Statistik: RKI via Wikimedia Commons, Appelboim, Bildlizenz: CC BY-SA 4.0, Virus: pixabay, gemeinfrei, Bildbearbeitung: Niki Vogt

Her­bei­ge­testete Pan­demie? Ein Mathe­ma­tik­student demon­tiert den Inzi­denzwert (+Videos)

Es macht im Volk schon längst die Runde: Die Inzi­denz­werte, die über unsere Bür­ger­rechte bestimmen, werden auch durch ver­mehrtes Testen erreicht. Wir alle wissen, dass es falsch positive PCR-Tests gibt und dass deren Feh­ler­quote bei ca. einem Prozent liegt. Und nicht weit darüber liegt der Pro­zentsatz der positiv Getes­teten. Je mehr man testet, umso mehr Inzi­denzen bekommt man so auf 100.000 Ein­wohner. Und es wird nicht überall gleichviel getestet, aber immer auf 100.000 Ein­wohner hoch­ge­rechnet. Ein Mathe­ma­tik­student aus Baye­risch Gmain hat jetzt auf diesen Fehler auf­merksam gemacht – und die Merkel-Regierung tut, was sie immer tut: Igno­rieren und weitermachen.

Viele Ärzte, Landräte und Poli­tiker der Lan­des­po­litik geben unter der Hand zu, dass sie sich mit der Testerei auch nicht wohl fühlen. Diese Praxis, einfach so lange so viele zu testen, bis man wieder die will­kürlich fest­ge­legte Zahl für den Lockdown bei­sammen hat, geht mitt­ler­weile auch den­je­nigen Bürgern auf den Nerv, die eigentlich der Regierung ver­trauen möchten.

Ein Student zer­rupft den Inzidenzwert

Dieser Ein­druck wird jetzt durch simple Mathe­matik bestätigt. Der Mathe­ma­tik­student im achten Semester brachte ein Video heraus, in dem er das genau darlegt. Es ist der mathe­ma­tische Beweis für das, was dem ein­fachen Bürger schon lange schwant: Die Inzi­denz­werte stimmen so nicht wirklich.

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Auch die baye­rische Land­wirt­schafts­mi­nis­terin Michaela Kaniber (CSU) erhielt die Berech­nungen von Patrick Schönherr. Genau diese Pro­ble­matik kennt sie gut. Immer wieder wird auch in ihrem Land­kreis Berch­tes­ga­dener Land heftig über das Thema dis­ku­tiert, und mit Recht, findet sie. Daher leitete sie Schön­herrs Unter­lagen mit seinen Berech­nungen an das Baye­rische Staats­mi­nis­terium für Gesundheit und Pflege weiter.

Auch andere haben diesen Wert als will­kür­liches Zah­lenwerk entlarvt

Der junge Mann, der auf Lehramt stu­diert, ist nicht der Einzige, dem das Zah­lenwerk des RKI als fraglich auf­ge­fallen ist. Aus ver­schie­denen Blick­winkeln betrachtet, finden sich da seiner Meinung nach einige Fehler:

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Dass diese Inzi­denz­werte keiner echten Über­prüfung stand­halten, ist schon mehrfach behauptet und dar­gelegt worden, hier ein Video der Stiftung „Corona Ausschuss“:

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Warum ist man über­haupt von dem ursprüng­lichen und nach­voll­zieh­baren R‑Wert zu dem selt­samen Inzi­denzwert über­ge­gangen? Etwa weil der angeblich erlö­sende R‑Wert unter 1 längst erreicht ist, aber die Pan­demie nicht zu Ende sein darf, weil das nicht in den großen Plan passt? Kein gerin­gerer, als Hans Georg Maaßen erklärt das hier:

https://youtu.be/e0M7nJw5ZH8

Wie wenig exakt die ganze Inzi­denz­rech­nerei grund­sätzlich schon ist, zeigt dieses Video sehr anschaulich:

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Text dazu:

„Mit der 7‑Tage-Inzidenz 35, 50, 100 des posi­tiven PCR-Tests wird derzeit die epi­de­mische Lage fest­gelegt und damit schwer­wie­gende Grund­rech­te­ein­schrän­kungen begründet. 

Das neu erwei­terte Infek­ti­ons­schutz­gesetz bzw. das s.g. ‚Drittes Gesetz zum Schutz der Bevöl­kerung bei einer epi­de­mi­schen Lage von natio­naler Trag­weite‘ weist der Exe­kutive anhand dieses Inzi­denz­wertes Grund­rechte ein­schrän­kende Befug­nisse zu. Massive Grund­recht­be­schnei­dungen: Aus­gangs­sperre, Mas­ken­zwang, Beschränkung der Frei­zü­gigkeit, der Rei­se­freiheit bis hin zum Berufs­verbot. 

Jede Menge guter Gründe, mal zu gucken, ob es mit den Inzi­denzen seine Ordnung hat. Wir unter­suchen hier nicht einmal die Tat­sache, dass der Wert will­kürlich fest­gelegt wurde. Auch lassen wir außen vor, dass ein posi­tiver PCR-Test keine Dia­gnose dar­stellt. Es ist damit ja nicht gesagt, dass jemand erkrankt an Covid-19, ein Inten­sivbett benötigt oder über­haupt ein Leiden hat. Ja nicht einmal eine Infektion ist damit fest­ge­stellt. 

Wir gehen nur von einem Sach­verhalt aus: Zumindest müsste man valide den Inzi­denzwert berechnen können, als basalste Vor­aus­seztung, um damit ein Land in den Lockdown schicken zu dürfen. Aber kann man die Inzi­denzen so über­haupt erklären? Ein Versuch einer rech­ne­ri­schen Ver­an­schau­li­chung, dass das ganze grober Unfug ist. 

