(von Beate Wiemers)
Bewusste Feldgestaltung statt Fremdbestimmung
Zum kürzlich erschienenen Beitrag „March of Science – Mogelpackung?“ führten anschließende vertiefende Recherchen inzwischen zu Dr. Hans Hein. Er ist Arzt für Allgemeinmedizin und Psychotherapie. Nach umfangreicher klinischer Ausbildung war er 30 Jahre in Hannover als niedergelassener Arzt in einer Gemeinschaftspraxis tätig. Er bildete sich kontinuierlich und umfassend im medizinischen sowie im energetischen Bereich weiter und gründete das Forum Synergie. Dr. Hein erklärte sich erfreulicherweise spontan zu einem Interview bereit. Doch bevor es damit losgeht, noch ein paar einleitende Gedanken. Zu den Karpfen und Delfinen komme ich später noch…
Laut Wikipedia bezeichnet Synergie „das Zusammenwirken von Lebewesen, Stoffen oder Kräften im Sinne von ‚sich gegenseitig fördern‘ bzw. einen daraus resultierenden gemeinsamen Nutzen zu erreichen.“ Aristoteles fasste sich kürzer: „Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile“…
Karpfen oder souveränes Integral?
Synergie? Synergieeffekte? Klar, die Begriffe sind vielen bekannt, aber mal veranschaulicht: Die Dämmstoffindustrie beauftragt ihre PR-Agenturen damit, diverse Verlage und Redaktionen mit InFORMationen zu bestücken, dass Häuser unbedingt gedämmt werden müssen. Es werden Anzeigen geschaltet und darüber oft auch redaktionelle Inhalte generiert. Der Impuls zieht Kreise, so ähnlich wie bei einem Stein, den man in einen See wirft. Es entstehen Synergieeffekte zwischen der Dämmstoffindustrie, dem Architekten, dem Bauhandwerk, dem Malermeister, dem Elektriker, dem Fenster- und Türen-Händler, der Lüftungsbranche, der Handwerkskammer, der Industrie- und Handelskammer usw.
Mindestens ebenso anschaulich wird das am Beispiel Pharmaindustrie und Medizinstudium: An den Hochschulen werden bestimmte Personen auf bestimmte Posten gesetzt. Stichwort: Drittmittelförderung. Die Lehrinhalte entsprechen dann wesentlich den Interessen derer, die diese Personen einsetzten. Im Ergebnis haben wir dann vielleicht irgendwann einen Facharzt. Der kennt sich gut mit Präparaten aus, weiß, wo welche Organe sitzen und welches Präparat bei welchen Beschwerden verordnet werden kann. Die Synergieeffekte wirken sich dann auf ganze Branchen aus: Krankenversicherungen, Apotheken, Dienstleistungen rund um kranke Menschen – vom Arzt über den Physiotherapeuten bis zum Orthopädiefachgeschäft. Ein ganzer Verwaltungsapparat ist entstanden und viele, viele „Dienstleister“- und andere Arbeitsplätze. Am Ende der Kette vegetiert dann womöglich ein an Alzheimer erkrankter Mensch in einer Pflegestation vor sich hin, das Hirn mit Leicht- und Schwermetallen kontaminiert. Bis er dann den Löffel abgibt, werden weitere „Medikamente“ verordnet. Tatsächlich aber leidet dieser Mensch womöglich hauptsächlich an mitochondrialer Dysfunktion …).
In der Pharmakologie ist der Begriff „Synergieeffekt“ übrigens auch aus dem stofflichen Bereich bekannt: „Je weniger Substanzbelastung, desto größer die Wirkung!“ Konkreter: Wenn ein blutdrucksenkendes Mittel nicht ausreichend wirkt, kann man die Dosis weiter erhöhen (mit Zunahme der Nebenwirkungen) oder mehrere blutdrucksenkende Mittel mit niedriger Substanzmenge so kombinieren, dass durch das Zusammenwirken eine größere Wirkung bei gleichzeitig geringerer Substanzbelastung erreicht wird („Synergistischer Effekt“). Ein Kernsatz von Buckminster Fuller lautet übrigens: „Mehr mit weniger“. Doch zu Buckminster Fuller komme ich später auch noch…
Synergie, Synchronizitäten, Paradigmenwechsel – Souveränität
Fridjof Capra, Physiker, Systemtheoretiker, Philosoph, Trainer und Autor, gehört zu jenen Wissenschaftlern, die schon vor Jahrzehnten einen Paradigmenwechsel ankündigten. Dazu hat Bewusstseinsforscher Ken Wilber sich auch schon jede Menge Gedanken gemacht und etliche Bücher geschrieben…
Moooment mal! Was heißt überhaupt Paradigma? Das ist wieder so ein Begriff, der für irgendwas benutzt wird, ohne dass viele wissen, welche Bedeutung ihm irgendwann von irgendwem zugeschrieben wurde. Mit Paradigma ist Denkweise gemeint, eine bestimmte Art der Weltanschauung oder der Lehrmeinung also. Seit einigen Jahrzehnten ändert sich dieses Paradigma gerade mal wieder – auch in der Wissenschaft. Aus dem 16. bis 19. Jahrhundert stammt das mechanistische Weltbild, das davon ausgeht, dass nur Materie existiert. Damit verbunden war und ist das Ansinnen der Beherrschung und somit Manipulation der Natur durch Wissenschaft und Technik.
