Deutsche Bank und Commerzbank sollen fusionieren, so will es zumindest Finanzminister Olaf Scholz. Doch warum eigentlich? An den fundamentalen Problemen der Banken in Deutschland würde sich kaum etwas ändern. Andere Maßnahmen könnten viel besser helfen.
Nun scheint es doch so weit zu kommen. Deutsche Bank und Commerzbank sollen nach tatkräftiger Hilfe aus dem Bundesfinanzministerium zur Fusion schreiten. Finanzminister Olaf Scholz treibt das voran zur Sicherung deutscher Wirtschaftsinteressen und damit als Beispiel für die neue Industriepolitik der Regierung. Für jeden anderen, der sich nur ein wenig mit den Problemen des (deutschen) Bankenmarktes beschäftigt, ist es aber eine Aktion, die keines der vorhandenen Probleme löst und stattdessen weitere schafft.
Dazu muss man sich zunächst diese Fragen stellen: Warum geht es den deutschen Banken so schlecht? Warum spielen wir trotz der unstrittigen Stärke der deutschen Wirtschaft allgemein im Bankwesen schon seit Jahrzehnten nicht in der ersten Liga? Und warum sind deutsche Banken im internationalen Vergleich so klein und vor allem so unprofitabel?
Der Markt in Deutschland ist unattraktiv
Deutsche Banken verdienen im Schnitt nur 0,2 Prozent auf ihr Vermögen, während Banken in Frankreich und den Niederlanden mehr als doppelt so viel verdienen, in den USA sogar fünfmal so viel.
Der erste und wohl auch entscheidende Grund für die schwache Profitabilität deutscher Banken ist die Struktur des Bankenmarktes hierzulande. Ein Bankenmarkt ist umso profitabler, je konzentrierter er ist, also je weniger Marktteilnehmer es gibt. Damit ist keine Monopolbildung gemeint, sondern das Entstehen von Banken, die groß genug sind, um Größenvorteile zu realisieren und so Kosten zu senken. Der deutsche Markt ist der fragmentierteste in Europa. Und auch eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank würde an dieser Tatsache nichts ändern.
Dies hat mit einer weiteren deutschen Besonderheit zu tun, dem hohen Anteil staatlicher und genossenschaftlicher Spieler im Markt: Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken führen nicht nur zu einer weiteren Fragmentierung des Marktes, sondern verfolgen auch nicht ausschließlich das Ziel der Gewinnmaximierung. Sie sehen ihre Aufgaben auch in der Förderung der regionalen Wirtschaft und in der Unterstützung ihrer Mitglieder. Damit senken sie das Preisniveau im Markt und reduzieren die Profitabilität für alle Banken in Deutschland.
Aus Sicht der Kunden mag dies zunächst erfreulich sein. In Wahrheit verhindert dies aber die Realisierung von Kostenvorteilen durch Größe und Fokussierung. Das führt zu strukturell höheren Kosten für alle Beteiligten – Banken wie Kunden. Auch daran würde eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank nichts ändern.
Politik der EZB setzt Banken unter Druck
Zu diesen strukturellen Besonderheiten des deutschen Marktes kommen seit mehreren Jahren die Nebenwirkungen der Politik der Europäischen Zentralbank. Mit immer aggressiveren Maßnahmen versucht die EZB, den Euro zu „retten“. Das führt zu immer tieferen Zinsen angesichts der ungelösten strukturellen Probleme der Eurozone (Verschuldung, divergierende Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsländer) und dem Versagen der Politik, diese Probleme zu lösen. Niedrigere Zinsen sind aber nicht nur für Sparer ärgerlich, sondern für Banken existenzbedrohend. Sie verdienen an der Differenz zwischen den Zinsen, die sie ihren Kunden für die Einlagen oder der EZB bezahlen und den Zinsen, die sie für Kredite bekommen.
