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»Wurde hier das AfD-Verbot besprochen?« – Dinner von Merz & Co. mit den Verfassungsrichtern!


Ein ver­trau­liches Dinner zwi­schen Kanzler Merz und dem Bun­des­ka­binett mit den höchsten Richtern des Landes – offi­ziell nur ein „Tra­di­ti­ons­treffen“. Doch die Ver­gan­genheit zeigt: Solche Abende hatten oft poli­tische Folgen. Nach Corona und Klima steht nun das nächste große Thema im Raum – das mög­liche AfD-Verbot. Wird in Berlin beim Essen schon über kom­mende Urteile ent­schieden? Ein Bericht über Macht, Ein­fluss und den schlei­chenden Verlust der Unab­hän­gigkeit der Justiz.


Ein „Abend­essen der gegen­sei­tigen Wert­schätzung“ – so nennt die Bun­des­re­gierung das ver­trau­liche Treffen zwi­schen Bun­des­kanzler Friedrich Merz und den Richtern des Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richts am 9. Oktober 2025.

Offi­ziell eine höf­liche Geste zwi­schen Regierung und Hütern der Verfassung.

Hier ein Auszug des Ter­min­ka­lenders von Bun­des­kanzler Friedrich Merz:

Screenshot/Bildzitat: https://www.bundeskanzler.de/bk-de/friedrich-merz/terminkalender-merz

Doch hinter ver­schlos­senen Türen, fernab jeder Öffent­lichkeit, ver­mischt sich Diplo­matie mit Macht. Und mit jedem dieser Treffen wächst der Ver­dacht: Hier wird nicht nur gegessen, hier wird Politik gemacht.

Und das ist alles andere als „demo­kra­tisch!“

Ein Ritual der Nähe – mit weit­rei­chenden Folgen

Solche Dinners sind längst Routine im Ber­liner Macht­zirkel. Doch immer wieder traten sie in bri­santen Momenten auf – kurz bevor das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt über besonders heikle Themen urteilte.

  • Bei­spiel 2021 – Das Corona-Dinner:
    Damals traf sich Angela Merkel mit den Karls­ruher Richtern und Jus­tiz­mi­nis­terin Christine Lam­brecht. Nur Tage später fällte das Gericht sein Urteil zu den Corona-Maß­nahmen – und wies sämt­liche Klagen gegen die Pan­de­mie­po­litik der Regierung ab.
    Viele Juristen kri­ti­sierten das Treffen als mas­siven Verstoß gegen die gebotene Distanz zwi­schen Exe­kutive und Judi­kative. Doch eine Antwort auf die Frage, worüber beim Essen tat­sächlich gesprochen wurde, blieb Karlsruhe schuldig.

  • Bei­spiel 2023 – Das Klima-Urteil:
    Kurz vor der Ent­scheidung über die Ver­fas­sungs­mä­ßigkeit der Mil­li­ar­den­ver­schiebung im Klima- und Trans­for­ma­ti­ons­fonds der Ampel-Regierung kam es erneut zu einem geheimen Abend­essen zwi­schen Ministern und Richtern.
    Der Termin blieb zunächst unter Ver­schluss – erst nachdem Welt und FAZ darüber berich­teten, musste das Gericht den Vorgang ein­räumen.
    Wenige Wochen später fiel das Urteil: Das Gericht legte der Regierung keine ernst­haften Steine in den Weg – trotz mas­siver Kritik von Öko­nomen und Staatsrechtlern.

Diese Treffen sind kein Kava­liers­delikt. Sie unter­graben das Ver­trauen in die Gewal­ten­teilung, die das Fun­dament des demo­kra­ti­schen Rechts­staates bildet.

Wenn Nähe Ver­trauen zerstört

Die Justiz muss unab­hängig bleiben – nicht nur in ihren Ent­schei­dungen, sondern auch in ihrem Erscheinungsbild.

Schon der Anschein, Richter könnten sich von poli­ti­schen Gesprächen oder per­sön­lichen Kon­takten beein­flussen lassen, genügt, um Glaub­wür­digkeit zu zer­stören.

Doch genau das passiert:

Jede „freund­liche Ein­ladung“ des Kanzlers, jedes „ver­trau­liche Gespräch am Rande“, jedes „infor­melle Abend­essen“ sendet ein Signal an die Bevöl­kerung – dass Politik und Justiz enger ver­bandelt sind, als sie es sein dürften.

Wurde das AfD-Verbot besprochen?

Und nun, im Herbst 2025, steht ein wei­teres poli­ti­sches Beben bevor: die Dis­kussion um ein mög­liches AfD-Verbot. Dass sich Regierung und Ver­fas­sungs­richter aus­ge­rechnet jetzt wieder zu einem ver­trau­lichen Dinner treffen, lässt Fragen auf­kommen, die sich von selbst stellen:

Wurde hier schon die Linie für das kom­mende Urteil abge­stimmt? Wurden Stra­tegien besprochen? Oder wenigstens Erwar­tungen formuliert?

Das Schweigen von Karlsruhe

Auf Nach­fragen reagiert das Bun­des­ver­fas­sungs­ge­richt wie gewohnt – mit Schweigen. Man habe bereits „kor­re­spon­diert“, heißt es aus der Pres­se­stelle, und sehe „keinen wei­teren Informationsbedarf“.

Das Ver­wal­tungs­ge­richt Karlsruhe hatte in einem frü­heren Fall ent­schieden, dass das Ver­fas­sungs­ge­richt durchaus aus­kunfts­pflichtig sei. Doch das scheint nie­manden zu interessieren.

Damit bleibt am Ende das Bild eines Staates, in dem sich die Kon­trol­leure der Macht immer wieder mit den Mäch­tigen selbst an den Tisch setzen.

Ein demo­kra­ti­scher Schön­heits­fehler? Nein – ein struk­tu­relles Problem. Denn wer abends gemeinsam speist, urteilt am nächsten Tag nicht völlig unvoreingenommen.

Der große Vertrauensverlust

Was als „Tra­dition“ bezeichnet wird, ist in Wahrheit ein gefähr­licher Ritus poli­ti­scher Ver­flechtung. Ob es um Corona, Klima oder bald um das AfD-Verbot geht – immer wieder ver­schwimmen die Linien zwi­schen Regierung und Gericht.

Das Ergebnis ist jedes Mal das­selbe: ein Ver­trau­ens­verlust, der tiefer wirkt als jedes Urteil selbst.


Quellen: https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2025/geschmaeckle-beim-abendessen-merz-trifft-verfassungsrichter/;https://www.bundeskanzler.de/bk-de/friedrich-merz/terminkalender-merz; https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2022/schwerer-schlag-fuers-bundesverfassungsgericht/; https://jungefreiheit.de/politik/deutschland/2023/verfassungsgericht-essen-regierung/

Der Artikel erschien zuerst auf dem Blog von GuidoGrandt.de.

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