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Causa Krah: Wie der Skandal des chi­ne­si­schen Spions bei der AfD zufällig passend vor der Euro­pawahl kommt

Am letzten Dienstag wurde der chi­ne­sische Spion Jian Guo ver­haftet. Er wurde in seiner Wohnung in Dresden fest­ge­nommen. „Auf dem Schirm“ hatten die Dienste den Mann schon länger. Kein Wunder, der 43j-Jährige war min­destens ein Doppel- wenn nicht ein Drei­fach­agent – auch für China. Und schon viele Jahre in Deutschland tätig. Und nun, Tadaaa! Ist es ein Skandal, dass der Mann plötzlich mit großem Tamtam ver­haftet wird und die Gazetten schlachten es aus, um der AfD Vater­lands­verrat anzu­hängen. Dass nur wenige Tage vorher drei andere chi­ne­sische Agenten ver­haftet worden sind wurde kaum berichtet. 

Klar, denn das hätte ja der AfD nicht geschadet. Am 22.4. 2024 berichtete die ARD von der Ver­haftung dreier anderer Agenten für China.

Drei Chi­nesen mit ‘nem Kontrabass …

Wie wir aus den James-Bond-Filmen wissen, werden Geheim­dienst­struk­turen aller Staaten in allen Ländern auf­gebaut. Für Bond, James Bond, geschüttelt, nicht gerührt, stehen immer die Limou­sinen  und Helfer bereit, um ihn zu „briefen“ und ihn mit allen nötigen Fakten und selbst­ver­ständlich mit einer sexy jungen Frau zu versorgen.

Spaß bei­seite. Die ARD meldete:

Wenige Tage nach der Fest­nahme zweier mut­maß­licher rus­si­scher Sabo­teure hat die Bun­des­an­walt­schaft heute Morgen erneut Per­sonen unter Spio­na­ge­ver­dacht fest­ge­nommen — in Hessen und NRW. Diesmal geht es um China. Die Zugriffe erfolgten am Morgen im hes­si­schen Bad Homburg und in Düs­seldorf. Gene­ral­bun­des­anwalt Jens Rommel wirft zwei Männern und einer Frau vor, sich der “geheim­dienst­lichen Agen­ten­tä­tigkeit” für China strafbar gemacht zu haben. Sie sollen eine Tarn­firma gegründet und wis­sen­schaft­liche Koope­ra­tionen mit deut­schen Uni­ver­si­täten beab­sichtigt haben, um so an mili­tä­risch wichtige Infor­ma­tionen zu kommen und diese an China wei­ter­zu­geben. (…) Im Hin­ter­grund, heißt es aus Ermitt­lungs­kreisen, habe ein Agent des chi­ne­si­schen Minis­te­riums für Staats­si­cherheit (MSS) gestanden. Die drei Per­sonen sollen dabei gewusst haben, dass sie für den MSS arbeiten. Ihre Koope­ra­ti­ons­partner an deut­schen Uni­ver­si­täten seien aber offenbar ahnungslos gewesen.“

Aha, also haben die chi­ne­si­schen Spione nicht nur die Absicht gehabt, sondern diese auch umge­setzt. Das wird im Text auch klar. Eine Uni­ver­sität in Ost­deutschland hat bereits koope­riert und „weitere Pro­jekte seien in Vor­be­reitung gewesen“. Sonst gäbe es ja keine Koope­ra­ti­ons­partner an den Unis. Im Unter­schied zu der causa Krah wirft aber niemand den Uni­ver­si­täten „Vater­lands­verrat“ vor.

Man habe die drei Fest­ge­nom­menen schon länger über­wacht, aber darauf gewartet, dass es eine voll­endete Tat gibt, die eine Ver­haftung und Straf­ver­folgung recht­fertigt. Einen Auf­schrei in den Medien gab es nicht.