Mit so einem Inzi­denzwert kann man die Demo­kratie abschaffen — sonst nichts. Der Inzi­denzwert ist widerlegt!“ 

Die Presse ver­sucht, dagegen zu steuern

Der Münchner Merkur ver­sucht es mit bei­ßendem Spott: „Dass er selbst irren könnte, zieht der junge Mann aus dem Berch­tes­ga­dener Land nicht in Betracht.“ und „Bereits Mathe­kennt­nisse aus der Mit­tel­stufe würden aus­reichen, um dieses Problem zu ver­stehen. Was Schönherr dem RKI oder der Bun­des­re­gierung damit sagen will — unklar.“  und „Schönherr ist sicher: Er begreift es. Je mehr getestet wird, desto mehr positive Ergeb­nisse gebe es.“

Und dann kommen die Gegenargumente:

  1. Schönherr geht von einer gleich­blei­benden Positiv-Quote der PCR-Tests aus — unab­hängig von der Anzahl der durch­ge­führten Tests. 
    Das ist richtig. Nur: Je mehr getestet wird, gerade bei nicht Erkrankten, desto höher ist die Falsch-Posi­tiven-Rate, also desto unzu­ver­läs­siger wird bekann­ter­maßen der Test. Also wäre der wahre Inzi­denzwert NOCH NIED­RIGER als Schönherr ihn ansetzt.
  1. Er geht in seinem Lösungs­vor­schlag davon aus, dass es sinnvoll wäre, überall gleich viel zu testen. 
    Ob das sinnvoll ist oder nicht, ist hier nicht das Thema. Es ist aber mathe­ma­tisch kein Fehler.
  1. Der Student betrachtet die kurz­fristige Ent­wicklung bei posi­tiven Test­ergeb­nissen, nicht die Folgen der Aufdeckung. 
    „Der Student“ hat sich aus­schließlich mit der Mathe­matik hinter dem Inzi­denzwert beschäftigt. Er ist kein Epi­de­miologe und behauptet das auch nicht. Wenn mit dem schwam­migen „die Folgen der Auf­de­ckung“ gemeint sein sollte, dass in der Folge von posi­tiven Tests dann das Umfeld des „Posi­tiven“ durch­ge­testet wird, dann wird der Inzi­denzwert ja noch einmal expo­nen­tiell erhöht und gerät voll­kommen außer Proportion.

Eine sehr ver­ein­fachte Dar­stellung: Teste ich nämlich unter Hun­dert­tausend Men­schen und finde zehn (= Inzidenz 10), die positiv sind, so finde ich in deren Umfeld deutlich mehr Positive als anderswo. Nehmen wir einfach an, jeder hat 5 ange­steckt, ergibt das schon den Inzi­denzwert 50 und damit einen Lockdown. Habe ich aber zufällig diese zehn Posi­tiven nicht ent­deckt, weil sie einfach nicht getestet wurden, sym­ptomlos sind oder sich einfach still daheim aus­ku­riert haben, ist das trotzdem Inzi­denzwert Null.

Gerade das Aus­testen des Umfeldes von positiv Getes­teten ver­zerrt das große Bild gewaltig. Oder anders: Ich teste Fami­li­en­namen, gehe los und finde einen Herrn Müller. Ich suche in seiner Umgebung und finde Frau Müller, die Kinder Müller, den Schwager Müller dessen Söhne Müller und die Groß­eltern Müller. Kon­klusio: Alle heißen Müller. Teste ich noch weitere Leute auf Fami­li­en­namen, werde ich auch dort nur große Cluster finden. Habe ich von ins­gesamt 100 zufäl­ligen Leuten zehn nach ihrem Fami­li­en­namen getestet und deren direktes Umfeld komme ich zu ganz anderen Häu­fungen, als ob ich rein zufällig weiter teste. Wir haben also, wenn das Umfeld eines Posi­tiven getestet wird, eine „Clus­ter­testung“ und keinen reprä­sen­ta­tiven Querschnitt.

Das ist auch nicht zu leugnen. Im Focus darf eine Phy­si­kerin Viola Prie­semann den Stu­denten wider­legen. Das tut sie aber nicht, sondern kommt eben­falls mit ganz anderen Argu­menten. Das Video des Stu­denten greife „ein wich­tiges Thema“ auf, sagt sie, nämlich dass ver­mehrtes Testen „kurz­fristig bestraft“ werde – womit sie das Aus­ufern der Inzi­denzen meint. Das lohne sich aber doch lang­fristig, weil es die Infek­ti­ons­ketten stoppe. Das hat aber mit der Mathe­matik der Ermittlung der Inzi­denzen nichts zu tun und widerlegt den Stu­denten nicht, sondern bestätigt, dass die Nach­ver­folgung des Umfeldes eines Posi­tiven die Inzi­denz­zahlen unver­hält­nis­mäßig zur Gesamtlage nach oben treibt.

Den Infek­ti­ons­ketten zu folgen, das kann man ja sinn­vol­ler­weise machen und die wirklich Infi­zierten auch zur Qua­rantäne ver­pflichten. Nur auf­grund der ver­zerrten Inzi­denz­zahlen dann alles lahm­zu­legen, das ist eine andere Sache. Wenn X Prozent des Umfeldes eines Infi­zierten positiv getestet sind, ist das eben nicht die Rate, die für die breite Bevöl­kerung zutrifft.

Das bestätigt Frau Prie­semann ja auch noch selbst: „Men­schen werden nicht zufällig getestet, sondern meistens, weil es einen Ver­dachts­moment gibt“.