Ein US-amerikanischer Kampfpanzer vom Typ M-1A1 Abrams nördlich von Frankfurt am Main (2005) Foto: Pentagon/ gemeinfrei

Warum die DAX-Bosse gegen die AfD wettern

Immer öfter leisten DAX-Größen Schüt­zen­hilfe für die Ber­liner Politik, atta­ckieren die blauen Popu­listen und kämpfen „gegen Rechts“ und für den „guten Ruf Deutsch­lands“. Nach Joe Kaeser (Siemens), Tim Höttges (Deutsche Telekom) gab zuletzt eine unbe­kannte VW-Vor­ständin, Hiltrud Werner, eine Warnung heraus. Ver­suchen die selbst­er­nannten „Kämpfer“ von den Pro­blemen eigener Kon­zerne abzu­lenken, sind sie nur über­ge­schnappt oder lassen sie sich von der Politik, für welche Ver­sprechen auch immer, einfach miss­brauchen? Eine Fall­studie an drei Beispielen.
Fall 1: Joe Kaeser (Siemens-Chef)
Kaeser ist der pro­mi­nen­teste Fall unter den Mora­listen. Er ist für Russ­land­sank­tionen, ver­kaufte aber Gas­tur­binen für die Krim und für Ein­wan­derung. Wenn es nach Chemnitz um den „Kampf gegen Rechts“ oder um die Ver­un­glimpfung von Alice Weidel (als BDM-Mädel titu­liert) geht, war der Kon­zern­lenker schnell dabei. Wegen dieser job­fremden Ein­mi­schung wurde er bereits von eigenen Aktio­nären ver­warnt. Wenn es dagegen um Mas­sen­ent­las­sungen in seinem Haus geht, kneift der mit sieben Mil­lionen Euro (2017) dotierte Superboss, der nach eigenen Worten „für den guten Ruf Deutsch­lands“ kämpft. Es gehört schon eine gehörige Portion sozialer Kälte dazu, wenn ein solcher Heuchler trotz des Rekord­ge­winns von sechs Mil­li­arden Euro, 6.900 Leute ent­lassen und Werke schließen will und für Mit­ar­bei­ter­pro­teste nur ein süf­fi­santes Lächeln übrig hat.

