Penny bringt einen Zipfelmann auf den Markt – ausgerechnet in den Farben einer Subkultur, die mit zu den intolerantesten und einfältigsten überhaupt gehört. Zudem erwecken die ausschließlich weißen Gesichter bei unseren Bessermenschen den Rassismusverdacht: Frau Kahane, übernehmen Sie!
Noch bevor einer der großen kulinarischen Höhepunkte des Jahres überhaupt erhältlich war, hatte Pennymarkt seine Kunden über Facebook Ende der vergangenen Woche wissen lassen:
„Willkommen im Team Zipfelmann: Unser neues Design steht für Vielfalt, Toleranz und Liebe! Ab Montag und nur für kurze Zeit findet ihr die neuen Zipfelmänner in eurem PENNY Markt!“
Das Design ist ganz schnell erklärt: eine von den typischen Jahresendzeitfiguren, die zu einem günstigen Preis zu haben sind und auch so schmecken. Statt in Nazi-Rotundgold (Die Edeka-Werbung war nun wirklich bereits Belastung genug für unsere Antifa-Bessermenschen) geht dieser Schockoladenmann in den Regenbogenfarben einher, die sich seit geraumer Zeit Homo-Aktivisten in den USA und Europa zu ihrem Erkennungsmerkmal erkoren haben.
Das kann den anspruchsvollen Designern bei der Kreation ihres Kunstwerks nicht entgangen sein und sie haben vermutlich bewusst mit der großen „Verschwulung“ – nun auch im niedrigen Preissegment der Schockoladen – gearbeitet.
Obwohl mich eine meiner Bekannten, die mit ihrer grün wählenden Ikea-Familie in der edlen Umgebung eines Pennymarkts wohnt, heute morgen ganz begeistert anrief und mir den Besuch im Pennymarkt nahe legte, hält sich meine Begeisterung als homosexueller Mann in Grenzen.
Und das obgleich mich – als Franken, wo der männliche Phallus gerne als „Zipfel“ bezeichnet wird – mich die Zweideutigkeit des Zipfelmannes tatsächlich fast ein wenig erotisiert hat … Und das am Montag Morgen!
Aber das unangenehme Bauchgefühl stellt sich schon vor dem Verzehr bei mir ein. Vor allem aus zwei Gründen:
Früher war es eiserne Regel, dass man die überschäumende Toleranz gegenüber Homosexuellen mit deren finanziellen Möglichkeiten erklärte. Sie galten bislang als ideale Bürger einer mit religiöser Inbrunst dem Kosum ergebenen Gesellschaft. Konnte man ihnen doch ein Duschbad, das bei DM 69 Cent kostet, nun rosa verpackt und für gayfreundlich erklärt, für das 10 bis 20-fache verkaufen.
Homosexuelle galten immer als d i e Zielgruppe für teure Klamotten, Reisen und Uhren. Das scheint nun vorbei zu sein.
Die Zielgruppe ist ganz unten angekommen, sozusagen auf Rudis Resterampe für billige Schockoladenprodukte, bei Penny zwischen zurückgerufenen Wurstprodukten und Pennys Eigenmarke „Finale Cola“.
Und dann bleibt für mich ein großes Rätsel:
Warum soll ausgerechnet die Homo-Regenfarben-Symbolik für „Vielfalt, Toleranz und Liebe“ stehen? Die Farben einer Subkultur, die mit zu den intolerantesten und einfältigsten überhaupt gehört, in der Top 10 der Intoleranz, Zickenkriegen und Hasspredigten nach der Antifa und der NPD wohl den 3. Platz behaupten dürfte? Deren Aktivisten nicht von ungefähr immer öfter als „Queeriban“ bezeichnet werden?
Der Höhepunkt meiner Erregung war aber erreicht, als ich feststellen musste, dass die Zipfelmänner alle ein weißes Gesicht haben. Aufmerksamkeit für weiße Cis-Männer unter der Regenbogenflagge? Ich spürte im Pennymarkt in Kreuzberg das „Rassismus“-Raunen förmlich hinter mir. Frau Kahane, übernehmen Sie!
Ärger über Ärger – Rätsel über Rätsel. Und ich weiß nicht, wie ich den Zipfelmann, den ich zu Recherchezwecken heute Morgen erworben habe, selbst essen oder bei der Ikea-Familie meiner grünen Bekannten vorbeibringen soll…
David Berger / philosophia-perennis.com