Die künstliche Erzeugung von Licht und Wärme, auch die Züchtung und Manipulation von Tieren und Pflanzen, fanden in der genannten Epoche – offiziell – ihren Anfang. Mit der Absicht, die Natur zu beherrschen, entstand auch das Streben nach Gewinnmaximierung. Vor lauter Begeisterung übersah man allerdings die Schattenseiten des Fortschritts, denn schon damals kam die Natur stets dann aus ihrem Gleichgewicht, wenn die Manipulation zu groß wurde, natürlich mit noch längst nicht solch gravierenden Folgen wie heute.
Von der Marionette zum souveränen Menschen – und zum souveränen Staat
Nun wird ja auf politischer Ebene öfter man diskutiert, dass Deutschland kein souveräner Staat sei. Bei der Gelegenheit sei nochmal auf den Beitrag „Germany made by USA“ in diesem Magazin verwiesen. Wie aber kommen wir denn zur Souveränität und zu einem Paradigmenwechsel?
Um auf diese Frage eine Antwort zu finden, nun aber endlich zu Dr. Hein. Er scheint eine heiße Spur zu sein! Vielleicht helfen seine Einsichten ja weiter? Übrigens: Als ich ihn in Bremen vom Bahnhof abholte, stellte ich wieder einmal fest, dass in der Bahnhofsunterführung überall Monitore installiert sind, die die Reisenden pausenlos mit Werbung und Nachrichten (und vielen Bildern…) „besamen“. Komisch, dachte ich, wer hat eigentlich darum gebeten, all diese Monitore zu installieren? Wozu sollen die gut sein? Antworten darauf erschließen sich möglicherweise aber von selbst für alle, die diesen Beitrag zu Ende lesen.
„Jede Zeit hat ihre Modelle: Gott ist lieb, Gott ist böse, die Erde ist eine Scheibe, eine Kugel, Sexualität und der Körper sind von Übel oder der Weg zur Glückseligkeit (…). In der westlichen Psychologie sind die Modelle von Freud, Adler, Jung lange bestimmend gewesen. Als Jugendlicher fiel mir bei meiner quälenden Suche nach Gebrauchsanweisungen für mich und die Welt auf, dass alle diese Modelle wahr waren, zumindest eine Zeit lang, bis sie mich in den Sumpf der Ungereimtheiten stürzten, aus dem mich nur ein neues, besseres und richtigeres Modell befreien konnte, eine Zeit lang (…). Ein Modell legt die Umsetzung und Gebrauchsanweisung der Wirklichkeit fest; es organisiert die Möglichkeiten der Übersetzung von Inszenierungen in Wirklichkeiten, in Konflikte, Koalitionen und Systeme, definiert die Grenzen der Handlungsfähigkeit. Modelle erzeugen wirksame Systeme“, sagte Hans Hein auf dem IAK-Kongress Energie und Psyche im September 2003 im Rahmen eines Vortrages zum Thema „Funktioniert die Psyche anders…? Von der Energetik der Meme“.
FRIEDA im Gespräch mit Dr. Hans Hein
FRIEDA: Wie im Editorial dieses Portals zu lesen ist, möchte FRIEDA ja wissen, wieso wir noch keinen Weltfrieden haben. Wie erklären Sie sich denn, dass wir noch immer keinen Weltfrieden haben?
