Die Demo­kratie frisst ihre Kinder — Das Volk wählt rechts und regiert wird links

Sonntag, 24. Sep­tember 2017, Berlin:

Eine ältere, etwas behäbige Frau sitzt vor den Fern­seh­ka­meras und lässt sich als Sie­gerin der Bun­des­tagswahl feiern. Ihre Partei hat soeben etwa 20 Prozent jener Wähler, die sie noch 2013 wählten, ver­loren. Ein Schelm, wer denkt, dass andere in dieser Situation zurück­treten würden.
Ihr frü­herer sozia­lis­ti­scher Koali­ti­ons­partner, der eben­falls so an die 20 Prozent ver­loren hat, tritt zwar auch nicht zurück, ver­ab­schiedet sich aber wenigstens in die Opposition.
Ihr baye­ri­scher Kollege, Chef der CSU, die seit Jahr­zehnten mit der CDU eine Regie­rungs­ge­mein­schaft bildet, hat noch mehr ver­loren. Ihm war es sogar gelungen in Bayern den wert­kon­ser­va­tiven Minis­ter­prä­si­denten zu spielen, in Berlin jedoch zu jedem Kom­promiss ja zu sagen.

Dies auch bei der so genannten 200.000 Grenze für Flücht­linge: diese ist das Gegenteil einer Ober­grenze, sondern lediglich eine Richtzahl, die sowohl nach oben, wie auch nach unten ver­ändert werden kann. Über Ände­rungen ent­scheidet aber nicht die Regierung, sondern der Bun­destag. Im Bun­destag hat die CSU nur sechs oder sieben Prozent. Das heißt, wenn Angela Merkel die Abstimmung frei gibt, wie sie dies in unver­ant­wort­licher Weise bei der „Ehe für alle“ tat, ist die Richtzahl Maku­latur. Kör­per­liche Größe ist kein Garant für poli­tische Qua­lität. Dass sich dies bei der baye­ri­schen Land­tagswahl 2018 aus­wirken wird, ist sicher.

Die frü­heren Regie­rungs­par­teien und die klei­neren bis­he­rigen Oppo­si­ti­ons­par­teien beschimpfen, wie üblich, unisono die wirk­lichen Wahl­ge­winner, die AfD, als Popu­listen. Popu­lis­tisch heißt nichts anderes, als das Ohr am Volk zu haben – schlecht? Schlecht ist, dass grund­sätzlich die Meinung vor­herrscht, dass alles was rechts ist, pfui und alles Linke das Paradies ist.

Diese Haltung durch­dringt die gesamte deutsche Gesell­schaft mit kata­stro­phalen Folgen. Deutschland ist nicht mehr ein Land mit einer groß­ar­tigen Geschichte, sondern wird auf 12 Jahre Ver­bre­cher­po­litik reduziert.

Was würde Putin sagen, wenn man ihm die Ver­brechen Stalins vor­halten würde?

Was die Chi­nesen, wenn das gleiche mit Maos so genannter Kul­tur­re­vo­lution geschehen würde?

Und wer spricht über die Ame­ri­kaner, die völlig völ­ker­rechts­widrig den Irak, mit Unter­stützung zahl­reicher west­licher Länder, über­fallen haben und damit das Chaos in Mit­telost auslösten?
Das ganze bun­des­re­pu­bli­ka­nische Wahl­theater erinnert stark an Öster­reich, das der deutsche Dra­ma­tiker Christian Friedrich Hebbel 1862 als jene kleine Welt bezeichnete, in der die große ihre Probe hält.
Hof­fentlich gilt das auch für den soeben erfolgten Rechtsruck bei den öster­rei­chi­schen Nationalratswahlen!

Deutschland ist aber nicht Öster­reich oder die Schweiz, sondern für Europa und damit auch für seine Nachbarn, mehr als wichtig.
Es stellen sich zwei große Fragen: wenn es Frau Merkel gelingen sollte, die etwas obskure Jamaika Koalition zusam­men­zu­bringen – mit Herrn See­hofer hat sie sich ja schon geeinigt – werden weitere Werte, wie Familie, Tra­dition, Lan­des­ver­tei­digung – was hat Deutschland am Hin­du­kusch zu suchen? – und natürlich alles, was mit Religion zu tun hat, auf der Strecke bleiben.
Statt­dessen werden obskure Frei­han­dels­ab­kommen die Wirt­schaft und vor allem die Land­wirt­schaft zerstören.
Sollte es Merkel also gelingen außer See­hofer auch Lindner und Özdemir bzw. Göring-Eckardt in eine Koalition zu bringen, so ist zwangs­läufig ein wei­terer Links­rutsch pro­gram­miert. Wenn manche Beob­achter nach dem Wahl­er­gebnis meinten, es hätte einen Rechtsruck in Deutschland gegeben, so wird eine Jamaika-Koalition genau das Gegenteil bewirken.

Ein wei­terer Hinweis darauf , dass die Demo­kratie zunehmend ihre Kinder frisst: das Volk wählt rechts und regiert wird links.

Was aber heißt das für wert­kon­ser­vative Europäer?
Merkel ver­liert Terrain an Macron und stärkt indirekt die Agenda der Brüs­seler Nomen­klatura von Juncker, Tim­mermans und Asselborn. Aber nur indirekt, denn die Rechts­kräfte in Europa (siehe Öster­reich) werden stärker.

Dennoch: der Rest so genannter christlich-abend­län­di­scher Werte wird weiter ver­schwinden. Der Riss zwi­schen tra­di­tionell kon­ser­va­tiven Staaten wie Polen, Ungarn, Slo­wakei, Tsche­chische Republik, aber vor allem auch Slo­wenien und Kroatien und nun auch Öster­reich, wird größer werden. Aus öster­rei­chi­scher Sicht ist das eine Chance für Mit­tel­europa. Nur eine starke mit­tel­eu­ro­päische Gruppe, ange­rei­chert durch Bun­des­länder (Bayern?) und nord­ita­lie­nische Regionen (Mailand, Venedig, Triest) wird in der Lage sein in der EU stärker an Gewicht zu gewinnen. Ein­zelne kleine Länder haben keine Chancen.

Daher, was immer auch geschehen wird, ist es Aufgabe, immer stärker für ein christ­liches, kon­ser­va­tives und streit­bares Mit­tel­europa in der EU und gegen eine mul­ti­kul­tu­relle, athe­is­tische Gesell­schaft auf­zu­treten. Mit­tel­europa hat den Vorteil, dass seine Länder Jahr­hun­derte lang mit­ein­ander ver­bunden waren und darauf gilt es auf­zu­bauen. Und al la longue liegt auch Deutschland und gerade Deutschland in der Mitte Europas!

Dr. Norbert v. Handel

http://norbert.vanhandel.at/