Ein US-amerikanischer Kampfpanzer vom Typ M-1A1 Abrams nördlich von Frankfurt am Main (2005) Foto: Pentagon/ gemeinfrei

Deutschland soll die vollen Kosten der Sta­tio­nierung von US-Truppen zahlen, „Plus 50%“!

Ich bin gespannt, ob und wie wir dies in deut­schen Medien lesen werden: Trump fordert von Ländern, in denen US-Sol­daten sta­tio­niert sind, nicht nur die Kosten dafür zu bezahlen, sondern sogar noch einen Auf­schlag von 50% „für die Ehre, sie zu beher­bergen“. Das meint der übrigens ernst.
(Von Thomas Röper)
Die Meldung kam bei Bloomberg und ich habe es zuerst für einen Scherz gehalten. Aber weit gefehlt.
Bei Bloomberg kann man dazu lesen:
„Unter der Führung des Weißen Hauses, fordert die Admi­nis­tration, dass Deutschland, Japan und even­tuell andere Länder, die US-Truppen bei sich auf­ge­nommen haben, die vollen Kosten für die in ihrem Land sta­tio­nierten ame­ri­ka­ni­schen Sol­daten tragen sollen — Plus 50 Prozent Auf­schlag für die Ehre, sie bei sich zu beher­bergen, so teilte es ein Dutzend Mit­ar­beiter der Admi­nis­tration und anderer Leute mit, die darüber infor­miert wurden. In einigen Fällen können Nationen, die ame­ri­ka­nische Truppen beher­bergen, gebeten werden, fünf oder sechs Mal mehr zu zahlen, als unter der „Kosten plus 50″ Formel.“

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Dass Trump das ernst meint und auch Stück für Stück durch­setzen möchte, zeigt das Bei­spiel Süd­korea. Erst Ende der Woche haben die USA und Süd­korea eine neue Ver­ein­barung über eine Kos­ten­über­nahme für die Sta­tio­nierung der 28.000 US-Sol­daten in dem Land geschlossen. Süd­korea muss nun anstatt bisher 830 Mil­lionen Dollar künftig 920 Mil­lionen jährlich an Washington über­weisen. Um diese Abgaben in Zukunft weiter erhöhen zu können, wurde das Abkommen nur für ein Jahr geschlossen, obwohl Süd­korea eine längere Laufzeit wollte. Die vor­herige Ver­ein­barung war 2014 noch für vier Jahre geschlossen worden.
Zu Deutschland schreibt Bloomberg:
„In Deutschland zum Bei­spiel unter­halten die USA eine Reihe wich­tiger Basen: das Land­stuhl Regional Medical Center und die Ram­stein Air Base. Land­stuhl ist ein welt­klasse Kran­kenhaus, das medi­zi­nische Hilfe für ver­wundete US-Sol­daten aus dem Irak und anderen Kri­sen­herden leistet. Deutschland ist auch der Standort des US Africa Command. Zu berechnen, wieviel Deutschland für diese Basen zahlen muss, die so viele ver­schiedene Auf­gaben erfüllen, wird kompliziert.“
Nach dem Krieg musste Deutschland die kom­pletten Besat­zungs­kosten bezahlen, was damals zu Unruhen führte. Dar­aufhin wurde das Wort „Besat­zungs­kosten“ gestrichen. Seitdem zahlt Deutschland die „Kosten für die Sta­tio­nierung von Nato-Truppen“. Jedoch werden diese Kosten auf viele ver­schiedene Kos­ten­stellen von Bund, Ländern und Kom­munen ver­teilt, wie in Artikel 120 des Grund­ge­setzes fest­gelegt wurde. Daher lassen sich die Gesamt­kosten, die Deutschland derzeit jährlich an die USA über­weist, kaum beziffern. Auf eine Kleine Anfrage eines Abge­ord­neten ant­wortete die Bun­des­re­gierung 2011 unter anderem mit einer Tabelle, in der für 2010 Kosten für den Bund in Höhe von 45 Mil­lionen aus­ge­wiesen wurden. Jedoch mit dem Zusatz:
„Infor­ma­tionen zu Aus­gaben von Ländern und Kom­munen liegen der Bun­des­re­gierung nicht vor.“
Anscheinend will man es auch gar nicht so genau wissen.