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Ber­lusconi ist ver­storben, aber nicht tot

… es ist so leicht, Vor­ur­teile zu hegen und mit Feind­bildern zu arbeiten. Mit dem Feindbild Ber­lusconi konnte man schon immer gut arbeiten. „Er ist der letzte Arsch“ – ent­schul­digen Sie den Aus­druck, das ist mir so her­aus­ge­rutscht –  „und wir wussten schon immer, wo es langgeht.“ Das ist die Devise der Däm­lichen, die immer zum Ziel führt. Damit können wir uns unsere Eitelkeit auf feinste Weise lieb­kosen und das Volk in unserem Sinne in einem nar­ko­ti­sierten Dau­er­schlaf halten: Volk, halte Dich bereit, der Herr kann stündlich kommen.

(von Antonio Messina)

Wer schläft, wird nicht müde, und wer nicht schläft, führt die Schafe und hütet sie in seinem Gehege. Also, herzlich will­kommen in der Gehe­ge­freiheit: Gurke essen und Maul halten, die Tomaten werden nachgeliefert.

Es geht uns Herr­schenden darum, stets zu ver­tu­schen, dass wir selbst die Hüter unserer eigenen Gehege sind. Wir kennen die Berichte „Bunga-Bunga-Ber­lusconi“. Das macht doch Spaß, wenn wir über seine angeb­lichen Sex-Partys mit Min­der­jäh­rigen schwätzen und unser kleines Maul groß auf­reißen. Das meine ich damit, wenn wir auf Kosten anderer unsere Witze reißen: Ein bisschen Ver­arsche muss sein, das hält munter. Einmal Ber­lusconi zu feiern als einen Mogul, der Italien in der Hand hat und mit seinem Mafio­sen­system Europa in den Dreck zieht – und ihn bei einer anderen Gele­genheit als eine Rand­figur zu strafen.

Der Witz ist, dass es uns gelingt, aus Idioten Spit­zen­po­li­tiker zu machen und aus Spit­zen­po­li­tikern Schwei­ne­hunde: Wer nicht pariert, bekommt Eti­ketten. Ber­lusconi war bis zum Abwinken ehrlich. Als begeis­terter Fuß­ballfan machte er keinen Hehl daraus – auch im Beisein der Sena­torin Daniela Sbrollini – der ver­sam­melten Mann­schaft ita­lie­ni­scher Fuß­ball­helden zu sagen: „Jungs, ihr macht die Tore, und ich besorge euch die schönsten Schlampen.“ 

Diese Äußerung ist natürlich böse, weil wir, wenn wir lachen wollen, sofort in den Keller flüchten. Dabei machen wir uns etwas vor und geben vor, was wir nicht sind. Ber­lusconi genoss das Leben wie einen unge­schälten Apfel. Er biss hinein, wo er nur mochte. Wir aber ver­stecken uns im Keller, essen unseren Apfel im Geheimen und geben vor, solche Äpfel nicht zu mögen. Nur Des­poten essen so etwas.

Besiegt eure See­len­despoten, schaukelt – im Gedenken an unseren Ber­lusconi – eure Eier im Hodentanz. Das amü­siert den Silvio im Himmel: Ein bisschen Auf­er­stehung muss sein. Ein bisschen Demo­kratie muss auch sein. Sie bedeutet schließlich, ehrlich zu sich selbst zu sein.

Ihr Jour­na­listen und Bericht­erstatter: Schaukelt eure Eier und überlegt euch, wie weit eure Ehr­lichkeit reicht. Ich glaube, die Antwort liegt auf der Hand. Jen­seits­grüße von Berlusconi.

Er wäre gerne bereit, auch euch seine Schlampen zur Ver­fügung zu stellen. Er hat sich, glaube ich, auch im Himmel einen Namen als „Silvio Bor­del­lo­sconi“ gemacht. Ihr braucht nur bei Engelin Aloysia anzu­rufen: Null ein­hun­dert­neunzig: „Ruuuf an, das ist ein Befehl…“

Salute Bor­del­lo­sconi!