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Schlechtes Essen, gute Pillen? – Warum Nah­rungs­ER­GÄN­ZUNGS­mittel hoch­wertige LEBENS­mittel niemals ersetzen können

Seit der Epi­demie ist es schlecht bestellt um die Gesundheit der Men­schen, und seit der Epi­demie boomt der Markt mit Nah­rungs­mit­tel­er­gän­zungen. Beworben werden diese Pro­dukte oft mit der Behauptung, sie seien über­wiegend „pflanz­lichen Ursprungs“. Wie glaub­würdig sind solche Aus­sagen? Und kann eine im Labor her­ge­stellte Pille, die man sich ein­wirft, um einen durch min­der­wertige Nah­rungs­mittel ver­ur­sachten Man­gel­zu­stand aus­zu­gleichen, wirklich sooo gesund sein, wie es die Her­steller ver­sprechen? Diese Frage treibt mich schon länger um, und das Ergebnis meiner Recherchen bestätigt meine Skepsis. (von Vera Wagner)

Dass das, was uns die Nah­rungs­mit­tel­in­dustrie auf­tischt, unsere Gesundheit gefährdet, steht außer Zweifel: GVO (gen­tech­nisch ver­än­derte Bak­terien), künst­liche Zusatz­stoffe, Geschmacks­ver­stärker, Kon­ser­vie­rungs­stoffe, krebs­er­re­gende Stoffe, Farb- und Duft­stoffe, Mikro­plastik, Schwer­me­talle, krebs­er­re­gende Stoffe, Insekten als angeb­liche Pro­te­in­quelle und und und … die Liste des Grauens wird tag­täglich länger. Die Sub­stanzen in vielen indus­triell her­ge­stellten Nah­rungs­mitteln tragen dazu bei, uns schwach und chro­nisch krank zu machen – und abhängig von Medi­ka­menten und The­rapien. So spielt Big Food Big Pharma in die Hand. Von dieser Ent­wicklung pro­fi­tiert auch die Nahrungsergänzungs-Industrie.

Bevor wir uns mit der Qua­lität von Nah­rungs­er­gän­zungs­mitteln befassen, schauen wir uns daher kurz diesen lukra­tiven Wachs­tums­markt an. Bei­spiel Sunday Natural. Im Januar ging das 2013 in Berlin gegründete Start-up an den Finanz­in­vestor CVC. Der Kauf­preis wurde zwar nicht genannt, doch die Nach­rich­ten­agentur Bloomberg berichtete, dass der Anbieter von hoch­do­sierten Mul­tin­ähr­stoffen mit rund 800 Mil­lionen Dollar bewertet wurde. Im Jahr 2022 hatte Sunday Natural einen Umsatz von rund 100 Mil­lionen Euro erwirt­schaftet. Bei der Über­nahme hatte der Finanz­in­vestor CVC sich übrigens von Roth­schild beraten lassen.

Zweites Bei­spiel: Der Phar­ma­gigant Bayer ist 2022 bei Natsana ein­ge­stiegen. Er beteiligt sich mit 30 Prozent an der Firma, die Nah­rungs­er­gän­zungen vor allem online anbietet. Natsana, 2020 gegründet, vereint in Form von Toch­ter­ge­sell­schaften drei Marken unter einem Dach: Feel Natural, Natural Ele­ments und Nature Love. Die Pro­dukte von Nature Love finden Sie nicht nur online, sondern bei­spiels­weise auch in den Dro­ge­rie­märkten dm und Rossmann. Ziel des Gemein­schafts­un­ter­nehmens war es, den schon damals zwei­stel­ligen Mil­lio­nen­umsatz der Marken in den nächsten fünf Jahren zu ver­viel­fachen. Das ist offenbar gelungen, denn seit August 2023 ist Essence­Me­diacom die neue Agentur von Natsana. Als Markt­führer unter Deutsch­lands Medi­en­agen­turen ist Essence­Me­diacom mit Sicherheit eher an Unter­nehmen mit großen Etats interessiert.

Werfen wir nun einen kri­ti­schen Blick darauf, wie diese angeblich so natür­lichen Nah­rungs­er­gän­zungs­mittel her­ge­stellt werden. Auf der Plattform X wurde am 10. März ein auf­schluss­reicher Post ver­öf­fent­licht. Um Trans­parenz in die Her­stel­lungs­ver­fahren von Nah­rungs­er­gän­zungs­mitteln zu bringen, hatten Redak­teure des Magazins Next Level – Wissen neu gedacht mehrere Her­steller ange­schrieben. Die meisten hatten das Schreiben gar nicht erst beant­wortet. Die Firma Biogena reagierte auf die Anfragen – die Ant­worten des Pio­niers in der Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel­in­dustrie sind ernüch­ternd. Next Level hat den Schrift­verkehr mit Biogena in seinem Online-Artikel ver­linkt, die wich­tigsten Punkte kurz zusam­men­ge­fasst: „Biogena bestätigt auf unsere Anfrage, dass keine ran­do­mi­sierten kon­trol­lierten Studien (RCTs) exis­tieren, die die Wirk­samkeit von ‚Vit­aminen’ im Körper belegen.