Dr. Hans Hein: Jedes System, das irgendwann entstanden ist, hat eine Existenzberechtigung, die lebensüblich verteidigt und mit sämtlichen kreativen Mitteln gesichert wird. Paradigmenwechsel sind anstrengend und oft schmerzhaft. Erlebt wird das, ganz lebensüblich, z. B. als Widerstand gegen Neues, das Ausbremsen von und Aggression gegenüber Pionieren und Vordenkern inbegriffen. Diese sind ja Grenzverletzer der Rituale und Spielregeln – und zwar so lange, bis das von ihnen erschaffene Modell alltagstauglich wird und sich gegenüber Neuem absichert. Dieses Phänomen ist ubiquitär* und eine Kenngröße von Existenz. Es findet sich immer und überall, auch bei denen, die heute die Pioniere sind. Sie sind morgen die Bremser. Um dieses Muster aufzulösen, hilft es nur, es zu verstehen und den Kopf wirklich auf Flexibilität zu trainieren.
*universell, unhinterfragt, bedingungslos…
FRIEDA: Widerstand gegen Neues, Ausbremsen und Aggression gegenüber Pionieren und Vordenkern – das kommt mir irgendwie bekannt vor. Wir erleben das ja gerade gegenüber alternativen Medien und Menschen, die sich anderweitig für Freiheit engagieren. Und so war es eigentlich schon immer, sieht man sich die Geschichte einmal an. Aus der Chemie und Physik ist ja bekannt, dass es Kohäsions- und Adhäsionskräfte gibt. Da die Schulzeit für viele ja schon lange zurückliegt, hier ein Blick auf den Spickzettel: Kohäsionskräfte bewirken den Zusammenhalt von Teilchen (Moleküle, Atome) der gleichen Art. Bei festen Körpern wirken sie am stärksten, bei Flüssigkeiten schon weniger stark und bei Gasen sind sie gerade noch messbar. Mit Adhäsion ist das Zusammenhalten von Kräften unterschiedlicher Arten gemeint. Ein Bild dafür ist, wenn Wassertropfen beispielsweise an einer Fensterscheibe „kleben“ bleiben. Lässt es sich Ihrer Ansicht nach naturwissenschaftlich erklären, warum in „Systemen“ stets jene, die neue Wege gehen wollen und unkonventionelle Lösungen anbieten, angefeindet werden oder haben wir es hier eher mit einem psychologischen Phänomen zu tun?
Dr. H. H.: Es ist ein natürliches Bewusstseinsphänomen, das neuronal, also gehirnabhängig, vermittelt wird. Die in uns eingebauten und immer wieder neu erstellten Wiederholungsautomaten sind zu entdecken, zu erkennen und zu wandeln. Der Physiker Thomas Kuhn beschreibt das, was ich meine, ganz anschaulich in seinem Buch „Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen“, ein Klassiker der Wissenschaftstheorie übrigens. Der Begriff Paradigma wurde ja jahrelang wissenschaftstheoretisch ausdiskutiert, um dann irgendwann im öffentlichen Bewusstsein anzukommen. Kuhn beleuchtet wissenschaftliche Ideen, indem er eine Analogie zur Evolution der Organismen herstellt. Jeder „sieht“ die Welt auf seine Weise, je nach Prägung. Die Systemmuster wirken und ein „System“ existiert. Daher werden dem System gegenüber antagonistisch agierende Individuen als Bedrohung empfunden und man versucht, sie auf unterschiedliche Weise unschädlich zu machen, etwa durch Diffamierung, Verleumdung, notfalls durch Inhaftierung oder Mord. In meinem Buch „Die Fallen fallen…schieb dich frei!“ beschreibe ich die vier Fallen des Systems: die Sehnsuchtsfalle, die Ideologiefalle, die Konfrontationsfalle und die Alltagsfalle.
Man kann jedes System als tetraedrische Struktur betrachten. Alle Systeme „nutzen“ Intelligenz, um zu existieren. Die jeweiligen Inhalte und Aufträge sind dabei völlig wurscht. Sobald sie existieren, „machen“ sie das, wozu sie da sind: Selbsterhaltung! So konservieren sich Systeme selbst. Auswege aus dem System gibt es durch Wandel. Man erkennt sehr gut bei systemischen Aufstellungen, wie diese Muster wirken. Wenn innerhalb des Feldes einer Familienaufstellung beispielsweise ein Muster verändert wird, verändern sich die WIRK-lichkeiten im System. Um ein System verändern zu wollen, braucht es die Bereitschaft dazu. Wenn Muster verändert werden, laufen die alten Wirklichkeitsmechanismen noch so lange weiter, bis sich das Neue durchsetzt. Daher haben es Pioniere meist schwer und werden als Lügner diffamiert – ein probates Propaganda-Instrument übrigens. Hilfreich wären aus meiner Sicht systemische Aufstellungen im größeren Stil, etwa in Fußballstadien. Die gute Nachricht ist, dass jeder Mensch auf dieses (morphogenetische) Feld Zugriff hat. Das Feld gewinnt!
