Ich bin – das ist bekannt – kein Freund von Trump. Seine Politik gegenüber Venezuela, dem Iran, in Syrien und auch seine bedingungslose Unterstützung Israels lehne ich entschieden ab und kritisiere sie auch immer wieder. Aber die Welt ist nicht nur schwarz-weiß, Trump hat einige Dinge ja auch sehr gut gemacht. So hat er sich trotz aller Anstrengungen der Falken in Washington nicht in einen neuen Krieg hineindrängen lassen und es besteht die Möglichkeit, dass Trump der erste US-Präsident seit vielen Jahrzehnten ist, der keinen neuen Krieg angefangen hat.
Man muss sich in diesen Zeiten auch über so etwas freuen, obwohl es eigentlich selbstverständlich sein sollte, dass man keine Kriege beginnt. Leider war bei den USA in den letzten Jahrzehnten das Gegenteil der Fall.
Man kann zu Trump stehen, wie man will. Aber man sollte trotz allem fair bleiben. Was aber in den Medien in Bezug auf Trump geschieht, spottet jeder Beschreibung. Von Fairness kann dabei keine Rede sein, im Gegenteil. Es wird wirklich alles breitgetreten, was man gegen Trump verwenden kann, egal wie absurd es ist. Umgekehrt wird alles weggelassen, was Trumps Handlungen oder Äußerungen auch nur ein wenig verständlicher werden lässt.
Der heutige 5. November ist ein gutes Beispiel. Im Spiegel konnte man heute am Morgen gleich in mehreren Artikeln negatives über Trump lesen. Und jeder Artikel hatte ein eigenes Thema. An sich ist das nichts Neues, aber es zeigt, was in den nächsten Monaten auf uns zukommen wird. Daher wollen wir uns die Fronten mal ansehen, an denen dieser mediale Kampf ausgefochten wird, wobei dies sicher keine vollständige Auflistung sein kann.
Da beide Seiten mit Dreck werfen werden, wollen wir uns die bekannten Themenfelder beider Seiten einmal anschauen. Wir beginnen mit den Demokraten.
- „Ukraine-Skandal“ und Amtsenthebungsverfahren
Eigentlich müsste es „Bidens Korruptionsskandal“ heißen, denn es geht um schwerwiegende Korruptionsvorwürfe gegen Joe Biden in seiner Zeit als Vizepräsident. Als Trump darüber Informationen bekommen wollte, haben die Demokraten politisch geschickt reagiert, indem sie zum Angriff übergegangen sind. Nun können sie es medial so hinstellen, als wären die Korruptionsvorwürfe gegen Biden eine Verschwörungstheorie. Und die Medien spielen das Spiel fleißig mit: Obwohl in der Ukraine Unterlagen veröffentlicht worden sind, die belegen, dass Bidens Sohn über 900.000 Dollar auf undurchsichtigen Wegen bekommen hat, behaupten die Medien einfach, es gäbe keinerlei Belege für die Vorwürfe.
Ich will darauf nicht schon wieder im Detail eingehen, wen die Hintergründe interessieren, der findet sie hier. Ich bin mir aber sehr sicher, dass die „Qualitätsmedien“ uns mit diesem Skandal noch intensiv beglücken werden, solange der US-Wahlkampf läuft. Allerdings werden sie dabei wohl kaum dazu übergehen, auch mal die ganze Geschichte zu erzählen.
- „Russlandaffäre“ oder „Russiagate“
Die „Russlandaffäre“ um Russlands angebliche Einmischung in die Wahlen 2016 ist eigentlich ein alter Hut. Seit dem Mueller-Bericht ist offiziell bekannt, dass da absolut nichts dran war. Die Medien erwähnen das Thema aber immer noch in ihren Aufzählungen von Trumps „Untaten“, obwohl sie längst widerlegt ist.
Dieses Beispiel müsste eigentlich jedem Menschen vor Augen führen, was hier für eine Medienkampagne gefahren wird. Zuerst hieß es ab 2016, Trump hätte sich zusammen mit dem Kreml verschworen. Das war der Vorwurf, erinnern Sie sich?
Als das nicht mehr zu halten war, ging es eben um eine mysteriöse, russische Einmischung in die US-Wahl. Auch dafür wurden nie Belege vorgelegt, die Behauptung wird aber weiterhin wiederholt. Auch der Mueller-Bericht hat nichts dergleichen zu Tage gefördert.