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Während der Chef poli­ti­siert, bleibt die Siemens-Aktie schwach (30 Prozent unter der DAX-Ent­wicklung in den ver­gan­genen fünf Jahren). Auch sein Welt­konzern bekommt Pro­bleme. Nicht zuletzt des­wegen, weil der Moralist Kaeser eben kein TOP-Manager, sondern eher mageres Mit­telmaß ist. Die Fusion mit der fran­zö­si­schen Alstom, eine Antwort auf die chi­ne­sische Her­aus­for­derung, platzte, weil Kaeser mit dem Auf­sichtsrat lange Zeit im Clinch lag. Große Fonds, die 70 Prozent der Aktien halten und über sein Schicksal ent­scheiden, sind gegen seinen Radi­kalkurs und beäugeln die neue Stra­tegie Vision 2020 miss­trauisch. Der gute Joe sollte auf­passen. Warum lässt er sich zum Merkel-Lakaien degra­dieren, wenn die sonstige DAX-Obrigkeit das morsche Regime nur spo­ra­disch unter­stützt? Hier sind Motiv­for­scher von Weltrang gefragt.
Fall 2: Tim Höttges (Deutsche Telekom)
Tim Höttges holte gegen den Rechts­ra­di­ka­lismus noch viel pla­ka­tiver aus: „Schlä­ger­typen können durch unsere Innen­städte mar­schieren“, hatte er auf der Messe DMEXCO im Sep­tember 2018 in Köln öffentlich geklagt. Deutschland erlebe eine Umkehr von alten Werten: „Plötzlich wird der Anti­rassist als gefähr­licher gesehen als der Rassist. Die Femi­nistin wird kri­ti­scher gesehen als der Täter“. Wenn das keine klare Kante ist!
Auch Höttges agiert mehr als Ver­walter und ist ein mise­rabler Manager. Die inter­na­tionale Position des Bonner Kon­zerns ging während seiner elf­jäh­rigen Regent­schaft nach und nach an die Kon­kurrenz (China Telecom, AT&T, Vodafone, KPN, BT Group) ver­loren. Auch nach über 20 Jahren liegt der Akti­enkurs mit 14,46 Euro gerade beim 1998er-Emis­si­onswert. Eine Blamage für eine hoch­ge­ju­belte „Volks­aktie“! Heute machen globale Fonds um das Papier einen großen Bogen, Börsen-Experten stufen es als phan­ta­sielos ein.
Auch für die eigenen Beschäf­tigten hat der neue Poli­tik­helfer schlechte Nach­richten. Weltweit sollen 10.000 – davon allein 6.000 in Deutschland – Leute ent­lassen werden. Die Zahl der Leih­ar­beiter steigt ande­rer­seits kon­ti­nu­ierlich an. Schuld an dem geplanten Kahl­schlag ist nicht allein die lau­nische Welt­nach­frage, sondern das Team um den unfä­higen Admi­nis­trator. Dieses ver­stand es nicht, die Leute im Groß­konzern mit einem Welt­umsatz von 73 Mil­li­arden Euro und über 200.000 Mit­ar­beitern unter­zu­bringen. Last but not least: Kunden- und Aktio­närs­klagen machen bei Telekom regel­mäßig Schlag­zeilen. Pleiten, Pech und Pannen!
Höttges wird seinen Job behalten wollen und muss Berlin gehorchen. 2018 holte sich der Global Player mit einer zwölf­pro­zen­tigen Gehaltstei­gerung auf 5,4 Mil­lionen Euro noch einen ordent­lichen Schluck aus der Pulle. Das ging, weil der Bund mit 32 Prozent Groß­ak­tionär beim Ex-Staats­un­ter­nehmen bleibt und so etwas tole­riert. Berlin kas­siert brav hohe Divi­denden und wird hinter den Kulissen die Geschicke des Tele­kom­riesen (mit)lenken. Der gute Tim wird dafür Angela öffentlich Lob zollen müssen.
Fall 3: Hiltrud Werner (Vor­stand Bereich Recht und Inte­grität bei Volkswagen
Im jüngsten Gespräch mit der FAZ warnte Werner, Rechts­vor­stand ohne Jura-Studium (Wiki­pedia), vor dem Erstarken der AfD und dem Ver­sagen der Volks­par­teien. „In Ost­deutschland wird die AfD zunehmend zum Problem, auch in den Betrieben“. Da fehlt nur noch die Warnung, die AfD gefährde Arbeitsplätze.
Die nega­tiven wirt­schaft­lichen Dau­er­pro­bleme von Volks­wagen, an dem der Bund eben­falls Groß­ak­tionär ist, müssen an dieser Stelle nicht wie­derholt werden. Auf neue Schlag­zeilen darf man gespannt bleiben. Warum die Vor­gän­gerin der ost­deut­schen Vor­zeige-Mana­gerin Werner auf dem Vor­stand­posten, die kom­pe­tente Ex-Ver­fas­sungs­rich­terin Christine Hoffmann-Denn­hardt, den Job schon nach einem Jahr „ein­ver­nehmlich“ gekündigt hatte, bleibt ein Geheimnis. Werner ist da sicherlich anpas­sungs­fä­higer. Auf jeden Fall steht sie für „Ehr­lichkeit, Offenheit, Mut und Eigen­ver­ant­wortung“. Für ein Super­gehalt von fünf Mil­lionen Euro kann das wohl auch ver­langt werden.
Die Lakaien sollten immer daran denken: Der Schuss kann nach hinten gehen
Die Wirt­schafts­bosse werden ihren Aktio­nären einen schlechten Dienst erweisen, falls sie sich in Merkels Dienste ein­spannen lassen. Besonders die mäch­tigen aus­län­di­schen Anteils­eigner und Fonds haben die Kraft, die Herr­schaften mit ver­einten Kräften von ihrem Olympus her­un­ter­zu­holen. Wenn nichts pas­siert, könnte umge­kehrt das schlechte Bei­spiel Schule machen, wenn sich bald weitere Leis­tungs­schwäch­linge zu Wort melden, die von Berlin etwas erwarten. An der Reihe ist der Chef der Deut­schen Bank, der auf die Ver­staat­li­chung wartet und gerne im Amt – wie einst sein Com­merzbank-Kollege – bleiben würde.
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Mehr als Sprüche: In der Asyl­krise heu­chelt die Wirt­schaft und der Staat und die Bürger zahlen
Wer hoffte, die starke deutsche Wirt­schaft würde Merkels pseudo-öko­no­mi­sches Migra­ti­ons­aben­teuer stoppen, ist stark ent­täuscht worden. Schließlich sind der soziale Frieden, die innere Sicherheit und die Staats­fi­nanzen massiv bedroht – alles Fak­toren, die mit den wirt­schafts­re­le­vanten „Stand­ort­nach­teilen“ zu tun haben und wovon die Kon­zern­chefs wissen. Die Bosse schweigen aber beharrlich, weil sie nicht direkt betroffen sind und es sich mit Berlin nicht ver­scherzen wollen. Sie wissen, wer dort einmal auf­fällt, bekommt keine Staats­auf­träge, darf mit der Kanzler-Dele­gation nicht nach Peking reisen und wird von den Sys­tem­medien – also von Talk­shows wie Anne Will & Co. – geflis­sentlich igno­riert. Auch die Macht der Gerichte, hinter denen der lange Arm der Politik gesehen wird, darf nicht unter­schätzt werden (Hambach, Diesel-Klagen). Das alles schadet dem Akti­enkurs. So heu­chelt die Wirt­schaft bei der Inte­gration auf der ganzen Linie. Es gibt dennoch Grenzen. Clevere Vor­stände meiden negative Publicity, achten auf das Aktio­närswohl, stellen keine (aner­kannten) Asy­lanten ein und leisten für die Migra­ti­ons­ver­an­staltung keine nen­nens­werte finan­zielle Unterstützung.
Für die AfD kann jede Anfeindung seitens der Wirt­schafts­ka­pitäne nur ein gutes Zeichen sein. Nicht nur allein wegen des Spruchs „Viel Feind, viel Ehr“. Auch Gandhis Weisheit passt gut dazu: „Zuerst igno­rieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du.“
Hof­fentlich kommt der Sieg nicht zu spät.

Dr. Viktor Heese ist Dozent und Fach­buch­autor. Spe­zia­li­siert hat er sich auf dem Gebiet der Börsen und Banken. Für Bör­sen­an­fänger hat er das Buch „Fun­da­mental- versus Chart­theorie. Methoden der Akti­en­be­wertung im Ver­gleich“ (Springer 2015) ver­fasst. Er betreibt die Blogs prawda24.com und finanzer.eu und gibt den Bör­sen­brief „Der Zins­de­tektiv“ heraus. Heese kommt aus Masuren und lebt seit über 40 Jahren in Köln.