Dop­pel­agent Jian Guo arbeitete (unter anderem) auch für den Verfassungsschutz

Das Magazin Cicero hat wieder einmal auf­ge­deckt. Was früher der „Spiegel“ war, ist jetzt ein neu­trales, aber wirklich inves­ti­ga­tives Medium. Der Autor Mathias Brodkorb schreibt:

„Der Fall Maxi­milian Krah könnte indes noch eine ganz andere Wendung nehmen. Wie Recherchen von Bild in dieser Woche gezeigt haben, war Krahs wegen Spio­na­ge­ver­dachts ver­haf­teter Mit­ar­beiter mehrere Jahre sogar Informant des Säch­si­schen Inlands­ge­heim­dienstes gewesen. Erst im Jahr 2018 soll er abge­schaltet, aber wei­terhin über­wacht worden sein. Und erst im April 2024 erfolgte dann der Zugriff der Behörden – wenige Wochen vor der Europawahl.

Es ist nicht über­ra­schend, dass die Vor­gänge in der AfD den Ver­dacht nähren, hinter den Vor­gängen stecke eine gezielte Aktion staat­licher Behörden zur Beein­flussung der Euro­pawahl. Ob dies tat­sächlich der Fall ist, ist derzeit nicht bekannt. Aber selbst­ver­ständlich stellt sich die Frage, warum der Zugriff auf den Mit­ar­beiter Krahs nicht viel früher erfolgt ist – oder warum nicht erst kurz nach der Europawahl.“

Das Magazin überlegt auch so leise vor sich hin, dass eigentlich nicht gerade der 22. April 2024 ein Zeit­punkt war, an dem eine unmit­telbare Bedrohung von dem chi­ne­si­schen Agenten aus­ge­gangen ist. Man hätte, so Cicero, ja noch ein paar Wochen warten können mit der Verhaftung.

Es scheint also nicht allzu ver­schwö­re­risch zu sein, dahinter die gezielte Maß­nahme zu ver­muten, dass man sich in guter, demo­kra­ti­scher Weise, einen Vorteil gegen die AfD ver­schaffen wollte. Und zwar besonders perfide: Indem man die ver­hasste Auf­stei­ger­partei aus­ge­rechnet in ihre in der heu­tigen Politik übli­cher­weise nicht mehr vor­handene Kern­bot­schaft, neu­deutsch USP (Unique Selling Point) treffen will: Vater­lands­liebe und eine Politik, die Deutschland dient.

Man will der Partei „Poli­ti­schen Lan­des­verrat“ anhängen, wie die Stell­ver­tre­tende Chef­re­dak­teurin des „Spiegel“, Melanie Amann ganz unver­blümt sagte. Sie behauptete, die AfD und spe­ziell AfD-Chef Chrupalla habe gar kein Interesse, den gegen Krah bestehenden Spio­na­ge­ver­dacht lückenlos aufzuklären.

Für Amann war das bloß ein wei­terer Beleg dafür, dass Chrupalla sich her­aus­reden wolle. Die Argu­men­tation war indes grotesk. Wie ein Par­teichef ohne Ermitt­lungs­kom­pe­tenzen, über die Geheim­dienste, Polizei oder Staats­an­walt­schaften ver­fügen, öffentlich aus­ge­spro­chene Ver­däch­ti­gungen lückenlos auf­klären können soll, blieb in der Dis­kussion ein Rätsel.“

Frau Amann kün­digte eine ent­spre­chende Spiegel-Titel­ge­schichte an, die auch erschien – wenn­gleich es auch eine reine Mut­maßung und Dif­fa­mie­rungs­kam­pagne wurde:

„Der Kern der Ent­hül­lungen: Der Kreml habe der AfD extra ein Stra­te­gie­papier geschrieben. So heiße es aus Geheim­dienst­kreisen. Moskau wolle die Rechts­partei als fünfte Kolonne im eigenen Interesse gegen Deutschland in Stellung bringen. In der Titel-Geschichte erschienen viele viel­sa­gende Worte: „viel­leicht“, „womöglich“, „mut­maßlich“, „soll“. Und dann griffen die Autoren zu einer intel­lek­tu­ellen Über­sprungs­handlung. Die Mut­ma­ßungen und Ver­dachts­mo­mente ver­wan­delten sich urplötzlich in begrün­dungslose Gewiss­heiten: „Die Kon­takte der AfD mit der rus­si­schen Auto­kratie sind viel­fältig, zusammen betrachtet ergeben sie das Bild eines eng­ma­schigen Netzes.“ Wie eine „Zusam­men­be­trachtung“ von Ver­mu­tungen und Unge­wiss­heiten ein gesi­chertes Bild ergeben soll, bleibt ein logi­sches Rätsel.  Der Spiegel ist sich dennoch sicher, die AfD end­gültig als poli­ti­schen Lan­des­ver­räter „ent­larvt“ zu haben.“

