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Reiz­thema Kli­ma­wandel — Ein Plä­doyer für eine ehr­liche und rea­lis­tische Debatte

Der Kli­ma­wandel und das CO2 sind emo­tionale Reiz­themen geworden, bei denen eine sinn­volle und sach­liche Dis­kussion fast nicht mehr möglich ist. Daher will ich mal einen Versuch machen, eine These auf­zu­stellen, der viel­leicht die meisten zustimmen können.
Der Grund für diesen Beitrag von mir ist ein Spiegel-Artikel. Unter dem Titel „„Brown to Green“-Report zur Kli­ma­krise – Indus­trie­länder treiben die Welt Richtung drei Grad Erwärmung“ erschien ein Artikel, der darauf hin­weist, dass der Ausstoß von CO2-Emis­sionen trotz aller Lip­pen­be­kenn­tisse der Politik zum Kli­ma­schutz und zum Pariser Abkommen wei­terhin steigen wird:

„Die CO2-Emis­sionen der füh­renden Industrie- und Schwel­len­länder sinken nicht – sie steigen. Das ist besonders dra­ma­tisch, weil die G20 für 80 Prozent der glo­balen Treib­hausgas-Emis­sionen ver­ant­wortlich sind.“

Das ist bekannt und trotz CO2-Zer­ti­fi­katen, die sich in der Praxis als Sub­ven­tionen für die großen Ener­gie­kon­zerne ent­puppt haben, ent­fernen sich auch Deutschland und die EU von ihren Ver­sprechen, die sie in Paris gegeben haben. Auch das Kli­ma­paket der Regierung wird daran nichts ändern, es wird nur ein wei­teres Kon­junk­tur­pro­gramm für die Ener­gie­kon­zerne werden und den Strom für die Ver­braucher in Deutschland noch weiter verteuern.
Die Sendung „Die Anstalt“ hat das kürzlich humorvoll, aber kom­plett fak­ten­ba­siert auf­ge­zeigt. Ich kann jedem diese Sendung nur emp­fehlen, denn in leichter Art bringt sie dem Zuschauer schwere Kost näher. Lassen Sie sich dabei nicht zu oft zum Lachen bringen, sondern beachten Sie die dort auf­ge­führten Fakten, die Sie mit Quel­len­an­gaben auf der Seite der Sendung über­prüfen können. Nur zur Info: Der Fak­ten­check zur Sendung umfasst über 100 Seiten, man sollte also tat­sächlich genau hin­hören, was in der Sendung humo­ris­tisch mit­ge­teilt wird. Es ist eigentlich gar nicht lustig.

Es ist völlig egal, ob Sie an den men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel glauben, oder nicht. Und egal, wie jeder dazu stehen mag, eines ist Fakt: All die Ver­spre­chungen der Politik werden nicht umge­setzt.
Das kann nur zwei­erlei bedeuten: Ent­weder gibt es den men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel nicht und hier wurde nur ein Vorwand gefunden, um Ener­gie­kon­zerne auf Kosten der Ver­braucher zu sub­ven­tio­nieren, oder es gibt den men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel und wir müssen uns damit abfinden, dass er kommen wird, weil niemand ernsthaft etwas dagegen tut.
Suchen Sie es sich aus.
Mehr Mög­lich­keiten gibt es nicht, egal wie intensiv die Friday-Kids hüpfen und egal, was Akti­visten und Grüne uns alles erzählen. Es gibt nur diese zwei Möglichkeiten.
Es ist ja de facto auch unmöglich, etwas gegen den men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel (wenn es ihn denn gibt) zu tun. Die ärmeren Länder der Welt haben einen Auf­hol­bedarf. Sie möchten auch Strom haben, Licht und Kühl­schränke, ihre Smart­phones auf­laden und ja, sie wollen auch Wirt­schafts­wachstum. Und wer in einem Land, in dem die Men­schen vor 30 Jahren noch am Lager­feuer gesessen haben, nun Fabriken baut, der muss sich nicht wundern, dass der Ener­gie­bedarf dort steigt. Und wir, die wir diesen Luxus schon haben, haben kaum das Recht, diesen Ländern zu sagen, dass sie darauf wei­terhin ver­zichten sollen.
Aber wir sind ja auch selbst nicht bereit, von dem Luxus Abschied zu nehmen. Wir mögen unsere Kühl­schränke, Wasch­ma­schinen, Handys, Kli­ma­an­lagen, Autos und Uraubs­reisen. Und wer sein Gewissen beru­higen will, der zahlt eben für jede Flug­reise einen Beitrag an irgendein Projekt, gerade so, als ließe sich damit das auf der Reise ver­brannte Kerosin zurückgewinnen.
Wer nun fordert, die unter­ent­wi­ckelten Länder sollten doch direkt mit erneu­er­baren Energien beginnen, der ver­kennt, wie teuer die sind. Von tech­ni­schen Pro­blemen abge­sehen, denn nachts scheint keine Sonne und der Wind weht nir­gendwo kon­stant. Das heißt, man braucht immer fossile Ener­gie­träger, um die Strom­netze stabil zu halten. Die sich ent­wi­ckelnden Länder haben aber nicht das Geld, sich die teu­reren alter­na­tiven Energien hin­zu­stellen und par­allel auch noch die fos­silen Ener­gie­kraft­werke als Backup für wind­stille Nächte zu unter­halten. Das bekommen wir ja nicht einmal im reichen Europa hin, wie soll das dann in Afrika gehen?

