In der Filmdokumentation des polnischen Journalisten und Produzenten Patryk Vega »Die Augen des Teufels« kommt ein Kinderhändler zu Wort, der unter anderem über die »Rekrutierungsmethoden« auspackt.
Der Kontakt zu einem Kinderhändler in Bezug auf die Verbringung des Opfers in ein Kinderbordell wird beispielsweise über einen Vermittler folgendermaßen eingefädelt: Der Interessent meldet sich bei Skype an. Als Login wird dessen E‑Mail-Adresse verwendet, die extra für das Gespräch erstellt wird.
Dann muss man das Passwort eingeben, das ebenfalls zuvor mitgeteilt wurde, ebenso wie der Vor- und Zuname, die bereits angelegt sind. Schließlich bekommt man einen Login vom Kinderhändler, kann diesen aber nicht ersehen (als Beispiel wird angegeben »Eminenz Germany«).
Für ein Kinderhändler ist ein Kind kein Kind, sondern eine »Ware«, die er so auch benennt. Dementsprechend nicht mehr als eine »materielle Sache«, die man zu Geld machen kann.
Dabei wird die Arbeit der Händler im Team geteilt: Einer spürt die schwangeren jungen Frauen auf (in Parks, Geschäften, Restaurants, Cafés), beobachtet sie, eruiert, ob er bei ihnen in einem herbeigeführten »Zufallsgespräch« die Thematik des »Kinderverkaufs« ansprechen kann. Manche Täter erkennen das bereits an der Kleidung, am Aussehen, am Verhalten, im späteren Kontaktgespräch mit den Mädchen.
Ein anderer ist für die Entführung zuständig und wiederum der nächste für den Transport. Es ist alles perfekt organisiert.
Schwangere Mädchen erhalten für dieses »Geschäft« zirka 2.000 bis 3.000 Euro. 5.000 Euro, wenn sie besonders »widerstandsfähig« sind. Aber oft bekommen sie gar kein Geld, weil sie getäuscht werden. Man sagt ihnen beispielsweise, sie würden das Geld später erhalten. Oder sie bekommen als »Trost« 100 Euro.
Im Prinzip, so der Kinderhändler weiter, gebe es keine Notwendigkeit, diese Kinder zu entführen, außer es würde eine Nachfrage nach einer »bestimmten Ware« vorliegen. Etwa ein Kind in einem bestimmten Alter, das für einen Kunden schnell – quasi im Stundentakt – besorgt werden muss. Solche »müssten entführt« werden.
Ferner schildert der Kinderhändler, wie eine Frau ihr vier- oder fünfjähriges Kind verkaufte und sich darum einen »Dreck« geschert hätte. »Sie hat die Knete (10.000 Euro bar auf die Hand) genommen und das war‘s (…) Sie glaubte, dass ihr Kind zur Adoption gehen würde. In eine gute Familie. Ins Ausland (…) Dieses Kind war eigentlich hässlich (…)«
Letztlich wurde es nur für die »Teile« genommen, sprich um seine Organe auszuschlachten und damit viel Geld zu machen.
Der Kinderhändler bekommt als Anteil 15.000 Euro »für eine Schnitte (Frau) mit einem Kind«, also für die ganze Prozedur, um eine Adaption abzuschließen. Dabei hilft ihm ein »Unterstützer« um die Frau klarzumachen. Es seien keine »aufmerksamen Mädchen von großer Intelligenz.« Die Kinder würden sie sehr oft stören und es sei kein Problem, sie ihnen wegzunehmen. Die Frauen würden nicht wissen, dass sie drogenabhängig gemacht und in einem Bordell landen würden.
Wenn der Kinderhändler solche Frauen »rekrutiert« empfindet er wortwörtlich: »Ich scheiße auf diese Mädchen und ihre Kinder. Ich interessiere mich nur für mein Geld.«
Quelle: Vgl. „Die Augen des Teufels“ (Dokumentarfilm von Patryk Vega) (https://www.youtube.com/watch?v=35_WIBoTWVU&t=178s) hochgeladen: 09.03.21/Zugriff: 03.04.22)
Guido Grandt — Dieser Beitrag erschien zuerst auf dem Blog des Autors www.guidograndt.de
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