Im Märchen vom reichen Land habe ich erläutert, dass die demografische Entwicklung dadurch verschlimmert wird, dass wir Zuwanderung (überwiegend unqualifizierte) haben, sondern zugleich eine Auswanderung, über die es allerdings wenig verlässliche Daten gibt. Meine Vermutung damals: Es gehen eher die jüngeren und gut Ausgebildeten. Und so ist es, wie eine neue Studie zeigt (die dann aber an anderer Stelle wieder Sand in die Augen streut). Die F.A.Z. berichtet (leider habe ich die Studie online nicht direkt gefunden):
- „Die meisten der 180.000 Menschen, die im Schnitt jährlich ins Ausland gehen, seien Akademiker (76 Prozent). (…) Im Durchschnitt verdienten Vollzeitbeschäftigte innerhalb eines Jahres rund 1200 Euro mehr als in Deutschland. Das gelte auch kaufkraftbereinigt, sagten die Forscher. (…) Für Akademikerinnen und Geringqualifizierte zahle sich der Umzug ins Ausland besonders aus, hieß es. Ihr Verdienst steige prozentual überdurchschnittlich. Weil aktuell aber vor allem Akademiker den Umzug ins Ausland wagten, fordern die Forscher in ihrer Studie, öffentliche Förderprogramme gezielt auf Menschen ohne akademischen Abschluss zuzuschneiden.“ – Stelter: Sollen wir den Wegzug von jungen und engagierten Menschen aus Deutschland fördern? Übrigens verdienen die Menschen im Ausland nicht nur mehr, sie zahlen auch deutlich weniger Steuern und Abgaben. Da wundert eigentlich nur, dass nicht noch mehr Menschen auswandern. Ironisch könnte ich jetzt sagen, es liegt an den verschlechterten Leistungen im Fach Mathematik (Scherz!).
- „Aktuell leben fünf Prozent der Deutschen im Ausland. Im Vergleich mit anderen OECD-Staaten landet Deutschland damit auf dem dritten Platz – hinter Polen und Großbritannien.“ – Stelter: Nun, dies spricht nicht für die Attraktivität des Standortes.
- Doch dann kommen wir zur „Märchenstunde“ der Studienautoren: „Durch den Wegzug verliere Deutschland zumindest temporär zwar Fachkräfte. Weil gleichzeitig qualifizierte Fachkräfte aus anderen Ländern zuwanderten, sei der Wanderungssaldo aber positiv. ‘Es gehen die Besten, es kommen aber auch die Besten’, hieß es von den Forschern. Das mit Abstand wichtigste Zielland der deutschen Auswanderer war in den vergangenen zehn Jahren mit fast 200.000 die Schweiz, noch vor den Vereinigten Staaten (127.000), Österreich (108.000) und Großbritannien (82.000).“ – Stelter: Das ist schon ein starkes Stück, wissen wir doch aus dem Sozioökonomischen Panel des DIW (!), dass nur die Zuwanderer aus der Alt-EU gleich viel oder mehr verdienen als der Durchschnitt der hier lebenden Bevölkerung. Alle anderen weniger, besonders wenig die Zuwanderer aus der Türkei und dem Nahen Osten. Woher kamen denn die Zuwanderer 2018?
Quelle: Statista
Was sehen wir: mit Italien nur ein Land der ursprünglichen EU dabei. Klar, aus Indien und USA und auch Griechenland können durchaus mehrheitlich qualifizierte Zuwanderer kommen und auch aus den anderen Ländern wird der eine oder andere dabei sein. Aber „die Besten kommen“ darf man getrost als Propaganda abtun, um von der erschreckenden Tatsache des Braindrains aus Deutschland abzulenken.
- „Seit den 1980er-Jahren steige die Zahl der deutschen Auswanderer kontinuierlich an, sagten die Forscher. (…) Die Entscheidung zum Umzug treffen eher jüngere Menschen: Der Altersdurchschnitt liege zwischen 36 und 37 Jahren und somit knapp 10 Jahre unter dem der deutschen Bevölkerung.“ – Stelter: Und wenn sie als Rentner zurückkehren, haben sie sich lange teure Jahre in der Steuern- und Abgabenhölle (NZZ) gespart!
Ein weiteres Beispiel – nach PISA – dafür, dass wir immer noch die Realität verdrängen.
Dr. Daniel Stelter –www. think-beyondtheobvious.com
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