Jetzt wächst Bär­lauch: Bären­stark in Gesundheit und Geschmack

Von Mitte April bis Mitte Mai ist Bär­lauchzeit. Kaum ein Kraut wird von vielen so her­bei­ge­sehnt, wie der Bär­lauch. Mehr noch als zum Pil­ze­sammeln schwärmen selbst Städter in die umlie­genden Wiesen und Wälder, um die schmack­haften Blätter zu ernten. Wer eine gute Stelle weiß, ist dann König. An manchen Stellen ist der Wald­boden voll mit den saf­tig­grünen Blättern und später, wenn er blüht, auch mit den hüb­schen, weißen Stern­chen­dolden. Nach Ende Mai ver­gilben und welken die Blätter, der Bär­lauch ver­schwindet völlig, doch die Zwiebel im Boden ruht nur und wartet auf den nächsten Frühling
Aber Vor­sicht! Bevor wir auf all die Vorzüge des Bär­lauchs kommen, eine Warnung: Die Blätter des Bär­lauchs sehen denen des gif­tigen Mai­glöck­chens sehr ähnlich, und manchmal wachsen die beiden Pflanzen nah bei­ein­ander. Im Unter­schied zum Mai­glöckchen wachsen die Blätter aber beim Bär­lauch einzeln, jedes an seinem Stiel aus dem Boden, während Mai­glöck­chen­blätter paarig stehen. Außerdem schimmert die Unter­seite des Bär­lauch­blattes metal­lisch grün, die des Mai­glöck­chens ist einfach blattgrün. Zum zweiten ist der Knob­lauch­geruch der Bär­lauch­blätter leicht zu erkennen. Zer­reibt man ein Stückchen zwi­schen den Fingern, muß es nach Knob­lauch riechen. An den Blüten sind sie natürlich auch zu erkennen, aber nicht jede Pflanze bildet eine Blüte aus. Also, unbe­dingt Vor­sicht walten lassen und die Ernte genau prüfen, wenn sie selbst­ge­pflückt ist!

Wer keine Lust hat, zum Bär­lauch­ernten hin­aus­zu­fahren oder sich soviel Botanik-Kennt­nisse nicht zutraut, kann die bären­starken, gesunden Blätter als Bündel auch in grö­ßeren Super­märkten kaufen. Denn gesund und beliebt ist das lecker-pikante Zeugs. Sogar ein­ge­fleischte Gesund­heits-Ver­wei­gerer können da nicht widerstehen.
Bär­lauch – auch „Wilder Knob­lauch“ genannt — ist hier weit ver­breitet. Ein schattig-feuchter Laubwald ist ein Ort, an dem man ziemlich sicher welchen findet. Er kann riesige Tep­piche bilden und man riecht ihn schon von weitem.
Bär­lauch ist nicht nur ein kuli­na­ri­scher Genuss, sondern auch sehr gesund! Warum also nicht das Ange­nehme mit dem Nütz­lichen ver­binden und köst­liche Bär­lauch-Genuß-und-Gesund­wochen feiern?
Bär­lauch (Allium ursinum) wirkt im ganzen Körper ent­giftend und ent­schla­ckend. Er wirkt gegen Blä­hungen und Völ­le­gefühl und regt die Pro­duktion von Gal­len­säure an. Er senkt den Blut­druck und erhöhte Blut­fett­werte. Er unter­stützt ein gutes Herz-Kreis­lauf­system. Er schützt vor Bak­terien und Pilzen und wirkt sich günstig bei Arte­ri­en­ver­kalkung aus. Er platz vor Vital­stoffen und Vitamin C und durch seinen Wirk­stoff Alliin ist er sogar ein natür­liches Anti­bio­tikum mit breit gefä­cherter Heilwirkung.
Deshalb zählt der leckere Alles­können auch zu den ältesten Nutz- und Heil­pflanzen Europas. Archäo­lo­gische Funde im däni­schen Halsskov belegen, dass in den Abfall­gruben aus­ge­gra­bener Sied­lungen der Mit­tel­steinzeit (9000 bis 4500 v. Chr.) Reste von Bär­lauch­blättern zu finden waren.
Die wali­si­schen Kelten aßen die Pflanze vor einer Schlacht, um gestärkt in den Kampf zu ziehen.
Den Namen hat der Bär­lauch in ger­ma­ni­scher Zeit bekommen. Unseren Vor­fahren galt der Bär als hei­liges Krafttier, und so setzt man bis heute den Zusatz „Bär“ gern als einen aus­zeich­nenden Bei­namen ein, um zu betonen, dass etwas Stärke ver­leiht, wie bei Bärenklau, Bärwurz oder eben Bär­lauch oder besonders stark aus­ge­prägt ist, wie Bären­hunger, Bärenkräfte.
(Kleiner Exkurs: Mit Bärserker hat das nichts zu tun. Das schreibt man nicht zufällig auch heute noch mit „e“: Ber­serker. Das „Ber“ kommt aus der­selben Wurzel wie der heutige Wort­be­standteil „bar“ in barfuß, bar­häuptig, „bar jeden Wissens“, Bargeld usw. Es bedeutet einfach „ohne“ oder „bloß“. Der zweite Wortteil „Ber-serker“ stammt vom Ger­ma­ni­schen „Serkr“ ab und bedeutet „Waf­fenrock, Rüstung“. Das Wort Ber­serker kommt aus dem Alt­nor­di­schen und bezeichnet Krieger, die sich mit nacktem Ober­körper – also ohne Waf­fenrock – in vor­derster Reihe in den Kampf warfen, und  durch auf­peit­schende Rituale in einen Rausch geraten und davon über­zeugt waren, besondere Kräfte und Schmerz­un­emp­find­lichkeit zu besitzen. Es waren her­aus­ra­gende Kämpfer, die besonders wild und furcht­ein­flößend brüllten und kämpften, ohne Rück­sicht auf Verluste.)
Zurück zum Bär­lauch. Die Ber­serker mögen ihn als hei­liges Kraut und Kraft­spender ver­zehrt haben, aber heute wird er als gesunde Kost und vor allem wegen seines kräf­tigen, wohl­schme­ckenden Aromas geschätzt. Da wir nun sehr viel über den Bär­lauch gelernt haben, sollte man auch wissen, was man damit Leckeres zube­reiten kann.
 

