Foto: Bildschirmfoto YouTube/Weltwoche

Viktor Orbán: Im Ukrai­ne­krieg arbeitet die Zeit für Russland — Nation, Chris­tentum und Fami­li­en­werte sind essen­ziell für Ungarn

In einem aus­führ­lichen Interview betonte Viktor Orbán die Rolle des Chris­tentums, der Familie und der Nation für Ungarn und Europa. In Bezug auf den Ukrai­ne­krieg erklärte er, dass der Westen den Krieg nicht gewinnen werde.

[Siehe Interview mit Viktor Orbán auf dem »Weltwoche«-Kanal von YouTube HIER]

In einem bemer­kens­werten Interview-Gespräch mit mehren Jour­na­listen (Roger Köppel von der »Welt­woche«, Eva Vla­ar­din­ger­broek sowie Jour­na­listen aus den USA, UK und Argen­tinien) behan­delte Ungarns Regie­rungschef Viktor Orbán einige bri­sante Themen.

In Bezug auf die Migration bemerkte er, dass Ungarn eine klare Regel habe: Niemand dürfe ins Land, der nicht einen ent­spre­chenden Pass oder eine ent­spre­chende Geneh­migung habe. In immer mehr Staaten der EU würden die Men­schen begreifen, dass der bis­herige Weg der Bewäl­tigung von Migration irre­führend sei.

Doch um einen neuen Weg zu beschreiten, reiche es nicht Koali­ti­ons­re­gie­rungen ein­zu­gehen, die dann auf Reformen oder Kom­pro­misse mit Brüssel aus sind. Vielmehr müsse man offen gegen die Vor­gaben aus der EU oppo­nieren (Orbán spricht von »rebel­lieren«).

Viele Länder würden bald nicht mehr so aus­sehen, wie gewohnt. Dabei kommt es nicht auf die Frage an, wann eine bestimmte Migra­ti­ons­gruppe (z.B. Zuwan­derer aus isla­mi­schen Ländern) die absolute Mehrheit im Lande haben. Sondern es reiche bereits, eine domi­nante Gruppe in den urbanen Zentren zu sein, erklärte Orbán. Denn die Politik werde in den großen Städten gemacht, nicht auf dem Lande. Im unga­ri­schen Nach­barland Öster­reich sei also die Gesamtzahl der Migraten nicht aus­schlag­gebend, sondern ihre Zahl in Metro­polen wie Wien. Schon jetzt sei in den Grund­schul­klassen Wiens zu erkennen, wie die Ver­hält­nisse in Öster­reichs Haupt­stadt bald aus­sehen werden, erklärte Orbán. Damit würde sich auch das Land grund­legend ändern.

Ungarn ver­weist auf den Umstand, dass Europa in den letzten 150 Jahren geprägt war vom Wett­streit aus Pro­gres­siven (Sozia­listen, Liberale, Säkulare, etc.) und Kon­ser­va­tiven, die mehr auf Religion, Familie und Tra­di­tionen setzen. Doch mit der Migration aus isla­mi­schen Ländern sei eine vöölig andere Gruppe ins Spiel gekommen, die zwar poli­tisch Wasser auf die Mühlen der Pro­gres­siven sind, aber ande­rer­seits in einem völlig anderem Sinne kon­ser­vativ und tra­di­tionell sind.

Migration sei nach Orbán nicht die Antwort auf die demo­gra­phische Krise durch die Über­al­terung, sondern gezielte Fami­li­en­po­litik, die Mütter und Familien ent­lastet. So sollen Mütter, die min­destens zwei Kinder zur Welt gebracht haben, in Ungarn keine Lohns­steuer mehr zahlen müssen. Steu­er­frei­be­träge sind in Ungarn so aus­ge­richtet, dass sie vor allem Familien mit Kindern dienen. Außerdem erhebt Ungarn keine Erb­schafts­steuer. Wenn etwas vererbt wird, dann ist es in der Regel das erworbene und erwirt­schaftete der Familie und soll auch in der Familie bleiben, meint Orbán.

Viktor Orbán betont, dass das Chris­tentum in Ungarn auch im Sinne der Regierung eine besondere Rolle spiele. In Ungarn gebe es eine enge Beziehung zwi­schen Chris­tentum und der unga­ri­schen Nation, erklärt Orbán. Es ist sogar in die Ver­fassung geschrieben, dass das Chris­tentum die Aufgabe habe, die Nation zu bewahren. [Anm.: Man denke an die Rolle des Chris­tentums im Kampf gegen das Osma­nische Reich; siehe zwei­fache Bela­gerung Wiens durch die Türken.]

Ukrai­ne­krieg: Westen wird den Krieg verlieren 

Viktor Orbán betonte, dass die Zeit für Russland arbeite. Das habe er auch Selenskij gesagt: »Die Zeit ist nicht auf Deiner Seite.« Selenskij habe ihm wider­sprochen: Die Zeit sei auf der Seite der Ukraine, die Ukraine werde den Krieg mili­tä­risch und poli­tisch gewinnen.

Viktor Orbán hält es für eine Miss­kon­zeption, dass der Frieden alleine durch Ver­hand­lungen zwi­schen Russland und der Ukraine zustan­de­komme. Der Frieden werde nur durch rus­sisch-ame­ri­ka­nische Ver­hand­lungen zustan­de­kommen. Die USA seien also ein wich­tiger Faktor.

Nur durch eine ame­ri­ka­nisch-rus­sische Ver­stän­digung in Bezug auf die Ukraine sowie auch auf die Ordnung in Europa, auf den Handel, die Ener­gie­res­sourcen usw. kann ein Frieden in Europa her­ge­stellt werden. Und ein Prä­sident wie Donald Trump könnte das hinbekommen.

Die Europäer müssten ein­sehen, dass sie den Krieg ver­loren und Russland den Krieg gewonnen habe. Die USA hätten es ein­facher: Trump könne sagen, dass Joe Biden den Krieg ver­loren habe und Trump nun mittels Deal das Beste für den Westen herausholt.

Wenn am Ende sich her­aus­stellen sollte, dass bei einem Waf­fen­still­stand oder bei einem Frieden die Lage für die Ukraine schlechter aus­sieht als zu Beginn des Krieges, müssten sich die ver­ant­wort­lichen euro­päi­schen Spit­zen­po­li­tiker die Fragen gefallen lassen, warum man sich auf den Krieg ein­ge­lassen habe, der so viel Geld und Men­schen­leben gekostet habe.

Der Artikel erschien zuerst bei freiewelt.net.

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