Dieses Thema war also nicht sehr ergiebig, also haben die Medien, nachdem Mueller seinen Bericht fertig hatte, behauptet, Mueller hätte Trump „nicht vollständig vom Vorwurf der Justizbehinderung entlastet“. Die Medien spekulieren wirklich darauf, dass ihre Konsumenten etwas dümmlich sind. Es ging bei der Mueller-Untersuchung um den Vorwurf, Trump hätte mit Russland zusammengearbeitet. Anstatt nun zu berichten „Sorry, da war nix dran“, haben die Medien sich eben eine neue Formulierung ausgedacht und tun so, als sei da doch irgendwas.
Vor allem ist es nicht die Aufgabe eines Ermittlers jemanden zu entlasten. Jeder gilt als unschuldig, bis seine Schuld erwiesen ist. Die Aufgabe des Ermittlers ist es, dies zu tun und die Schuld dann vor Gericht zu beweisen oder eben die Akte zu schließen, wenn es keine Hinweise auf die Schuld gibt. Mueller tat das Zweite, weil er nichts gegen Trump gefunden hat. Aber die Medien wollen es einfach nicht wahrhaben.
Wir werden also – quasi als Hintergrundmusik – in den nächsten Monaten immer wieder allgemein gehaltene Hinweise auf die „Russlandaffäre“ in den Medien finden. Der Grund dafür ist, dass sie um jeden Preis ein negatives Bild von Trump zeichnen wollen und dazu nehmen sie notfalls auch eine solche Geschichte, die es – außer in der Fantasie der Demokraten – gar nicht gegeben hat.
Trumps Vorliebe für schöne und junge Frauen ist kein Geheimnis. Er selbst steht offen dazu und lehnt jedwede politische Korrektheit bei dem Thema ab. Das dürfte der Grund sein, warum im letzten Wahlkampf alle Vorwürfe in dieser Richtung an ihm abgeprallt sind. Und was haben seine Gegner nicht alles versucht?
Da gab es das Tonband, auf dem zu hören war, wie Trump ganz stolz erzählt hat, er könne jeder Frau zwischen die Beine greifen. Da war die Frau, der Trump angeblich Schweigegeld bezahlt hat, damit sie ihre Affäre mit Trump nicht öffentlich macht. Jeder normale Kandidat in den USA wäre durch so etwas zerstört worden.
Aber nicht Trump. Jeder weiß, wie er ist und er versucht auch gar nicht, das zu verheimlichen. Sicher, diese Geschichten haben ihn nicht sympathischer gemacht, aber es war eben auch niemand überrascht. Trump ist eben Trump.
Trotzdem wird auch dieses Thema in den Medien wieder eine Rolle spielen. Wie das aussehen kann, hat der Spiegel am Dienstag gezeigt. Der Artikel hatte die Überschrift „Nach Vergewaltigungsvorwurf – US-Autorin klagt gegen Donald Trump“
Und da denkt der Leser, Trump wäre ein Vergewaltiger und würde deswegen verklagt. Aber falsch gedacht, wie man im Artikel erfahren kann. Die 75 jährige Dame hat behauptet, vor 20 Jahren von Trump in einer Umkleidekabine vergewaltigt worden zu sein. Sie ist aber nie deswegen zur Polizei gegangen, bis heute nicht. Stattdessen ist sie jetzt zur Presse gelaufen. Und als Trump auf ihre Vorwürfe mit einem Dementi reagiert und sie der Lüge bezichtigt hat, da hat sie nun Klage gegen Trump wegen Rufschädigung eingereicht. Sie will Geld, weil Trump ihren Ruf geschädigt habe. Das ist die ganze Geschichte.
Trumps Vorliebe für junge und hübsche Frauen ist bekannt. Ob es also wahrscheinlich ist, dass er vor 20 Jahren eine damals 55 jährige vergewaltigt hat, darüber darf sich jeder selbst seine Gedanken machen. Und auch über die Frage, warum die Dame mit diesem Vorwurf nie zur Polizei, aber 20 Jahre später zu CNN gegangen ist. Eine Strafe für ihren Peiniger scheint sie nicht anzustreben, dafür eine hohe Geldsumme für eine angebliche Rufschädigung.
Wir werden in den nächsten Monaten sicher noch einige weitere „Opfer“ von Trump kennen lernen, diese Karte wird in den US-Wahlkämpfen einfach zu gerne gespielt. Nur dürfte diese Karte, also Sexskandale, wie schon 2016, gegen Trump wirkungslos sein.
