Das leer stehende Flüchtlingeheim im Münchener Stadtteil Neuperlach (Screenshot Youtube)

Kein Wohnraum für Stu­denten, aber leere brandneue Flüchtlingsheime

München: Für Stu­denten gibt es zu wenig Platz in der baye­ri­schen Haupt­stadt. Für 127 000 Stu­die­rende stehen in München nur 11.000 öffentlich geför­derte Unter­künfte zur Ver­fügung, viele davon über­belegt. Für die teu­erste Stadt Deutsch­lands ist das zu wenig! So musste das Stu­den­tenwerk nun Not­un­ter­künfte für woh­nungslose Stun­denten ein­richten, da diese in München und Umgebung keine Stu­den­tenbude finden konnten. 34 Betten werden bereit­ge­stellt, Platz für Pri­vat­sphäre bleibe nicht, so der Betreiber zur TZ.de. Im größten Raum schlafen zwölf Per­sonen, ansonsten gebe es noch Zwei- und Drei­bett­zimmer. Die Bewohner teilen sich zwei Duschen, zwei Toi­letten und eine Wohn­küche. Fünf Euro kostet die Unter­kunft pro Nacht.

Der schlechte Scherz dabei: Im Mün­chener Stadtteil Neu­perlach steht ein brand­neues Flücht­lingsheim leer. Die Stadt hatte dort 2016 ein Gebäude mit Platz für 180 bis max. 320 unbe­gleitete min­der­jährige Flücht­linge errichten lassen – mit Sport­platz, Tisch­ten­nis­platten etc. Anfang dieses Jahres war es bezugs­fertig, seitdem steht es leer. Der Bedarf ist nicht mehr da, der Träger ist abge­sprungen. Allein der Wach­dienst für das leer­ste­hende Flücht­lingsheim kostet im Monat 1600 €, zudem muss alle zwei Tage ein Mit­ar­beiter des Bau­re­ferats nach dem Rechten schauen, Lei­tungen spülen und die Hei­zungen kon­trol­lieren. „Klar, das wäre ein büro­kra­ti­scher Akt. Man müsste die Bau­ge­neh­migung neu ein­holen. Diese Anlage ist kon­zi­piert für zehn Jahre. Rein von der Nutzung her ist alles besser als Leer­stand“, erklärte Guido Bucholtz, Beauf­tragter für Unter­kunfts­an­lagen und Wohnen der Stadt München, dem Deutsch­landfunk Kultur im Zusam­menhang mit einer Umnutzung des Gebäudes. Eine ein­fache Umnutzung für Stu­denten ist laut Aussage der Stadt München gegenüber dem Baye­ri­schen Rundfunk aus recht­lichen Gründen nicht möglich.

München ist bei der Woh­nungsnot für Stu­denten kein Ein­zellfall. An so gut wie allen deut­schen Uni­ver­si­täts­stand­orten herrscht extremer Woh­nungs­mangel, so z.B. in Stuttgart. Auch hier finden Erst­se­mester oft keine Bleibe, die Stadt Lud­wigsburg bei Stuttgart baut mit Lan­des­hilfe unter dem Pro­jekt­namen „Cube 11“ gerade top­mo­derne Gebäude in Designer-Wür­felform, um dort bis zu 280 Flücht­linge unter­zu­bringen. Das Projekt stieß in der Bevöl­kerung bereits auf Gegenwehr.

Für viele Ver­mieter sind Stu­denten sowieso eher die zweite Mieter-Wahl. Junge Leute mit unterem Ein­kommen, wahr­scheinlich nicht langer Miet­dauer, Wohn­ge­mein­schaften mit einem Ein und Aus an Per­sonen etc. riecht für viele Ver­mieter nach Arbeit. Hilfs­ak­tionen, wie es sie z.B. ver­mehrt im ganzen Bun­des­gebiet dafür gibt, Flücht­linge und Ver­mieter zusam­men­zu­führen, exis­tieren hin­gegen für Stu­denten nur wenige.

Viel­leicht sollte sich der ein oder andere Student in Zukunft genauer über­legen, für wen er am Bahnhof klatscht.