AfD überholt SPD bundesweit

Der bun­des­weite Trend ist ein­deutig: In den drei neu­esten Umfragen liegt die AfD alle drei Mal vor der SPD. Bei INSA zwei Punkte, bei YouGov kann sie an der SPD vor­bei­ziehen und auch im gestern Abend ver­öf­fent­lichten ARD-Deutsch­land­trend überholt sie die SPD und liegt jetzt zwei Punkte vor ihr. Ja selbst in der viert­neu­esten Erhebung des Forsa-Instituts, das die AfD noto­risch zu niedrig aus­weist, liegen beide gleichauf. Ver­hee­rende Zahlen gibt es aber nicht nur für die SPD, sondern auch für die CDU-Vor­sit­zende und neue Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin Annegret Kramp-Karrenbauer.
So würden die Deut­schen derzeit in etwa wählen
Wären jetzt am Sonntag Bun­des­tags­wahlen, dann bekämen die Par­teien in etwa so viele Stimm­an­teile (ange­geben ist bei jeder Partei/Fraktion jeweils die Range bei sieben Insti­tuten, sowie der Mit­telwert aus diesen sieben Erhebungen):

  1. CDU/CSU: 26 – 28 % ==> 26,9 %
  2. GRÜNE: 23 – 26 % ==> 24,5 %
  3. AfD: 12 – 14,5 % ==> 13,2 %
  4. SPD: 12 – 14 % ==> 12,9 %
  5. FDP: 8 – 9 % ==> 8,4 %
  6. LINKE: 7 – 8 % ==> 7,7 %
  7. Sonstige: 4,5 – 7 % ==> 6,4 %

2019-08-01
Für die Wahl-O-Matrix-Berechnung wurden von allen Insti­tuten, die – bezogen auf den mitt­leren Tag der Erhebung – in den letzten drei Wochen Umfragen durch­führten, jeweils die neueste her­an­ge­zogen. Das waren: 1. For­schungs­gruppe Wahlen (Erhebung: 16.07. – 18.07.), 2. GMS (17.07. – 22.07.), 3. Emnid (18.07. – 24.07.), 4. Forsa (22.07. – 26.07.), 5. INSA (26.07. – 29.07.), 6. YouGov (26.07. – 29.07.) und 7. Infratest dimap (29.07. – 31.07.).

Hier bestellen!

Den Wahl-O-Matrix-Werten liegen damit ins­gesamt 11.447 Befra­gungen von sieben ver­schie­denen Insti­tuten mit sieben ver­schie­denen Erhe­bungs- und Berech­nungs­me­thoden zu Grunde, so dass die Zahlen eine sehr hohe Reprä­sen­ta­ti­vität auf­weisen dürften.
Vieles deutet auf eine zukünftige schwarz-grüne Regierung hin, aber auch die Gefahr von Grün-Rot-Dun­kelrot ist nicht gebannt
CDU, CSU und SPD, die aktuelle schwarz-rote Regie­rungs­ko­alition käme somit aktuell auf lediglich ca. 39,8 Prozent, Schwarz-Grün dagegen auf 51,4 Prozent. Vieles deutet derzeit also auf eine solche zukünftige Regierung hin, womöglich wieder mit der AfD als Oppositionsführerin.
Die Gefahr von Grün-Rot-Dun­kelrot ist aber wei­terhin gegeben. Grüne, SPD und Links­partei (SED) kämen im Moment zusammen auf ca. 45,1 Prozent und würden eine Mehrheit der Sitze im Bun­destag damit nur knapp ver­fehlen, da für diese wegen der ca. 6,4 Prozent für sonstige Par­teien, die an der Fünf-Prozent-Hürde scheitern dürften, nur etwa 46,8 Prozent für eine Mehrheit reichen könnten.
Sollte Deutschland seine Ver­tei­di­gungs­aus­gaben auf 2 Prozent des BIP erhöhen?
Nach inter­na­tio­nalen Ver­ein­ba­rungen wäre Deutschland schon lange ver­pflichtet, seine Aus­gaben für Ver­tei­digung (Bun­deswehr) auf 2 Prozent seines Brut­to­in­lands­pro­duktes zu erhöhen. Die Ver­tei­di­gungs­fä­higkeit und der Schutz der Außen­grenzen gehören eigentlich zu den ori­gi­nären Auf­gaben jeg­licher staat­licher Gewalt. Doch Deutschland kommt dem seit vielen, vielen Jahren nicht nach, gibt kaum mehr als 1 Prozent seines BIP für Ver­tei­digung aus. Infratest dimap (ARD-Deutsch­land­trend) fragte daher:
„Die Mit­glieds­länder des Ver­tei­di­gungs­bünd­nisses NATO haben gemeinsam beschlossen, 2 Prozent ihres jewei­ligen Brut­to­in­lands­pro­dukts für Ver­tei­digung aus­zu­geben. Für Deutschland bedeutet dies, die Ver­tei­di­gungs­aus­gaben annä­hernd zu ver­doppeln. Soll Deutschland diesen Beschluss umsetzen und die Ver­tei­di­gungs­aus­gaben ent­spre­chend erhöhen oder lehnen Sie das ab?“
Hier das Ergebnis:
  • Erhöhung umsetzen – lehne Erhöhung ab: 50 – 46

