Kon­ser­vative Gedanken zu Digi­ta­li­sierung, Industrie 4.0 und pro­gnos­ti­ziertem Arbeitsplatzabbau…

Ein Kom­mentar von Peter Helmes
Kon­ser­vative zeichnen sich dadurch aus, daß sie das Bewährte bewahren wollen und gleich­zeitig offen für Neues sind, das sie an ihren Wer­te­maß­stäben messen. Gegner der Kon­ser­va­tiven gefallen sich schen­kel­klopfend darin, gebets­müh­len­mäßig zu behaupten, Kon­ser­vative seien ver­muffte Alte, die sich Neuem grund­sätzlich verschließen.
Per se eine reichlich blöde Behauptung; denn diese Linken „Moder­ni­sierer“ sind die eigent­lichen Reform­bremser. Ob im Ver­gleich mit dem rück­wärts­ge­wandten Islam oder mit dem Paradies ver­spre­chenden Sozia­lismus – die Markt­wirt­schaft ist die Erfolgs­ge­schichte schlechthin. Sie hat zwar Dellen und Macken, aber ent­wi­ckelt sich ständig fort. Die Sozia­listen ent­wi­ckeln nichts fort, es sei denn, Ansprüche an den Staat, an dessen All­macht sie glauben.
Zitat (siehe weiter unten): „Mit dem Beginn der Indus­tria­li­sierung hatten diese Voll­trottel Hoch­kon­junktur; die größten Voll­trottel – Marx und Engels – schafften sogar eine men­schen­ver­ach­tende Irr­lehre, die über 100 Mil­lionen Tote gebracht hat, während die Indus­tria­li­sierung zu einer unfaß­baren Wohl­stands­mehrung führte, von der die unteren Schichten am meisten pro­fi­tierten, weil sie in stets wach­senden Teilen der Armut ent­kommen konnten – es ent­stand die Mittelschicht.“
Alle Par­teien beschwören heute die Digi­ta­li­sierung von Wirt­schaft und Gesellschaft. 
Die For­de­rungen sind dabei – über Par­tei­grenzen hinweg – ähnlich: Unter den Schlag­worten Industrie 4.0, Digital Hubs und Breit­band­ausbau soll das Tempo des digi­talen Wandels in Branchen und Betrieben beschleunigt werden. Das ist gut so – darf aber nicht den Blick ver­stellen auf die Lücken der Ent­wicklung. Die größte Lücke klafft beim Öffent­lichen Dienst – Technik von vorgestern.
Die wenigen sach­ver­stän­digen Poli­tiker und Wirt­schafts­ver­treter (wenige aus dem Mit­tel­stand!) sorgen sich z. B. über den schlep­penden Ausbau des Breit­band­netzes und eine zu langsame Digi­ta­li­sierung in Firmen und Ver­wal­tungen. Nicht einmal ihre eh schon beschei­denen Erwar­tungen oder gar Hoff­nungen an werden belohnt. Selbst Angebote, die es durchaus gibt, werden kaum genutzt. (http://www.deutschlandfunk.de/studie-digitalisierung-erhoeht-arbeitsdruck.1939.de.html?drn:news_id=755956)
Hilfe! „Por­tal­verbund“
Und nun geistert ein neuer Schlachtruf durch die Reihen der (noch nicht) Digi­ta­li­sie­rungs-Infi­zierten: Der „Por­tal­verbund“, der die Online-Auf­tritte der Gebiets­kör­per­schaften in fünf Jahren zum ‚Amazon der Ver­waltung‘ machen soll, wird zum neuen Star erklärt. Doch was das soll und wie es gehen soll, wissen die Götter, zumal wohl das Grund­gesetz geändert werden müßte. Selbst der Breit­band­ausbau hinkt und bleibt weit hinter den Plänen zurück. „Schnell“ geht anders!
Also auch diese Bilanz der schwarz-roten Bun­des­re­gierung sieht mies aus. Jeden­falls ist Deutschland weit davon ent­fernt, eine „Start-up-Nation“ zu sein. Und was für die Bun­des­re­gierung gilt, trifft auch auf die Bevöl­kerung zu. Kaum jemand hat Ahnung, weil auch kaum jemand inter­es­siert ist.
Den Deut­schen gene­ra­liter fehlt ganz schlicht Inno­va­ti­ons­freude und Auf­ge­schlos­senheit für den digi­talen Wandel.
Um das zu ändern, wäre ein wahrer Kul­tur­wandel in den Behörden nötig. Vor allem die föderale Zusam­men­arbeit zwi­schen Bund, Ländern und Kom­munen müßte erheblich ver­bessert werden, damit die Umsetzung digi­taler Lösungen nicht an Ver­wal­tungs­grenzen scheitert. Aber das scheint eher die Stunde der Bremser als die der Gas­geber zu sein – allen voran die (linken) Gewerk­schaften, die ganz laut auf der Bremse stehen. Ich über­treibe: „Moder­ni­sierung, gar Digi­ta­li­sierung ist Teu­felszeug; denn es ver­nichtet Arbeits­plätze“, sagen die Funk­tionäre. Also same pro­cedure as every moder­nization! Nix deve­lo­pment! Wir halten an dem fest, was wir haben, heißt ihr Mantra zum Rück­schritt statt Fortschritt.
