Die Moschee in Köln. Ihre Bauherren wollten die Minarette höher bauen als die Türme des Kölner Doms. Von Photo by CEphoto, Uwe Aranas, CC BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=42787157

Deutschland: Vom Auf­stieg des Islam und Untergang des Christentums

Die Moschee in Köln. Ihre Bau­herren wollten die Mina­rette höher bauen als die Türme des Kölner Doms.

Jan Fleisch­hauer, Jour­nalist des Wochen­ma­gazins Der Spiegel, prägte einen Begriff für den freien Fall des deut­schen Chris­tentums: Selbst­sä­ku­la­ri­sierung. Wird die Kirche liquidiert?

(Gast­beitrag von Giulio Meotti, Gatestone)

Die Deutsche Bischofs­kon­ferenz hat soeben die Daten über den Nie­dergang des Katho­li­zismus in Deutschland für 2016 ver­öf­fent­licht. In einem Jahr verlor die katho­lische Kirche in Deutschland 162.093 Gläubige und schloss 537 Gemeinden. Von 1996 bis heute wurde ein Viertel der katho­li­schen Gemeinden geschlossen. “Der Glaube ist ver­flogen”, sagte Kar­dinal Friedrich Wetter, der Erz­bi­schof von München und Freising von 1982 bis 2007.

Christen werden in Deutschland laut Die Welt in den kom­menden 20 Jahren zur Min­derheit. Gegen­wärtig sind etwa 60 % des Landes christlich, mit 24 Mil­lionen Katho­liken und 23 Mil­lionen Pro­tes­tanten. Aber diese Zahl sinkt um 500.000 pro Jahr allein durch Todes­fälle. “Diese Sta­tistik ver­körpert das, was Besucher in deut­schen Städten am Sonntag beob­achten: weit­gehend leere Kirchen”, schrieb der katho­lische Theologe George Weigel.

Der deutsche Pro­tes­tan­tismus steht vor der gleichen Krise. Die Zeit berichtete, dass 2016 340.000 Pro­tes­tanten starben, und es gab nur 180.000 Taufen. Etwa 190.000 Men­schen ver­ließen die Kirche und nur 25.000 Men­schen ent­schieden sich, ihr beizutreten.

Papst Benedikt XVI. sagte in seinem berühm­testen Vortrag, dass der Westen, auch die­je­nigen, die keine Tran­szendenz akzep­tieren, “etsi Deus daretur” handeln sollten, als ob es Gott gäbe. Die alt­mo­dische christ­liche Gesell­schaft wird nie mehr zurück­kehren, aber es ist wichtig, dass selbst ein säku­larer Westen auf seinen jüdisch-christ­lichen Werten basiert — und zutiefst inspi­riert von diesen Werten bleibt.

Die nächste Etappe scheint eine deutsche Kultur- und Reli­gi­ons­land­schaft zu sein, die von Athe­isten und zwei Min­der­heits­re­li­gionen beherrscht wird: Islam und Chris­tentum. Wenn die Säku­la­risten nicht das west­liche christ­liche Erbe — oder zumindest die jüdisch-christ­lichen Werte, aus denen es ent­sprungen ist — ernster nehmen und es ernst­hafter ver­tei­digen, werden bald sowohl Athe­isten als auch Christen von der auf­stei­genden poli­ti­schen und hege­mo­nialen Religion, dem Islam, beherrscht werden. Eine von der Bun­des­re­gierung ver­botene und in Deutschland bekannte mus­li­mische fun­da­men­ta­lis­tische Orga­ni­sation nennt sich “Die Wahre Religion”. Sie glauben offenbar, die jüdisch-christ­lichen Werte zu überholen.

Es gibt dra­ma­tische Fälle christ­lichen Ver­falls in Deutschland. In der Diözese Trier zum Bei­spiel, wo sich die älteste katho­lische Gemeinde und der Geburtsort von Karl Marx befinden, wird die Zahl der Pfar­reien bis 2020 von 903 auf 35 sinken, so Bischof Stephan Ackermann — ein Rückgang von über 90%. In der Diözese Essen wurden mehr als 200 Pfar­reien geschlossen; ihre Zahl ist von 259 auf 43 gesunken.

Auch ein Bevöl­ke­rungs­rückgang ist in diese reli­giöse Krise invol­viert. “Das Chris­tentum stirbt buch­stäblich in Europa”, sagte Conrad Hackett, Leiter der For­scher, die vor einigen Monaten einen Pew-Forum-Bericht ver­fasst haben. In Europa waren zwi­schen 2010 und 2015 über­stiegen die christ­lichen Todes­fälle die Geburten um fast 6 Mil­lionen. Allein in Deutschland gab es rund 1,4 Mil­lionen mehr christ­liche Todesfälle.

