Deutsch­land­sti­pendium — Kein All­heil­mittel für den Fachkräftemangel

Die Stu­di­en­an­fän­ger­zahlen steigen. Und doch ver­zeichnen viele Branchen einen Fach­kräf­te­mangel. Das Deutsch­land­sti­pendium, 2011 von Ex-Bil­dungs­mi­nis­terin Annette Schavan ins Leben gerufen, sollte Abhilfe schaffen. Die geplanten Kenn­zahlen waren viel­ver­spre­chend, wurden aber bis heute mei­lenweit verfehlt.
Schlep­pender Beginn des Deutschlandstipendiums
Das ehe­malige Pres­ti­ge­projekt von Annette Schavan hatte 2011 einen sehr schlep­penden Beginn zu ver­zeichnen. Gut 2,2 Mil­lionen Stu­die­renden standen gerade mal 5.400 Sti­pen­diaten  gegenüber. Somit haben im ersten Jahr von der Begab­ten­för­derung lediglich 0,2 Prozent der Stu­die­renden pro­fi­tiert. Zu allem Über­fluss floss die Hälfte der bewil­ligten 14 Mil­lionen Euro wieder zurück in den Bun­des­haushalt und gingen so für Inves­ti­tionen in Bildung verloren.
Ursprüng­liches Lang­zeitziel waren 160.000 Sti­pen­diaten oder 8 Prozent aller Stu­die­renden. Die Rea­lität sieht heute weitaus nüch­terner aus. 2017 lag die Anzahl der Stu­denten mit Deutsch­land­sti­pendium bei knapp 26.000 und damit noch immer unter einem Prozent der Stu­die­renden. Die Grünen übten schon Mitte 2012 Kritik, dass das “mit großem Tamtam ein­ge­führte Sti­pen­di­en­pro­gramm gänzlich unge­eignet sei, zur über­fäl­ligen sozialen Öffnung der Hoch­schulen beizutragen”.

© BMBF 2018
För­de­rer­struktur des Deutschlandstipendiums
Die Finan­zierung des Sti­pen­diums für Begabte erfolgt je zur Hälfte vom Bund und von Unter­nehmen, Pri­vat­per­sonen, Stif­tungen und Ver­einen. Letztere brachten dabei 2017 ein Budget von 26,9 Mil­lionen Euro auf. Von den 429 Hoch­schulen in Deutschland betei­ligten sich 2017 304 an der Vergabe des Sti­pen­diums. Das sind gut 70 Prozent.
Die Ramboll Management Con­sulting GmbH wurde vom Bun­des­mi­nis­terium für Bildung und For­schung (BMBF) mit einer Begleit­studie beauf­tragt. Eine reprä­sen­tative Umfrage befasste sich unter anderem mit den Motiven der För­der­mit­tel­geber. Demnach waren die häu­figsten Motive:

  • Wunsch, gesell­schaft­liche Ver­ant­wortung zu übernehmen
  • Mög­lichkeit, mit begabten Stu­die­renden in Kontakt zu treten
  • Stu­die­rende finan­ziell zu entlasten

Jytte Theilen von der CasinoTest.de Ltd. gehört zu den Pri­vat­per­sonen, die seit Ende 2018 die Uni­ver­sität Kassel mit 150 Euro im Monat unter­stützt. Die Spit­zen­re­dak­teurin ver­fasst beruflich Test­be­richte und Ver­gleiche zum Thema Online-Glücks­spiel. Wer die Casino Bonus­über­sicht von Jytte Theilen liest, könnte denken, sie gehört selbst zu den Hoch­be­gabten. Nach ihrer Moti­vation befragt, gab die wasch­echte Köl­nerin an: „Ich bin froh, einen kleinen Teil für die Zukunft der jün­geren Gene­ra­tionen bei­tragen zu können. Das Deutsch­land­sti­pendium halte ich auch deshalb für eine sinn­volle Sache, weil auch soziales Enga­gement oder per­sön­liche Umstände Kri­terien für eine För­derung sind.“
Sozi­al­struktur der Sti­pen­diaten spiegelt die Sozi­al­struktur der Stu­die­renden wider
Die Begleit­studie der Ramboll Management Con­sulting GmbH brachte außerdem ans Licht, dass sich die Sozi­al­struktur der Sti­pendium-Emp­fänger mit dem Rest der Stu­die­renden ziemlich ähnelt. Demnach waren im Win­ter­se­mester 2014/15 52 Prozent aller Sti­pen­diaten männlich und 48 Prozent weiblich. Das ent­sprach zum dama­ligen Zeit­punkt auch der Ver­teilung bei den Stu­die­renden ins­gesamt. 2017 lag der Anteil der weib­lichen Sti­pen­diaten knapp über 50 Prozent, was auch in etwa der Anzahl weib­licher Stu­die­render ins­gesamt entsprach.
Auch bei der Alters­struktur und bei der Betreuung eigener Kinder gab es nur gering­fügige Abwei­chungen. Eine deut­li­chere Abwei­chung gab es bei den gesund­heit­lichen Beein­träch­ti­gungen. Während nur sechs Prozent der Sti­pen­diaten mit gesund­heit­lichen Beein­träch­ti­gungen zu kämpfen hatte, lag der Anteil bei den Stu­die­renden ins­gesamt bei 14 Prozent.
Die meisten Sti­pen­diaten kommen aus Nordrhein-Westfalen
2017 erhielten ins­gesamt 4.711 Stu­denten, die in Nord­rhein-West­falen stu­dieren, das Deutsch­land­sti­pendium. Damit führt das Bun­desland die Liste der Anzahl der Sti­pen­diaten nach Bun­desland mit großem Abstand an. Es folgen Bayern mit 2.426 Sti­pen­diaten und Hessen mit 2.147 Stipendiaten.
Die wenigsten Sti­pen­diaten gab es 2017 in Schleswig-Hol­stein mit 163 Emp­fängern des DStip. Aller­dings sind im nörd­lichsten Bun­desland auch nur fünf Hoch­schulen ange­siedelt. Bei den Stadt­staaten liegt Berlin mit 718 Sti­pen­diaten an vor­derster Front, gefolgt von Hamburg mit 331. In Bremen ver­gaben die vier dort Ansäs­sigen Hoch­schulen immerhin an 198 Stu­die­rende das Stipendium.
Die meisten Stu­denten mit einem Deutsch­land­sti­pendium weist die Uni­ver­sität Frankfurt/M. mit 1.084 Sti­pen­diaten auf. Es folgen die TU München mit 906 und die TH Aachen mit 824.