Medien – Spie­gelbild oder Zerrbild der Gesellschaft?

Spä­testens nach dem WDR-Skandal „Oma ist eine Umweltsau“ – manche nennen ihn „Omagate“ – ist die Ein­gangs­frage höchst berechtigt. Von der Antwort hängt ab, wie es um unsere Demo­kratie und um unsere frei­heit­liche Gesell­schaft bestellt ist.

(von Martin E. Renner)

Medien haben zwei­felsohne einen klar defi­nierten demo­kra­ti­schen Auftrag. Höchste Prio­rität hat – zumindest in der Theorie – die Ver­mittlung von Infor­ma­tionen. Sachlich, gut recher­chiert und rhe­to­risch mög­lichst all­ge­mein­ver­ständlich sind diese Infor­ma­tionen die Basis für die (poli­tische) Mei­nungs­bildung des Bürgers. Nur so ist der wahre und einzige „Herr­scher“ des Staates, der Bürger, in der Lage, seine Sou­ve­rä­nität auszuüben.

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Ebenso wichtig ist die Kon­troll­funktion der Medien gegenüber der Regierung und – etwas all­ge­meiner gefasst – gegenüber den (wirt­schaft­lichen, geis­tigen, sozialen) Eliten des Landes. Die Pres­se­freiheit garan­tiert den Medien, auch über unan­ge­nehme Fakten, Wahr­heiten oder Fehl­tritte berichten zu können, ohne Repres­sionen seitens der Mäch­tigen fürchten zu müssen. Damit befindet sich die Insti­tution „Medien“ gewis­ser­maßen auf gleichem Niveau der Unab­hän­gigkeit wie bei­spiels­weise die Justiz. Soviel zur grauen Theorie.Medien als unver­zicht­bares Instrument der Mächtigen

Medien sind auch unver­zicht­bares Instrument der Regierung. Ohne Medien kann Öffent­lichkeit kaum her­ge­stellt werden. Ohne Öffent­lichkeit aber ver­liert nahezu jedes Regie­rungs-Handeln – und jeder poli­tische Akteur – auf Dauer seinen Daseins­zweck. Es liegt deshalb im urei­genen Interesse der in der Demo­kratie besonders „Macht­vollen“, sich mit den Medien mög­lichst gut zu stellen. Nicht umsonst ist es in tota­li­tären Regimen Usus, sich der Medien als Instrument nach Belieben zu bedienen. Auch in diesem Sinne gewährt die Pres­se­freiheit in der Demo­kratie einen umfas­senden Rundum-Schutz vor über­grif­figer staat­licher Einflussnahme.

In umge­kehrter Sicht trans­por­tieren die Medien die Mei­nungen, die Ten­denzen und die Stim­mungen (positiv oder negativ) des Bürgers in die Politik. Noch einmal kurz zusam­men­ge­fasst: Öffent­lichkeit ohne Medien ist nur schwerlich vor­stellbar. Im Ide­alfall stellt die Summe, der über die Medien trans­por­tierten Infor­ma­tionen und Mei­nungen ein Spie­gelbild der Gesell­schaft dar.

Die Art und Weise, wie die maß­geblich betei­ligten Akteure mit dem ein­gangs erwähnten Skandal der „Oma-Sauerei“ umge­gangen sind, zeigt einmal mehr, dass wir uns rapide von diesem Ideal ent­fernen. Mög­li­cher­weise schon weit ent­fernt sind. Haupt­sächlich in den „freien Medien“ wurden bereits zahl­reiche Details beleuchtet – das soll an dieser Stelle nicht wie­derholt werden. Greifen wir nur heraus, dass der eigent­liche Skandal nach der rich­tigen und sehr nach­voll­zieh­baren Ent­scheidung des WDR-Inten­danten, Tom Buhrow, sich für diesen Vorgang zu ent­schul­digen, erst Fahrt aufnahm.

Kul­tur­kampf von links – inklusive aller Nebenwirkungen.