Je tiefer das Zinsniveau, desto geringer auch die Zinsmarge und damit der Druck auf die Profitabilität der Banken. Zwar haben sie in den vergangenen Jahren verschiedene Gebühren deutlich erhöht, um die Einnahmenseite zu verbessern, dennoch bleiben die Gewinne nachhaltig unter Druck. Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ändert auch an diesen Umständen nichts. Wenn sich die Bundesregierung um die deutschen Banken sorgt, sollte sie lieber der EZB helfen und die Krise der Eurozone an der Wurzel packen.
Die Banken stehen vor technologischem Umbruch
Zu allem Überfluss steht das Bankenwesen vor einem radikalen Wandel, getrieben von den neuen technologischen Möglichkeiten. Innovatoren wie die Internetbank N26 und Vermögensverwalter wie „Scaleable“ und „Liqid“ zeigen, dass das bestehende Geschäftsmodell der Banken keine Zukunft hat. Niemand braucht in Zukunft eine Bankfiliale mit persönlicher Betreuung für seine täglichen Bankgeschäfte. Für die etablierten Spieler im Bankenmarkt bedeutet dies eine zweifache Herausforderung. Sie müssen neue internetbasierte Dienstleistungen aufbauen und zugleich die vorhandenen alten Strukturen abbauen. Die Erfahrung aus anderen Industrien zeigt, dass es nur wenigen Unternehmen gelingt, einen solchen Wandel erfolgreich zu bewältigen. Zu groß sind die Beharrungskräfte der alten Strukturen. Auch hieran ändert eine Fusion von Deutscher und Commerzbank nichts.
Folgen des Missmanagements
Nicht vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang die Fehlleistungen der verantwortlichen Manager in den vergangenen Jahrzehnten. Gerade die Deutsche Bank hat zunehmend Zuflucht in den internationalen Märkten und im Investmentbanking gesucht angesichts der schwierigen Marktstruktur hierzulande. Verkannt wurde dabei aber, dass auch in diesem Markt Größe eine entscheidende Rolle spielt. Eine besondere Herausforderung ist zudem, die besten Mitarbeiter zu finden und zu halten. Letzteres führt bei allen Banken dazu, dass ein Großteil der erwirtschafteten Gewinne nicht bei der Bank landen, sondern als Bonus ausgeschüttet werden.
Die Risiken für Verluste verbleiben aber bei der Bank und den Aktionären. Besonders schwierig wird es dann, wenn man fehlende Größe und Präsenz dadurch zu kompensieren versucht, dass außerordentlich hohe Risiken eingegangen werden. Dass der IWF die Deutsche Bank als die gefährlichste Bank der Welt bezeichnete, ist nicht als Lob, sondern als vernichtendes Urteil zu sehen. Zwar ist das aktuelle Management bemüht, die Risiken abzubauen. Dies dauert aber an und wird durch eine mögliche Fusion mit der Commerzbank nicht beschleunigt, sondern eher behindert.
Es gäbe Alternativen
Es ist also offensichtlich, dass eine Fusion der beiden Banken nichts an den grundlegenden Problemen der beiden Institute und des Bankenmarktes hierzulande ändert. Im Gegenteil, es steht zu befürchten, dass die Fusion so viel an Energie, Managementkapazität und ‑aufmerksamkeit bindet, dass es den beteiligten Banken mehr schadet als nutzt.
Wollte die Politik den deutschen Bankenmarkt stärken, sollte sie Konzentration und Professionalisierung fördern, zum Beispiel, indem sie den Sparkassensektor konsolidiert. Dieser könnte perspektivisch mit der Deutschen Bank fusioniert werden, weil dann ein starker nationaler Spieler mit entsprechender internationaler Verflechtung entstehen würde.
Stattdessen konzentriert sich die Politik darauf, zwei Banken in eine Fusion zu zwingen, deren Manager wissen, dass sie ihnen nichts nutzt. Am Ende werden – allen Beteuerungen zum Trotz – Steuergelder fließen, um die Fusion und die Sanierung zu ermöglichen. So bleibt auch dies ein weiteres Beispiel für die fehlgeleitete Politik hierzulande, die lieber an Symptomen herumdoktert, anstatt die Ursachen zu adressieren.
