Fall Skripal: Julia Skripal ver­kauft ihre Wohnung in Moskau, ohne selbst in Erscheinung zu treten

Im Fall Skripal gibt es Neu­ig­keiten, die aller­dings auch nicht auf eine baldige Auf­klärung hoffen lassen.
Zur Erin­nerung: Am 4. März 2018 wurden Sergej Skripal und seine Tochter Julia leblos auf einer Parkbank gefunden. Sie kamen ins Kran­kenhaus und wurden behandelt, Groß­bri­tannien meldete, sie wären mit einem che­mi­schen Kampf­stoff namens „Novitschok“ ver­giftet worden und beschul­digte Russland. Auch ein Polizist, der in ihrer Nähe war, hatte sich angeblich kon­ta­mi­niert und wurde behandelt.
Das OPWC wurde von Groß­bri­tannien erst zwei Wochen später an die Pati­enten und die Proben des Gift­stoffes her­an­ge­lassen und konnte ihn nicht zuordnen. Es gab noch sehr viele Unge­reimt­heiten und bis heute offene Fragen. Die genaue Chro­no­logie der Ereig­nisse und die bekannten Fakten finden Sie hier.
Erwäh­nenswert ist noch, dass erst neun Monate später her­auskam, dass eine 16-jährige namens Abigail McCourt den Skripals erste Hilfe geleistet hat und dabei merk­wür­di­ger­weise nicht kon­ta­mi­niert wurde, der Polizist, der daneben stand, aber angeblich schon. Inter­es­san­ter­weise war sie mit ihrer Mutter vor Ort, die Colonel der bri­tische Armee und ist dort als Kran­ken­schwester arbeitet. Die Details dazu finden Sie hier.
Ich will auf diese alt­be­kannten Fakten hier nicht ein­gehen, Sie können die Details und Hin­ter­gründ in den obigen Links nachlesen.
Die Skripals haben den Anschlag wie durch ein Wunder überlebt, frühere Vor­fälle mit Novitschok endeten tödlich. Danach ver­schwanden die Skripals. Offi­ziell hat Groß­bri­tannien sie an einen „sicheren Ort“ gebracht.
Sergej hat eine 90-jährige Mutter in Russland, bei der er sich danach nicht mehr gemeldet hat. Seine Tochter Julia hat ihre Cousine Vik­toria in Russland noch einmal ange­rufen, das Gespräch wurde auf­ge­zeichnet und es klang nicht so, als wolle sie den Kontakt zur Familie abbrechen.
Trotzdem brachen die beiden den Kontakt voll­ständig ab und Groß­bri­tannien sagt nur, sie seien an einem sicheren Ort und wollen mit nie­mandem reden.
Das wirft noch mehr Fragen auf, denn wenn Groß­bri­tannien so sicher ist, dass Russland für den Vorfall ver­ant­wortlich ist, dann hätte man die Skripals doch wenigstens ein Mal der Presse prä­sen­tieren können, damit sie sich selbst äußern. Statt­dessen sind sie seit dem 4. März 2018 nicht mehr gesehen worden. Und ihre rus­si­schen Ver­wandten bekamen kein Visum, um sie in Groß­bri­tannien im Kran­kenhaus zu besuchen. Die Skripals werden sys­te­ma­tisch abgeschirmt.
Jetzt gibt es etwas Neues. Julia Skripal hat noch ein Auto, eine Wohnung und ihren geliebten Hund in Moskau. Vor einigen Tagen wurde gemeldet, dass ihre Wohnung zum Verkauf steht. Demnach hat sie über soziale Netz­werke Kontakt zu einer Freundin, der sie eine Voll­macht aus­ge­stellt haben soll, um Auto und Wohnung zu verkaufen.
Die Nichte von Sergej Skripal und Cousine von Julia macht in Russland immer wieder Schlag­zeilen, weil sie sich nicht damit abfinden will, dass die beiden den Kontakt zur Familie abge­brochen haben. Sie will wissen, wie es ihrer Cousine und ihrem Onkel geht, bekommt aber von London keine Erlaubnis, sie zu sehen.
Zu der Tat­sache, dass Julia nun end­gültig alle Brücken abbricht und allen Besitz in Russland ver­kauft und ihren Hund abgeben will, sagte Viktoria:
„Julia Skripal plant nicht, nach Russland zurück zu kommen: Sie hat ihren Wagen, einen Ford, schon per Voll­macht ver­kaufen lassen und jetzt sucht sie aktiv Käufer für ihre Zwei­zim­mer­wohnung. Es ist kein Geheimnis, dass ihre Freundin die Wohnung mit Voll­macht ver­kauft. Die Freundin und sie haben über soziale Netz­werke Kontakt. (…) Die Zwei­zim­mer­wohnung im Erd­ge­schoss befindet sich im Nord­westen Moskaus in der Davyd­kovski-Straße. Sie gehört Julia und nur sie ist dort gemeldet. Außerdem möchte sie ihren Hund in gute Hände abgeben. (…) Mamas Gesundheit ist nicht gut, sie wird am 24. Juli 91. Letztes Jahr hat Julia zum ersten und ein­zigen Mal nach dem Vorfall ange­rufen und Mama zum Geburtstag gra­tu­liert. (…) Sie wird gezwungen sein, eine Erklärung abzu­geben, dass sie nie wieder nach Russland zurück­kehrt, damit ich mich beruhige und keine Fragen mehr stelle.“
Der Verkauf der Wohnung lässt sich im Grundbuch später über­prüfen, alles andere nicht. In jedem Fall ist auch diese kleine Neu­igkeit nicht dazu geeignet, Licht in den mys­te­riösen Fall zu bringen. Die Frage ist, warum Groß­bri­tannien die Skripals, so abschirmt, anstatt den Fall auf­zu­klären und sie vor der Presse ihre Version der Geschichte erzählen zu lassen.
Autor: Anti-Spiegel
Thomas Röper, geboren 1971, hat als Experte für Ost­europa in Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet. Heute lebt er in seiner Wahl­heimat St. Petersburg. Er lebt über 15 Jahre in Russland und spricht fließend Rus­sisch. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
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Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“