Ener­gie­wende: Extrem teuer, Flickwerk, Wol­ken­ku­ckucks­heime – Industrie wandert ab, Mit­tel­stand wird ignoriert

Der Bun­des­kanzler wandelt lächelnd auf Gottes Erden und träumt von einer kom­menden wirt­schaft­lichen Blü­tezeit. Wirt­schafts- und Kli­ma­mi­nister Habeck fri­ckelt derweil hek­tisch an Not­lö­sungen für das grüne Energie-Desaster, was er ange­richtet hat. Die Wirt­schafts­bosse schlagen in immer dich­terer Folge Alarm,  und in der Bür­ger­schaft gärt es gewaltig. Neben allen anderen schwä­renden Pro­blemen ist die Energie — das Blut der Volks­wirt­schaft – das Drän­gendste. Deutschland ver­blutet an den irr­wit­zigen Plänen der Grünen.

Eine Indus­trie­größe nach der anderen warnt und fordert. BDI-Chef Sieg­fried Russwurm beschei­nigte jüngst Kanzler Scholz Rea­li­täts­fremdheit. Der schwärmte gerade noch von einem bevor­ste­henden deut­schen Wirt­schafts­wunder. Auf der weltweit größten Indus­trie­schau „Han­nover Messe“ las er im April dem Kanzler die Leviten: Es brauche dringend eine „rea­lis­ti­schere Stand­ort­be­stimmung“ der Bun­des­re­gierung, for­derte er. Seine Worte ver­hallten jedoch in den end­losen, leeren Weiten der links­grünen Gehirne. Von Wirt­schafts­wunder ist keine Rede, doch schlimmer noch: In Berlin fährt man sturheil weiter auf den Abgrund zu. Außer her­um­zuf­ri­ckeln an schlechten Not­lö­sungen, die nichts lösen und alles noch ver­schlimmern, kommt nichts.

Jetzt will Wirt­schafts­mi­nister Robert Habeck einen „Indus­trie­strom­preis“ zusam­men­schustern. Er unter­breitet der Wirt­schaft einen Kessel Buntes, der aber auf wenig Gegen­liebe stößt. Das Einzige, was diese Regierung gut kann, sind Schlag­worte für ad-hoc-Lösungen zu kre­ieren, vom „Dop­pe­wumms“ zum „Brü­cken­strom­preis“, „Trans­for­ma­ti­ons­strom­preis“. Her­aus­kommen tut dabei im besten Falle nichts, im schlimmsten Fall das nächste Mega-Problem, wie bei dem gran­diosen Plan „Zwangs-Wär­me­pumpen-für-alle!“.

Der „Brü­cken­strom­preis“ als Lösung für die davon­flie­genden Ener­gie­preise ist so simpel wie bescheuert: Damit der Mas­sen­exodus der Industrie aus Deutschland heraus auf­ge­halten wird, will Herr Minister Habeck die Ver­dop­pelung der Ener­gie­preise dras­tisch absenken. Bis 2030 soll dem­zu­folge eine streng begrenzte Auswahl „energie-inten­siver Betriebe“ für 80 Prozent ihres Strom­be­darfs nur sechs Cent bezahlen müssen. Danach soll es einen „Trans­for­ma­ti­ons­strom­preis“ geben, weil bis dann der Strom dank „Öko-Offensive“ aus den erneu­er­baren Energien ja so günstig wird.

Die Industrie ist nicht begeistert. Zum Ersten haben sich bra­chiale Ein­griffe in die Märkte durch die Politik noch nie als gut erwiesen. Zum Zweiten würde der „Brü­cken­strom­preis“ auch nur sehr wenigen Unter­nehmen helfen – und ist auch noch mit einem Wust von „Auf­lagen und Ein­schrän­kungen“ verbunden:

„Betriebe, die von dem güns­tigen Strom pro­fi­tieren wollen, müssen sich dazu ver­pflichten, bis 2045 kli­ma­neutral zu pro­du­zieren. Darüber hinaus ist der Indus­trie­strom­preis an Tarif- und Stand­ort­treue gebunden. Vom „Brü­cken­strom­preis“ sollten aus­schließlich ener­gie­in­tensive Indus­trie­un­ter­nehmen, die im inter­na­tio­nalen Wett­bewerb stehen, inklusive neuer Trans­for­ma­ti­ons­in­dus­trien, pro­fi­tieren, heißt es im Arbeits­papier des Wirt­schafts­mi­nis­te­riums unter dem Titel „Bündnis Zukunft der Industrie“.“