© Dr. Hans Hein, Forum Synergie
FRIEDA: Wer in sozialen Netzwerken unterwegs ist, stößt auf diverse Gruppen und Individuen, die sich für erwacht halten und es vielleicht ja auch sind. Erstaunlich finde ich allerdings, dass von diesen Gruppen oft genau das gebetsmühlenartig wiederholt wird, was – laut Gruppenzielen – nicht mehr gewünscht wird. Durch das Wiederholen fixiert man m.E. aber genau das, was man nicht mehr will, zumal die Aufmerksamkeit ja dann auch nicht dort ist, wo sie sich konstruktiver kanalisieren ließe. Die so genannte „Bewusstseinsszene“ hat ja auch ganz neue „Berufsbilder“ hervorgebracht: Transformationstrainer, Bewusstseins-Coaches und alle möglichen Leute fühlen sich plötzlich von „der geistigen Welt“ beauftragt, sich als Heil- und Segensbringer zu verdingen. Und viele Menschen scheinen nur allzu bereit zu sein, irgendwelchen selbsternannten Autoritäten folgen zu wollen. In einigen der Beiträge aus der Reihe „Pötters Perlen“ wurde in diesem Magazin schon auf mögliche Ursachen für dieses Verhalten eingegangen. Wie sehen Sie das?
Dr. H. H.: Die Manipulierbarkeit ist eben groß. Wir „funktionieren“ größtenteils über das Unterbewusstsein und Prägungen sowie Konditionierungen, die durch unser Umfeld, oft seit frühester Kindheit oder sogar bereits während der pränatalen Phase, auf uns einwirkten, lauter blockierende Glaubenssätze. Die Religionen nehmen dabei m.E. eine besonders unglückselige Rolle ein. Wie ich selbst aus vielen Aufstellungen weiß, ist gerade bei den Deutschen das Thema „Schuld“ noch sehr präsent. „Schuld“ ist ein idealer Türöffner zur Manipulation. Schuld spaltet die Welt in die Gruppe der Gequälten und die Gruppe der Privilegierten, in Sklaven und Herrscher. Ich arbeite sehr erfolgreich mit dem Synergie-Theater, um diese Schuldkomplexe bewusst zu machen und aufzulösen. Darüber lassen sich Felder übersetzen und unser Körper fungiert dabei als eine Art Lesegerät. Bei Synergieaufstellungen wird sichtbar, welche möglichen Einflüsse zusammenwirken. Dabei zeigen sich oft ganz erstaunliche Phänomene.
FRIEDA: Was verstehen Sie eigentlich unter „Gott“?
Dr. H. H.: Der Gottesbegriff ist für mich so etwas wie das Meer der Möglichkeiten, eine Intelligenz. Was die Religionen aus Gott gemacht haben, ist nichts anderes als eine Deformierung dieser Intelligenz. Wir befinden uns innerhalb intelligenter Felder und haben Einfluss darauf, wie wir diese (mit-)gestalten. Für „intelligentes Feld“ verwende ich den Begriff „Mem“. Ein Mem ist nach meiner subjektiven Definition ein intelligentes Feld, das seine Absicht unter Nutzung sichtbarer und nicht sichtbarer (virtueller) Ressourcen verbreitet und verwirklicht. Meme entstehen also aus einer Absicht, die Menschen dann mit Aufmerksamkeit füttern. Religionen und Ideologien wurden dazu geschaffen, um Menschen zu manipulieren. Gott spricht nicht zu den Menschen. Es gibt allerdings viele Menschen, die behaupten, dass Gott zu ihnen gesprochen hat. Ich war früher Katholik, hinterfragte aber schon immer die religiösen Ideologien, die weltweit immer dazu beitrugen, Konflikte zu schüren und dem Weltengehirn zu schaden.