Nun scheint es doch so weit zu kommen. Deutsche Bank und Commerzbank sollen nach tatkräftiger Hilfe aus dem Bundesfinanzministerium zur Fusion schreiten. Finanzminister Olaf Scholz treibt das voran zur Sicherung deutscher Wirtschaftsinteressen und damit als Beispiel für die neue Industriepolitik der Regierung. Für jeden anderen, der sich nur ein wenig mit den Problemen des (deutschen) Bankenmarktes beschäftigt, ist es aber eine Aktion, die keines der vorhandenen Probleme löst und stattdessen weitere schafft.
Dazu muss man sich zunächst diese Fragen stellen: Warum geht es den deutschen Banken so schlecht? Warum spielen wir trotz der unstrittigen Stärke der deutschen Wirtschaft allgemein im Bankwesen schon seit Jahrzehnten nicht in der ersten Liga? Und warum sind deutsche Banken im internationalen Vergleich so klein und vor allem so unprofitabel?
Der Markt in Deutschland ist unattraktiv
Deutsche Banken verdienen im Schnitt nur 0,2 Prozent auf ihr Vermögen, während Banken in Frankreich und den Niederlanden mehr als doppelt so viel verdienen, in den USA sogar fünfmal so viel.
Der erste und wohl auch entscheidende Grund für die schwache Profitabilität deutscher Banken ist die Struktur des Bankenmarktes hierzulande. Ein Bankenmarkt ist umso profitabler, je konzentrierter er ist, also je weniger Marktteilnehmer es gibt. Damit ist keine Monopolbildung gemeint, sondern das Entstehen von Banken, die groß genug sind, um Größenvorteile zu realisieren und so Kosten zu senken. Der deutsche Markt ist der fragmentierteste in Europa. Und auch eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank würde an dieser Tatsache nichts ändern.
Dies hat mit einer weiteren deutschen Besonderheit zu tun, dem hohen Anteil staatlicher und genossenschaftlicher Spieler im Markt: Sparkassen, Volksbanken und Raiffeisenbanken führen nicht nur zu einer weiteren Fragmentierung des Marktes, sondern verfolgen auch nicht ausschließlich das Ziel der Gewinnmaximierung. Sie sehen ihre Aufgaben auch in der Förderung der regionalen Wirtschaft und in der Unterstützung ihrer Mitglieder. Damit senken sie das Preisniveau im Markt und reduzieren die Profitabilität für alle Banken in Deutschland.
Aus Sicht der Kunden mag dies zunächst erfreulich sein. In Wahrheit verhindert dies aber die Realisierung von Kostenvorteilen durch Größe und Fokussierung. Das führt zu strukturell höheren Kosten für alle Beteiligten – Banken wie Kunden. Auch daran würde eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank nichts ändern.
Politik der EZB setzt Banken unter Druck
Zu diesen strukturellen Besonderheiten des deutschen Marktes kommen seit mehreren Jahren die Nebenwirkungen der Politik der Europäischen Zentralbank. Mit immer aggressiveren Maßnahmen versucht die EZB, den Euro zu „retten“. Das führt zu immer tieferen Zinsen angesichts der ungelösten strukturellen Probleme der Eurozone (Verschuldung, divergierende Wettbewerbsfähigkeit der Mitgliedsländer) und dem Versagen der Politik, diese Probleme zu lösen. Niedrigere Zinsen sind aber nicht nur für Sparer ärgerlich, sondern für Banken existenzbedrohend. Sie verdienen an der Differenz zwischen den Zinsen, die sie ihren Kunden für die Einlagen oder der EZB bezahlen und den Zinsen, die sie für Kredite bekommen.
Je tiefer das Zinsniveau, desto geringer auch die Zinsmarge und damit der Druck auf die Profitabilität der Banken. Zwar haben sie in den vergangenen Jahren verschiedene Gebühren deutlich erhöht, um die Einnahmenseite zu verbessern, dennoch bleiben die Gewinne nachhaltig unter Druck. Eine Fusion von Deutscher Bank und Commerzbank ändert auch an diesen Umständen nichts. Wenn sich die Bundesregierung um die deutschen Banken sorgt, sollte sie lieber der EZB helfen und die Krise der Eurozone an der Wurzel packen.
