Der selbst­er­nannte Anti-Rassist als Ver­treter des Ras­sismus 2.0

Der klas­sische Ras­sismus ist laut Duden eine ideo­lo­gisch geprägte Lehre, deren Inhalte besagen, dass bestimmte Men­schen­gruppen und Völker auf­grund von bio­lo­gi­schen Merk­malen anderen Popu­la­tionen in ihrer kul­tu­rellen Leis­tungs­fä­higkeit über- oder unter­legen sind. Sozio­logen und Kul­tur­wis­sen­schaftler orten die Ursprünge des Ras­sismus bereits in der Antike und manche For­scher schreiben seine Ent­stehung und Ver­breitung den jewei­ligen intel­lek­tu­ellen Vor­denkern ihrer Zeit zu (wie etwa der deutsche Pro­fessor Wulf D. Hund in seinem neuen Buch).

Die­selben Muster

Die Denk­muster des Ras­sismus, die in frü­heren Zeiten Aus­beutung, Ver­folgung, Unter­drü­ckung bis hin zur Ver­nichtung von ver­schie­denen Ethnien und Kul­turen ermög­lichten und die diese Untaten nicht nur recht­fer­tigten, sondern sogar für gut und richtig erklärten, haben sich “weiter”-entwickelt. Heute gibt es gewis­ser­maßen einen Ras­sismus 2.0, der sich längst von der Ächtung diverser bio­lo­gi­scher Merkmale ent­fernt und in eine Abwertung und Her­ab­wür­digung bestimmter (poli­ti­scher) Hal­tungen ver­wandelt hat.

Die Ver­treter des Ras­sismus 2.0  sind para­do­xer­weise die selbst­er­nannten Anti-Ras­sisten, die heute auf ganzer Linie gegen den bio­lo­gis­tisch begrün­deten Ras­sismus vor­gehen und vor allem im linken Lager zu finden sind. Unter dem Deck­mantel der Gleich­heits­phi­lo­sophie und des Huma­nismus ver­suchen links­ori­en­tierte Hard­liner ständig, allen Anders­den­kenden den Mund zu ver­bieten oder zumindest deren Ein­stel­lungen für ver­werflich zu erklären.

Die ortho­doxen Linken tun dies unter Ver­wendung der­selben kodi­fi­zierten Raster, die früher von den Bio-Ras­sisten ver­wendet wurden. Sie haben diese Muster nur umge­münzt und von der bio­lo­gis­ti­schen auf die poli­tische und mora­lische Ebene verlegt. Dort fällen sie ihre Urteile:  Der poli­tisch Anders­den­kende gilt als schlecht, intel­lek­tuell und cha­rak­terlich min­der­wertig, genuin böse, mora­lisch letzt­klassig oder ist sonstwie mit ganz schreck­lichen Übeln behaftet und natürlich völlig unbe­lehrbar und nicht zu bekehren.  Am besten ist es daher, ihn zunächst öffentlich und per­sönlich anzu­greifen, an den Pranger zu stellen und ihm dann seine Meinung und seine Welt­an­schauung zu ver­bieten, weil diese für destruktiv und gefährlich erklärt wird.

Opferkult

Um den Ras­sismus 2.0 zu legi­ti­mieren, muss man sich als Ver­treter des­selben natürlich gegen jede Kritik immu­ni­sieren. Das gelingt am besten, wenn man sich als Opfer dar­stellt und dann aus der Opfer­rolle heraus die neo-ras­sis­ti­schen Angriffe aufbaut. Für die eigene Vik­ti­mi­sierung bieten sich jede Menge Optionen an: Man ist Frau/Feministin, Schwuler, sozial Benach­tei­ligter, Migrant oder was auch immer — Haupt­sache, man kann in der Rolle des Schwachen und Schlecht­weg­ge­kom­menen glänzen und dem Gegenüber dafür empört die Schuld geben.

Ein beliebtes Ziel­objekt des poli­tisch trans­for­mierten linken Ras­sismus 2.0 ist derzeit der “mächtige, alte weisse Mann”. Weil es aus­schließlich um Weiße geht, ist sogar ein Schuss klas­si­scher Bio-Ras­sismus dabei. Alles, was dieser weiße Mann von sich gibt oder tut, wird auto­ma­tisch und ohne Dif­fe­ren­zierung im wei­testen Sinne als Hassrede oder als rechte Macht­de­mons­tration denun­ziert. Man ist heute schon ver­dächtig, wenn man eine helle Haut­farbe hat, ein Mann über 50 und erfolg­reich ist. Aus linker Sicht muss sich diese Gruppe von Männern von vorn­herein immer für alles ent­schul­digen, denn für sie gilt die pau­schale Schuldvermutung.