FRIEDA: Weltengehirn? Diesen Gedanken finde ich interessant, besonders deshalb, weil ich ihn selbst schon hatte.? Man fühlt sich ja gern darin bestätigt, wie man selbst die Welt wahrnimmt (…). Ob Gott zu den Menschen spricht oder nicht, das wäre sicherlich noch ein anderes Thema. Um nochmal auf den Personenkreis zurückzukommen, der sich zwar selbst für erwacht hält, die Welt aber – beispielsweise über facebook – stereotyp mit Anklagen und Vorwürfen „besamt“. Da frage ich mich zuweilen: Wissen die, was sie tun? Wie sehen Sie das?
Dr. H. H.: Das hat etwas mit Fixierung zu tun. Und Fixierung ist eine der Fallen, die ich als Hindernis der Befreiung betrachte. Ich sehe es so, dass wir Menschen so etwas wie fraktale Strukturen innerhalb von Feldern sind. Feld ist für mich der Überbegriff für virtuelle Welten, die vermutlich mehr als 99 Prozent dessen ausmachen, was existiert. Der materielle 3‑D-Anteil ist das, was uns vertraut ist und das uns Vertraute ist somit vergleichsweise winzig. Im Feld wirken hochintelligente Meme, die die Erscheinungen in der 3‑D-Welt bestimmen. Die Bedeutung des uns umgebenden Feldes ist daher außerordentlich wichtig. Und, wie ich schon sagte, steht uns allen das Feld zur Verfügung. Wir entscheiden, ob wir den Wandel unterstützen oder das alte System mit unserer Aufmerksamkeit nähren. Ich wiederhole nochmals: Das Feld gewinnt! Insofern ist jenen Menschen, die Sie erwähnten, anzuraten, ihre Aufmerksamkeit auf den Wandel zu lenken statt auf das, was sie nicht (mehr) wollen. Ansonsten bleiben sie im Fallen-Dreieck. Das ist ein gewohnheitsmäßiges Muster, eine Art Schwingkreis im Nervensystem. Was ich damit meine, lässt sich gut mittels eines Dreiecks abbilden. Es weist auf den Hintergrund des Tetraeder-Modells hin. Im Tetraeder-Modell Punkt 4 kommt die „Inspirative Intelligenz“ zum Tragen. Sie ist der Zugang zu Kreativität und Inspiration. Sie erzeugt Glaubenssätze und schafft dadurch Realitäten. Dann gibt es da noch die Konfrontationsfalle, ein Reagieren auf das, was auf einen zukommt. Dabei geht es um Rückgrat, um die Fähigkeit „Ja“ oder „Nein“ sagen zu können, denn das macht Souveränität aus. Auf diese Weise gelangt man aus der Position des Opfers in die Lage, Strukturen und Spielregeln selbst zu bestimmen. Punkt 3 im Tetraeder-Modell bringt dafür den Wandel. Die Fallen hingegen verursachen Erstarrung und spielen jenen in die Hände, die vom bisherigen System die Profiteure sind. In meinem Buch gehe ich näher darauf ein.
Der schon erwähnte Schuld-Komplex führt übrigens zu einem Heer von so genannten Gutmenschen. In dem Buch „DelfinStrategien“ unterscheiden die Autoren Dudley Lynch und Paul Kordis zwischen Karpfen, pseudoerleuchteten Karpfen, Haien und Delfinen. Demnach sind die Karpfen die Getriebenen, die Lämmer sozusagen, die Arbeitsameisen, leicht manipulierbar durch Propaganda und „Brot und Spiele“. Die Karpfen reagieren, lassen sich leicht mit 3–4 Schlüsselbegriffen steuern und domestizieren. Einer dieser momentan sehr populären Schlüsselbegriffe ist das Wort „Populismus“, ein weiterer ist der Begriff „Verschwörungstheoretiker“. Die Karpfen entsprechen den so genannten Gutmenschen. Das Hinterlistige daran ist, ob im Dritten Reich oder in anderen diktatorischen Systemen: Die Karpfen werden immer ausgenommen. Das derzeit paradigmatische Denken in der Politik – und nicht nur dort – funktioniert durch Schlüsselbegriffe bei den Karpfen auf einfache Weise und die Machthabenden wissen das, denn sie kennen die Kästen „Rechts/Links/Mitte“ etc.