Ein freier Mit­ar­beiter des WDR, der aus der „Umweltsau“ gar eine „Nazisau“ machte, zeigt die wahre Trag­weite dieses Skandals. Nach jahr­zehn­te­langer ver­deckter Tätigkeit treten hier offen links­ra­dikale, wenn nicht links­extre­mis­tische und damit bür­ger­feind­liche Sicht­weisen ans Tages­licht. Ein Intendant, der aus dem eigenen Hause und der eigenen Branche ins­gesamt unter Feuer genommen wird, weil er sich für einen offen­kun­digen Fehl­tritt seiner Insti­tution ent­schuldigt hat – das muss man sich schon einmal etwas länger auf der Zunge zer­gehen lassen. Neben dem demo­kra­tisch fau­ligen Geschmack bleibt eine weitere Erkenntnis: Beinahe unver­schämt zu nen­nende und zwangs­weise abge­for­derte Abgaben auf Kosten der Bei­trags­zahler garan­tieren nicht, dass dieses „Jour­na­lis­ten­milieu“ mit ihren ständig daher gerotzten „Demo­kratie-Phrasen“ nicht Willens und nicht in der Lage sind, unsere Demo­kratie mit Leben zu füllen.

Viel wich­tiger und geradezu demo­kra­tie­ge­fährdend ist die Erkenntnis der über­wiegend links­ra­di­kalen Sicht­weisen quer durch die gesamte Branche. Wir erleben einen prak­ti­zierten Kul­tur­kampf von links – inklusive aller unap­pe­tit­lichen Neben­wir­kungen. Wir erleben die klas­si­schen Medien als rein poli­ti­sches Instrument, wil­lentlich oder wis­sentlich über die Jahr­zehnte auf dem linken Auge blind. Nein, nicht auf dem linken Auge blind, sondern explizit als neo- und kul­tur­mar­xis­tische Agi­ta­toren tätig. Wir erkennen die Instru­men­ta­li­sierung von Kindern und Jugend­lichen, ähnlich der „Roten Garden“ in China, um sie gegen die älteren Gene­ra­tionen in Stellung zu bringen. Wir erkennen unzählige kom­mu­ni­ka­ti­ons­hand­werklich geschickt kre­ierte poli­tische Hys­terien. Tagein, tagaus auf allen Kanälen medial in die Gesell­schaft gekreischt und diese dadurch abge­stumpft, des­in­ter­es­siert und wehrlos gemacht.

Fort­ge­schrittene Spaltung unserer Gesellschaft.

Euro-Desaster, EU-Phan­tasma, Klima- und Migra­ti­ons­wahnsinn – die Liste scheint endlos. Der einzige Aspekt, der unter dem Rubrum „Spie­gelbild der Gesell­schaft“ noch zutrifft, ist der gewaltige Keil, der in unsere Gesell­schaft getrieben wird. Ist die fort­ge­schrittene Spaltung unserer Gesell­schaft. In Jung und Alt. In Mann und Frau. In Min­derheit (gut) und Mehrheit (schlecht). In richtig und sozial Den­kende, also Linke und falsch und asozial Den­kende, also Rechte.

Was uns in den klas­si­schen Medien „beschert“ wird, ist bes­ten­falls ein bewusst erzeugtes Zerrbild unserer Gesell­schaft. Es ist nicht das Bild, wie Deutschland ist, also „tickt“ – es ist, wie es nach Ansicht linker Agi­ta­toren und pro­gres­siven Gesell­schafts­in­ge­nieuren ticken soll, zu ticken hat. So erklärt sich zugleich, warum Buhrow sich nun unver­sehens im Visier eben genau dieser Kli­entel aus der eigenen Branche wieder findet.

Die Oma als „Umweltsau“ ist hier nur ein erstes Indiz, dass der Bogen über­spannt ist. Fast möchte man sagen, es ist das natur­ge­setzlich zwangs­läufige Ergebnis eines jahr­zehn­telang höchst ein­seitig betrie­benen Kampfes gegen rechts, gegen kon­ser­vativ, gegen frei­heitlich. Derweil links das Unkraut wuchern konnte. Es ist das aller­orten spürbare bra­chiale Über­ge­wicht auf der linken Seite der poli­ti­schen Waag­schale. Der Kipp­punkt ist erreicht – die Waage droht links mit großer Wucht auf­zu­setzen. Es ging eben nie um den „herr­schafts­freien Diskurs“ (Frank­furter Schule), sondern immer nur um die „dis­kurs­freie Herrschaft“.