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Wer das Thema rea­lis­tisch anschaut, der kann nicht umhin fest­zu­stellen, dass der Ener­gie­ver­brauch in den nächsten Jahren steigen wird und damit zwangs­läufig die Ver­brennung fos­siler Ener­gie­träger und damit auch der CO2-Ausstoß. Der welt­weite Mehr­bedarf an Energie lässt sich durch alter­native Energien nicht auf­fangen, nicht einmal zusammen mit der Atom­kraft, die kein CO2 aus­stößt, dafür aber künf­tigen Gene­ra­tionen die Hypothek der End­la­gerung der strah­lenden Abfälle auflädt.
Anstatt Schat­ten­dis­kus­sionen über das CO2 zu führen, sollten wir uns ernsthaft damit beschäf­tigen, ob es den men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel gibt. Denn wenn das tat­sächlich so ist und wir ihn – wie gesehen – nicht auf­halten können, dann sollten wir über die Folgen nach­denken und besser daran gehen, uns darauf vor­zu­be­reiten, anstatt mit neuen Kli­ma­pa­keten Sub­ven­tionen in die falsche Richtung zu leiten, die auf das eigent­liche Problem ohnehin keinen Ein­fluss haben.
Oder wir stellen fest, dass es den men­schen­ge­machten Kli­ma­wandel nicht gibt. Dann sollten alle, die uns unter diesem Vorwand Mil­li­arden aus der Tasche gezogen haben, um die Industrie zu sub­ven­tio­nieren, wegen schweren, ban­den­mä­ßigen Betruges vor Gericht gestellt werden.
Was auch immer die Wahrheit ist, eines ist sicher: Wir werden den welt­weiten CO2-Ausstoß nicht redu­zieren können und deutsche Ver­suche, im Alleingang die Welt zu retten, sind in der Ver­gan­genheit noch nie gut aus­ge­gangen. Das gilt wohl auch bei diesem Thema.
Im übrigen gibt es weit wich­tigere Themen beim Umwelt­schutz, wie zum Beispiel:
  • Das mas­sen­hafte, durch den Men­schen ver­ur­sachte Artensterben
  • Plas­tikmüll, der aus den Meeren inzwi­schen als Mikro­plastik in unserer Nahrung nach­weisbar ist
  • Über­düngung, die zu Nitrat im Trink­wasser führt
  • mul­ti­re­sis­tenten Keimen, die durch die Mas­sen­tier­haltung und damit verundene Anti­biotika ent­stehen werden.

Das sind viel gefähr­li­chere Pro­bleme, die uns heute schon akut gefährden und nicht erst, wenn im Jahre 2050 even­tuell der Mee­res­spiegel ansteigt. Dazu habe ich schon aus­führlich geschrieben.
Es ist höchste Zeit für eine rea­lis­tische Dis­kussion über diese Pro­bleme! Statt­dessen wird von Politik und Medien eine Schat­ten­dis­kussion über CO2 befeuert, die zu keinen Lösungen führen kann, weil der welt­weite CO2-Ausstoß unwei­gerlich wei­terhin wachsen wird.
Sogar dann, wenn wir in Deutschland morgen alle Kraft­werke abschalten, Autos stehen lassen und nie wieder in ein Flugzeug steigen. Denn: Allein der Anstieg des welt­weiten CO2-Aus­stoßes ist größer, als der gesamte CO2-Ausstoß Deutschlands. 


Thomas Röper — www.anti-spiegel.ru
Thomas Röper, Jahrgang 1971, hat als Experte für Ost­europa in ver­schie­denen Ver­si­che­rungs- und Finanz­dienst­leis­tungs­un­ter­nehmen in Ost­europa und Russland Vor­stands- und Auf­sichts­rats­po­si­tionen bekleidet, bevor er sich ent­schloss, sich als unab­hän­giger Unter­neh­mens­be­rater in seiner Wahl­heimat St. Petersburg nie­der­zu­lassen. Er lebt ins­gesamt über 15 Jahre in Russland und betreibt die Seite  www.anti-spiegel.ru. Die Schwer­punkte seiner medi­en­kri­ti­schen Arbeit sind das (mediale) Russ­landbild in Deutschland, Kritik an der Bericht­erstattung west­licher Medien im All­ge­meinen und die Themen (Geo-)Politik und Wirtschaft.
Thomas Röper ist Autor des Buches „Vla­dimir Putin: Seht Ihr, was Ihr ange­richtet habt?“