Mit den „pseudoerleuchteten Karpfen“ meinen die Autoren den von Ihnen angesprochenen Personenkreis, der zwar auf andere als die konventionellen Informationsquellen zurückgreift, aber dabei in die, wie ich es nenne, Falle geraten kann und somit WIRKlichen Wandel verhindert. Sie etablieren neue Produkte, Kurse und Zertifizierungen mittels derer, so wird suggeriert, sich Erleuchtung oder Bewusstsein kaufen lassen. Das ist so etwas wie Seelenfang. Dann gibt es die Haie. Das sind die, die alles fressen. Bei denen geht es nur um das eigene Überleben ohne Rücksicht auf Verluste. Man kann diese Spezies auch mit Psychopathen vergleichen, von denen es übrigens immer mehr gibt, was sich erklärt, wenn man die systemischen Hintergründe analysiert und sich veranschaulicht, welche Meme in den letzten Jahrzehnten vermehrt mit Aufmerksamkeit genährt werden.
Die Delfine sind die, die den Haien Paroli bieten können, und sie lieben es, mit den Grenzen zu spielen, anstatt innerhalb von Grenzen gegängelt und kontrolliert zu werden. Damit ein Mensch in die spielerische Qualität von Delfinen kommt, braucht es Selbstbewusstsein, stimmige Intuition, Konzeptflexibilität, Neugierde und Hingabe an das Kommende.
Moshe Feldenkrais, ein israelischer Kampfkunsttrainer und Ingenieur, hat gesagt: „Sich fürs Nicht-Handeln zu entscheiden, ist keine echte Wahl: Nicht-Handeln ist Nicht-Leben.“ Wer ins bewusste und konkrete Handeln kommt, hat erst die Chance auf Souveränität. Die Pioniere und die Mutigen sind immer Grenzgänger und sie haben immer was auszuhalten. Im besten Fall sind sie aber die Wegbereiter für den so genannten Maharishi-Effekt, denn ab einer bestimmten Intensität im Feld findet Veränderung statt. Systemische Aufstellungen halte ich daher für ein wunderbares Instrument für den Wandel.
FRIEDA: Von R. Buckminster Fuller stammt das Zitat: „Man schafft niemals Veränderung, indem man das Bestehende bekämpft, sondern indem man neue Modelle baut, die das Alte überflüssig machen!“ Aus Sicht dieses visionären Architekten, Designers, Konstrukteurs und Systemtheoretikers ist die Erde ein Raumschiff, mit dem wir durch das All rasen. Von ihm stammt auch der Satz „Wir sind alle Astronauten“. Sie scheinen das ähnlich zu sehen?
Dr. H. H.: Ja, wir bewegen uns gleichzeitig, also zusätzlich zur Realität, in virtuellen, nicht anfassbaren Räumen, im Meer der Meme (morphische Felder, intelligente Felder). Wir sind nicht nur Astronauten, sondern gleichzeitig Virtonauten. Diese Meme bewirken mehr in der 3D-Realität als wir wahrzunehmen gelernt haben. In uns eingebaut sind intuitive Fähigkeiten, die sehr selbstverständlich und gleichzeitig sehr unbewusst sind. Dieses Potenzial zu erkennen, zu entfalten und die Fähigkeit zu trainieren, in den virtuellen Räumen zu surfen, die Meme zu lesen und für Veränderung und Wandel realer Wirklichkeiten zu nutzen, ist die Absicht meiner Seminare. Voraussetzungen dazu sind Neugierde, Freude am Experimentieren und emotionale Bodenständigkeit. Das ist der Übergang zu einem neuen Paradigma. Wenn wir die fraktale Natur unseres Seins erkennen, die Wiederholungsautomaten, die Rituale und Gewohnheiten sehen und wissen, wie der Wandel über die Veränderung der Meme geschehen kann, haben wir einen Ansatz dafür, die kranken Marotten des Weltensgehirns zu wandeln.
FRIEDA: Mit anderen Worten, wenn in China der berühmte Sack Reis umfällt, hat das durchaus eine Wirkung auf die Umgebung bzw. auf das gesamte Feld?
Dr. H. H.: So ungefähr ist das zu sehen. Wir sollten uns aus Schuld‑, Angst- und Sorgenprojektionen befreien lernen. Der Sorgen-Modus hält den Käfig aufrecht. Sorgen verhindern Entfaltung. Das ist oft zu beobachten, wenn Mütter immer Angst haben, dass ihren Kindern etwas zustößt. Die Kinder „sorgen“ dann dafür, dass sich die Befürchtungen auch bewahrheiten, um es den Müttern „recht“ zu machen, damit die Sorgen auch begründet sind. Dieses Phänomen ist immer wieder in Familienaufstellungen zu beobachten. Wir sollten das Feld nicht mit Angst, Verzweiflung, Anklagen und Schuldein- oder zugeständnissen füttern.