Am 5. September 2018 erschien ein Artikel in der New York Times, der angeblich von einem Insider im Weißen Haus geschrieben worden ist. Dort bezeichnete sich der unbekannte Autor als Teil einer „Widerstandsgruppe“ in der US-Regierung, die aus hohen Beamten bestehe und die Trumps Politik sabotieren würde. Wer nach solchen öffentlichen Berichten das Wort „Deep State“ noch als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet, dem ist kaum mehr zu helfen.
Bis heute ist nicht bekannt, wer diesen Artikel geschrieben hat, die Suche der Trump-Administration blieb ergebnislos. Vor einiger Zeit wurde bekannt, dass der Autor wieder zuschlagen wird. Er hat ein Buch mit dem Titel „A Warning“ geschrieben, dass am 19. November erscheint. Dieses Buch, so ist zu erwarten, dürfte eine Menge Steilvorlagen für weitere mediale Angriffe gegen Trump enthalten, wobei niemand deren Wahrheitsgehalt überprüfen kann oder auch nur den Autoren kennt.
CNN hat am Dienstag gemeldet, dass die US-Regierung den Verlag und den anonymen Autor nun gewarnt hat: Sollte er tatsächlich ein hoher Regierungsmitarbeiter sein und in dem Buch Dinge ausplaudern, die als vertraulich oder geheim eingestuft sind, werde das Konsequenzen haben. Das wäre immerhin Verrat von Staatsgeheimnissen.
Ich habe keine Ahnung, warum über dieses Buch in Deutschland noch nicht berichtet wurde. Vermutlich werden die Medien über dieses Buch nach dem Erscheinen am 19. November als „überraschende Sensation“ berichten.
Das waren die vier wichtigsten Themen, mit denen die Demokraten gegen Trump kämpfen wollen. Nun zu Trumps Themen, mit denen er gegen die Demokraten auftrumpfen will. Wir sollten uns darüber im Klaren sein, dass wir von diesen Themen im deutschen Mainstream kaum etwas hören werden. Praktisch alles, was weltweit und vor allem in den USA bekannt ist und für Trump spricht, wird vom deutschen Mainstream konsequent verschwiegen.
- „Ukraine-Skandal“ – Der Gegenschlag
Im Grunde kann man sagen: Siehe oben. Tatsächlich ist es ein Skandal um Korruption und Amtsmissbrauch von Joe Biden und nicht von Trump. Die Medien in Deutschland verheimlichen dabei die Details, die ihnen nicht in ihr Narrativ passen. Trotzdem dürfte Trump mit dem Thema aufwarten und in den USA wird es ein Thema werden. Dabei ist es wahrscheinlich sogar egal, ob Joe Biden der Kandidat der Demokraten wird oder nicht. Die verbreitete Korruption in der Demokratischen Partei wird von Trumps Team sicher thematisiert werden.
- „Russlandaffäre“ – Das Nachspiel
Hier das gleiche, wie beim vorherigen Punkt. Die deutschen Medien verheimlichen, was ihnen nicht ins Narrativ passt. Die „Russlandaffäre“ ist vom Tisch, nun kommt der Gegenschlag: Nachdem der Mueller-Bericht keinerlei Ergebnisse gebracht, aber 32 Millionen Dollar verschlungen hat, wird nun untersucht, wie und auf welcher Grundlage genau es zu dieser Untersuchung gekommen ist. Da es dabei um strafrechtlich relevante Vorwürfe geht, ermittelt die Staatsanwaltschaft bereits offiziell in der Sache. Nur hat man davon in Deutschlands „Qualitätsmedien“ nichts gehört.
Aber in den USA wird das sicher ein mediales Thema werden, wenn mitten im Wahlkampf wichtige Leute zu gerichtlichen Anhörungen vorgeladen werden. Besonders ungünstig für die Demokraten: Als Staatsanwalt funktioniert nicht etwa ein fanatischer Trump-Fan, sondern ein bekannter und allgemein respektierter Staatsanwalt. Es wird also schwierig, den Mann zu diskreditieren.
Wir dürfen gespannt sein.
Der Fall Epstein ist ein weiterer Fall, der den deutschen „Qualitätsmedien“ anscheinend sehr unangenehm ist. Jedenfalls scheinen sie über seinen Tod recht glücklich zu sein, denn sie haben das leidige Thema schnell begraben.