Klas­siker und ein abso­lutes „Muss“ sind Bär­lauch­butter und Bär­lauch­pesto. Also, keine langen Vor­reden mehr, hier sind die beiden Top-Bär­lauch Gerichte:
 
Bär­lauch-Pesto (für vier Personen)
Diese herz­hafte, köst­liche Pesto passt zu Nudeln, Spätzle und Gnocchi, ist aber auch lecker als Brot­auf­strich. Man kann es auch mit Frischkäse ver­rührt, als Füllung in Tomaten ver­wenden. Eine besondere Deli­ka­tesse! Auch, wer selbst Tor­tellini fabri­zieren kann, sollte dieses Pesto mit Schafskäse gemischt als Füllung ausprobieren.
Man nehme für 400 Gramm Pesto:

  • 250 g Bärlauchblätter
  • 150 ml GUTES Olivenöl
  • 50 g Nüsse (mil­deren Geschmack bekommt man mit Mandeln, ansonsten Wal­nüsse oder Haselnüsse)
  • ½ Tee­löffel Salz
  • 2 Tee­löffel gerie­benen Parmesan
  1. Den Bär­lauch vom Stängel befreien und, wer will, die Mit­tel­rispe aus dem Blatt schneiden, alles grob zerkleinern.
  2. Eine Hälfte des Bär­lauchs zusammen mit den Nüssen, dem Oli­venöl, Salz und Par­mesan in einen Mixer geben oder mit dem Pürierstab kurz mixen.
  3. Den Rest der Bär­lauch­blätter dazu­geben und alles zu einem spi­nat­ar­tigen Brei fein mixen.
  4. Wenn die Pesto nicht gleich ver­braucht wird, kann man sie auch in Gläser füllen, mit Deckeln ver­schließen und einige Zeit im Kühl­schrank auf­be­wahren oder ein­frieren. Aller­dings sollte man dann den Par­mesan weg­lassen und erst vor dem Essen unter­mi­schen. Der Käse sorgt sonst dafür, dass die Pesto schnell verdirbt.

 
Bär­lauch-Butter
Diese Kräu­ter­butter ist lange haltbar im Kühl­schrank, kann aber auch ein­ge­froren werden. Die Zube­reitung ist denkbar einfach und in 10 Minuten fertig und damit kann man immer und überall punkten: “Selbst­ge­machte Bär­lauch­butter!”. Da greift jeder zu. Ein High­light zusammen mit frisch geba­ckenem, noch warmem Baguette als Vorspeise!
Man nehme:

  • 1 nor­males Päckchen Butter von 250 Gramm
  • ca 100 Gramm Bärlauchblätter
  • 2 Eßlöffel Zitronensaft
  • ½ Tee­löffel Salz
  • 1 Prise Pfeffer
  1. Die Butter muss weich und zim­merwarm sein.
  2. Die Butter in eine Rühr­schüssel geben.Den Bär­lauch „putzen“, d.h. Die Stängel abschneiden und, wer will, die Baltt-Mit­tel­rispe heraus schneiden. Bär­lauch fein hacken.
  3. Alle Zutaten zu der weichen Butter in die Schüssel geben und gut ver­rühren, bis alles gleich­mäßig ver­teilt ist., die Bär­lauch­butter eine zart­grüne Farbe erhalten hat und die Blatt­stückchen mög­lichst eben­mäßig ver­teilt und von Butter umschlossen sind.

 
Und nun allen Unbe­stech­lichen gutes Gelingen und guten Appetit!