An den Mit­tel­stand und die kleinen Unter­nehmen denkt im Wirt­schafts­mi­nis­terium aber niemand. Der Mit­tel­stands­verbund kri­ti­siert diese Pläne scharf. Die Pläne des Wirt­schafts­mi­nisters seien „nicht nur ein Schlag gegen markt­wirt­schaft­liche und ord­nungs­po­li­tische Prin­zipien, sondern auch ein mehr als unfreund­licher Akt gegen den Mit­tel­stand, der in den Plänen bislang über­haupt nicht vor­kommt. (…) Der Wirt­schafts­mi­nister lässt mit der ein­sei­tigen Sub­ven­tio­nierung von Indus­trie­un­ter­nehmen den Mit­tel­stand ver­ärgert zurück, denn gerade auch mit­tel­stän­dische Betriebe kon­kur­rieren im inter­na­tio­nalen Wett­bewerb und mit zuneh­mendem Direkt­ver­trieb der Industrie. Eine bessere Lösung wäre, Abgaben und Steuern auf die Ener­gie­preise zu senken und ener­gie­ef­fi­zi­en­teres Wirt­schaften sowie ent­spre­chende Bera­tungs­kom­pe­tenzen gezielt zu fördern. (…) Den Mit­tel­stand als Herz und Motor der deut­schen Wirt­schaft, aber mit den hohen direkten Strom­kosten zurück­zu­lassen, wobei er gleich­zeitig die Sub­ven­tionen für die Groß­in­dustrie mit seinen Steuern zu einem nicht uner­heb­lichen Teil finan­ziert, spaltet die Wirt­schaft und ist in einem mit­tel­stän­disch geprägten Land kon­tra­pro­duktiv.

Peter Adrian, Prä­sident der Deut­schen Industrie- und Han­dels­kammer sieht im Brü­cken­strom­preis für aus­ge­wählte Betriebe keine Lösung: „Die im inter­na­tio­nalen Ver­gleich weit über­durch­schnitt­lichen Strom­preise belasten aber die ganze Breite unserer Wirt­schaft. (…)  Sie sind ein dau­er­haftes Standortproblem“.

Daher hat die DIHK, die ca. drei Mil­lionen Unter­nehmen reprä­sen­tiert, ein Gegen­modell zu Habecks Not­pfropfen ent­wi­ckelt. Das Konzept heißt „Strom­Part­ner­schaften“ und will nicht nur ein paar große Unter­nehmen stützen, sondern auch die 80 Prozent der kleinen und mitt­leren Unter­nehmen, die der Verband ver­tritt. Dem­zu­folge solle der Staat für die Unter­nehmen zunächst Steuern, Umlagen und Ent­gelte über­nehmen und das „mög­lichst kom­plett“ – oder zumindest die Belas­tungen „so stark wie möglich ver­ringern“. Här­te­fälle sollen mit ergän­zenden Maß­nahmen ent­schärft werden.

Peter Adrian will einfach grund­sätzlich die Strom­steuer dras­tisch senken: „Wir müssen uns von der jahr­zehn­telang in der Politik gepflegten Über­zeugung ver­ab­schieden, dass Energie grund­sätzlich teuer sein muss und ein­ge­spart werden soll“, betont Adrian. Die Absenkung der Strom­steuer und anderer Abgaben könne Firmen und Haus­halte um zehn Mil­li­arden Euro entlasten.“

Die Kernidee sei, „lang­fristige Strom­lie­fer­ver­träge zwi­schen den Anla­gen­be­treibern erneu­er­barer Energien und Strom­ver­brau­chern aus der Wirt­schaft zu fördern – soge­nannte „power purchase agree­ments“ (kurz PPA) oder Direkt­strom­lie­fer­ver­träge. Mit einem solchen Vertrag können zum Bei­spiel Wind­an­la­gen­be­treiber von der Nordsee und ein Indus­trie­un­ter­nehmen im Süden eine lang­fristige Part­ner­schaft ein­gehen – mit Vor­teilen für beide Seiten sowie für die Gesamt­wirt­schaft und das Klima“.

