren sei die liebste Beschäf­tigung der Abge­ord­neten des Euro­päi­schen Par­la­ments, sagt Nick Aiossa. Die­je­nigen, die belangt werden, sind die Spitze des Eisberges.

Und natürlich bietet das Kri­mi­na­lität begüns­ti­gende Klima im Euro­päi­schen Par­lament her­vor­ra­gende Mög­lich­keiten, um das Geld euro­päi­scher Steu­er­zahler in die eigenen oder die Taschen von Fami­li­en­mit­gliedern zu ver­schieben. Auf­ge­flogen sind 45 solcher Unter­fangen, dar­unter Támas Deutsch, der Fami­li­en­mit­glieder und einen Sportclub in seiner Unga­ri­schen Heimat mit EU-Geldern beglückt hat. Oder Sergei Sta­nishev, der die PR-Firma seiner Frau mit 600.000 Euro dafür ent­lohnen wollte, dass sie in Bul­garien Werbung für die Euro­pawahl macht.

Real­satire vom Feinsten.

Abermals handelt es sich um die Spitze des Eisberges.

Die Fälle, die die Leute von Follow the Money gefunden haben, das sind die Fälle, die her­aus­kommen, die nicht ver­tuscht werden können. So wie am 9. Dezember 2022 der Fall von Eva Kaili her­aus­ge­kommen ist. Kaili ist der erste Vize­prä­sident des EU-Par­la­ments, der von der Bel­gi­schen Polizei wegen Bestech­lichkeit ver­haftet wurde. Kaili ist nicht die einzige, die sich von Qatar und Marokko dafür hat bezahlen lassen, für beide Staaten vor­teil­hafte Reso­lu­tionen und Gesetze auf den Weg zu bringen; vier weitere Abge­ordnete des Euro­pa­par­la­ments konnten dem Geld nicht wider­stehen. Seit dem 9. Dezember 2022 wird gegen die fünf ermittelt. Pas­siert ist bis heute nichts.

Ins­gesamt sitzen derzeit 163 Abge­ordnete (rund 25%) im Euro­päi­schen Par­lament, die in 253 Straf­taten oder Skandale ver­wi­ckelt sind. 23 Abge­ordnete sind rechts­kräftig ver­ur­teilt, obschon eine Ver­ur­teilung gegen die vielen Kri­mi­nellen im Par­lament zu erwirken, viel, sehr viel Zeit benötigt.

Indes, auch eine Ver­ur­teilung gilt im Euro­päi­schen Par­lament nicht als Hin­de­rungs­grund, wei­terhin Par­la­men­tarier zu spielen und euro­päische Steu­er­zahler zu schröpfen. Lara Comi aus Italien sitzt wei­terhin im Euro­päi­schen Par­lament, streicht wei­terhin 8.000 Euro plus maximal 5.000 Euro Spesen monatlich ein, obschon sie in Italien zu einer Haft­strafe von 4 Jahren ver­ur­teilt wurde, weil sie sich 500.000 Euro ange­eignet hat, die ihr nicht gehören.

Und natürlich erhält auch Ioannis Lagos wei­terhin sein Salär in Höhe von 8.000 Euro, und ver­mutlich rechnet er die Kosten für die Zoom-Ver­bindung aus dem Gefängnis in Athen nach Brüssel als Spesen ab, denn niemand nimmt im Euro­päi­schen Par­lament daran Anstoß, dass ver­ur­teilte Kri­mi­nelle im selben Raum sitzen, dass Spe­sen­preller in den Hun­derten durch die Flure des “erha­benen Hauses” wandern, Flure, in denen sie von den Geistern der erfun­denen Frak­ti­ons­as­sis­tenten begleitet werden, mit denen betrü­ge­rische Par­la­men­tarier Steu­er­zahler um Mil­lionen geprellt haben.

Alles ganz normal, im viel­leicht kri­mi­nellsten Par­lament der Welt.

Dieser Beitrag erschien zuerst hier: sciencefiles.org