Femi­nis­tische Männer

Weil dieses Objekt der übel­wol­lenden linken Phan­tasien vor allem von den Femi­nis­tinnen als Ziel Nr. 1 aus­er­koren wurde, finden wir unter den ange­spro­chenen weißen Männern recht viele, die zum Femi­nismus über­ge­laufen sind und dort ihr erbärm­liches Dasein fristen. Sie sind feig und wollen ihr Leben nicht als Ziel­scheibe von Furien und Erinnyen ver­bringen. Einige dieser “Männer” sind natürlich auch nur Heuchler, die glauben, dass sie mit einer vor­ge­täuschten unter­wür­figen Haltung das Wohl­wollen der “modernen” Frauen erlangen können. Für beide Sorten Mann gilt, dass für sie das Prinzip Männ­lichkeit in Frage zu stellen ist: Es gibt eigentlich kaum etwas, das lächer­licher und erbar­mungs­wür­diger ist als ein “männ­licher” Feminist.

Natürlich wird der gewendete Ras­sismus, der als Gleich­heits­denken getarnt wird,  auch in allen anderen Bereichen des gesell­schaft­lichen Lebens ein­ge­setzt. Die Kul­tur­kritik etwa läuft heute sofort Gefahr, als Bio-Ras­sismus ver­teufelt zu werden, wenn sie ernsthaft wird. Kri­tische Fragen, die den Islam oder die Migration betreffen, können und dürfen jederzeit als “ras­sis­tisch” und “frem­den­feindlich” miss­in­ter­pre­tiert werden, ja sie sollen das sogar. Sachlich ist das natürlich völlig unsinnig und absurd, weil eine mul­ti­na­tionale Religion und Kultur ja niemals an einer Rasse fest­zu­machen ist, sondern bestimmten geis­tigen Hal­tungen entspricht.

Die Nach­fahren Rousseaus

Die einzig edle und legitime “Rasse” ist heute daher nur mehr die­jenige, die aus lauter links­ideo­lo­gisch gefes­tigten und durch den Moder­nismus geläu­terten Men­schen besteht. Wer dazu gehören will, muss seinen Rousseau gelesen haben und seinen Marx, er soll Adorno und Hork­heimer kennen und er muss vor­geben, zumindest ein bisschen nach den Ideen dieser Autoren zu leben. Am besten gelingt das natürlich den Salon-Linken, die sich in einem ganz spe­zi­ellen Zynismus nach außen hin als altru­is­tische Linke gerieren, aber in Wirk­lichkeit nur auf ihre eigenen Vor­teile bedacht sind.

Die Ver­treter des Ras­sismus 2.0 halten sich jeden­falls für die neuen und mora­lisch unan­greif­baren Über­men­schen und für die intel­lek­tuelle Her­ren­rasse — ohne das natürlich jemals zuzu­geben. Und, noch schlimmer, vielen von ihnen ist diese ihre dubiose Haltung nicht einmal bewusst, weil sie vor lauter Mora­li­sieren und Empören keine Zeit zur Selbst­re­flexion finden. Die Ver­treter des Ras­sismus 2.0 wollen bestimmen, was gut und schlecht ist und sie möchten fest­legen, wie der Mensch poli­tisch zu sein und wie er zu leben hat. Und sie erteilen sich selbst die Befugnis, alles, was ihnen nicht passt, in Grund und Boden zu verdammen.

Obwohl die beschriebene Version des linken Welt­bilds vom gesunden Men­schen­ver­stand schon längst ad acta gelegt wurde, beherrscht es noch immer große Teile der ver­öf­fent­lichten Meinung und der Medi­en­szene. Dort haben Marxens Jünger und Rous­seaus Ver­ehrer zum letzten Gefecht geblasen — sie wissen um ihre Exis­tenz­be­drohung. Es ist daher davon aus­zu­gehen, dass es vor dem Aus dieser Spielart der linken Ideo­logie noch zu hef­tigen neo-ras­sis­ti­schen Angriffen auf alles und jeden kommen wird, der nicht irgendwie im Chor der Main­stream-Medien mitsingt.

Dr. Marcus Franz / thedailyfranz.at