Eigentlich sind Aussagen, die irgendwelche Politiker im Vorbeigehen treffen, keine wirkliche Berichterstattung wert, selbst dann nicht, wenn es sich um solche eines vorrausichtlich nächsten bayerischen Ministerpräsidenten handelt. Doch in diesem Fall lohnt es sicht, einmal die Hintergründe der offensichtlichen Panik des Seehofer-Nachfolgers näher zu beleuchten.
Der Bild am Sonntag sagte Söder in einem Interview: „Neben dem Regierungshandeln ist die langfristige Aufgabe für die Union, die Zersplitterung des bürgerlichen Lagers aufzuhalten“ und weiter „Die Union war im Umgang mit der AfD bisher zu zurückhaltend.“
Für Söder sei die Zurückhaltung gegenüber der AfD unverständlich, denn er sehe in der AfD Politiker mit „verfassungsferner Gesinnung“, die sich „der NPD doch näher als der Union“ fühlten. Konkret bezog er sich dabei auf den nach seiner Meinung „rechtsradikalen“ Thüringer Landeschef Björn Höcke. Der CSU-Politiker Söder sieht in der AfD keine bürgerliche Partei: „Eine solche Partei kann sich nicht als bürgerliche Kraft bezeichnen.“
Die Reaktionen sind im Hinblick auf die angespannte Lage der CSU und ihrer Interna und Personalprobleme aus Söders Sicht sicherlich verständlich. In Bayern sind dieses Jahr Landtagswahlen, und der CSU droht hier ein Desaster. Konnten die Christsozialen 2013 noch 47,7% der Stimmen für sich gewinnen, droht ihnen laut aktuellen Umfragen ein Einbruch von bis zu 10% und damit der sichere Verlust der Alleinregierung im Freistaat Bayern nach den Wahlen im Oktober diesen Jahres! Die meisten der verlorenen Stimmen dürfte die CSU an die AfD abgetreten haben, die mit rund 10–12% in den Umfragen solide im Bayerischen Landtag vertreten sein dürfte. Für Söder allerdings besonders schlimm: Da die Umfragen die Bayern-FDP bei nur rund 5% sehen, dürfte es auch für die ersehnte Rettung der Macht durch eine Koalition mit den Liberalen nicht reichen. Droht damit eine bayerische GroKo oder gar Jamaika in Bayern?
Bezüglich der Personalien in der CSU und der Nachfolge Söders auf Seehofer traf der neue Landeschef der AfD-Bayern, Martin Sichert, auf ihrem Landesparteitag in Greding wohl voll ins Schwarze: „Und der künftige Ministerpräsident Markus Seehofer, äh, Markus Söder, ist auch nichts anderes wie Seehofer“, so Sichert.
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