Mar­xis­tisch inspi­rierte Medien: Gefahr für demo­kra­ti­sches Gemeinwesen.

Medien an sich sind für ein demo­kra­tisch ver­fasstes Gemein­wesen unver­zichtbar, wie bereits oben dar­ge­stellt wurde. Subtil von links unter­wan­derte oder gar mar­xis­tisch inspi­rierte Medien stellen dagegen geradezu eine exis­ten­zielle Gefahr für unser demo­kra­ti­sches Gemein­wesen dar. Analog dazu sei die Frage in den Raum gestellt, wie es sich mit der Justiz, mit der täglich exe­ku­tierten Recht­spre­chung, verhält? Oder mit der Lehre an unseren Uni­ver­si­täten? Mit den Kirchen, den Gewerk­schaften, den unzäh­ligen und häufig staatlich bestens ali­men­tierten NGOs?

Da passt es doch bestens ins Bild, dass man alles und jeden, dem ange­sichts des per­manent zuneh­menden Unbe­hagens kri­tische Töne ent­gleiten, unter einen „rechten“ Gene­ral­ver­dacht stellt? Dass man jeden, der ange­sichts der Kom­ple­xität des oben ange­schnit­tenen Sach­ver­haltes viel­leicht nicht die pas­senden Worte zur treff­si­cheren Kritik findet, direkt zum „Demo­kra­tie­feind“ erklärt?

Wenn das richtige Instrument ange­wendet wird, die Ergeb­nisse aber offen­kundig falsch sind: Wem könnte das auf­fallen? Nehmen wir bei­spiels­weise eine Was­ser­waage, die nicht geeicht und ganz leicht krumm ist: Nutzen wir diese Was­ser­waage, so wird nicht nur der gesamte Hausbau krumm, sondern zugleich auch die gesamte Innen­ein­richtung, in jedem Detail. Wie begeistert wird der Häus­le­bauer sein, dem beim Erst­einzug auf­fällt, das wirklich alles krumm und schief ist? Und sicher gilt: Je größer das Haus, desto offen­sicht­licher die Schieflage. Doch was hilft es dem Häus­le­bauer dann, wenn er erfährt, dass diese Was­ser­waage vom Her­steller „Ver­fas­sungs­schutz“ stammt….

Wird unsere Demo­kratie mit demo­kra­ti­schen Mitteln abgeschafft?

Kommen wir zurück zur Kom­ple­xität dieses Themas: Wie vielen offen­kundig schlicht gestrickten Gemütern begegnet man heute im poli­ti­schen Geschäft? Wie vielen begegnet man heut­zutage, die tat­sächlich glauben, dass Deutsch­lands größte Oppo­si­ti­ons­partei aus zahl­reichen „Demo­kra­tie­feinden“ besteht. Man hat doch das richtige Werkzeug – die ein­wand­freie und über jeden Zweifel erhabene Was­ser­waage angelegt?

Man hat an der rich­tigen Uni­ver­sität stu­diert und sein Leben lang die Bericht­erstattung der klas­si­schen Medien ver­folgt! Man muss diesen Faden nicht lange wei­ter­spinnen, um zu erkennen, dass die Waag­schale, in der wir uns und unser liebes Hei­matland befinden, mit großer Wucht links auf­schlagen wird und damit im dys­to­pi­schen Teil unseres denk­baren gesell­schaft­lichen Seins.

Erneut droht unsere Demo­kratie dem Para­doxon der Demo­kratie zum Opfer zu fallen, nämlich, dass man mit demo­kra­ti­schen Mitteln die Demo­kratie abschaffen oder tödlich ver­wunden kann.

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*) Martin E. Renner MdB ist Betriebswirt und Freier Autor (regel­mäßige Kolumne bei PI – wie auch diese hier). 2013 war er einer der 15 Grün­dungs­in­itia­toren sowie Mit­glied im Grün­dungs­vor­stand der Partei Alter­native für Deutschland (AfD). Seine Bei­träge erscheinen jetzt auch auf con­servo als Kolumne „Renners ReVision“.


Dieser lesens­werte Beitrag erschien zuerst auf dem Blog von Peter Helmes – www.conservo.wordpress.com