Die Banken stehen vor technologischem Umbruch
Zu allem Überfluss steht das Bankenwesen vor einem radikalen Wandel, getrieben von den neuen technologischen Möglichkeiten. Innovatoren wie die Internetbank N26 und Vermögensverwalter wie „Scaleable“ und „Liqid“ zeigen, dass das bestehende Geschäftsmodell der Banken keine Zukunft hat. Niemand braucht in Zukunft eine Bankfiliale mit persönlicher Betreuung für seine täglichen Bankgeschäfte. Für die etablierten Spieler im Bankenmarkt bedeutet dies eine zweifache Herausforderung. Sie müssen neue internetbasierte Dienstleistungen aufbauen und zugleich die vorhandenen alten Strukturen abbauen. Die Erfahrung aus anderen Industrien zeigt, dass es nur wenigen Unternehmen gelingt, einen solchen Wandel erfolgreich zu bewältigen. Zu groß sind die Beharrungskräfte der alten Strukturen. Auch hieran ändert eine Fusion von Deutscher und Commerzbank nichts.
Folgen des Missmanagements
Nicht vergessen dürfen wir in diesem Zusammenhang die Fehlleistungen der verantwortlichen Manager in den vergangenen Jahrzehnten. Gerade die Deutsche Bank hat zunehmend Zuflucht in den internationalen Märkten und im Investmentbanking gesucht angesichts der schwierigen Marktstruktur hierzulande. Verkannt wurde dabei aber, dass auch in diesem Markt Größe eine entscheidende Rolle spielt. Eine besondere Herausforderung ist zudem, die besten Mitarbeiter zu finden und zu halten. Letzteres führt bei allen Banken dazu, dass ein Großteil der erwirtschafteten Gewinne nicht bei der Bank landen, sondern als Bonus ausgeschüttet werden.
Die Risiken für Verluste verbleiben aber bei der Bank und den Aktionären. Besonders schwierig wird es dann, wenn man fehlende Größe und Präsenz dadurch zu kompensieren versucht, dass außerordentlich hohe Risiken eingegangen werden. Dass der IWF die Deutsche Bank als die gefährlichste Bank der Welt bezeichnete, ist nicht als Lob, sondern als vernichtendes Urteil zu sehen. Zwar ist das aktuelle Management bemüht, die Risiken abzubauen. Dies dauert aber an und wird durch eine mögliche Fusion mit der Commerzbank nicht beschleunigt, sondern eher behindert.
Es gäbe Alternativen
Es ist also offensichtlich, dass eine Fusion der beiden Banken nichts an den grundlegenden Problemen der beiden Institute und des Bankenmarktes hierzulande ändert. Im Gegenteil, es steht zu befürchten, dass die Fusion so viel an Energie, Managementkapazität und ‑aufmerksamkeit bindet, dass es den beteiligten Banken mehr schadet als nutzt.
Wollte die Politik den deutschen Bankenmarkt stärken, sollte sie Konzentration und Professionalisierung fördern, zum Beispiel, indem sie den Sparkassensektor konsolidiert. Dieser könnte perspektivisch mit der Deutschen Bank fusioniert werden, weil dann ein starker nationaler Spieler mit entsprechender internationaler Verflechtung entstehen würde.
Stattdessen konzentriert sich die Politik darauf, zwei Banken in eine Fusion zu zwingen, deren Manager wissen, dass sie ihnen nichts nutzt. Am Ende werden – allen Beteuerungen zum Trotz – Steuergelder fließen, um die Fusion und die Sanierung zu ermöglichen. So bleibt auch dies ein weiteres Beispiel für die fehlgeleitete Politik hierzulande, die lieber an Symptomen herumdoktert, anstatt die Ursachen zu adressieren.