Inter­es­san­ter­weise wird in dem Spie­gel­ar­tikel nicht näher auf das „Chi­nagate“ von Maxi­milian Krah ein­ge­gangen. Es war einfach zu riskant. Denn die Geschichte mit der Zusam­men­arbeit des chi­ne­si­schen Agenten Jian Guo mit dem säch­si­schen Ver­fas­sungs­schutz hat nämlich eine ver­stö­rende Facette.

Ab Dezember 2007 arbeitete Jian G. dann für den säch­si­schen Verfassungsschutz.

Dass dieser Spio­na­gefall eine Insze­nierung ist, um die AfD in den Augen des Bürgers unwählbar zu machen, dürfte langsam klar sein und im Lager derer, die sich sowieso für die AfD ent­scheiden wollten eher noch Bestä­tigung sein.

Denn die Frage für und gegen wen Herr Jian Guo gespitzelt hat, ist sehr facet­ten­reich. Herr Guo soll, so die Leip­ziger Volks­zeitung, schon im März 2007 vom Lan­desamt für Ver­fas­sungs­schutz ange­sprochen worden sein, sozu­sagen auf Emp­fehlung von des deut­schen Bun­des­nach­rich­ten­dienstes (BND) – und er wird (laut BILD, die die Akte ein­sehen konnte), als Informant offi­ziell eingetragen.

Lus­ti­ger­weise habe er „mut­maß­liche Akti­vi­täten des chi­ne­sische Geheim­dienstes geliefert“. Peking hatte, laut Leip­ziger Volks­zeitung, dabei die chi­ne­sische Oppo­sition in Deutschland im Auge.

Die BILD konnte die Akten zu diesem chi­ne­si­schen James Bond einsehen.

„Der Neu-Spion liefert in der Folge Infor­ma­tionen zu in Deutschland und Europa tätigen Per­sonen, Firmen, Ver­einen und Grup­pie­rungen mit mög­lichen Kon­takten zu chi­ne­si­schen Nach­rich­ten­diensten. (…) Doch die Zweifel an Guo wuchsen offen­sichtlich über die Jahre. Acht Jahre nach seiner Anwerbung als Informant war man sich sicher: Jian Guo trägt auf zwei Schultern – arbeitet für die Chi­nesen – und hat sich offenbar nur zum Schein dem Ver­fas­sungs­schutz in Sachsen ange­boten. Die Infor­mation, dass Guo ein Peking-Spitzel ist, kam vom Bun­desamt für Ver­fas­sungs­schutz (BfV). Das Blatt wendet sich: Jian Guo wird beobachtet. “

Da er also auch für den chi­ne­si­schen Geheim­dienst spio­niert hat, ist der Herr wohl ein Dop­pel­agent. Mehrere Jahre später, so heißt es weiter, sei man dann auch in Deutschland auf den Trichter gekommen, dass Jian Guo ein chi­ne­si­scher Spitzel ist. Dar­aufhin, so schreibt die BILD, sei er vom Bun­desamt in den Jahren 2015 und 2016 vom Bun­desamt und dem Lan­desamt über­wacht worden. Im August 2018 – also zwei Jahre später erst! — wurde Herr Guo vom säch­si­schen Ver­fas­sungs­schutz „abge­schaltet“.

Zum Mit­meißeln: Jian Guo arbeitete seit 2007 auch für den deut­schen Ver­fas­sungs­schutz und wurde erst 2018 abge­schaltet??? Ganze elf Jahre für den Ver­fas­sungs­schutz. Erst dann wurde den deut­schen Geheim­diensten (sehr langsam) klar, dass er auch ein chi­ne­si­scher Spion ist? Unfassbar.