Viele werden schon die Erfahrung gemacht haben, und da kommen wir auf die von Ihnen eingangs erwähnten Kohäsionskräfte zurück, dass stets dann, wenn man etwas verändern will, plötzlich Ereignisse auftreten oder Personen auftauchen, die einen in alte Muster zurückzuziehen versuchen. Hat sich zum Beispiel eine Mutter jahrelang für ihre Familie „aufgeopfert“ und will vielleicht mal endlich etwas für sich tun und ins Kino gehen, kann es sein, dass plötzlich das Kind mit Fieber krank wird oder die Oma stirbt, so dass die Mutter im System bleibt, und nicht damit beginnt, für sich selbst zu sorgen. Das System verändert immer der, der mit der Veränderung beginnt. Und aktuell erleben wir eben auch nochmal, wie jene, die mittels Aufklärung dazu beitragen wollen, ein neues System zu etablieren, durch die Erfüllungsgehilfen des bisherigen Systems daran gehindert werden. Zumindest wird das versucht.
FRIEDA: Um es nochmal zusammenzufassen: Wie können wir uns konkret aus dem Teufelskreis (der Matrix, des bisherigen Herrscher-Sklaven-Systems) befreien und welche Bedeutung kommt Ihrer Ansicht nach den Frauen zu, wenn wir von Paradigmenwechsel sprechen?
Dr. H. H.: Die Frauen haben eine ganz entscheidende Bedeutung für die Zukunft und ein neues Bewusstsein auf diesem Planeten. Ich selbst arbeite immer sehr viel lieber mit Frauen als mit Männern. Es geht darum, die Funktionsweise des „Weltengehirns“ zu identifizieren und dann zu wandeln. Die Marotten dieses Systems sind Kriege, die durch „die Söhne des Mars“ geführt werden. Kriege haben immer die Funktion, Ideologien zu verbreiten. Nebenbei können die überflüssigen testosterongesteuerten Gehirne dabei „abgeerntet“ werden. Für sozial verträgliches Handeln, die Rückkehr zu Gaia, sind die Frauen daher immens wichtig. Im Grunde haben Männer Angst vor „der wilden Frau“, denn wenn sie losgelassen wird, gibt es kein Halten mehr.
Die Tendenz zur Technisierung der Welt basierend auf dem mechanistischen Weltbild, der inzwischen sogar angestrebte Transhumanismus, sind Merkmale dieses fehlgeleiteten Testosteronspiegels. Das, was ich meine, wird sehr anschaulich an Atomkraftwerken, deren Kühltürme ja nicht zufällig so aussehen wie ein zersägter Uterus. Die gegenwärtige Wissenschaft, die sich ja auch immer noch am mechanistischen Weltbild orientiert, versucht hartnäckig, die rationale Intelligenz zu verteidigen. Wir können uns befreien, indem wir das Prinzip der tetraedrischen Intelligenz auf die virtuellen Felder anwenden, weil das Feld gewinnt. Das zu nutzen, erscheint mir als der sinnvollste Ansatz. Aus einem solchen Paradigmenwechsel erwachsen neue Handlungs- und Wandlungsfähigkeiten – mit wesentlicher Berücksichtigung der Felder.
FRIEDA: In Ihrem Buch „Die Fallen fallen…schieb dich frei“, das ich an dieser Stelle nochmals allen ans Herz legen möchte, schrieben Sie unter anderem, dass für das Konzept mit den „Fallen“ (zur Wiederholung: Sehnsuchtsfalle, Ideologiefalle, Konfrontationsfalle, Alltagsfalle) die „Looper-Funktion“ jenes Bereichs unseres Gehirns zuständig sei, der auch als Reptiliengehirn bezeichnet wird. Das Reptiliengehirn sei anfällig für Muster, Rituale und Gewohnheiten („Bundesliga“, Monitor-Berieselung an öffentlichen Orten etc.). Je häufiger diese zur Anwendung kämen, desto stabiler und unnachgiebiger werde die WIRKung in der inneren und äußeren Realität. Das Reptiliengehirn erschaffe ständig, unter MitWIRKung der anderen Hirnanteile, neue Automaten. Diese Automaten funktionierten, wie Sie schreiben, weil es eben eine neurophysiologische Basisfähigkeit sei. Die Automaten arbeiteten ohne ethisches Etikett, weil es ja um Selbsterhaltung geht („Energieerhaltungssatz“).
