„Patentierte Medikamente (‚Pharmazeutika‘, ‚Pillen‘) können nie bei der Ursache einer Krankheit ansetzen, denn die Ursache ist nie ein Mangel an patentierten Medikamenten.“
Das schreibt Jonathan V. Wright, ein Forscher und Pionier der Naturheilkunde, im Vorwort des Buches „Lithium. Das Supermineral für Gehirn und Seele“. Und weiter: „Zweifellos gibt es hin und wieder Notfälle, in denen ein patentiertes Medikament lebensrettend wirkt, doch wenn der Notfall überstanden ist, können wir für den Rest unseres Lebens am besten für unsere Gesundheit sorgen, indem wir auf jene natürlichen Stoffe und Energien zurückgreifen, die den menschlichen Körper in 99,9 Prozent der Zeit, die die Menschheit auf diesem Planeten verbracht hat, gesund erhalten haben.“
Die Realität sieht anders aus. Allein in Deutschland haben 40 Prozent der Bevölkerung eine oder mehrere chronische Erkrankungen und 30 Prozent leben 20 Jahre oder länger mit Bluthochdruck, Arthrose oder Rückenschmerzen. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Hauterkrankungen, Krebs, Diabetes, psychiatrische Erkrankungen, Bluterkrankungen … gegen alles gibt es ein oder gleich mehrere Medikamente. In den meisten sogenannten Industrieländern nimmt ein 65-Jähriger heute jeden Tag durchschnittlich sechs verschreibungspflichtige Medikamente ein. Nach Prognosen des Pharma-Verbandes VFA werden allein in diesem Jahr in der EU mehr als 40 neue Medikamente auf den Markt kommen.
Diese Pharmazeutika müssen sich gut verkaufen, damit die gemachten Investitionen sich nicht nur amortisieren, sondern auch Profit gemacht wird. Absatzmärkte müssen erschlossen werden. Einen direkten Zugang zum Endverbraucher erhalten Pharmafirmen über Patientenorganisationen. „Investigate Europe“ hat recherchiert, dass europäische Patientenorganisationen im Jahr 2022 sage und schreibe 110 Millionen Euro von Pharmakonzernen erhalten haben.
Patienten-Organisationen wollen keinen Gewinn machen, doch sie hängen am Tropf von Big Pharma und müssten ohne deren großzügige Spenden wohl dichtmachen. Die Gesponserten halten sich bedeckt, was Angaben über Spender und Höhe der Zuwendungen angeht. Das wirft die Frage auf, wie neutral und unabhängig sie agieren können. Im Ärzteblatt schrieb der Psychiater Prof. Dr. Asmus Finzen 2002 über Pharma-Sponsoring von Patienten-Organisationen: „Hellhörig hat mich eine Pressemeldung gemacht, wonach ein renommierter Arzneimittelhersteller, der atypische Neuroleptika vertreibt, einen Kooperationsvertrag mit dem ‚Deutschen Verband der Angehörigen psychisch Kranker’ geschlossen hat. Das Echo in der Öffentlichkeit war positiv. Bei mir hat diese Meldung ein unangenehmes Gefühl in der Magengrube ausgelöst.“
Die Unterstützung von Patientenorganisationen durch Big Pharma geht weit über finanzielle Zuwendungen hinaus: Konzerne wie Pfizer, Novo Nordisk, AstraZeneca, Roche etc. finanzieren auch Kampagnen, Medien-Projekte und Podcasts von Patientenorganisationen, die oft nicht mehr von Patienten, sondern von Profis gemanagt werden und im Zeitalter des Internets immer mehr – auch politischen – Einfluss gewinnen; die Pharmafirmen nutzen sogar deren Datenbanken, um an Informationen über Patientenerfahrungen und ‑wünsche zu kommen. Wenn das die Patienten wüssten!
Weil die Kritik an diesem Interessenskonflikt zunehmend lauter wurde, hatten sich die forschenden Pharmafirmen 2009 in einem Kodex zu mehr Transparenz verpflichtet. Einmal im Jahr müssen die Geldströme zwischen Industrie und Patientenorganisationen öffentlich gemacht werden. Beim Thema Transparenz geht Rocher, einer der größten Spender, mit gutem Beispiel voran, wie Sie der diesem Artikel beigefügten Datei über die Spenden im Jahr 2023 entnehmen können. Über die altruistischen Motive des Schweizer Pharmariesen lesen wir auf der firmeneigenen Webseite: „Roche ist stolz auf ihre Tradition der Zusammenarbeit mit Patientenorganisationen. Die Kooperation von Roche mit Patientenorganisationen ist von den gemeinsamen Werten Integrität, Wahrung der Unabhängigkeit, Respekt, Gleichberechtigung und Transparenz geprägt. Patientenorganisationen sind Partner, die für Roche an Bedeutung zunehmen… Patientenorganisationen geben Roche eine wichtige Hilfestellung, indem sie ihr Einblick in das Leben mit einer Krankheit vermitteln, die Probleme aufzeigen, die sich den Patienten und ihren Angehörigen stellen und die Rolle erläutern, die medikamentöse Therapien bei der Behandlung der Krankheit spielen.“
Wenn Roche und all die anderen Pharma-Konzerne tatsächlich selbstlos und aus reiner Menschenliebe spenden wollten, gäbe es einen einfachen Weg: ein großer Spendentopf, in den jedes Unternehmen einzahlt, ohne zu wissen, welche Patienten-Organisation von welchem Unternehmen Geld erhält. Dann hätten die Pharma-Konzerne keine Möglichkeit mehr, Patientenorganisationen als Marketing-Tool zu nutzen, um über den direkten Weg zum Endverbraucher zielgenau lukrative Absatzmärkte zu erschließen. Und die Patienten könnten sicher sein, dass die Informationen, die sie von ihren Organisationen bekommen, neutral und unabhängig sind.
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