Die DIHK schlägt vor, staat­liche Inves­ti­ti­ons­zu­schüsse für Wind- oder Solar­parks zu geben. Dadurch könnten diese den „so ver­bil­ligten Strom lang­fristig zum Fix­preis an ein­zelne indus­trielle Abnehmer liefern“. Damit bekommen die Öko­strom-Pro­du­zenten „eine klare Per­spektive und Inves­ti­ti­ons­si­cherheit“ und die Abnehmer in der Industrie eine „Preis­si­cherheit für einen Großteil des Strom­ver­brauchs“. Ein Inves­ti­ti­ons­zu­schuss sei „schnell wirksam, er schafft einen sofor­tigen Inves­ti­ti­ons­anreiz – die betriebs­wirt­schaft­lichen Effekte sind klar und berechenbar.“

Überdies würde der Inves­ti­ti­ons­zu­schuss kos­ten­güns­tiger sein als eine gene­relle staat­liche Deckelung der Industrie-Strom­preise. Die Strom­preise der Abnehmer in der Industrie werden dadurch sinken, der Gewinn steigen und damit wie­derum auch die Steu­er­ein­nahmen. Und der Staat bräuchte keine EEG-För­der­gelder für Pho­to­vol­ta­ik­an­lagen und Wind­parks mehr zu zahlen.

Dem Strom-Ter­min­markt der Börsen ent­zieht das natürlich nach und nach den Boden. Für in die Zukunft gerich­teten Ver­träge, soge­nannte „Futures“ bliebe dann kaum noch Öko­strom übrig.

Klingt alles ver­nünftig, wird aber schwierig. Denn wenn Minister Habecks Plan, alle fos­silen Brenn­stoffe abzu­stellen, also keine Stein- oder Braun­koh­le­kraft­werke mehr, keine Atom­kraft­werke … dann bleibt eigentlich nur noch der Flat­ter­strom aus Wind und Sonne. Und genau der kommt ja in der kalten, dunklen Jah­reszeit fast zum Erliegen. Ja, man kann Spei­cher­medien und viel­leicht auch „grünen Was­ser­stoff“ ein­setzen, nur erfordert das teure For­schung, Ent­wicklung und Pro­duktion. Dann stellt sich auch noch die Frage, wieviel Energie braucht man, um mas­senhaft Speicher her­zu­stellen? Welche Mate­rialien braucht man dazu? Falls es Lithi­um­bat­terien sein sollen – woher kommt so viel Lithium, dass ganz Deutschland auf Lithi­um­bat­terie läuft?

Alles das wird sehr, sehr teuer werden, kost­spielige Fehl­schläge sind kaum im Voraus bere­chenbar aber wahr­scheinlich. Das wird den Strom­preis eher noch weiter in die Höhe treiben, als ihn sinken lassen. Und bis wir soweit sind, ist der Exodus der Industrie wahr­scheinlich schon abge­schlossen. Ein Heer von Arbeits­losen bleibt zurück und belastet die Sozi­al­systeme. Die Kosten dafür dürften enorm sein. Mil­lionen Men­schen ohne Arbeit zahlen nicht nur keine Steuern mehr, sondern kosten Bür­gergeld. Deutschland wird abge­wrackt. Die „Abge­hängten“ werden zum sozialen Sprengsatz.

Ein Kenner des Metiers, Roland Farnung, war früher Top-Manager der Strom­branche, Vor­stands­vor­sit­zender von Ener­gie­un­ter­nehmen, wie RWE oder der Ham­bur­gi­schen Elek­tri­zi­täts­werke. Er warnt eben­falls vor den unzu­ver­läs­sigen Strom­quellen Wind und Solar. Und davor, dass die Technik der Strom­spei­cherung und der „Grünen Was­ser­stoff-Energie“ enorme Summen ver­schlingen wird und den Strom in jedem Fall teuer macht. Und dabei, so Herr Farnung, sei nicht einmal klar, ob die hoch­flie­genden Pläne über­haupt „tech­nisch und wirt­schaftlich machbar“ sind.