Die Digi­ta­li­sierung der Wirt­schaft 4.0 werde nur funktionieren,
wenn die Kom­mu­nal­ver­waltung mit­ziehe. Das erklärte im Sep­tember 2017 in der Rhei­ni­schen Post der als Experte für Digi­ta­li­sierung bekannt gewordene Wil­fried Kruse. Er prägte vor ein paar Jahren den Begriff „Ver­waltung 4.0“ und lehnte sich dabei an den alles beherr­schenden Trend Industrie 4.0 an. Das bedeutet so etwas wie die vierte indus­trielle Revo­lution: Maschinen und Systeme werden mit­ein­ander ver­netzt und kom­mu­ni­zieren intel­ligent mit­ein­ander. Denn Industrie 4.0 wird nur funk­tio­nieren, wenn sich die öffent­liche Ver­waltung eben­falls digi­ta­li­siert und wei­ter­ent­wickle zu Ver­waltung 4.0, die mitt­ler­weile bun­desweit in aller Munde ist.
Nach Auf­fassung von Wil­fried Kruse braucht die digitale Industrie 4.0 eine funk­tio­nie­rende Infra­struktur. Dafür sorgten auch die 4,6 Mil­lionen Beschäf­tigten im Öffent­lichen Dienst. Ein Bei­spiel: Die tollste High-Tech-Firma bekommt Pro­bleme zum Bei­spiel mit ihren Zulie­ferern, wenn eine Bau­stelle plötzlich die Just-in-Time-Zufahrt blo­ckiert. Oder Rhein­brücken gesperrt werden müssen, weil sie marode sind, und große Logis­tik­pro­bleme die Folge sind. Die Mit­ar­beiter im öffent­lichen Dienst müssen lernen umzu­denken: Welchen Service brauchen die Unter­nehmen am Standort, um im inter­na­tio­nalen Wett­bewerb erfolg­reich zu sein? Das ist aber in Deutschland (noch) nicht üblich.
Digi­ta­li­sierung: Moder­ni­sierung der öffent­lichen Verwaltung
Mittel- bis lang­fristig soll die Ein­führung eines E‑Governments zur Effi­zi­enz­stei­gerung und zu Kos­ten­er­spar­nissen führen. Das hat der Bund durch Studien und Exper­ten­ge­spräche erforscht. In den letzten Wochen hat das Saarland das Thema durch ein Geset­zes­vor­haben auf­ge­griffen. Auch der Nationale Nor­men­kon­trollrat gab ein Gut­achten „Mehr Leistung für Bürger und Unter­nehmen: Ver­waltung digi­ta­li­sieren. Register moder­ni­sieren“ bekannt
Seit es Digi­ta­li­sierung gibt, gibt es auch all­fällige Warn­hin­weise (siehe Gewerk­schaften). Bei näherer Betrachtung stellt sich jedoch heraus, daß zwar jeder von „Digi­ta­li­sierung“ faselt, die wenigsten aber wissen, was wirklich hinter diesem Begriff steckt.
 Es fängt schon in der Schule an und geht bei der Berufs­aus­bildung (und Studium) weiter. Da wissen ALLE bescheid, doch es pas­siert nichts. Eher im Gegenteil: Die Schulen drehen das Rad zurück, die Schüler ver­lernen rich­tiges Deutsch in Schrift und Sprache, und das Aus­bil­dungs­niveau sinkt durch externe Ein­flüsse (z. B. Migran­ten­kinder) dra­ma­tisch. Statt­dessen werden den lieben Kleinen – vom Kin­der­garten bis zur Hoch­schule – die Vorzüge einer Gen­de­ri­sierung bei­gebracht. Der Geist stumpft ab. Und das ist das Resultat – schlimmer noch: das Ziel – der „Frank­furter Schule!“
Sie macht das Volk geistig arm, in Folge auch mate­riell arm, und wird schließlich zur leicht zu (ver-)führenden Masse von Ein­heits­men­schen. Bildung wäre da der höchste Stör­faktor! Kon­kur­renz­fähig wird damit kein Land, und Deutschland mangels alter­na­tiver Res­sourcen schon gar nicht.
Unser Leser Marc Ehret hat mich in diesem Sinne auf einen kleinen Aufsatz (Netzfund, Autor nicht bekannt) auf­merksam gemacht, dessen Inhalt ich jedem zur Lektüre empfehle:
„Bereits als der Buch­druck erfunden wurde, fabu­lierten einige Voll­trottel das Ende der Welt herbei, weil die Mönche in den Klöstern ver­hungern müssten, da sie sich nicht mehr mit dem Abschreiben von Büchern per Hand finan­zieren könnten. Die Mönche haben bekanntlich Wein angebaut, Bier gebraut oder sich eine Buch­druck­ma­schine besorgt – und überlebt. Nicht anders ver­hielt es sich, als der Web­stuhl erfunden wurde.