Dieser Rückgang ist auch aus der Rekru­tie­rungs­krise für das Pries­tertum ersichtlich. Auf der offi­zi­ellen Website der Deut­schen Katho­li­schen Kirche wurde im Mai fest­ge­stellt, dass die Diö­zesen Osna­brück und Mainz in diesem Jahr keine neuen Priester ordi­niert haben. Die Erz­diözese München hat im ver­gan­genen Jahr nur einen ein­zigen Kan­di­daten ange­zogen. In der gesamten Erz­diözese München sind heute nur noch 37 Semi­na­risten in den ver­schie­denen Aus­bil­dungs­stadien im Einsatz für ca. 1,7 Mil­lionen Katho­liken. Im Ver­gleich dazu hat die ame­ri­ka­nische Diözese Lincoln, Nebraska, derzeit 49 Semi­na­risten für etwa 96.000 Katho­liken. In den USA ist das Chris­tentum stark, in Deutschland liegt es buch­stäblich im Sterben.

Ein deut­scher Architekt, Joaquim Reinig, sagte der Tages­zeitung, um mus­li­mische Ein­wan­derer besser zu inte­grieren, sollten Kirchen abge­rissen und durch “weithin sichtbare Moscheen” ersetzt werden. Es klingt viel­leicht ein bisschen ver­rückt, aber es enthält eine dra­ma­tische Wahrheit. In seinem Buch Die letzten Tage von Europa schreibt der His­to­riker Walter Laqueur, dass “Deutschland in den 1980er Jahren etwa 700 kleine Moscheen und Gebets­räume besaß, aber es gibt heute mehr als 2.500”. Wenn in Deutschland das Chris­tentum sich ver­flüchtigt, wuchert der Islam.

Die Tür­kisch-Isla­mische Union für Reli­giöse Ange­le­gen­heiten (DITIB) hat soeben eine neue Megamo­schee für Got­tes­dienste in Köln eröffnet. Die neue deutsche Megamo­schee hat eine Kapa­zität von 1.200 Per­sonen und das höchste Minarett Europas. Die Deutsche Welle meint: “Christ­liche Führer sträubten sich gegen die Idee, dass der Kölner Dom die Skyline mit Mina­retten teilt”. Als die Moschee 2007 geplant wurde, wurde eine Bür­ger­initiative ins Leben gerufen, um zu sagen: “Wir wollen den Dom hier, nicht Mina­rette”. Die mus­li­mi­schen Auto­ri­täten kün­digten dann den Plan an, die Zahl der Moscheen “zu ver­doppeln”.

Die tür­ki­schen Behörden wollten nicht nur eine Megamo­schee in der Stadt des größten deut­schen Doms errichten, sondern besassen auch den Sinn für Ironie, den Archi­tekten Paul Böhm mit der Gestaltung der Moschee zu beauf­tragen. Böhm’s Vater und Groß­vater waren in der Tat die beiden radi­kalsten und bewun­dertsten Kir­chen­ar­chi­tekten ihrer Gene­ration. Im “neuen Deutschland” hatte niemand Böhm gebeten, einen neuen Dom zu entwerfen.

Seit seiner Macht­über­nahme in der Türkei hat Recep Tayyip Erdogan dort 17.000 isla­mische Gebets­stätten errichtet. Der tür­kische Prä­sident enga­giert sich auch für den Bau von Moscheen in euro­päi­schen Haupt­städten. Die Türkei kon­trol­liert 900 Moscheen in Deutschland und fühlt sich frei, zu sagen, dass eine “liberale Moschee” in Deutschland mit dem Islam “unver­einbar” sei, schreibt die Frank­furter All­ge­meine Zeitung. Deshalb fürchten 57 Prozent der Deut­schen den Auf­stieg des Islam in ihrem Land.

Als Bun­des­kanz­lerin Angela Merkel 2014 ihr Land für die Mas­sen­mi­gration öffnete, sah sie offenbar kein kul­tu­relles Problem darin, mehr als eine Million weitere Muslime aufzunehmen.

In den Worten Erdogans: “Unsere Mina­rette sind unsere Bajo­nette, unsere Kuppeln sind unsere Helme, unsere Moscheen sind unsere Kasernen”. Die isla­mi­schen Regime bieten nämlich an, die Frei­räume in der reli­giösen Land­schaft Deutsch­lands zu füllen. Saudi-Arabien schlug vor, 200 neue Moscheen in Deutschland zu bauen, “eine für 100 Flüchtlinge”.

Können Sie sich vor­stellen, dass Deutschland dem Irak, Syrien und Ägypten “200 neue Kirchen” anbietet, um dort die ver­las­senen und ent­eig­neten christ­lichen Gemeinden wieder auf­zu­bauen? Nein, denn im Nahen Osten sind die Christen in einer for­cierten Ent­chris­tia­ni­sierung aus­ge­rottet worden. In Europa sterben eben­falls Christen aus durch einen Prozess der “Selbst-Säku­la­ri­sierung”. Wir ris­kieren, nicht nur unsere Kirchen zu ver­lieren, sondern vor allem unsere kul­tu­relle Stärke und sogar das Ver­trauen in die Werte unserer eigenen Zivilisation.

Giulio Meotti, Kul­tur­re­daktor für Il Foglio, ist ein ita­lie­ni­scher Jour­nalist und Autor. Über­setzung: Daniel Heiniger

Quelle: Gatestoneinstitute.org

Bild: Wiki­media Commons / Moschee in Köln