Und die Lösung sei eben, sich aus diesen Fallen zu befreien, sich ihrer bewusst zu werden und sie zu wandeln. Und dieser Wandel wiederum scheint eng damit verbunden zu sein, mal eine andere Perspektive einzunehmen, das Dreieck (3 D) bewusst zu verlassen, statt untaugliche Lösungsansätze zu wiederholen. Buckminster Fuller behauptete ja, 1 + 1 = 4, was – geometrisch betrachtet – erklärbar wird, wenn wir Ihr tetraedrisches Modell betrachten. Mit anderen Worten: Nur durch das Aufgeben vertrauter Strukturen kann etwas Neues entstehen. Doch dabei gibt es Schwellen zu überwinden.
Diese Schwellen sind möglicherweise, wie Sie schreiben, evolutionäre Schutzmaßnahmen, die wir zunächst nicht überschreiten wollen. Dazu fällt mir nun wieder der Begriff „Trägheit der Masse“ ein. Nur ungern verlässt man die gewohnte Komfortzone. Und die „Kognitive Dissonanz“, auf die ich in diesem Magazin in verschiedenen Beiträgen schon eingegangen bin, sorgt dann auch noch dafür, dass wir Neues zunächst einmal ablehnen, weil es nicht zu den bekannten Informationen passt. Bert Hellinger sagte ja auch „Lieber das vertraute Gefängnis als das unbekannte Glück!“ Wie in dem Beitrag „March for science – Etikettenschwindel?“ schon näher erläutert wurde, stelle sich die Frage, so Carsten Pötter, wer oder was Wissen schafft und was Wissen ist? Bevor sich jemand mit Wissenschaft beschäftigt oder diese betreibt, sollte diese Frage am Anfang stehen. Dazu brauche es fundamentale Kenntnisse über die Welt an sich (…). Und jeder, der später als Wissenschaftler tätig sei, solle über ein Basiswissen bezüglich Philosophie und Systemdenken verfügen, so Carsten Pötter.
Buckminster Fuller beispielsweise sah ins All und kam dabei auf faszinierende Ideen. Er war, wie viele andere, seiner Zeit aber voraus und wurde entsprechend vom „System“ ausgebremst. Die Wissenschaft heute verlässt sich auf Technik, Zahlen und Tabellen – …was braucht die Wissenschaft Ihrer Ansicht nach und was würden Sie, hätten Sie die Gelegenheit dazu, der Bildungsforscherin Baudson gerne sagen?
Dr. H. H.: Ohne Emotionen und Intuition gibt es keine klare Rationalität. Logik ohne Emotionen gibt es nicht. Das Synergiemodell der Tetraedrischen Intelligenzen zeigt das Zusammenwirken von allen Intelligenzen. Eine einzelne Intelligenz aufzublähen und zum alleinigen Chef zu machen, funktioniert nicht und ist nicht im Einklang mit der „zentralen Intelligenz“. Diese ist beim Tetraeder der Punkt 5 in der Mitte. Das ist die Synergetische Intelligenz oder die Intelligenz des Herzens.
FRIEDA: Womit beschäftigen Sie sich aktuell?
Dr. H. H.: Mit Globalbrain, dem Weltengehirn, Meme und Politik. Das ist die Übertragung aktuellen neurowissenschaftlichen Know-Hows auf das Weltengehirn. Die Idee, die Menschheit als Gehirn der Erde zu betrachten, eröffnet großartige Perspektiven. Der Fokus liegt darauf, die derzeit noch bestehenden Rituale, die Gewohnheitsbildung, Süchte und Marotten zu erkennen und in eine erwünschte Richtung zu wandeln. Wir brauchen einen Paradigmenwechsel, aus dem sich neue Handlungs- und Wandlungsfähigkeiten ableiten lassen. Wir brauchen die Bewusstheit über die Möglichkeiten unserer individuellen Muster, die uns stören, um sie zu verändern. Das hat derzeit einen deutlichen Stellenwert bei vielen Menschen und wir haben das Wissen, wirksame Mittel sowie effiziente Werkzeuge dafür. Hier sind besonders die systemischen Aufstellungen hervorzuheben, die ich als Synergie-Aufstellungen bezeichne. Das, was auf individueller Ebene funktioniert, lässt sich auch auf das Weltengehirn übertragen.
FRIEDA: Herzlichen Dank für Ihre Bereitschaft zu diesem Interview!
Quelle: Beate Wiemers, Journalistin und Betreiberin von https://frieda-online.de/