#MeToo — Oder: Die Abschaffung der Frau

Es geht beim jetzt auch bei uns voll los­ge­bro­chenen Anti-Sexismus-Tsunami namens #MeToo gar nicht (nur) um eine Attacke gegen Männer, die sich angeblich oder auch wirklich unge­bührlich und zudringlich benehmen, sondern es geht dabei im Grunde vielmehr um die Abschaffung der Frau. Nach der Vor­stellung von diversen bekannten US-Schau­spie­le­rinnen, nach dem Willen der ewig empörten Femi­nis­tinnen und den Mei­nungen der vielen, brav den Aus­sagen der Erst­ge­nannten hin­ter­her­schrei­benden Redak­teu­rinnen soll sich “Frau” den Mann einfach nicht mehr gefallen lassen. Und das geht am besten, wenn sie selber eine Meta­mor­phose durchläuft.

Der Aus­bruch

Die Frau möge sich jetzt bitte endlich aus ihrer archai­schen Rolle als Umworbene, Begehrte und Ersehnte her­aus­be­wegen und jeg­liche Avancen und Annä­he­rungs­ver­suche eines Mannes als klag­baren Affront werten.  Jeder von einem Mann getä­tigte Kör­per­kontakt muss ab sofort auf seine juris­tische Kon­se­quenzen geprüft werden, denn die Frau soll nicht länger das zunächst von der Natur geschaffene und danach von der Kultur wei­ter­ent­wi­ckelte schwache Geschlecht dar­stellen, das der gesell­schaftlich passive Adressat aller männ­lichen Inter­essen ist.

Ob bei der Ver­wandlung der Frau alle weib­lichen Attribute, welche die Attrak­ti­vität von Frauen steigern sollen und signal­hafte Wirkung haben (wie Figur, Bewe­gungs­muster, Schminke, Frisur, Kleidung, High Heels usw.) eben­falls abge­schafft werden, ist noch nicht ganz klar, die Meta­mor­phose beginnt ja erst.

Die Frau muss nach dem Willen jener Frauen, die ständig für die anderen Frauen denken und sprechen, ohne sie je gefragt zu haben, diese Frau soll also heute die ihr über Jahr­tau­sende kul­turell ange­stammte Rolle end­gültig neu defi­nieren. Dafür ist es zunächst Bedingung, die Männer in Schach zu halten und deren Ver­hal­tens­weisen pau­schal als üblen Machismus zu denun­zieren. Diese Mei­nungs­bildung gelingt natürlich am besten in den Medien.

Die lächer­lichen Feministen

Erstaun­li­cher­weise haben die zum Kampf bla­senden femi­nis­ti­schen Bataillone auch männ­liche Mit­streiter gefunden: In den Social Media und auf den Kom­men­tar­seiten ver­schie­dener, sich für pro­gressiv hal­tender Zei­tungen tummeln sich will­fährige “Männer”, die den Frauen in ihren neuen Ansprüchen gerecht werden wollen und eunu­chen­hafte Dar­stel­lungen ihres eigenen, ehemals starken Geschlechts ent­werfen. Öffent­liche, am eigenen Leib durch­ge­führte vir­tuelle Ent­man­nungen sind in manchen Medien nicht mehr die lächerlich-pein­liche und skurrile Aus­nahme, sondern schon haar­sträu­bender Alltag.

Die Instru­men­ta­li­sierung und Kne­belung des Mannes durch die Frau läuft — und die meisten Männer schauen dem Treiben (noch?) kon­ster­niert zu. Indem die Frauen sich zuerst auf die wirklich unguten Typen (wie Vor­ge­setzte, die ständig zudringlich werden) kon­zen­trieren, ver­mitteln sie sublim die Bot­schaft an alle Männer: “Nehmt euch in Acht, in jedem von Euch steckt ein Harvey Wein­stein — und ob eine intim wer­dende Situation uns als Frauen passt oder nicht, das ent­scheiden wir nicht sofort, sondern immer erst später, oft viel später. Damit haben wir Euch in der Hand, ihr Männer.”

Doch das Ziel ist die Frau selber: Über diese dauernd getrom­melte Bot­schaft an das Feindbild Mann soll sich die Rolle der Frau nach­haltig ändern. Was eine lange kul­tu­relle Ent­wicklung genoss, soll nun von Hol­lywood  aus mit Furor und mög­lichst rasch zu einer neuen Dimension gelangen. Die Vorzüge und Vor­teile des bis­he­rigen Daseins als Frau brauchen hier nicht geschildert zu werden, die sind all­seits bekannt — und man muss auch nicht die Regu­lative des tra­di­tio­nellen Werbens und Hof­ma­chens anführen, auch die sind All­ge­mein­wissen. Aber diese Dinge sollen bald Geschichte sein, denn die neue Frau will etwas ganz anderes.

Die dritte Welle

Getreu der femi­nis­ti­schen Irr­lehre, die sich in den letzten Jahren als “Third-Wave-Feminism” neu eta­blierte, wird nun ver­sucht, die Grenzen der Geschlechter und vor allem deren fun­da­mentale Defi­ni­tionen nie­der­zu­reissen. Alles soll gleich und jeg­liche Herr­schaft soll abge­schafft werden. Dazu gehört, dass regelhaft auch die Ein­be­ziehung von Ras­sismus- und Homo­se­xu­ellen-Debatten erfolgt, denn im Bereich der Eth­ni­zität und der geschlecht­lichen Ori­en­tie­rungen soll eben­falls gren­zenlose Gleichheit her­ge­stellt werden. Das gehört alles zusammen und ist das Paket, das uns als die “Brave New World” schmackhaft gemacht werden soll.

Die abwer­tende und ver­ächt­liche Bezeichnung “mächtige, alte weiße Männer” ist dafür in die Debatte ein­ge­führt worden: Damit sind alle gemeint, die in irgend­einer Weise tra­di­tionell denken oder kon­ser­vative Vor­stel­lungen von Frauen, Müttern und Familien haben. Auch Poli­tiker, die an gewach­senen Begriffen wie “Nation” fest­halten, werden in den­selben Topf geworfen, denn das hängt aus Sicht der Femi­nis­tinnen alles zusammen und muss weg.

Man will diese Mei­nungen und Hal­tungen aus­grenzen, weil modern und gut ist nur das post­mo­derne Frau­enbild, das es nun umzu­setzen gilt. Sind erst einmal alle alten weißen Männer zum Ver­stummen gebracht, kann sich die neue Amazone ihrer rück­sichts- und gren­zen­losen Selbst­ver­wirk­li­chung widmen.

Am Ende kommt es anders

Aller­dings ist das alles noch graue Theorie und höchstens in den Hoch­glanz-Maga­zinen und Talk-Shows Rea­lität. Die Frauen, die nicht so denken wie die frag­wür­digen Wein­stein-Opfer und deren laute Anhän­ger­schaft, bilden bei weitem die Mehrheit. Man hört noch relativ wenig von ihnen, weil sie aus dem Kopf­schütteln über ihre Geschlechts­ge­nos­sinnen nicht her­aus­kommen. Sie werden aber stärker auf­treten und die dege­ne­ra­tiven Ent­wick­lungen, die zur Abschaffung der Frau führen sollen, mit Sicherheit zum Still­stand bringen. Mutige Frauen wie die Schau­spie­lerin Nina Proll oder die deutsche Autorin Birgit Kelle haben hier die Vor­kämp­fe­rinnen-Rolle bereits übernommen.

Dr. Marcus Franz / www.thedailyfranz.at

Bild: Collage / Hanno Vol­lenweider (rech­tefrei)