Von diesem gibt es aber kei­nerlei Kom­mentar in dieser Sache: „Aus Gründen des Geheim­schutzes öffentlich grund­sätzlich nicht“ zur eigenen Arbeits­weise und zum Einsatz nach­rich­ten­dienst­licher Mittel, heißt es. „Damit wird keine Aussage darüber getroffen, ob der Sach­verhalt zutreffend ist oder nicht.“

Wie Alex­ander Raue vom Youtube-Kanal „Ver­mie­ter­ta­gebuch“ kom­men­tiert, ist es schon ein unglaub­liches Stück aus dem Tollhaus: Der Ver­fas­sungs­schutz weiß, dass dieser Mann ein chi­ne­si­scher Spion ist, aber man nimmt ihn nicht fest, ver­ur­teilt ihn nicht und wirft ihn nicht aus dem Land. Nein, man nutzt ihn selber als Informant.

Agent Jian Guo kam zu Herrn Krah bereits 2014 – als der noch in der CDU war!

Sehr inter­essant: Während er schon als Dop­pel­agent Chinas im Ver­dacht stand, „macht sich Jian Guo an den auf­stre­benden Jung­po­li­tiker und Anwalt mit Top-Kon­takten“, den CDU-Mann Maxi­milian Krah ran, bald arbeitete er schon für den Maxi­milian Krah. Her Guo war dagegen Mit­glied der SPD. Er scheint stets für alle Seiten offen zu sein.

Warum wurde damals nicht zuge­griffen und Herr Guo fest­ge­nommen? Warum wartete man trotz drin­genden Ver­dachts? Warum warnte man Herrn Krah nicht? Und warum macht man jetzt, wo Herr Krah in der AfD ist und kurz vor der Europa-Wahl, bei der Herr Krah Spit­zen­kan­didat der AfD ist, einen solchen Eklat daraus? War Herr Guo auch ein Informant für den Ver­fas­sungs­schutz und gegen Herrn Krah?

Natürlich wäre das im Sinne der Regierung, mit Infor­ma­tionen aus dem Herzen der AfD ver­sorgt zu werden. Denn, wie die BILD auch schreibt, habe man vom Geheim­dienst aus – natürlich nur „pro forma“ und um ihn unter Kon­trolle zu halten, Ver­bindung gehalten:

„Gründe für die „weitere scheinbare Zusam­men­arbeit“: Jian Guo wollte seinen Doktor machen und einen Job „in einem für chi­ne­sische Nach­rich­ten­dienste inter­es­santen Bereich“ finden. Man wollte ihm auf der Spur bleiben („beruf­liche Ent­wicklung, Akti­vi­täten, Reisen, Kontakte“).

Ließ der Geheim­dienst Jian Guo gewähren, um die AfD aus­zu­spio­nieren und dann zu diffamieren?

Der säch­sische Ver­fas­sungs­schutz habe ihn ab 2018 „abge­schaltet“, der BND aber nicht. Bald ist klar, Jian Guo arbeitet jetzt wieder mit Maxi­milian Krah, aber diesmal in der AfD. Herr Guo ist jetzt eng am deut­schen Par­lament auf­ge­hangen. In Peking dürften die Korken geknallt haben. Die Deut­schen über­wachen Herr Guo jetzt sys­te­ma­tisch und wird auch obser­viert. Aber Herrn Krah lässt man wohl im Dunkel.

BILD zitiert eine „Person aus Sicher­heits­kreisen“. Die meint dazu, dass es bei Geheim­diensten durchaus üblich sei „so jemanden über Jahre laufen zu lassen“.

Wie einfach es doch geht! Man lässt den Mann einfach weiter machen. Wur­stegal, was er viel­leicht auch via einem Maxi­milian Krah über deutsche Politik als „Beifang“ erfährt und heim nach Peking sendet. Haupt­sache man kann der AfD einen reinwürgen?

Wie­viele V‑Männer wird es wohl in der AfD geben? Und egal, wie­viele – bisher ist trotz allen Spit­zelns noch keine echte und hieb- und stich­feste, skan­dal­fähige Sache her­aus­ge­kommen? Na, also da muss man sich doch wundern …

Die ganze Sache stinkt.

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