Grüne Wahn­vor­stel­lungen von Neu-Aleppo in Deutschland

Manchmal denkt man, in dieser irren Republik kann es nicht noch irrer werden, und siehe da: Im Hand­um­drehen wird man wieder eines Bes­seren belehrt. So hat auch ein Herr Kurt Edler von den Grünen meinen Glauben an die Ver­nunft und die Menschheit aufs Neue erschüttert. Der Grü­nen­po­li­tiker gab der Welt am Sonntag ein Interview, das den Boden der Rea­lität bis in die schwin­del­erre­gendsten Höhen ver­lässt. Aber der Reihe nach.

Laut der Welt ist Edler ein „Quer­denker“, der „den Finger gerne in die Wunde legt“. Nun gut, man kann eine solche Rea­li­täts­ent­fremdung auch als Quer­denken bezeichnen – ich würde andere Worte wählen. Viel­leicht legen wir aber nun mal bei Herrn Edler den Finger in die Wunde und ana­ly­sieren einige seine Thesen.

Welt am Sonntag: „Herr Edler, die Flücht­lings­pro­ble­matik sorgt für großen Unmut. Immer mehr Bürger glauben, dass Isla­mismus und Inte­gration ein zwangs­läu­figer Gegensatz in Deutschland sind.“

Edler dazu: „Ja, aber das ist Quatsch. Inte­gration ist aus Sicht der deut­schen Lebenswelt kein ele­men­tares Bedürfnis, weil sich die Stamm­be­völ­kerung selber völlig des­in­te­griert hat.“

Ach, so ist das. Die Stamm­be­völ­kerung hat sich des­in­te­griert. Nun frage ich mich, wie so etwas über­haupt geht. Wie kann sich eine Stamm­be­völ­kerung, also die ein­hei­mische Bevöl­kerung, des­in­te­grieren? Mal davon abge­sehen, dass sich eine ein­hei­mische Bevöl­kerung über­haupt nicht inte­grieren muss, da sie Heim­recht besitzt, ist die Aussage von Herrn Edler völlig sinn­be­freit. Die Deut­schen können sich gar nicht des­in­te­grieren, weil sie sich erst gar nicht inte­grieren müssen. Das ist nun mal die Wahrheit. Die Deut­schen haben in Deutschland Haus­recht! Auch wenn das Grün­uto­pisten nicht gerne wahr­haben wollen.

Gehen wir weiter. Edler hat nämlich eine her­vor­ra­gende Idee, wie wir all unsere Pro­bleme ganz einfach lösen können: „Warum richten wir nicht in Vor­pommern ein Neu-Aleppo ein? Mit vielen fähigen Leuten aus unserem Land und aus Syrien. Dann zeigen wir, dass das, was die bri­ti­schen und iri­schen Aus­wan­derer im Nord­osten der USA geschafft haben, auch bei uns möglich ist.“

Ja, warum denn eigentlich nicht? Ein Neu-Aleppo ist doch genau das, was uns in der irren BRD noch fehlt. Am besten wird dann gleich der Bun­destag dorthin verlegt und Neu-Aleppo wird die neue Haupt­stadt. Das wäre doch ein Zeichen für „Inte­gration“. Hilfe, ich bin in einem Alp­traum! Wer weckt mich auf?

Doch der Alp­traum ist leider Rea­lität. Abge­hobene Gut­men­schen ver­suchen eine neue Welt zu bauen, und dabei kommt es immer zu den gleichen, inhalt­lichen Fehlern – so wie der erneute Ver­gleich zwi­schen den USA und Deutschland. Ganz ehrlich: Ich kann diesen blöd­sin­nigen Ver­gleich, dem ich schon im Naziwahn einige Zeilen widmete, nicht mehr hören oder lesen. Die USA sind ein Land, das den Urein­wohnern auf gewaltsame Weise geraubt wurde und in der heute eine Misch­be­völ­kerung – bestehend aus den Nach­fahren der Ein­wan­derer und neuen Ein­wan­derern – lebt. Es handelt sich um ein reines Ein­wan­de­rungsland. Deutschland ist hin­gegen ein Land, das seiner Urbe­völ­kerung (noch) gehört, also mit den USA kei­neswegs ver­gleichbar. Das ist wie ein Ver­gleich von Erbsen mit Melonen – mal davon abge­sehen, dass in Deutschland auch flä­chen­mäßig viel weniger Platz vor­handen ist und die Ein­wan­derer in die USA von damals nicht mit den Ein­wan­derern nach Deutschland von heute ver­gleichbar sind. Ist das wirklich so schwer zu verstehen?