  • Auf Nach­frage ent­hüllte Biogena, dass ihre ‚Vit­amine’ syn­the­tisch (bedeutet giftige Che­mi­kalien) her­ge­stellt werden – ein weit ver­brei­tetes Miss­ver­ständnis über deren ‚Natür­lichkeit’.
  • Biogena gab zu, dass ‚Vitamin D3‘ in bestimmten Kon­texten als Rat­tengift ein­ge­setzt wird, jedoch in der Annahme, kleine Dosen seien ungefährlich.
  • Die Firma bestä­tigte, dass Nah­rungs­er­gän­zungs­mittel Neben­wir­kungen her­vor­rufen können, eine oft unter­schätzte Tatsache.
  • Biogena räumt ein, dass der Extrak­ti­ons­prozess aus Pflanzen nur geringe Mengen an ‚Vit­aminen’ liefert, dass dafür Tonnen benötigt werden würden, was die Frage auf­wirft, warum Pflanzen als Quelle so betont werden.“

Next Level kommt zu dem Schluss: „Es handelt sich um einen Cocktail gif­tiger Che­mi­kalien.“ Biogena wirbt auf seiner Web­seite mit dem Slogan „Mikro­nähr­stoffe auf höchstem Niveau“, außerdem mit:

  • Frei von Farb- & Konservierungsstoffen
  • Ohne tech­nische Hilfsstoffe
  • Höchste Qua­lität Made in Austria
  • Größtes Wis­sen­schaftsteam der Branche“.

Behaupten kann man viel … Nah­rungs­er­gän­zungen werden von keiner Behörde auf Sicherheit, Qua­lität oder Wirk­samkeit geprüft. Da der Betriff „natürlich“ für Vit­amine und Mine­ral­stoffe rechtlich nicht geschützt ist, stammen inzwi­schen die meisten Vit­amine aus dem Labor, häufig sogar aus einem Gen­technik-Labor. Und – man beachte die Par­allele zur Nah­rungs­mit­tel­in­dustrie – es werden immer mehr syn­the­tische Vitamin-Ver­bin­dungen zuge­lassen, die es in der Natur über­haupt nicht gibt. Der Einsatz von GVO (gen­tech­nisch ver­än­derten Bak­terien) muss nicht gekenn­zeichnet werden. Wie die Nah­rungs­er­gän­zungs­mittel pro­du­ziert werden, ist nicht geregelt.

Weitere Punkte, die nach­denklich stimmen:

  • Weil die Umwelt­auf­lagen in Europa zu teuer geworden sind, hat sich einiges nach China ver­lagert. Von dort und aus Indien kommen inzwi­schen die meisten Zutaten für syn­the­tisch her­ge­stellte Vit­amine. Selbst wenn mit „pro­du­ziert in Deutschland“ geworben wird, dürfen die ein­zelnen Zutaten in China oder irgendwo sonst auf der Welt her­ge­stellt werden.
  • Wenn die fett­lös­lichen Vit­amine A, D, E und K auf Trä­ger­stoffe auf­ge­bracht werden, können gen­tech­nische Anwen­dungen nicht aus­ge­schlossen werden.
  • Gen­tech­nisch pro­du­zierte Zutaten wie Aromen, Emul­ga­toren, Füll­stoffe, Zitro­nen­säure sind bei Nah­rungs­er­gän­zungen nicht kenn­zeich­nungs­pflichtig.

Bei gesundem Men­schen­ver­stand bleiben einem die angeblich so gesunden Pillen und Pül­verchen im Halse stecken. Und ange­sichts einiger nicht unbe­denk­licher Zutaten in manchen Pro­dukten stelle ich mir die Frage, was daran gesünder sein soll als indus­triell her­ge­stellte Nah­rungs­mittel. Natürlich gibt es auf dem boo­menden Markt der Gesund­heits­pro­dukte gute, qua­li­tativ hoch­wertige und unter guten Bedin­gungen her­ge­stellte Nah­rungs­er­gän­zungen, doch für den Laien ist es kaum möglich, die Spreu vom Weizen zu trennen. Seien Sie bitte wachsam und kri­tisch bei dem, was Sie Ihrem Körper zuführen, nicht nur bei Nah­rungs­mitteln, sondern auch bei Nah­rungsergän­zungsmitteln, die die Folgen der durch min­der­wertige Nahrung ver­ur­sachten Man­gel­zu­stände kom­pen­sieren sollen.

www.weihrauchplus.de