Osterholz-Scharmbeck: Ver­hin­derte Juwe­lier­räuber sollen Ter­ro­risten sein – Raub für Waffenkäufe?

Laut einem Bericht der “Welt”  vom Sonntag, den 01. Oktober, nahm die Bremer Polizei sechs tat­ver­dächtige Männer fest, die einen Überfall auf ein Juwe­lier­ge­schäft in Osterholz-Scharmbeck geplant haben sollen. Die Bremer Polizei teilte mit, die Männer hätten offenbar Waf­fen­käufe mit dem erbeu­teten Geld  den Schmuck­stücken finan­zieren wollen. Die „Welt am Sonntag“ will erfahren haben, dass es sich bei einigen der Tat­ver­däch­tigen um radikale Isla­misten handle.

Die Bremer Polizei sowie die Staats­an­walt­schaft Bremen wollten dies zunächst nicht bestä­tigen. „Wir sagen dazu nichts“, hieß es noch am Samstag.

Die Nach­rich­ten­seite von T‑Online berichtet hierzu jedoch schon am selben Samstag, dass die Fest­nahmen auf­grund wochen­langer Ermitt­lungen erfolgten, wie der Poli­zei­sprecher mit­teilte. Die Gruppe stehe im Ver­dacht des Waf­fen­handels. Man habe Schnell­feu­er­ge­wehre kaufen wollen, die unter das Kriegs­waf­fen­kon­troll­gesetz fallen. Der Erfolg der Ermitt­lungen gehe auf die intensive Koope­ration der Kripo Bremen mit der Polizei der Lan­des­kri­mi­nal­ämter Nie­der­sachsens, Schleswig-Hol­steins und Ham­burgs, sowie mit dem Bun­des­kri­mi­nalamt und fran­zö­si­schen Sicher­heits­be­hörden zurück.

Lediglich zwei der Tat­ver­däch­tigen seien in Haft. Einer der Männer stammt aus Frank­reich und gehöre dem „Dschi­ha­dis­ti­schen Spektrum“ an, heißt es aus Sicher­heits­kreisen, schreibt „msn nach­richten“. Weiters seien von den sechs Tat­ver­däch­tigen zwei Algerier, zwei Liba­nesen und einer ein „deut­scher Staatsbürger“.

Die Behauptung, die ver­hin­derten Juwe­len­räuber hätten mit den erbeu­teten Werten Schnell­feu­er­ge­wehre kaufen wollen, wirft Fragen auf.

Bisher ist aus den bekannt­ge­wor­denen Fällen von ter­ro­ris­ti­schen Anschlägen, gefun­denen Waf­fen­lagern isla­mis­ti­scher Gruppen etc. klar erkennbar geworden, dass der IS über genügend finan­zielle Mittel verfügt, seine Dschi­ha­disten mit allem aus­zu­statten, was das Ter­ro­ris­tenherz begehrt. Auch mit Logis­tik­pro­blemen scheinen die Got­tes­krieger keine Pro­bleme zu haben. Der Fakt, dass die Bremer Polizei mit Erkennt­nissen der BKAs und LKAs ver­sorgt wurden und ins­be­sondere die fran­zö­si­schen Sicher­heits­be­hörden Ermitt­lungs­er­kennt­nisse dazu bei­steu­erten, macht die Annahme einer reinen Hin­ter­wäldler-Ama­teur­truppe ohne Ver­bindung zum dichten Dschihad-Netzwerk unwahrscheinlich.

Warum muss eine Dschi­ha­dis­ten­gruppe einen kleinen Juwelier in einem fast dörf­lichen Klein­städtchen über­fallen und die Beute mühsam auf dem Schwarz­markt ver­kaufen, um an Schnell­feu­er­ge­wehre zu kommen? Googelt man in dem Ort nach Juwe­lieren, finden sich neben dem win­zigen Laden­ge­schäft einer Gold­schmiedin mit Eigen­krea­tionen (schwer ver­käuflich) und einem Gold­handel eines Herrn Tuma Coskun, der nur einen kleinen Gold An- und Verkauf Laden betreibt, noch die Firma Dirk & Renate Jenner, die als Gold­schmiede und Ver­golder in einem alten Häuschen im Sträßchen „Hinter der Kirche“ auch nicht gerade eine Mil­lio­nen­firma betreiben. Im sehr über­schau­baren Ein­kaufs­sträßchen von Osterholz-Scharmbeck, in der Kirch­straße 15, exis­tiert auch noch ein eher kleines Uhren und Schmuck­ge­schäft Kai Jakel, dessen Beraubung eben­falls kaum den Gegenwert für Schnell­feu­er­ge­wehre erbringen dürfte.

Keiner dieser kleinen Läden macht den Ein­druck einer loh­nenden Beute, zumal man auf dem Heh­ler­markt bekann­ter­maßen nicht den Laden­preis erzielt, sondern weit unter Wert ver­kaufen muss.

In der poli­zei­lichen Meldung ist von einem geplanten Raub­überfall die Rede, nicht von einem Ein­bruch­dieb­stahl. Einen Raub­überfall macht man nicht mit einem Messer. Es erfordert viel Vor­stel­lungs­kraft zu glauben, dass eine Truppe unzu­rei­chend bewaff­neter Dschi­ha­disten einen Raub­überfall in einem grö­ßeren Dorf bei einem kleinen Uhren­laden ver­an­staltet und die Beute anschließend mühsam ver­scherbeln will, um an Geld für Schnell­feu­er­ge­wehre zu kommen.
Sollte das wirklich so sein, ist ent­weder der IS am Ende seiner Mög­lich­keiten ange­kommen, oder der Intel­li­genz­quo­tient der Got­tes­krieger verhält sich indirekt pro­por­tional zu ihren Ambitionen.