Mit dem Beginn der Indus­tria­li­sierung hatten diese Voll­trottel Hoch­kon­junktur; die größten Voll­trottel (Marx und Engels) schafften sogar eine men­schen­ver­ach­tende Irr­lehre, die über 100 Mil­lionen Tote gebracht hat, während die Indus­tria­li­sierung zu einer unfass­baren Wohl­stands­mehrung führte, von der die unteren Schichten am meisten pro­fi­tierten, weil sie in stets wach­senden Teilen der Armut ent­kommen konnten – es ent­stand die Mittelschicht.
Die­selben Voll­trottel erzählten den­selben Unsinn über die Pfer­de­kut­scher, als das Auto erfunden wurde, doch die sind dann einfach Taxi­fahrer geworden.
Als Internet, MP3 und YouTube ihren Sie­geszug um die Welt antraten, ver­harrte die Musik­in­dustrie in Schock­starre und hat mit ihren ver­zwei­felten Ver­suchen, zu ver­hindern, was sich nicht ver­hindern ließ, die neuen Chancen dieser Ent­wicklung gute 10 Jahre lang ver­pennt. So wie heute der zwangs­ge­büh­ren­fi­nan­zierte Staatsfunk nach immer höheren Abgaben plärrt für das Format „Fern­sehen“, das längst im Sterben liegt (und dem man vor nicht allzu langer Zeit noch vor­ge­worfen hat, das Kino zu zerstören).
Bei jeder bahn­bre­chenden tech­no­lo­gi­schen Ent­wicklung kommen die gleichen Fort­schritts­bremsen, die selber noch nie etwas auf die Reihe gekriegt haben, aus ihren Löchern gekrochen und rufen den unmit­telbar bevor­ste­henden Welt­un­tergang aus. Dabei stört es sie auch nicht, daß sie bisher IMMER falsch lagen und tech­no­lo­gi­scher Fort­schritt stets eine unfassbare Mehrung von Wohl­stand zur Folge hatte. Ganz abge­sehen davon, daß wir immer länger und gesünder leben, weil schwere, gesund­heits­schäd­liche Arbeiten von Maschinen ver­richtet werden.
Ja, es gibt auch eine schlechte Nach­richt; denn während immer mehr Jobs für hoch­qua­li­fi­zierte Men­schen ent­stehen, fallen Jobs für gering Qua­li­fi­zierte weg.
Statt „früher war alles besser“ zu jammern und untaug­liche Ver­suche zu unter­nehmen, etwas auf­zu­halten, das sich nicht auf­halten läßt (das ist genauso irr­sinnig, wie die Elek­tri­fi­zierung rück­gängig zu machen), sollte man sich lieber Gedanken darüber machen, wie man die Qua­li­fi­kation der Men­schen steigert.
Der Staat – größter Vollversager
Und die wich­tigste Frage in diesem Zusam­menhang ist, ob es wirklich klug ist, das Bil­dungs­mo­nopol beim größten Voll­ver­sager des Pla­neten zu belassen, nämlich beim Staat: Einer Insti­tution, die weit­gehend aus Ses­sel­furzern besteht, die noch keinen Tag in ihrem Leben richtig (also wert­schöpfend) gear­beitet haben und den echten Arbeits­markt gar nicht kennen, aber Bil­dungs­richt­linien und Rah­men­lehr­pläne zusam­men­pinseln. Einer Bun­des­kanz­lerin, die das Internet vor einiger Zeit als „Neuland“ bezeichnete. Unzäh­ligen exor­bitant teuren Minis­terien, Aus­schüssen, Gremien, Behörden und heiße Luft bewe­genden Arbeits­gruppen, die sich „Digi­ta­li­sierung“ auf die Fahnen geschrieben haben, während einige Länder der Dritten Welt längst schon schnel­leres Internet haben.
Wäre die Tele­kom­mu­ni­kation in Deutschland nicht pri­va­ti­siert worden, würden wir heute die Ver­schrottung von Wähl­scheiben-Tele­fonen und die flä­chen­den­kende Ver­sorgung Deutsch­lands mit ISDN-Anschlüssen als tech­ni­sches Non­plus­ultra abfeiern.
Aber wenn man folglich (und aus etlichen anderen guten Gründen) auch die Pri­va­ti­sierung des Bil­dungs­systems fordert, wird man schneller ins Irrenhaus ein­ge­wiesen, als wenn man nackt und bewaffnet durch die Fuß­gän­gerzone rennt.
Weil Logik nicht jeder­manns Sache ist.


Von Peter Helmes auf conservo.wordpress.com