Fast die Hälfte der Wähler will sich also auch wei­terhin strikt weigern, a) die NATO-Ver­ein­ba­rungen ein­zu­halten, b) Deutschland ver­tei­di­gungs­fähig zu machen. Hier dürfte sich die tief pazi­fis­tische und rea­li­täts­ver­wei­gernde Grund­haltung (Jesus-Moral) vieler, ins­be­sondere vieler Linker nie­der­schlagen, was besonders deutlich wird, wenn man sich die Ant­worten der ver­schie­denen Anhänger der Par­teien ansieht:
Erhöhung umsetzen – lehne Erhöhung ab

  1. FDP: 66 – 34
  2. CDU/CSU: 61 – 34
  3. AfD: 55 – 39
  4. SPD: 47 – 52
  5. Grüne: 46 – 52
  6. Linke: 13 – 87

Die eigene Ver­tei­di­gungs­fä­higkeit her­stellen und NATO-Ver­ein­ba­rungen ein­halten wird von FDP-Anhängern noch am meisten befür­wortet, bei Linke-Anhängern dagegen fast kom­plett abge­lehnt, die hier völlig aus dem Rahmen fallen. Hier dürfte sich wohl die SED-Ver­gan­genheit und NATO-Ablehnung über­deutlich zeigen.
Umwelt- und Kli­ma­schutz: Verbote aus­sprechen oder Anreize setzen?
Die Fra­ge­stellung von Infratest dimap lautete hier:
„Aktuell wird viel über den Umwelt- und Kli­ma­schutz dis­ku­tiert. Was ist aus ihrer Sicht besser, um die Bevöl­kerung zu einem kli­ma­be­wuss­teren Ver­halten zu bewegen: Kli­ma­schäd­liches Ver­halten über Verbote ein­zu­schränken oder kli­ma­freund­liches Ver­halten über Anreize zu fördern?“
Hier die Ergeb­nisse:

  • Anreize – Verbote: 72 – 15

Bei den Anhängern der ver­schie­denen Par­teien sieht es – gewichtet nach der For­derung von Ver­boten – wie folgt aus:

  1. FDP: 78 – 11
  2. Linke: 72 – 11
  3. CDU/CSU: 77 – 13
  4. SPD: 80 – 14
  5. AfD: 61 – 15
  6. Grüne: 65 – 23

Nur eine kleine Min­derheit von ca. 15 Prozent möchte also „kli­ma­schäd­liches Ver­halten“ ver­bieten. Am wenigsten findet man solch repressive For­de­rungen bei FDP-Anhängern, am meisten bei der Ver­bots­partei der Grünen. Das ver­wundert beides wenig. Über­ra­schend ist dagegen, dass die AfD-Anhänger direkt nach den Grünen auf Platz zwei der Ver­bots­par­teien zu finden sind und das, obschon ihnen ihnen das Thema sehr viel weniger am Herzen liegt als allen anderen (nur 61 Pro­zente wollen Anreize setzen, weniger als bei allen anderen). Nun kann man sich hoch­rechnen, wie groß der Hang zu Ver­boten bei den AfD-Anhängern erst sein dürfte bei Themen, die ihnen wichtig sind. Auch dies könnte ein Indiz sein, dass die AfD sich immer weiter von einer libe­ralen Partei, die sie zu Beginn war, wegbewegt.
Wie zufrieden sind die Wähler mit der schwarz-roten Bundesregierung?
Die Zufrie­denheit mit der CDU/CSU-SPD-Regierung hält sich sehr in Grenzen. Nur 32 Prozent sagen im aktu­ellen ARD-Deutsch­land­trend von gestern Abend, dass sie mit dieser zufrieden sind (sogar nur 1 Prozent sehr zufrieden), 67 Prozent sind weniger oder gar nicht zufrieden.

  • zufrieden – unzu­frieden: 32 – 67

Inter­essant ist dabei, wie sich die Zufrie­denheit mit der schwarz-roten Regierung auf die Anhänger der ver­schie­denen Par­teien verteilt:

  1. CDU/CSU: 61 – 39
  2. SPD: 41 – 58
  3. FDP: 37 – 63
  4. Grüne: 29 – 71
  5. Keine Partei: 23 – 75
  6. Linke: 12 – 88
  7. AfD: 1 – 97

Also aus­schließlich die Uni­ons­an­hänger sind mit der Bun­des­re­gierung mehr­heitlich zufrieden. Alle anderen sind mit der Regierung klar unzu­frieden; am stärksten dabei die AfD-Anhänger, diese zu 97 Prozent.
Zufrie­denheit mit ein­zelnen Politikern
Mit welchen Per­sonen sind nun die deut­schen Wähler am meisten und mit welchen am wenigsten zufrieden? In grün wieder die Zufrie­denheit (sehr zufrieden oder zufrieden), in rot die Unzu­frie­denheit (weniger oder gar nicht zufrieden) mit der Arbeit der jewei­ligen Person:

  1. Heiko Maas (SPD): 51 – 37 ==> + 14
  2. Robert Habeck (Grüne): 40 – 27 ==> + 13
  3. Angela Merkel (CDU): 56 – 44 ==> + 12
  4. Jens Spahn (CDU): 48 – 39 ==> + 9
  5. Annalena Baerbock (Grüne): 30 – 24 ==> + 6
  6. Olaf Scholz (SPD): 42 – 40 ==> + 2
  7. Markus Söder (CSU): 42 – 44 ==> − 2
  8. Svenja Schulze (SPD): 24 – 29 ==> − 5
  9. Christian Lindner (FDP): 37 – 49 ==> − 12
  10. Dietmar Bartsch (Linke): 19 – 34 ==> − 15
  11. Annegret Kramp-Kar­ren­bauer (CDU): 28 – 57 ==> − 29
  12. Alice Weidel (AfD): 14 – 51 ==> − 37
  13. Andreas Scheuer (CSU): 16 – 54 ==> − 38

Die belieb­testen Poli­tiker sind also Heiko Maas, Robert Habeck und Angela Merkel, wobei letztere bekannter ist als die beiden anderen. Am unbe­lieb­testen sind Andreas Scheuer, sogar noch vor der AfD-Poli­ti­kerin (die ja immer ganz unten zu finden sind) Alice Weidel, direkt gefolgt bereits von der CDU-Vor­sit­zenden Annegret Kramp-Karrenbauer.
Ist die neue Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin Annegret Kramp-Kar­ren­bauer eine gute Besetzung für dieses Amt?
Die Merkel-Nach­fol­gerin als CDU-Vor­sit­zende Kramp-Kar­ren­bauer erzielt seit Monaten in nahezu allen Befra­gungen kata­stro­phale Werte. Schon vor zwei Monaten erhielt sie bei der Kanz­ler­frage gegen den grünen Robert Habeck, den ja noch gar nicht so viele Bürger kennen, nicht einmal halb so viele Stimmen wie dieser, dürften die Bürger den Kanzler direkt wählen. Inzwi­schen hat man AKK ins Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terium „geschoben“, womöglich, so jeden­falls meine Ver­mutung, um ihr einen Posten zu ver­schaffen und sie abzu­si­chern, wenn sie auch als CDU-Vor­sit­zende abgelöst werden sollte, da sie ansonsten mit nackten Händen da stünde, nachdem sie das Amt als saar­län­dische Minis­ter­prä­si­dentin abge­geben hat, um sich ganz auf die Par­tei­arbeit zu kon­zen­trieren. Plötzlich ist sie also wie die Jungfrau zum Kind gekommen und nun Ver­tei­di­gungs­min­s­terin der Bun­des­re­publik Deutschland, was Kol­legen als „Zumutung für die Truppe“ bezeich­neten. Infratest dimap fragte nun:

Hier bestellen!

„Annegret Kramp-Kar­ren­bauer ist seit letzter Woche neue Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin. Ist Ihrer Meinung nach Annegret Kramp-Kar­ren­bauer eine gute Besetzung als
Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin oder keine gute Besetzung? Wenn Sie Annegret Kramp-Kar­ren­bauer nicht kennen, sagen Sie mir das bitte.“
Hier das ver­nich­tende Ergebnis:
  • gute Besetzung – keine gute Besetzung: 16 – 65

Zwei Drittel aller Befragten hält AKK für eine Fehl­be­setzung. Nicht einmal jeder Sechste hält sie für geeignet, dieses Amt gut aus­zu­füllen. Und bei den Befragten waren ja auch viele CDU- und CSU-Anhänger. Hier die Auf­teilung auf die ver­schie­denen Parteienanhänger:
gute Besetzung – keine gute Besetzung

  1. CDU/CSU: 38 – 49
  2. Grüne: 17 – 59
  3. Linke: 11 – 73
  4. SPD: 11 – 75
  5. FDP: 10 – 81
  6. AfD: 2 – 82

AKK ent­wi­ckelt sich für die CDU immer mehr zum Handicap
Dass nur jeder 50. AfD-Anhänger AKK für eine geeignete Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin erachtet, mag diese noch ver­kraften können, wenn­gleich dieser Wert schon extrem ist. Dass aber sogar nur jeder neunte bis zehnte FDP‑, SPD- und Linke-Anhänger sie für eine gute Besetzung hält und nicht einmal vier von zehn Uni­ons­an­hängern, kann kaum anders als ein ver­hee­rendes Ergebnis gedeutet werden.
Nur 21 Prozent sagten, sie würden Kramp-Kar­ren­bauer bei einer Direktwahl gegen Robert Habeck zur Kanz­lerin wählen. Nur einer von fünf! Nun hält sie nicht einmal einer von sechs für eine adäquate Besetzung als Ver­tei­di­gungs­mi­nis­terin. Sollte die Union mit dieser Frau als Kanz­ler­kan­di­datin in die nächste Bun­des­tagswahl ziehen, so kann man sich aus­rechnen, was für ein Waterloo ihr dann droht.


Jürgen Fritz — Erst­ver­öf­fent­li­chung auf dem Blog des Autors www.juergenfritz.com