Titelblatt "Casa/blanca"

Das Weiße Haus sieht die Aufgabe der bür­ger­lichen Frei­heiten kommen

Zeit­schrif­ten­kritik „Casa/blanca“  von Peter Backfisch

Die im April 2024 erschienene neue Zeit­schrift, casa/blanca befasst sich in Ihrer Erst­ausgabe in allen Bei­trägen mit der „Selbst­aufgabe des Westens“, der sich im Wokismus, in der nicht auf­ge­ar­bei­teten Corona-Politik, der Behandlung der Politik Israels sowie in der Kli­ma­po­litik zeigt.

»Der Westen ist einsam«- »von der Aufgabe der bür­ger­lichen Frei­heiten«, so der Titel der Ausgabe 1/2024. Die drei auf der Titel­seite genannten Schwer­punkt­themen geben aber nur einen Rahmen für die Vielfalt von ins­gesamt zwanzig »Texte zur fal­schen Zeit« wieder.

In »nach der Anste­ckung« geht es um die Bewertung der »neuen Nor­ma­lität« in der Folge der Corona Politik, gefolgt von Bei­trägen zum Hamas-Mas­saker vom 7. Oktober 2023, im Kontext einer not­wen­digen Selbst­ver­tei­digung Israels sowie schließlich um Kli­ma­po­litik und Energiewende.

Eine wirk­liche Trans­for­mation im Denken nach Covid19 hat es nicht gegeben. Der Autor Magnus Klaue sieht, dass sowohl die Bevöl­kerung wie auch die Wis­sen­schaft es wieder tun würden. Es scheint immer noch das Bedürfnis zu geben noch einmal »richtig los­zu­legen, was sich daran ablesen lässt, dass sich die pro­pa­gan­dis­ti­schen Satz­bau­steine, mit denen von vor dem Mas­sentod gewarnt und jeder Skep­tiker zum glo­balen Volks­schädling erklärt wird, gleich­ge­blieben sind«. Eine Sicht­weise, die auch durch die Wei­gerung der Ver­ant­wort­lichen nach einer Auf­ar­beitung gestützt wird.

Im zweiten auf der Titel­seite genannten Schwer­punkt wird der Mas­sen­pogrom vom 7. Oktober 2023 behandelt. Isra­el­freunde ebenso wie Anti­zio­nisten attes­tieren, es habe sich um »Israel 9/11« gehandelt. Eine besondere Aus­drucksform des Nah­ost­kon­flikts, der im Heft in meh­reren wei­teren Bei­trägen behandelt wird, so in »Tran­szen­denzlose Sou­ve­rä­nität – Zio­nismus als mes­sia­nische Utopie und bür­ger­liche Wirk­lichkeit«. Jahr­hun­der­te­lange Ver­fol­gungen und Aus­gren­zungen der Juden, die auch durch Assi­mi­lation keine wirk­liche Mil­derung ihrer Lage bewirken konnte, führen den Autor Magnus Klaue zur Aussage, »dass sich jüdische Gleich­be­rech­tigung nicht innerhalb des bestehenden (Deut­schen) Reichs­ge­bilde oder der sich her­aus­bil­denden euro­päi­schen Natio­nal­staaten, sondern nur in Form eines jüdi­schen Staates ver­wirk­lichen lassen würden«. Das geistige Gerüst dafür findet sich in Theodor Herzls, »Der Juden­staat.  — Versuch einer modernen Lösung der Juden­frage« Nur in einem solchen können Juden Sou­ve­rä­nität und Stärke finden, die für die ewige Selbst­ver­tei­digung erfor­derlich sind. In einem wei­teren Beitrag »ewige Anti­se­miten? — Über die Illusion der Zwei­staa­ten­lösung« behandelt Thomas Maul anhand der Geschichte zur »Nation Buil­dings Israels«, dem UN-Tei­lungsplan und die Ver­nich­tungs­kriege gegen Israel, dass »schon die Geburt eines paläs­ti­nen­si­schen Volks­ber­griff den Geist der Juden­ver­nichtung in sich trägt«. Dabei hat Israel seit 1990 mehrfach Angebote für einen Paläs­ti­nen­ser­staat vor­gelegt. All diese wurden von der poli­ti­schen Ver­tretung der Paläs­ti­nenser abge­lehnt, da es ihr in Wirk­lichkeit „nie um Grenz­ver­läufe und Gebiets­strei­tig­keiten gegangen ist, sondern um die Ver­nichtung des Juden­staates“.  Das Über­sehen geschaf­fener Rea­li­täten vor allem durch die EU und Groß­bri­tannien sind nichts anderes als der Nähr­boden zur Auf­recht­erhaltung der bestehenden Illusion. Maul zieht den Schluss, »eine Zwei­staa­ten­lösung wird es heute nicht mehr geben.«

Im dritten Titel­thema »Kli­ma­panik und Ener­gie­wende« wird der anti­zi­vi­li­sa­to­rische Schwindel der Kli­ma­be­wegung dar­gelegt, dessen ein­ziger Zweck darin besteht von den wirklich herr­schenden Pro­blemen abzu­lenken. Der Verlust an Wirk­lichkeit ist Aus­druck einer bei­spiel­haften Selbst­aufgabe der his­to­ri­schen Werte des Westens.

Bleibt die Frage wo sind die Macher der Zeit­schrift ein­zu­ordnen. Sie sagen sie seien weder links noch rechts. Was aber deutlich wird, sie sind einer ideo­lo­gie­kri­ti­schen Strömung zuzu­ordnen, die ihre Wurzeln in der anti­deut­schen Linken hatte. Davon können sie sich nicht restlos frei­machen. Der ständige Bezug auf Theodor Adorno zeigt auch, dass sie sich der Kri­ti­schen Theorie, der Dia­lektik der Auf­klärung und dem Denken Theodor Adornos ver­pflichtet fühlen.

Der Unter­titel der Zeit­schrift lautet »Texte zur fal­schen Zeit«. Für die Macher soll das heißen »auf den Punkt zu bringen, was gegen­wärtig geschieht und wie sich die Wirk­lichkeit durch das, was geschieht, ver­ändert«. Die Erst­ausgabe erfüllt diesen Anspruch und ist damit als eine Berei­cherung auf dem Markt poli­ti­scher Zeit­schriften anzusehen.

Die Zeit­schrift kann über die Web­seite, www.textezurfalschenzeit.de als ein­zelnes Heft, € 12,50 oder auch abon­niert werden, € 24,00.

Der Artikel erschien zuerst bei freiewelt.net, die Zeit­schrift erscheint halbjährlich.