Wäre ein so wichtiger Angeklagter in einem Moskauer Gefängnis unter so fragwürdigen Umständen ums Leben gekommen, hätten die deutschen Medien wochenlang berichtet. Wenn jedoch ein Mann, der eine wirkliche Gefahr für Bill Clinton und andere wichtige Leute darstellt, in einem New Yorker Gefängnis gestorben wird, dann breiten die Medien schnell ein Tuch des Schweigens darüber.
Ende Oktober hat ein renommierter Pathologe, der bei der Obduktion als Beobachter dabei war, Zweifel an der offiziellen Selbstmordthese geäußert. Solche Verletzungen, wie bei Epstein, habe er noch nie bei einem Selbstmord gesehen, wohl aber bei Morden. Darüber hat in Deutschland meines Wissens nur RT-Deutsch berichtet, dem Mainstream war es keine Meldung wert.
Auch wenn mit Epsteins Tod das Verfahren gegen ihn beendet ist, könnte der Fall im Wahlkampf noch eine Rolle spielen, denn die Opfer wollen sich Entschädigungen aus Epsteins Nachlass einklagen. Sollten dabei Namen der Peiniger genannt werden, kann das noch einmal spannend werden.
Der Name Clinton ist mit allen vorherigen Punkten verbunden. Da geht es zunächst um die Wahl von 2016, bei der Clinton von der Poroschenko-Regierung mit Material gegen Trumps Wahlkampfmanager Manafort versorgt wurde. Das ist in den USA genauso illegal, wie eine Zusammenarbeit zwischen Trump und Russland dort illegal gewesen wäre. Nur gab es eben keine Zusammenarbeit von Trump mit Russland, sondern eine zwischen Clinton und der Ukraine. Das wird sich der Staatsanwalt, der gerade wegen der Ursprünge der Mueller-Untersuchung ermittelt, sicher auch anschauen, denn das ist ein zusammenhängender Themenkomplex.
Gleiches gilt für den „Ukraine-Skandal“, denn bei dem Telefonat zwischen Trump und Selensky ging es auch um den Server der Demokraten, der angeblich von Russland gehackt worden sein soll. Problem: Er wurde nie von unabhängiger Seite untersucht und ist verschwunden, gerüchteweise ist er in der Ukraine versteckt worden.
Und auch bei Epstein geht es um Clinton, allerdings dieses Mal um Bill. Der war nämlich mehrmals in Epsteins Lolita-Express unterwegs und zwar in Anwesenheit sehr junger Frauen.
Interessant ist auch, dass schon länger eine Liste mit mehreren Dutzend ungewöhnlichen Todesfällen bei Menschen kursiert, die Verbindungen zu den Clintons und ihren zahlreichen Skandalen hatten. Man könnte die Liste natürlich als übertriebene Verschwörungstheorie abtun, aber sie ist nicht von irgendwem zusammengestellt worden, sondern von CBS. Die Liste gibt es auch in deutscher Übersetzung. Jeder einzelne dieser Fälle könnte für Aufsehen sorgen, wenn er aufgeklärt wird, zumal einige Fälle auch mit den anderen genannten Themen in Zusammenhang stehen.
Das waren die wichtigsten Themen, die Teil der anstehenden Schlammschlacht mit dem Namen „US-Wahlkampf 2020“ werden dürften. Weitere Themen können jederzeit hinzukommen.
Übrigens: Ist Ihnen was aufgefallen? Es ist kein politisches Thema dabei. Es geht bei Wahlen in den USA nicht um Politik oder Fakten, sondern nur um Emotionen und Show. Wenn das das große, demokratische Vorbild für die „westliche Wertegemeinschaft“ sein soll, dann gute Nacht!
Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Osteuropa in verschiedenen Versicherungs- und Finanzdienstleistungsunternehmen in Osteuropa und Russland Vorstands- und Aufsichtsratspositionen bekleidet, bevor er sich entschloss, sich als unabhängiger Unternehmensberater in seiner Wahlheimat St. Petersburg niederzulassen. Er lebt insgesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite www.anti-spiegel.ru. Die Schwerpunkte seiner medienkritischen Arbeit sind das (mediale) Russlandbild in Deutschland, Kritik an der Berichterstattung westlicher Medien im Allgemeinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vladimir Putin: Seht Ihr, was Ihr angerichtet habt?“
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