Aber von solchen Über­le­gungen will ein visio­närer Grü­nen­po­li­tiker wohl eher nichts wissen. Rich­ti­ger­weise stellt Edler in dem Interview wei­terhin fest, dass sich zunehmend mehr Men­schen einsam fühlen. Daraus ent­stehe eine „Sehn­sucht nach Ver­trautheit“. Soweit stimme ich voll zu, doch dann wird es schlag­artig wieder abstrus, denn er sagt: „Und daran binden sich so Pseudo-Utopien wie Heimat, Vaterland oder Abendland. Wie albern ist allein das Wort? Das Abendland ist längst untergegangen.“

Heimat, Vaterland und Abendland sind also Pseudo-Utopien, ein Neu-Aleppo mitten in Deutschland hin­gegen aber nicht. Diese „Logik“ ist wirklich ver­blüffend. Und das Abendland ist sowieso schon längst unter­ge­gangen… Es ist also gar nicht im Nie­dergang, sondern schon längst hin­weg­gefegt, lässt uns Edler wissen.

Nun ja, wenn wir uns mit all den abend­län­di­schen Errun­gen­schaften – vor allem in den Bereichen des tech­ni­schen und kul­tu­rellen Fort­schritts – beschäf­tigen und uns hin­gegen Herrn Edlers Aus­füh­rungen ansehen, so könnte man ihm tat­sächlich Glauben schenken. Die Fan­tasien des Grü­nen­po­li­tikers haben nun wirklich nichts mit den geis­tigen Errun­gen­schaften des Abend­landes gemein. Man erkennt einen deut­lichen Qualitätsunterschied.

Wir wissen nun immerhin, dass Herr Edler kein großer Anhänger von alt­her­ge­brachten Wert­vor­stel­lungen ist, und fol­ge­richtig glaubt der „Isla­mismus-Experte“ eben­falls nicht, dass die zukünf­tigen Kon­flikte durch ver­schiedene kul­tu­relle Prä­gungen oder Reli­gionen ent­stehen könnten. Er ver­tritt dazu fol­gende Meinung: „Die neuen Kon­flikt­linien werden aber weder entlang der natio­nalen Her­kunft noch entlang der Reli­gi­ons­zu­ge­hö­rigkeit laufen, sondern entlang eines viel mäch­ti­geren Musters, und das ist der Lebensstil. Der Lebensstil tan­giert den Kern der mensch­lichen Freiheit und Selbst­be­stimmung. Die Zuge­hö­rigkeit zu einer Lebens­s­til­gruppe wird den Aus­schlag geben. Leit­kultur für alle ist dem­ge­genüber eine reak­tionäre Uni­for­mi­täts­vor­stellung, der man nicht anhängen sollte. Leit­kultur ist ein dis­kri­mi­nie­render Begriff, der nur dazu dient, jemandem zu sagen, dass er dazu gehört oder, dass er „kul­tur­fremd“ ist – so, wie es von der AfD als Wort benutzt wird. Damit wird auch die Nazi­vo­kabel von der Art­fremdheit bewusst aufgerufen.“

 Ob der Lebensstil tat­sächlich das mäch­tigere Mustert ist, darf bezweifelt werden. Ideo­logien und Lebens­stile sind meist nicht lang­lebig, Kultur und Zuge­hö­rig­keits­ge­fühle hin­gegen schon. Und natürlich bedarf es einer Leit­kultur, damit Inte­gration über­haupt gelingen kann, sonst ist es ja logi­scher­weise keine Inte­gration. Aber Herr Edler will davon nichts wissen und schmeißt dann lieber noch mit linken Kampf­be­griffen wie „Nazi­vo­kabel“ um sich.

Ohne eine Inte­gra­ti­ons­pflicht und eine Leit­kultur wird es auf Dauer nicht gehen. Auch das in diesem Zusam­menhang immer wieder beschworene Grund­gesetz kann das Zuge­hö­rig­keits­gefühl zu einer Kultur nicht ersetzen.

Natürlich werden das einige Men­schen – vor­nehmlich linksgrün ange­haucht – anders sehen. Laut Herrn Edler sind es ja wir Deut­schen selbst, die sich des­in­te­grieren und in ihrer Sturheit an über­holten Werten wie Heimat und Vaterland (in anderen Ländern selbst­ver­ständ­liche Werte) fest­halten, anstatt endlich damit anzu­fangen, Neu-Aleppo auf­zu­bauen. Aber ob diese spe­zielle Meinung wirklich etwas mit der Rea­lität zu tun hat? Ich glaube nicht!

Am Ende müssen wir fest­stellen, dass Herr Edler in einer Fan­ta­siewelt lebt. Iden­ti­täts­stif­tende Größen wie Heimat und Kultur werden weder die Deut­schen noch die Zuwan­derer wirklich auf­geben. So ist der Mensch nun mal. Die Aus­nahme bilden lediglich ein paar schräge Vögel, die in ihrem eigenen geis­tigen Par­allel-Uni­versum leben und meinen, dieses der All­ge­meinheit über­stülpen zu müssen.

 

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